Beiträge von AmSee13

    Ich hinterfrage die Veränderungsmotivation bei Anderen nicht mehr und ich versuche es auch nicht mehr zu verstehen, warum die einen noch drin hängen und die Anderen nicht, denn wenn ich eins in diesem Forum gelernt habe, dann dass es wahnsinnig viel grau gibt und viele Wege nach Rom führen.

    Ich denke selten über die Veränderungsmotivation bei anderen nach, eigentlichen nur noch dann, wenn zu Austauschen wie diesem hier kommt. 😉

    Und wie kann ich verständnislos auf die Menschen blicken, die noch in der Sucht drin sind?

    Ich weiß nicht, ob da ein Missverständnis vorliegt. Ich hab aufgrund meiner eigenen Biografie durchaus Verständnis für Menschen, die noch in der Sucht drin sind.

    Anders als früher suche ich aber keine Wege mehr, solche Menschen zu retten. Ich nehm‘s zur Kenntnis, dass sie drin sind, und lebe in dem Bewusstsein, dass das etwas ist, an dem ICH nichts ändern kann.


    Nachtrag: Ich hab das hier wirklich einfach sachlich runtergeschrieben. Für mich war und ist das hier ein Gedankenaustausch auf Augenhöhe, wie ich das sehr schätze. 😄

    Wovor ich aber gewaltig Angst hatte, dass muss ich wirklich so sagen, war die ganze Geschichte um das Trocken werden: "Eingeständnis, Klinik, Entzug, Therapie, für immer und ewig krank, immer Alkoholiker, Stigmata etc etc.".

    Ich habe mich vorher tief mit dem Thema "Aufhören" beschäftigt. Und ich kanns nur wiederholen, so mies und fies ich behandelt worden bin, in einem anderem Forum, haben alle Klischees gestimmt. Und ich konnte mir das nicht vorstellen, mich in diese Welt einzufügen. Auch die Reportagen die es so gibt: Überall die schweren Geschichten, mit Kliniken die Angst machen, ganz miese Vorurteile. Und da, hatte ich einfach Angst vor. Es war für mich nicht vorstellbar, irgendwo anzuklopfen und diesen berühmten Satz zu sagen. Habe ich bis heute übrigens nicht.

    Das kann ich ziemlich gut nachvollziehen, denn ich hatte in der Zeit, bevor ich hier aufschlug, ebenfalls Angst. Ich hatte da das Beispiel und die ganze Geschichte meines Vaters vor Augen. Ich glaubte, Alkoholiker zu sein, beinhaltete „Eingeständnis, Klinik, Entzug, Therapie, für immer und ewig krank, immer Alkoholiker, Stigmata etc etc.". Das hatte ich mit ihm ja auch genau so erlebt.

    Da ich nicht so weit war wie er, Trinkpausen einlegen konnte, nicht auffällig wurde und so weiter, glaubte ich, diesen Weg, der für mich das alles beinhaltete, noch nicht gehen zu müssen. Um das zu verhindern, bemühte ich mich, die Kontrolle über meinen Konsum zu behalten. Und wiegte mich mit Online-Selbsttests in Sicherheit.

    Als mir dann meine regelmäßigen Kontrollverluste (der Durst kam beim Trinken) mulmig wurde, beschloss ich, mich an Menschen zu wenden, die sich mit dem Thema doch auskennen müsste und meldete mich hier an. Und ich geriet zu meinem Glück an ganz andere Ansprechpartner, denn zu einem Bekenntnis/ Eingeständnisse wäre damals noch nicht bereit und auch nicht in der Lage gewesen. Auch ein Arztbesuch wäre zu dem Zeitpunkt für mich noch nicht infrage gekommen.

    Was mich damals ansprach, war eine positive Perspektive nach vorne. Ich konnte Susanne68 und Gerchla vollkommen abnehmen, dass die „zufrieden abstinent“ waren. So etwas hatte ich mir vorher nicht vorstellen können.

    Inzwischen habe ich mit diesem „Eingeständnis“ keine Probleme mehr, manchmal gebrauche ich den Begriff, wenn’s nützlich ist. Ansonsten ist der Begriff für mich nicht wichtig. Da ich das Interesse an Alkohol gänzlich verloren habe, er in meinem Leben überhaupt keine Rolle mehr spielt und ich mit Wasser und Brause tatsächlich vollauf zufrieden bin und gar nix anderes konsumieren will, besteht auch kein Anlass, mir selbst oder jemand anderem gegenüber regelmäßig einzugestehen, Alkoholikerin zu sein und nicht mehr trinken zu dürfen.

