Beiträge von Oran-Gina

    herzlich willkommen. Ich wünschte ich hätte auch viel früher begriffen, dass ich ein schädliches Trinkmuster habe. Ich hätte mir viele Jahre und Runden gespart. Daher beglückwünsche ich Dich zu der Erkenntnis. Mit Mitte 20 steckt der Körper noch so viel weg und man fühlt sich gesund und unbesiegbar - wenn der ganze Bekanntenkreis auch trinkt, fällt es einem selbst erst spät auf, dass das nicht normal ist. Den ersten Schritt hast Du geschafft :)

    Das kann ich dick unterstreichen !!! Ich sehe das genauso.

    Ich hatte den Beitrag von Sparkassen_Helga erst gelesen, nachdem ich meinen Beitrag geschrieben habe.

    Oder beide hatten sich gerade überschnitten.

    Hallo lecake97,

    Ich wünsche dir einen guten Austausch hier und auch ,dass du weiterhin dran bleiben wirst ,nicht mehr zu trinken.

    Es lohnt sich.


    Ich selbst hätte vor 4 Jahren nicht gedacht, dass ich es tatsächlich schaffen könnte.

    Nun sind es bald vier Jahre ohne Alkohol und das war die beste Entscheidung (neben dem Aufhören mit Nikotin) in meinem Leben.

    Ich habe mich sehr viel mit dem Thema Alkohol und Sucht auseinander gesetzt ,indem ich podcasts hörte (Nathalie Stüben ) ,Bücher las oder hier aktiv geschrieben und mich ausgetauscht habe.

    Für mich war es wichtig, das Positive im Blick zu behalten: was gewinne ich durch die Abstinenz?

    Was ist so viel besser ohne Alkohol als mit ?

    Dies im Blick zu haben und auch zu erfahren (wahrnehmen, spüren,dankbar sein dass ich wieder ohne Kater aufwache) waren sehr wichtige Punkte für mich weiterhin an der Abstinenz dran zu bleiben.

    Irgendwann war es kein Verzicht mehr auf Alkohol sondern "ein Gewinn".

    Diese Sichtweise hat mich auch sehr unterstützt, sowie der Gedanke :" heute trinke ich nicht "

    Der Blick aufs Große Ganze "nie wieder Alkohol trinken " hat mich in meiner Motivation geschwächt.

    Es waren kleine Gedankenkniffe,die aber eine enorme positive Wirkung auf mich hatten. Zudem hab ich mir im Vorfeld überlegt, was ich tun kann, wenn ich Lust auf Alkohol bekomme und wie ich gedanklich an meiner Einstellung arbeite.

    da wurde mit langsam klar, dass das ein hochriskanter Konsum ist bzw. ich wahrscheinlich schon im Anfang einer Suchterkrankung stecke.

    Deine Erkenntnis ist richtig und ich kenne solche Momente auch von früher, bei denen ich erschrocken war ,wie ich meinen Konsum betrieben und welche Mechanismen ich entwickelt habe,nur um weiter trinken zu können.

    Rückblickend bin ich noch heute entsetzt, wie das damals bei mir war.

    Solche Momente sind aber auch sehr hilfreich gewesen, die mir ein Warnsignal waren ,die Reißleine zu ziehen, wohl wissend ,dass es mit mir böse enden wird und der Alkohol mich und mein Leben in den Abgrund steuern wird wenn ich nicht endgültig damit aufhöre.

    Und ich wollte aufhören, nachdem einige Versuche scheiterten und ich wirklich genug hatte vom Alkohol,der immer mehr mein Leben bestimmte.

    ich bin männlich, 26 Jahre alt und habe in den letzten Wochen erkannt, dass ich wohl in eine Alkoholsucht rutsche bzw. schon gerutscht bin.

    Habe mich bisher leider noch nicht überwinden können, zur Suchtberatung oder zum Hausarzt zu gehen.


