Hallo Gerchla
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die Zeit, die du dir dafür genommen hast.
Gerne gehe ich auf einige Punkte ein, weil ich denke, dass mir das hilft.
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Also grundsätzlich kann ich nur sagen: je früher desto besser. Desto weniger besteht auch die Gefahr, dass Du auch z. B. körperliche Schäden nimmst. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Du es deshalb leichter hast mit dem aufhören. Es gibt hier ja auch die Theorie, dass ein Alkoholiker erst seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht haben muss, bevor es ihm wirklich gelingen kann, dauerhaft mit dem Trinken aufzuhören.
Das habe ich auch schon gelesen...
Und ja, ich denke, das fehlt mir ein wenig. Ich habe keinen Tiefpunkt, es geht nichts schief, im Gegenteil.
Körperlich habe ich noch keine Schäden. Trotzdem habe ich ein Problem und möchte das loswerden. Eben weil ich ja in der Familie sehe, wie das sonst enden kann. Und darauf habe ich echt keine Lust. Deswegen will ich es vorher lassen.
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Aber sag mal, hälst Du Dich selbst denn für eine Alkoholikerin? Also für suchtkrank. Oder bist Du eher der Meinung, Du würdest "nur" Missbrauch betreiben. So wie Du schreibst, scheinst Du ja nicht täglich zu trinken und auch nicht so große Mengen. Magst vielleicht mal ein bisschen was über Dein Konsumverhalten schreiben?
Also mein Suchtverhalten war... unterschiedlich. Phasenweise habe ich es einfach laufen lassen. Da war es fast täglich abends Rotwein. Zwischen 2 Gläser und einer knappen Flasche. Manchmal mit Kater am nächsten Morgen (Übelkeit, Magenschmerzen, Schwindel, Kopfweh). Zudem hatte ich ziemlich Magenprobleme, und der Alkohol hat sie verschärft (in dem halben Jahr jetzt ohne ging es meinem Magen bestens). Und ich habe schlecht geschlafen. Aber konnte dank Alkohol einschlafen.
Dann hatte ich wieder Phasen, in denen ich mir dessen bewusst wurde, und mal tage- oder wochenlang nichts getrunken habe, danach weniger, bis ich irgendwann wieder bei der "laufenlassen"-Phase war.
Getrunken habe ich, um abends den Stress zu vergessen.
Einschlafen und durchschlafen kann ich mittlerweile gut ohne. Notfalls nehme ich mal ein pflanzliches Mittel (vom Arzt verschrieben). Und ich bin tagsüber viel fitter.
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Darf ich fragen, ob Du das aufgearbeitet hast? Du brauchst übrigens grundsätzlich auf nichts zu antworten wenn Du es nicht möchtest. Ich stelle diese Frage deshalb, weil es schon sein könnte, oder sogar wahrscheinlich ist, dass Dein Trinkverhalten unmittelbar damit in Zusammenhang steht. Hast Du heute immernoch das Gefühl falsch zu sein? Denkst Du immernoch Du wärst nicht normal? Oder gibt Dir irgendjemand in Deinem Umfeld dieses Gefühl?
Ja, ich denke, ich habe das meiste aufgearbeitet.
Das Gefühl von früher gibt mir sicherlich eine Person extrem auf Arbeit, weil sie mich sehr an meine Eltern erinnert.
Ansonsten habe nur ich selbst immer noch das Gefühl...
Und natürlich trinken alle normalen Menschen um mich herum... Das ist ein Punkt, der es mir schwer macht, weil ich mich als Versager fühle, dass ich nicht normal konsumieren kann.