    Sucht und Persönlichkeitsstörungen, emotionale Instabilität etc hängen ja auch sehr eng miteinande zusammen, daher erkläre ich mir ,dass es nicht ausreicht ,sein eigenes Sucht Potential zu erkennen ,um den eigenen Untergang zu erkennen sondern auch aktiv an seiner Psychohygiene zu arbeiten ,bzw den Wunsch zu haben ,einiges verändern zu wollen.

    Das sehe ich ganz ähnlich, wobei wir bei „Wunsch“ wieder da wären, wo ich angesetzt hatte.
    Es scheint jedenfalls so, dass dieser „Wunsch“, das, was ich als „echtes“ Wollen bezeichne, aktiv nicht herbeigeführt werden kann, sondern dass das eher eine Glückssache ist, etwas, was der eine dann u.U. wider Erwarten erreicht, der andere aus unerfindlich Gründen (vielleicht aufgrund gewisser Prägungen/ seelischer Verletzungen im Laufe seines Kindes- und Jugendaltes 🤷‍♀️) nicht erreicht.

    Aber jemand, der noch mitten drin steckt in der Sucht ,spürt zwar den Leidensdruck aber schafft es trotzdem nicht ,auszusteigen und wählt scheinbar "freiwillig " den Weg des Untergangs.

    Ich denke ,dass der Blick aus der Sucht heraus so verstellt ist ,dass er womöglich gar nicht mehr sehen kann ,dass er den Untergang wählt und wenn ja,dann vermute ich ,dass es ihm egal ist.

    Ich habe, als ich das vorhin schrieb, nicht nur an Menschen gedacht, die in einer Sucht drin stecken, sondern tatsächlich auch an andere Beispiele.

    Ich weiß es nicht, ob es daran liegt, dass aus der Sucht heraus der Blick verstellt ist. Um das ernsthaft beurteilen zu können, müsste das wohl empirisch untersucht werden. Vielleicht ist es das schon und ich selbst hab nur keine Kenntnis davon.

    Die, an die ich persönlich gedacht habe, waren unter anderem auch Angehörige von Suchterkrankten (wobei Co-Abhängigkeit inzwischen ja wohl auch als eine ernsthafte Suchterkrankung angesehen wird), Menschen mit psychischen Erkrankungen, Menschen mit körperlichen Erkrankungen, die aber mit einer halbwegs „gesunden“ Lebensweise weniger mit ihren Erkrankungen zu tun gehabt hätten.

    Bighara , ja und doch irgendwie auch wieder nein.
    In der Tat ist es offenbar bei vielen, die dann aus irgendeiner Sache aussteigen, der entsprechende Leidensdruck, der sie dazu bringt, neue Wege zu suchen und auch zu gehen.

    Wenn es so einfach wäre, müsste man - und die Möglichkeit bestünde bei dem einen oder anderen durchaus bspw. durch Unterlassen oder durch Aussetzen bestimmter Situationen - nur aktiv den Leidensdruck entsprechend erhöhen und dürfte dann davon ausgehen, dass die dann dieses „echte“ Wollen erreichen.

    Das funktioniert nur leider nicht, wie die Realität es leider ja immer wieder zeigt.

    Nein, sage ich deshalb, weil mir inzwischen schon so viele Menschen begegnet sind, deren Leidensdruck tatsächlich zwar unendlich hoch gewesen ist, die aber trotzdem nicht aus ihrem Leidenskreislauf ausgebrochen sind, scheinbar nicht ausbrechen konnten oder wollten.

    Nicht selten waren das Menschen, die aus mir völlig unerfindlichen, für mich persönlich nicht nachvollziehbaren Gründen in einer Art von Opferrolle bleiben wollten. Nicht wenige solche Menschen habe ich als wahre „Energiefresser“ wahrgenommen, was mich schließlich dazu bewogen hat, mich von diesen Menschen zu trennen.

    Und wie groß das Leid erst werden muss, um in die Veränderungsmotivation zu gelangen, ist ne ganz individuelle Kiste.


    Gewiss. Wofür ich selbst überhaupt keine Erklärung habe, ist, warum manche Menschen schließlich sehenden Auges den Untergang wählen. Und damit meine ich nicht die, die Suizid begehen, sondern die, die den Weg wider besseren Wissens bis zum bitteren Ende gehen.

    Hallo Miteinander,

    ich finde Mojos Antwort sehr interessant, weil ich eigene Gedanken und Sichtweisen darin wiedererkenne. 🤔

    Zwar war es bei mir am Ende ein Ereignis, das mich dazu bewog, ausgerechnet hier in diesem Forum einen Austausch über mein Problem zu suchen, aber diesem „Ereignis“ gingen tatsächlich mehrere Ereignisse und Begebenheiten voraus, die schließlich dazu führten, dass ich mein Problem nicht länger vor mir selbst verleugnen konnte und auch nicht wollte.