    Du hast dich hier angemeldet, worauf du stolz sein kannst. Mir ist es sehr schwer gefallen, mir einzugestehen, wo ich stehe und auch das Anmelden hier vor ca 4 Jahren war kein leichter Schritt für mich.

    Du hast es getan und das im deutlich jüngeren Alter als ich -> Chapeau!!!(ich bin jetzt 52 J und hätte mir gewünscht, ich hätte deutlich früher diese kluge Erkenntnis gehabt)

    Ich wünsch dir sehr ,dass du alles dafür tust um an deine erfolgreiche Woche der Abstinenz anzuknüpfen. Die ersten wichtigen Schritte hast du bereits getan.


    Beste Grüße

    Oran-Gina

    Heute ist komischerweise ein richtig schwerer Tag. Ich sitze noch im Büro und ich denke die ganze Zeit, wie schön doch ein Gläschen heute auf dem Balkon wäre 🙈 wie ein kleiner Teufel, der auf meiner Schulter sitzt - blöd, oder? Werde nachher ein bisschen Sport machen und hoffe den Teufel so zu vertreiben.

    Hallo Lala

    der Teufel auf der Schulter wird dich noch ein paar mal versuchen, einzulullen.

    Aber seine Stimme wird leiser werden, wenn du dich jedesmal ihm gegenüber behauptest und du wirst sehen, irgendwann wird diese Stimme kaum noch hörbar sein. Am Anfang ist dieser "Dialog" anstrengend, ich kenne es von mir selbt-wie oft hab ich mich mit diesem Kerl unterhalten.

    Er hatte ziemliche Register gezogen und Überzeugungsversuche gestartet ,die sich so anfühlten, als hätte er mich bald wieder überzeugt. Zum Glück bin ich nicht eingeknickt.Mein Suchtgedächtnis gibt Ruhe und das schon ziemlich lang. Da ist kein Teufelchen mehr auf der Schulter.

    Anfangs ist es wichtig, sich hilfreich abzulenken und der Stimme nicht nachzugeben. Ich hatte mir damals einen Plan gemacht, was ich tun kann, um nicht dieser Stimme nachzugehen.


    LG Oran Gina

    Oran-Gina Nun ja, für mich stehen solche Beziehungen sinnbildlich für die Sucht, denn du verkaufst dich auf allen möglichen Ebenen unter Wert. Ich hab mich auch in Beziehungen begeben, von denen ich heute denke: Um Gottes Willen, bighara! Wie konntest du das nur tun? Aber zur damaligen Zeit war es nunmal so. Wenn du mit Scheisse in dir dein rumläufst, ziehste halt auch scheisse an.
    Ich konnte meinen damaligen Freund einfach in den Wind schießen, als ich merke, dass ich mich durch die Abstinenz und die Therapie zu krass verändere und das nicht mehr passt. Als ich noch gesoffen habe, war die Beziehung zu meinem Ex-Freund recht harmonisch. Ähnlich wird es bei ihr auch gewesen sein. Aber von Ehemann mit gemeinsamen Kindern und Vermögen trennste dich halt nicht einfach so von heute auf morgen, wenn du trocken wirst. Also, kann man schon machen, klar, aber ist schon ne sehr enge Verquickung. Auch, wenn‘s für die Abstinenz sicherlich besser gewesen wäre, würde ich mich da schwer mit dem Bindungsverlust und der zusätzlichen Veränderung on top tun. Zu viel Stress auf ein Mal. 🤷‍♀️

    Das ist richtig und deswegen gehören zu solchen dysfunktionalen Beziehungen immer zwei.

    Um zu deiner Freundin zurück zu kommen ,die 5 Monate trocken war und ihren Mann bat ,dass auch er nix trinkt und er dann so "unsensibel" reagierte:

    Auf ihn sauer zu sein ,weil er so reagiert hat finde ich nicht gerechtfertigt, denn auch sie hat Jahre lang ihren Beitrag dazu gegeben, dass sie Beziehung genauso war ,wie sie eben war : dysfunktional.