    Honk hat in seinem Thread geschrieben, man müsse es nur wollen. Er hat damit nicht ganz Unrecht. Wenn das „echte“ Wollen da ist, dann ist alles andere mehr oder minder gar nicht mehr so schwer.

    Ich selbst könnte allerdings aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und sogar meines fachlichen Wissens über „Motivation“ nicht sagen, wie dieses „echte“ Wollen aktiv herbeizuführen ist.

    Ich habe im Laufe meines Lebens so viele Menschen kennengelernt, die zwar irgendwie wollten und durchaus auch gewillt waren, die aber dieses „echte“ Wollen nicht gefunden oder erreicht haben. Warum auch immer. 🤷‍♀️


    Bei mir jedenfalls war das „Wollen“ dann einfach da, ich fühlte endlich eine Bereitschaft, die vorher nicht da war. Und ich geriet zu meinem Glück zu jenem Zeitpunkt genau hier in diesem Forum an die für mich richtigen Gesprächspartner. Ich fand mich einerseits in ihren Erfahrungsberichten wieder und andererseits machte mir der Ausblick auf das, was sie gefunden hatten, Mut zu einem für mich neuen Weg.

    Ich kann nicht behaupten, dass das erste Jahr leicht für mich war. Und das lag nicht daran, dass mir der Alkohol gefehlt hätte, sondern daran, was emotional so bei mir abging.

    Letztlich ist auch mir mit meinem Ausstieg ein ganz großes Geschenk zuteil geworden. Und auch ich habe meine Wege, meine Antworten letztlich in mir selbst gefunden.

    Viele Grüße

    AmSee

    Hallo Olivia,

    das klingt nach einem hilfreichen Plan, was du dir vorgenommen hast.

    Et kütt wie et kütt sagt der Kölner... Mal sehen wie es kütt!

    Genau, ich bin zwar nicht Kölner, aber ich teile eine solche Lebenseinstellung. 👍

    Wann immer etwas ist, weißt du ja, wo du uns findest. 😉

    Danke für deine guten Wünsche, die ich gerne erwidere. 😀

    Liebe Grüße

    AmSee

    Hallo Olivia,

    zu dem Folgenden möchte ich dir auch noch gerne etwas schreiben.

    Er hat sogar gesagt, er würde sowas nie vor Kinder machen (trinken/ kiffen), so verantwortungsvoll ist er, und auch ich habe ihn so nie erlebt, darum war ich mir eigentlich schon ein wenig sicher, dass er sich irgendwann ganz für uns entscheidet und das ganze selbstzerstörerische Verhalten ablegt... Falsch gedacht. Beruflich hat er mit schwer erziehbaren Kindern zu tun, das ist das ironische an der ganzen Sache. Er kann so gut nachfühlen, wie es diesen Kindern geht und wie er ihnen helfen kann. Ich denke, so wie er immer erzählt, macht er seinen Job gut.

    Das mag durchaus sein, dass er nachfühlen kann, wie es diesen sogenannten schwer erziehbaren Kindern geht. Wer einen solchen Beruf ergreift, hat nicht selten eine eigene Geschichte, die ihm oder ihr einen besonderen Zugang ermöglicht.

    Das ist aber eine Sache diesen Zugang und dieses Verständnis zu haben und eine ganze andere Sache, selbst soweit von seiner eigenen Vergangenheit genesen und in gewissen Maße „erwachsen“ und souverän zu sein.

    Mojo hat dir diesbezüglich ein paar ganz wertvolle Gedanken mitgeteilt, die ich selbst übrigens teile:

    Er ist (noch) nicht bereit die letzte Verantwortung für sich selbst zu tragen. In diesem Sinne ist er, auf einer gewissen Ebene, sozusagen noch irgendwo im vielleicht spätjugendlichen Alter verhaftet. Eben in der Zeit, wo man diese Grenzen auslotet und überschreitet. Er hat es, in dieser Hinsicht, noch nicht geschafft, den Schritt in ein wirklich Selbst-/Verantwortliches Leben zu setzen.


    Ich glaube dir das sofort, dass du ihn vermisst, und auch Verzweiflung fühlst. Da ist gewiss auch etwas an ihm, was dich besonders angesprochen hat. Nur ist das äußerst fraglich, ob er zumindest zur Zeit der richtige Partner an deiner Seite und ein guter Vater für deine Kinder wäre.

    Eine richtige Partnerschaft zeichnet sich meines Erachtens durch Augenhöhe zwischen zwei tatsächlich erwachsenen, gleichberechtigten Menschen aus, in der ein jeder für sich selbst die volle Verantwortung übernimmt.

    Wenn du dir aber mal deine eigenen Worte näher betrachtest, so zeigt sich da ein Ungleichgewicht.

    Ist es möglich, dass er sich zu viel Druck gemacht hat, seine Sucht abzulegen, gemerkt hat es geht nicht, und deswegen überstürzt alles beendet hat und gerade eine Phase hat, wo er sozusagen richtig in die Sucht abrutscht?

    Das wirkt auf mich so wie Sorgen, die sich Eltern um ihre Kinder machen. Und es steht für mich im Raum, ob du selbst dir Gedanken machst, ihn mit deiner zweifellos verantwortungsbewussten Entscheidung überfordert und in eine solche „Phase“ getrieben zu haben.

    Ich hab letztens in meinem alten Tagebuch von früher aus einer der schlimmsten Zeiten in meiner Familie geblättert. Es war gruselig und es tat mir für das kleine Mädchen, das ich damals war, unglaublich weh, das zu lesen. Mein Vater äußerte damals immer mal wieder, meine Mutter sei schuld, dass er trinke. Als Kind, das die Zusammenhänge nun wirklich nicht überblicken konnte, habe ich das damals geglaubt. Wobei ich selbst wechselseitig mal auf der Seite meiner Mutter stand und sie vor ihm beschützt habe, mal auf der Seite meines Vaters stand und sie als die böse betrachtet habe. Heute weiß ich, dass das, was mein Vater da behauptet hatte, völliger Unsinn war. Wenn einer Schuld an seinem Trinken war, dann nur er!

    Für eine Partnerschaft ist es so schon schlimm, wenn einer von beiden süchtig ist und sich daraus nicht löst, wenn da aber noch Kinder mit im Spiel sind, dann ist das ganz übel.


    Schreib uns ruhig, wenn dir das hilft. Du wirst hier immer wieder ein offenes Ohr finden.

    Viele Grüße

    AmSee

    tut mir leid, ja ich habe Mojo geantwortet, ich bin nicht so chat- und forumserfahren muss ich sagen...

    Kein Problem, das ist überhaupt nicht wichtig. Ich war mir nur nicht sicher, ob du bewusst nur Mojo geantwortet hattest.

    Alles ist möglich, alles ist aber auch gleichzeitig Spekulation. Was ich Dir mitgeben kann, man kann ein Suchtverhalten vor den Kindern nicht verstecken. Das ist glaub ich, bei jedem alkoholgefährdeten Menschen die "dunkle Seite".

    Da kann ich Honk nur zustimmen. Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass alles möglich ist. Gleichzeitig aber bleibt alles Spekulation.

    Es mag sein, dass dein Freund selbst geglaubt hat und möglicherweise noch immer glaubt, er würde sein Suchtverhalten nie vor Kindern zu zeigen. Es ist aber leider Tatsache, dass Sucht ihre Eigendynamik hat, der Konsum im Laufe der Zeit ansteigt und sich immer weniger verbergen lässt.
    Außerdem wirkt sich der Konsum auch außerhalb der Konsumzeiten aus, das merkt man nicht unbedingt, wenn drin steckt.


    Und es ist tatsächlich so, dass Kinder sehr viel mehr mitbekommen, als Erwachsene überhaupt ahnen. Es ist nicht unbedingt so, dass sie das direkt zuordnen könnten, sie spüren nur, dass etwas nicht stimmt. Und das sorgt u.U. für nicht gerade wenig Verunsicherung.

    Ist es möglich, dass er sich zu viel Druck gemacht hat, seine Sucht abzulegen, gemerkt hat es geht nicht, und deswegen überstürzt alles beendet hat und gerade eine Phase hat, wo er sozusagen richtig in die Sucht abrutscht?


    Darüber lässt sich tatsächlich nur spekulieren. Das, was Mojo als „Mitleidsshow“ bezeichnet hat, hätte ich als „Drama-Show“ bezeichnet, wie ich sie persönlich mehr als einmal bei meinem Vater erlebt habe. Und ich kenne sowas nicht nur von ihm….

    Vermutlich glaubt dein Freund selbst, was er dir erzählt hat, aber Mojo hat vollkommen Recht, wenn er schreibt:

    es liegt doch bei IHM, einzig bei IHM ALLEINE ein besserer Mensch zu sein oder zu werden. Das hat ER und niemand anderes sonst in der Hand.


    Wenn er tatsächlich gerade eine „Phase“ haben sollte, so kann nur er allein etwas daran ändern. Es ändert sich leider gar nichts dadurch, dass du dir Sorgen um ihn machst.

    Viele Grüße

    AmSee

    Hallo Olivia,

    auch wenn du direkt Mojo geschrieben hast, möchte ich dir etwas dazu antworten:

    Für mich ist das Thema einfach indiskutabel, ich habe Verantwortung für zwei Kinder.