    Ihm allein den Vorwurf zu machen ,wie ungehobelt er sich verhält ist zu einfach in meinen Augen.

    Ein Paar, in dem der eine abstinent lebt, der andere hingegen Alkohol als universellen Problemlöser betrachtet, würde eh nicht zueinander passen. Hier geht's doch darum, ob - wohl dosierte - Kompromisse mit dem Partner möglich sind. Das Sichtweise, dass der Partner, der mit dem Alkoholkonsum gar kein Problem hat, doch bitte auf seinen Konsum möglichst komplett verzichten möge, würde ja bedeuten, dass sich der Abstinente vollumfänglich durchgesetzt hat.

    Danke ,Fortune,dass du das so differenziert auf den Punkt gebracht hast -das ist das ,was ich gedacht habe aber beim letzten post nicht zum Ausdruck brachte.

    Eine Beziehung in der einer abstinent und der andere "gefährdet " trinkt, so wie es einst der Abstinente praktiziert hat ist sehr schwierig,bzw unmöglich.

    Ich spreche selbst aus Erfahrung.


    Der Abstinente,der mit einem Partner zusammen lebt ,der ab und an ein Glas trinkt, sehe ich nicht als problematisch an,vor allem wenn dieser kein Problem mit dem Alkohol hat.

    Für mich sind das große Unterschiede.

    der, verheiratet. Sie war knapp 5 Monate in der Klinik und ihr Mann mit den zwei Kids dann daheim. Als es so langsam auf ihre Entlassung zuging, hat sie sich dazu durchgerungen, ihren Mann darum zu bitten, doch in der nächsten Zeit erstmal auf Alkohol zu verzichten. Schließlich war sie 5 Monate in ner Klinik. Hatte also durchaus nen Grund für diese Bitte könnte man meinen. Was hat der Mann gesagt? Nö. Dein Alkoholproblem, nicht mein Alkoholproblem. Sie hat wahrscheinlich zum ersten Mal etwas für sich eingefordert (meiner Meinung nach auch berechtigt) und da zeigt sich hart auch eine gewisse Beziehungsdynamik. Die Nüchternheit führt halt plötzlich auch dazu, dass man für sich einsteht, dass man nicht immer klein bei gibt und sich in das Suchtmittel flüchtet und dass man gegebenenfalls auch mal zu einem unbequemen Beziehungspartner wird, weil man nun aktiv was vom Partner möchte und nicht alles im Suchtmittel ertränkt. Es hat sie wirklich viel Mühe und Arbeit gekostet, ihren Mann darum zu bitten. Und dann sowas. Natürlich ist es sein gutes Recht, die Bitte abzulehnen. Aber ich hätte ihn trotzdem am Liebsten an die Wand geklatscht. Wie rücksichtslos und scheiss egal kann einem nur die eigene Ehefrau und Mutter der Kinder sein? Grmpf

    Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen und diese Situation, die du hier schilderst auch gut verstehen, aber mir scheint, dass in der von dir zitierten Beziehung ja auch ganz ohne Alkohol schon einiges im Argen lag,siehe:"es hat sie wirklich Mühe und Arbeit gekostet, ihren Mann darum zu bitten".

    Und "sie hat zum ersten Mal was eingefordert ".

    Das klingt für mich insgesamt eher nach schwieriger Beziehung und nach einer ,wo beide nicht besonders offen und auf Augenhöhe miteinander kommunizierten,ganz unabhängig von der Alkoholthematik.

    P.s.

    Als ich vor 4 Jahren aufgehört habe zu trinken habe ich meinen Haushalt auch bewusst alkfrei gehalten,das istbis heute so und das fühlt sich richtig an.

    Das war beim Rauchstopp ähnlich : die Zigaretten wurden weggeworfen und es gab auch keine Aschenbecher mehr.


    Ich koche auch nicht mehr mit Rotwein.