    Das finde ich persönlich eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung und ich kann deine Kinder aus eigener trauriger Erfahrung nur dazu beglückwünschen, dass sie eine Mutter haben, die das so sieht und auch umzusetzen bereit ist.

    Ich sehe das genau so wie du, dass das Thema einfach indiskutabel ist.

    Ob er deine vielen Fragen an ihn allerdings überhaupt beantworten kann, ist fraglich.
    Wenn du aber magst, kannst du die eine oder andere Frage an unsere Selbstbetroffenen hier stellen. Vielleicht können die dir mit ihrem Wissen und ihren eigenen Erfahrungen weiterhelfen.

    ich kann nicht mal böse sein und „Arschloch“ über ihn denken weil es eine verdammte Krankheit ist…

    Doch, du darfst sogar böse auf ihn sein, denn das ist in Anbetracht deiner Situation sogar ein ganz normales Gefühl, das du dir nicht versagen musst und auch nicht versagen solltest.
    Du darfst sogar „Arschloch“ über ihn denken, denn selbst wenn es eine Sucht ist, der er verfallen ist, so trägt er trotzdem die Verantwortung für das, was er entscheidet und was er tut.

    Auch wenn es eine Sucht ist, so trifft er eine Wahl und er entscheidet sich für seine Sucht, für den Alkohol, für das Kiffen und gegen dich und ein Leben mit dir und deinen Kindern.

    Und wegen dieser Entscheidung darfst du natürlich böse und fürchterlich enttäuscht sein.

    Viele Grüße

    AmSee

    Meine herzlichen Glückwünsche zum ersten Jahr! Ich freue mich ebenfalls für dich, dass es dir offensichtlich so gut geht und dass du daraus Inspiration und Energie für neue Lebensprojekte gewonnen hast. Dass mit dem „unendlichen Wissensdurst“ kann ich so gut nachvollziehen und ebenso das Bedürfnis das auf fachliche Beine zu stellen. 👍

    Ich wünsche dir für deinen Weg Erfolg und alles Gute. 🍀

    Stimmt, durch das "gezielte" Suchen der eher schönen Momente (bzw. wie ich sie eben gerne hätte) kann es vorkommen, dass sich schon wieder das Blickfeld einengt und ich die sprichwörtliche Blume am Wegesrand nicht mehr wahrnehme. Ja, ist wirklich schwer zu beschreiben, wie es genau funktioniert, ohne Bewertung wahrzunehmen. Ich denke, es hat etwas mit "im Hier und jetzt sein zu tun", im Augenblick leben zu tun, was ja des öfteren nicht gelingt. Oft hängt man in der Vergangenheit oder in Zukunftssorgen fest. (ich schreibe z.B. gerade diesen Text und in meinem Kopf dreht es sich schon wieder, was ich dann noch zu tun habe ;)

    Als ich in der Klinik vom Personal ständig mit diesem Spruch „Seien Sie im Hier und Jetzt.“ - sinngemäß zitiert - konfrontiert wurde, hat mich das nicht selten überfordert und auch genervt.
    Das wirkte zu dem Zeitpunkt für mich oft wie eine bloße Phrase. Nicht selten haben wir Patienten uns mit diesem Spruch gegenseitig aufgezogen und darüber amüsiert.

    Ich kannte und kenne das auch, in der Vergangenheit oder in Zukunftssorgen festzuhängen. Damals hing ich auch noch in meinem ziemlich miesen psychischen Zustand fest. Wer will da schon gerne im Hier und Jetzt sein. 🤪


    Im Laufe der Zeit aber lernte ich dieses Innehalten schätzen und auch auszuhalten. In einer Meditation, die ich von meiner Meditations-App kenne, habe ich den Satz „Nicht jetzt!“ kennengelernt und er hat sich in meinem Kopf etabliert. Wenn sich bei mir beim reinen Wahrnehmen Gedanken an die Vergangenheit oder Zukunft wie Wolken in meine Aufmerksamkeit schieben wollen, sage ich mir und diesen Gedanken „Nicht jetzt!“. Verinnerlicht hat sich in mir inzwischen die Wahrheit, dass „Alles seine Zeit.“ hat. Für Gedanken an Vergangenheit und Zukunft ist auch Zeit da und ich nehme mir die Zeit auch, aber nicht unbedingt „Jetzt“. 😀

    Etwas schwieriger sehe ich die ich das Annehmen "echter" Schicksalsschläge (die ja meistens auch nicht änderbar sind), aber ich habe wie bei den "leichteren Fällen" auch immer die Möglichkeit, die Sache aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.