    Das ist mir mittlerweile sehr fern und verursacht mir beim bloßen Gedanken daran auch ein seltsames Gefühl, eine Flasche entkorken zu müssen um die Soße zu machen.

    Ich weiß auch manchmal nicht, warum mich gerade diese Sache mit dem alkfreien Umfeld immer so triggert. Vermutlich fühle ich gerade dort meine Grenzen verletzt, weil mir immer wieder jemand sagen will, wie es richtig ist und wie ich zu machen habe.

    Sorry, das musste mal raus.

    Alkfreies Umfeld ja oder nein...

    Ich sehe das ähnlich wie du ,rent.

    Ich habe bzw hatte ein Problem mit Alkohol.

    Das heißt noch lange nicht ,dass ich ein alkfreies Umfeld erwarte.

    Für mich ist das auch etwas wie "konstruiert".

    Wenn ich eine Gartenparty machen würde, dann lade ich bestimmte Gäste ein ,die mich kennen und ich kenne sie.

    Ich weiß, dass xy gern ein Weizen trinkt oder abc ein Glas Rotwein.

    So wie ich das Fleisch oder Gemüse *es gibt ja auch Vegetarier* würde ich auch für jene Gäste das einkaufen, was sie trinken.

    Ich mag den Dogmatismus nicht: "mein Zuhause ist und bleibt alkfrei".

    Es ist alkfrei aber wenn ich ein Fest plane ,dann mache ich das bewusst und würde das auch so organisieren, dass sich jeder Gast hier wohlfühlt und nicht seine Getränke selber mitbringen muss.

    Ich erwarte auch nicht ,dass man sich in meinem Beisein den Alkohol verbieten muss.

    Ich trage die alleinige Verantwortung dafür und warum sollte mein Gegenüber mitziehen müssen,nur weil ich ein Problem habe?

    Es ist schön ,wenn ein Freund /Freundin mir zuliebe verzichten will Alkohol zu trinken (zu meiner Anfangszeit der Abstinenz haben sich der eine oder andere so angeboten ) aber ich habe mich damit nicht wohl gefühlt, weil ich den Eindruck hatte ,ich bin ein Pflegefall auf den man Rücksicht nehmen muss und ich hatte auch den Eindruck, ich beschneide mein Gegenüber in seiner persönlichen Freiheit. Ich bewege mich nun mal in einer Welt ,in der es Alkohol gibt (ich kann es mir ja aussuchen,wo ich mich aufhalten möchte und meist ist das dort ,wo nicht getrunken wird,meine ganze Freizeitgestaltung hat sich ja entsprechend geändert)


    Ich habe sogar vor Kurzem einem Freund Zigaretten von der Tankstelle gekauft, weil er mich darum bat.

    Ich selbst rauche seit Jahren nicht mehr.

    Ich dachte mir erst ,dass ich das aus Prinzip nicht mache ,meinem Freund Zigaretten mitzubringen, aber dann dachte ich ,ich bin doch keine Missionarin,die ihn erziehen will.

    Ich hab ihm die Packung gekauft und fertig.

    Das Leben geht weiter ,bei mir ohne Suchtmittel,was die anderen tun überlasse ich ihnen.

    Danke, Paul für die lange Antwort.

    Ich kann das alles gut nachvollziehen, was du geschrieben hast. Nun ist es mir auch klarer, was du gemeint hast.

    Ganz besonders hat mich angesprochen als du geschrieben hast, dass es wichtig ist mit negativen Gefühlen umzugehen und diese erst mal aushalten zu lernen. Die Opferrolle hat -so denke ich-jeder, der noch trinkt. Es ist ja ein Zustand von :"was solls " und der Griff zur Flasche war ein schnelles und einfaches "Lösungsmittel".

    Und mit Beginn der Abstinenz gibt man ja nicht automatisch seine Opferrolle auf, sondern hat erst mal mit den Gefühlen unmittelbar zu tun.

    Was die Festivitäten betrifft...daran habe ich länger auch kein Interesse mehr.