    Das geht mir ja ganz ähnlich, was das „Annehmen“ von „echten“ Schicksalsschlägen betrifft. Ich hatte letztens bei Johannes geschrieben:

    Zitat

    Bei mir sehe ich tatsächlich die Gefahr, rückfällig zu werden, wenn ein Schicksalsschlag eintreten sollte, dem ich emotional nicht gewachsen sein sollte.


    Mir ist gerade beim Lesen deiner Zeilen jedoch in den Sinn gekommen, dass dieses „Annehmen“ schon wieder ein Schritt weiter ist. Bevor es bei mir zu diesem „Annehmen“ kommt/ kommen kann, kommt bei mir erstmal nur die aktive Wahrnehmung/ das aufmerksame Beobachten dessen, was gerade ist. Vom Prinzip gehe ich sozusagen in die Beobachterposition, die mitunter auch eine gewisse Distanz zum Geschehen beinhaltet. Dazu gehört das Wahrnehmen und Beobachten von dem, was im Außen ist, aber auch von dem, was in meinem Inneren (Gefühle, „Inneres Team“) kommt. Manchmal geht das ganz schnell, manchmal brauche ich dafür länger.

    Da kommen bei mir durchaus schon eine ganze Reihe von Blickwinkeln zusammen.

    Apropos „Blickwinkel“ das ist gerade auch so ein Thema, was mich beschäftigt, weil mein eigener seit einer kleinen Weile ein eher gelassener, teils sogar zuversichtlicher ist, der mich enorm trägt, während mein Mann von dem eher pessimistischen, stets die Fehler suchenden Blickwinkel geprägt ist, der in seiner Familie gepflegt wird, und derzeit immer wieder darunter leidet.

    Das scheint offenbar etwas zu sein, das sich so leicht nicht ändern lässt. Bei mir selbst hat es Jahre gedauert und professioneller Unterstützung bedurft, bis ich das, was jetzt ist, erreicht habe. Ich wünschte, ich könnte meinem Mann etwas von dem, was da jetzt an Ruhe, Frieden, Gelassenheit, Zuversicht in mir ist, abgeben, aber das funktioniert leider nicht. Das einzige, was funktioniert, ist, dass wir darüber reden und miteinander unsere Gedanken und auch Empfindungen teilen.

    Was zukünftige „echte“ Schicksalsschläge betrifft, so hoffe ich, dass dieser Satz „Ich hab Vertrauen in mich“, der für mich erst vor wenigen Wochen stimmig und wahr geworden ist, mich auch dann tragen wird.

    Aber auf Grund dieser Wahrnehmung versuche ich auch Weichen zu stellen, (dass geht wohl eher in Richtung Selbstfürsorge) oder auch Dinge, anzunehmen, die ich nicht ändern kann. (vgl. Gelassenheitsspruch AA)

    Das trifft auf mich ebenfalls zu.
    (Ent-)Spannend ist das für mich mit den Dingen geworden, die ich eben nicht ändern kann.

    Das ist uns gerade wieder passiert. Einen ab heute geplanten Urlaub mussten wir kurzerhand canceln, weil das Auto in die Werkstatt musste und erst Ende nächster Woche von dort zurück kommt. Meinen Mann hat das ziemlich verdrossen, ist ja auch blöd und er hatte sich auch echt auf unsere Reise gefreut.
    Ich hingegen darf das mit einer gewissen Gelassenheit und Zuversicht hinnehmen. - Die Haltungen tragen mich seit Kurzem ungemein.
    Es gibt ja diesen Spruch „Schließt sich eine Tür, öffnet sich irgendwo ein Fenster. Man muss nur bereit es, es auch wahrzunehmen.“

    Und so halte ich die Augen nach anderen Möglichkeiten offen, hab sie auch schon erblickt und wir werden sie nutzen. Wer weiß, ob wir da nicht auch etwas für uns auftun, was sich wie Glück anfühlt (Stichwort „Serendipität“). 🤷‍♀️😅

    Außerdem ist Achtsamkeit für mich auch noch ein aktives Wahrnehmen der kleinen schönen Dinge auf dieser Welt (Sonnenaufgang, beginnender Frühling, ein kleines Lächeln bekommen u.s.w.) um aufzutanken bzw. mein Stresslevel gering zu halten.

    Auch das ist für mich ähnlich, wobei es mir auch hier einfach nur um das Wahrnehmen und aktive Beobachten geht, ganz ohne Bewertung.
    Schwer zu beschreiben, wie das genau funktioniert, ohne eine Bewertung vorzunehmen.
    Ich nehme es einfach wahr und spüre in meinem Inneren angenehme, irgendwie erholsame Stimmungen, Bilder usw.