    Früher war es ja eher der Alkohol, der mich dort länger aushalten ließ.

    Das "ewige Nachdenken " kenne ich auch und trotzdem gibt es mir die Chance etwas an meinem Leben zu ändern - als einfaches Beispiel: Festivitäten interessieren mich einfach nicht mehr und wenn dann nur mit kurzer Verweildauer.

    Ich kann das ja selbst gestalten, was ich tun möchte und ob ich mich dem aussetzen möchte.

    Gestern hatte ich in solch einem Wut/Enttäuschung/Verzweiflungs-Moment ganz plötzlich, wie aus dem Nichts , den Gedanken: jetzt hättest Du doch sonst erstmal ne Flasche geöffnet und ein paar Schlücke genommen.

    Und solche Momente hatte ich auch häufig.

    Dann malte ich mir aber aus ,wie es wohl wäre, wenn ich dem Impuls gefolgt wäre, welcher Selbsthass dann danach wieder kommen würde ,dass es ja nix bringt wieder auf den Helfer Alkohol zurückzugreifen...Ich hab diese Gedanken weitergesponnen und hab mich dann überzeugt, dass es in jedem Fall besser ist ,die Finger vom Alkohol zu lassen.


    Du wirst sehen ,irgendwann wird es leichter und deine alten Mechanismen werden nicht mehr so laut sein, sondern eher leiser werden und irgendwann auch verstummen.

    Liebe Tiffy

    Ich grüße dich und gratuliere dir zu den alkoholfreien Tagen,die du bereits geschafft hast.

    Ich habe im Oktober vor 4 Jahren den Ausstieg geschafft und hatte große Zweifel,ob ich das alles tatsächlich schaffe und durchziehen werde.

    Ich bin froh ,dass ich nicht mehr eingeknickt bin.

    Zur Anfangszeit habe ich sehr viel gelesen ,mich mit der Thematik rund um den Alkohol befasst,mir Strategien überlegt, wie ich in schwierigen Momenten nicht mehr einknicke und habe mich auch hier ausgetauscht und viel gelesen,was sehr hilfreich und unterstützend war.


    Deine Gedanken kenne ich ganz gut ,auch ich war nervös in vielen Situationen, die ich bewältigen musste ganz ohne Alkohol und war stark verunsichert.

    Auch ich trank Alkohol um meine Ängste etc zu therapieren...oder um "runtergekommen " oder um mich zu feiern.

    Ganz egal ,der Alkohol war eigentlich immer mein treuer Begleiter.

    Gut,dass du auch so viele Situationen vor Augen hast ,die dich an deine Alkoholausrutscher erinnern und bei denen du dich schlecht fühlst.

    Ich hab mir diese auch oft hergeholt gedanklich und festgestellt, wie schlimm das für mich war und mir auch klargemacht, dass ich das so nie wieder haben will.

    Die Auseinandersetzung damit ist nicht leicht gefallen aber sie hat mir auch enorm geholfen, meinem Vorhaben treu zu bleiben,nicht mehr trinken zu wollen.

    Hilfreich war für mich auch zu überlegen, was ich tun kann ,wenn je der Wunsch nach Alkohol aufkommt. Anfangs musste ich mir klarmachen,dass das nur mein Suchtgedächtnis ist ,das mich quält und das mich immer wieder auf die Probe stellen will.

    Diese Auseinandersetzung war anstrengend aber auch hilfreich.

    Ich habe mir auch einen Plan überlegt, was ich Abends tun könnte (anstatt zu trinken so wie ich es gewohnt war ).

    Das waren hilfreiche Stützen für die ersten Monate.

    Viele Grüße

    Oran-Gina

    Hallo Paul

    Es klingt für mich eher so als wäre es gar nicht so gewinnbringend für dich ,abstinent zu sein.

    Du schreibst, du konntest dich früher besser entspannen und die Dinge gelassener sehen (unter Alkohol).

    Trotzdem war es doch insgesamt ein Betäuben, das zwar kurzfristig für Entspannung sorgte aber eben ohne Dauererfolg und mit negativen Auswirkungen.

    Deswege versteh ich nicht ,weshalb du das trotzdem so isoliert betrachtest und das hervorhebst als etwas viel Positiveres als das ,was heute ist.


    Was die Zufriedenheit betrifft:

    Daran zu arbeiten ist ,so denke ich ,eine Aufgabe fürs Leben.

    Bedürfnisse ändern sich ,Wünsche und Ziele ebenso.

    Diese nicht mehr zu verfolgen führt zur Unzufriedenheit, jedenfalls kenne ich das von mir.

    Mittlerweile spüre ich eine große Dankbarkeit,dass ich meine Trinkerei überwunden habe,aber auch das ist mir nicht immer präsent. Meine Abstinenz ist Normalität geworden und das hätte ich früher nie für möglich gehalten, dass das tatsächlich eintreten kann.

    Ich kann sagen ,dass mein Leben so viel besser geworden ist,eben weil ich nicht mehr trinke. Die mit dem Trinken verbundenen Schwierigkeiten und die negativen Auswirkungen sind weg ( Schamgefühle, die alkoholbedingte Depression und Niedergeschlagenheit, das Desinteresse,der Kater am nächsten Tag,die Schuldgefühle, die Selbstverurteilung,...,...).

    Das ist ja alles keine Kleinigkeit , sondern etwas Großes .

    Für mich sind Begrifflichkeiten wie "zufriedene Abstinenz", "Trockener Alkoholiker," etc., die allgemein kursieren nicht griffig.

    Was bedeutet "zufriedene Abstinenz " eigentlich ? Es klingt nach einem Begriff, hinter dem man nicht mehr schauen muss, da er ja schon alles sagt: ich bin zufrieden und abstinent. Aber so einfach ist es eben nicht.

    Ich würde den Begriff nicht für mich anwenden, da ich mich damit nicht identifizieren kann.

    Ich kann sagen, dass ich nicht mehr trinke und abstinent bin und dass dadurch ,je länger ich nicht mehr getrunken habe sich einiges neues in mein Leben gesellt hat, was ich nicht kannte, als ich noch getrunken habe. Es ist ein Prozess und eine Wandlung, die durch die Abstinenz entsteht und die nach und nach entstanden ist : Mehr Achtsamkeit (auch so ein seltsamer Begriff ), also mehr spüren, was ich vorher nicht wahrgenommen habe und ich habe festgestellt, dass es so viel besser ist, nicht mehr trinken zu MÜSSEN.

    Dadurch entstanden viele neue Wege und mittlerweile auch eine gewisse Normalität, die ich sehr zu schätzen weiß. Ich bin nicht mehr angewiesen auf den Alkohol, ich lebe befreit von ihm !

    Was für ein Glück und doch bin ich nicht immer in meinem Leben zufrieden-es wäre ja gelogen wenn jeder Ex-Trinker sagen würde: Jetzt ist alles super.

    Ich bin zufrieden abstinent. Punkt.

    Zufriedenheit kann aber meines Erachtens immer mehr entstehen, da man erst durch die Abstinenz eine Chance erhält an sich zu arbeiten und auch mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.

    Nicht umsonst heißt es: Erst dann macht eine Therapie Sinn, wenn zuerst die Süchte abgelegt sind.

    Ich bin immer wieder in letzter Zeit mit der Frage konfrontiert worden (bei Einladungen) ob ich einen Sekt möchte oder einen Wein...

    (Ich habe nicht jedem auf die Nase gebunden ,weshalb ich keinen Alkohol mehr trinke).

    Bei solchen Anlässen sage ich mittlerweile nur noch :"nein danke ,ich hätte gern ein Wasser ,Saftschorle" oder was auch immer.

    In der Regel wird das akzeptiert und wenn dann nochmal eine Frage kommt ,dann sag ich nochmal nein.