    Und mir ist noch etwas zu „Achtsamkeit“ eingefallen und zwar das Tun an sich. Damit meine ich zum Beispiel die Wahrnehmung, wie meine Füße und Beine beim Spazierengehen oder Wandern für mich arbeiten und was ich da jeweils spüre sowohl von Außen als auch im Körperlichen selbst. Oder letztens wie meine Hände die Werkzeuge führen, mit denen ich das eine oder andere Möbelstück bearbeitet habe.

    Ich find‘s immer wieder irre, wie sehr ich in solchen Momenten völlig im Hier und Jetzt mit mir, meinem Körper, meinem Geist, meinen Gefühlen, meiner ganzen Wahrnehmung bin. Und das macht etwas mit mir und wirkt in gewisser Weise sehr nachhaltig.

    Hallo Miteinander,

    ein Austausch im Thread Honk - Handbremse gezogen hat mich auf den Gedanken gebracht, dass wir uns mal in einem Extra-Thread über das Thema „Achtsamkeit“ austauschen könnten.

    Greenfox hatte dort geschrieben:

    Zitat

    Und diese Achtsamkeit ist mittlerweile schon zur Normalität geworden. Geworden. Ich zumindest musste es erst lernen.

    Honk hatte darauf geantwortet:

    Zitat

    Ich denke dass ist ein guter Punkt den Du ansprichst. Gleichzeitig auch wieder ein Punkt, über den man vortrefflich streiten kann, wie man Achtsamkeit definiert und wie man Achtsamkeit lebt.

    Für die einen ist es einfach ein stiller Entschluss, der reicht ihnen aus. Die anderen machen sich den Entschluss anders bewusst in dem sie laut sind. Weiter andere gehen regelmäßig zu SHG´s und tauschen sich dort aktiv aus, hier im Forum tauschen wir uns aus. Btw, ich muss gerade schmunzeln....ich habe mal ordentlich auf die Mütze bekommen ich würde meine Abstinenz nicht ernst nehmen, ich würde mich nicht ausreichend damit beschäftigen...sprachs und antwortete mir in einem Forum mit einem Bezug zu Alkohol..merkt ihr was ? ;)



    Ich selbst stieß vor ungefähr fünfzehn Jahren auf diesen Begriff „Achtsamkeit“. Ich begriff damals schon, dass das ein wichtiges Thema für mich sein könnte, verstand damals aber nicht wirklich, was sich eigentlich hinter diesem Begriff verbarg und wie ich das umsetzen könnte. Ich erinnere mich, dass ich im WWW gesucht hab, was das eigentlich genau ist, und ob es eine Anleitung gab, wie ich diese „Achtsamkeit“ denn umsetzen könnte. Mit dem, was ich fand, konnte ich damals nichts anfangen. Also ließ ich das Thema erstmal links liegen und machte so weiter wie bisher.

    Honks Worte riefen bei mir diese Zeit und die Zeit, die später kam, in Erinnerung. Was bedeutet denn eigentlich „Achtsamkeit“, wie definiert man das, wie lebt man das?

    Honks Antwort entnehme ich, dass er das auf die „Selbstfürsorge“ / „Trockenarbeit“ bezieht, die auf unterschiedliche Weise und unterschiedlichen Wegen betrieben wird, um die eigene Alkohol-Abstinenz zu bewahren. In dem anderen Forum zum Beispiel haben sie ihre „Grundbausteine“ dafür entwickelt. Andere, Selbstbetroffene in diesem Forum zum Beispiel, gehen wiederum andere Wege.

    Nach meinen eigenen Erfahrungen mit dem Thema „Achtsamkeit“ denke ich, dass Achtsamkeit noch weiter geht als das, was wir in unserem Zusammenhang als „Selbstfürsorge“ oder „Trockenarbeit“ bezeichnen. Teilweise mag das Hand in Hand gehen, aber „Achtsamkeit“ bedeutet für mich noch etwas anderes. Im Grunde eigentlich ist das für mich nichts weiter als aktives Wahrnehmen dessen, was um mich herum und in mir drin grad los ist bzw. geschieht.

    Als ich vor achteinhalb Jahren wegen schwerer Depressionen in die Klinik ging, traf ich auf eine Ärztin, die mir tatsächlich vermitteln konnte, was „Achtsamkeit“ eigentlich ist. Ich begriff, dass ich den größten Teil meiner letzten Jahre mehr oder minder auf „Autopilot“ unterwegs gewesen war. Auf „Autopilot“ unterwegs sein ergibt sich zwangsläufig durch die Gewohnheit. Was wir gewohnt sind, nehmen wir in der Regel nicht mehr sonderlich bewusst wahr. Deshalb haben wir, je älter wir werden, immer mehr das Gefühl, dass die Zeit schneller vergeht.

    Ich lernte, dass Achtsamkeit bedeutete, diesen sogenannten Autopiloten abzuschalten und mich ganz bewusst in die reine Wahrnehmung meiner fünf Sinne zu begeben, ohne diese Wahrnehmungen zu werten.