    Ich trinke keinen Alkohol". Punkt aus. Und auf ein wahrscheinliches Warum! "Es gibt Menschen die keinen Alkohol trinken und ich gehöre dazu". Punkt aus. Ich denke diese Antworten geben den Menschen, selbst wenn sie noch sehr jung sind, die Gelegenheit zu reflektieren und ihre Erfahrungen zu machen was es mit dem Alkohol auf dieser Welt so auf sich hat.

    Das würde ich auch antworten bei Kindern,wenn ich von ihnen gefragt werden würde.

    Oder aber "ich trinke keinen Alkohol, weil ich ihn nicht mag".

    Zu Beginn meiner Abstinenz war ich sehr unsicher in der Öffentlichkeit,ich hatte immer Sorge wenn diese Frage kommt und ich mir vorher eine gute Antwort zurecht gelegt hab aber mittlerweile bin ich so entspannt diesbezüglich, weil ich es so normal für mich empfinde, keinen Alkohol mehr zu trinken und deswegen bin ich auch mit kurzen knappen Antworten so sicher geworden.

    Alles andere (viele Zusatzerklärungen und Rechfertigungen) braucht es für mich nicht mehr.

    Hallo Nekobasu,

    Ich habe deine Beiträge gelesen und ich möchte dir ein paar Zeilen schreiben.

    Zuerst einmal macht es mich sehr betroffen, in welchen Nöten du steckst ,aber auch wie deine Kinder darunter leiden, dass ihr Vater zusehends wegen des Alkohols abrutscht.

    Dies zu verhindern ist ein verständlicher Wunsch und doch sagt dir dein Verstand, dass du ihm nicht helfen kannst.


    Ich kann nachvollziehen,dass du immer wieder versuchst, das Beste zu tun und gut abzuwägen, was das beste für dich und deine Kinder ist.

    Du springst immer wieder ein und versuchst zu helfen.

    Gleichzeitig ist offensichtlich, dass das Leiden dadurch nicht weniger wird. Der Wunsch ist ,dass der Vater deiner Kinder Hilfe sucht und sein Leben in die Hand nimmt aber momentan sieht es gar nicht danach aus-eher das Gegenteil ist der Fall.

    Er kann aufgrund seiner Sucht seinen Alltag nicht mehr bewältigen und du springst ein ,um ihm zu helfen und du versuchst das zu verhindern , was du fürchtest,nämlich dass es weiter abwärts geht mit ihm.

    Ich erlaube mir ,dich zu zitieren:

    Mit dieser Möglichkeit habe ich mich auseinander gesetzt. Wenn dem so sein sollte hätte ich aber zumindest meine Kinder davor bewahrt ihren Vater auf die Straße abgleiten zu sehen.

    Jetzt tue ich es doch wieder. Ich kämpfe solange es notwendig ist, denn das bin ich meinen Kindern schuldig. S

    nicht mehr in sein Leben einmische. Jetzt tue ich es doch wieder. Ich kämpfe solange es notwendig ist, denn das bin ich meinen Kindern schuldig.

    Für mich liest es sich so ,als müsstest du gleichzeitig Vater und Mutter für deine Kinder sein und du tust alles dafür genau beide Rollen auszufüllen.

    Doch diese Doppelaufgabe führt zur totalen Erschöpfung und auch dazu ,dass du versuchst zu verhindern ,dass deine Kinder vor etwas bewahrt werden ,obwohl sie genau wissen ,wie es um ihren Vater steht. Das ist systemisch betrachtet nicht hilfreich und kann in eine große Dysbalance führen,obwohl du es eigentlich nur gut meinst.

    Du möchtest dir nichts vorwerfen ,nicht genug getan zu haben (sind das Schuldgefühle?).

    Deine Kinder haben darunter zu leiden ,dass ihr Vater Alkoholiker ist. Rein mal von den Fakten auszugehen, ist es vielleicht wirklich notwendig, ihnen das Krankheitsbild so aufzuzeigen, wie es eben ist : dass ihn keiner retten kann und dass er es alleine tun muss und dass auch die Mama nur die Rolle der Mama ausfüllen kann und nicht noch die Rolle des Vaters.

    Von außen betrachtet denke ich ,dass es am aller wichtigsten ist ,die Kinder zu stärken, dich selbst zu stärken, womöglich dass ihr drei zusammen professionelle Unterstützung bekommt ,sodass ihr euch besser abgrenzen könnt.

    Ohne Schuldgefühle.

    Das wünsche ich euch sehr.

    Vielleicht hilft es dir beim sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt anzurufen, dort könntest du dich kostenlos beraten lassen.

    Es gibt dort auch die Möglichkeit Angehörigengespräche zu führen.

    Das Beste dir und Euch ,hilf dir und deinen Kindern ,sei für dich und für sie da und weniger für deinen Exmann.

    Du wirst ihm nicht helfen können.

    Diese Erkenntnis ist vielleicht hart ,aber kann womöglich auch etwas mehr Freiheit für dich und deine Kinder bedeuten.

    Oran -Gina

    Ich hoffe, ich konnte das irgendwie etwas erläutern. Es ist schwer, Dinge, Gefühle und Wahrnehmungen zu definieren, die man nicht richtig fassen kann, die sich aber für mich richtig anfühlen.

    Hallo rent,


    Du hast das sehr plastisch geschildert, danke für deine lange Antwort, die mehr als ausführlich und auch sehr gut nachvollziehbar für mich ist.

    Du hast das so beschrieben, wie ich es auch wahrnehme, allerdings wäre es mir schwer gefallen das so zu erläutern-ich hatte es ja eher kurz zusammengefasst in einzelne Stichpunkte.

    Was mir noch eingefallen ist beim Lesen deiner Antwort (aber das hattest du auch schon umschrieben ),ist die Erfahrung mit Schwierigkeiten auch ohne Alkohol umzugehen, das hat mich so nach und nach auch selbstbewusster gemacht.

    Anfangs war es Stolz, nicht getrunken zu haben obwohl es schwierige Phasen gab aber mit der Zeit war es ein festeres und sichereres Gefühl, mit allem schon irgendwie fertig zu werden auch ganz ohne den Alkohol und noch viel später war mir klar ,dass es sogar noch viel besser klappt ohne ihn !

    Da ist etwas gewachsen in mir und das hat mich zufriedener werden lassen aber auch gelassener, obwohl ich auch wirklich sehr viele Phasen hatte in dieser Zeit ,die nicht leicht waren.

    Auch jetzt gibt es Themen in meinem Leben ,die herausfordern und belastend sind ,aber ich habe jetzt eine ganz andere Möglichkeit damit umzugehen und raube mir nicht noch zusätzlich Energie durch Alkoholkonsum,weil ich eben nicht mehr trinke.

    Ich wache morgens nüchtern auf und habe meine ureigene Kraft und meinen Verstand zur Verfügung und keinen vernebelten Kopf, keine Schuldgefühle,keine Sorgen um meine Gesundheit bedingt durch Alkoholmissbrauch. Es fühlt sich so an als würde ich gut bei mir stehen,ich bin mir selbst mehr eine verlässliche Partnerin geworden, auf mich ist Verlass und ich betreibe mit mir keinen Alkoholmissbrauch mehr ,was wiederum zur Folge hat ,dass ich im Gegensatz zu früher viel mehr nach mir und meinem Wohlbefinden schauen kann...

    Es ist gut ,dass ich das alles noch mal so niedergeschrieben habe. Im Alltag ist es mir so gar nicht bewusst ,da mache ich mir kaum Gedanken darüber. Vieles fühlt sich mittlerweile so selbstverständlich an und doch ist es für mich hin und wieder wichtig ,mich damit bewusst auseinandersetzen.

    LG Oran-Gina