    Ich musste das zunächst ganz schön üben, bis ich das hinkriegte. Meistens habe ich das während meiner vielen Spaziergänge in der Klinik geübt. Auch beim Essen und in vielen anderen Bereichen des täglichen Lebens hab ich mich drum bemüht. Später habe ich das dann in meinen Alltag integriert.

    Nachdem ich das mit der Wahrnehmung von äußeren Reizen halbwegs hinkriegte, ging’s einen Schritt weiter und zwar in die Wahrnehmung dessen, was von Innen kommt: Welche Gefühle fühle ich in meinem Inneren? An welchen Stellen in meinem Körper äußern sich diese? Was für Gedanken gehen mir gerade durch den Kopf? Dabei ging‘s steht’s nur ums Wahrnehmen und Beobachten.

    Heute Jahre später ist mir dieses Training zur Selbstverständlichkeit geworden und es hat mein Leben zum Positiven verändert. Mitunter führt dieses achtsame Wahrnehmen dazu, dass ich rechtzeitig merke, wenn etwas bei mir in eine nicht so gute Richtung läuft. Das gibt mir dann ggf. die Chance in Richtung „Selbstfürsorge“ tätig zu werden.


    Das von mir nur als „Aufhänger“. Vielleicht fühlt sich ja der eine oder die andere inspiriert, eigene Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema zu äußern.

    Viele Grüße

    AmSee

    Ich denke ich erhoffe mir, dass mir jemand sagt, ich soll die Hoffnung nicht aufgeben, dass er sich in ein paar Wochen meldet und es dann besser ist.

    Guten Morgen, Olivia,

    das kann dir leider niemand sagen und zwar weder jemand, der ihn persönlich kennt noch jemand, der zwar die Sucht kennt, ihn aber nicht.

    Im Moment steckt er, so entnehme es ich dem, was du schreibst, in seiner Sucht fest und die bestand offenbar auch schon während der vergangenen fünf Monate.

    Niemand kann dir sagen, wann sich der sogenannte Schalter bei ihm umlegt und ob er sich überhaupt umlegt. So ist das leider, wenn man in der Mühle der Sucht dranhängt.

    Im Alkoholikerbereich kannst von Menschen lesen, die sich aus ihrer Sucht gelöst haben und was alles für sie dranhängt, um sich lösen zu können. Es genügt nämlich nicht, einfach nur nicht zu trinken, sondern da hängt sehr viel mehr dran. Bei deinem Freund wäre das nicht anders.

    Im Angehörigenbereich kannst du von den Sorgen und Nöten von Angehörigen lesen, deren Partner sich eben nicht lösen konnten. Das Leben an der Seite eines Süchtigen führt sehr, sehr häufig dazu, dass das ganze Leben und Denken um den Süchtigen kreist. Nicht gerade selten führt das zu viel Leid. Und besonders schlimm ist es dann noch, wenn Kinder mit im Spiel sind.

    Ich stimme rent vollkommen zu. Du hast ihm alles gesagt, was von deiner Seite möglich ist und in deiner Macht steht.

    Viele Grüße

    AmSee

    Hallo Olivia,

    nun bist du freigeschaltet und unter „Treffpunkt“ im öffentlichen Angehörigen-Bereich.

    Ich kann das durchaus nachvollziehen, dass du gerade völlig durcheinander bist. Da kommt ja offensichtlich gerade aus heiterem Himmel einiges auf dich zu.

    Auch wenn es deinem Freund gerade ziemlich schlecht geht, so kannst du herzlich wenig für ihn tun. Helfen kann er sich tatsächlich nur selbst und das funktioniert nur, wenn er wirklich aus seiner Sucht aussteigen will. Und ganz ehrlich, das klingt gerade nicht danach, dass er sich in diese Richtung auf den Weg macht.

    Auch ich kann dir nur raten, dich mal durch den Angehörigen-Bereich zu lesen. Das Wichtigste, was du jetzt für dich tun kannst, ist, für dich zu sorgen.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Hallo Olivia,

    erst einmal herzlich Willkommen hier in unserer Online-Selbsthilfegruppe.
    Danke, dass du dich uns kurz vorgestellt hast.

    Du schreibst, dass du ein paar Antworten suchst. Ich weiß im Moment aber noch so gar nicht, in welche Richtung deine Suche nach Antworten gehen soll.

    Geht es dir darum, ob du deinem Exfreund irgendwie helfen kannst oder sogar müsstest?
    Geht es um dich, wie du selbst besser mit dieser Situation umgehen kannst?
    Oder möchtest du allgemein etwas über Alkoholismus wissen?

    Viele Grüße

    AmSee