Beiträge von MissSunshine

    Hallo liebe Laila,

    ich bin hier eher stille Mitleserin. Habe vor einiger Zeit auch einmal einen Beitrag verfasst, den kannst du ja mal nachlesen, wenn du möchtest. Vor ganz langer Zeit gab es noch einen Beitrag von mir unter dem Namen "engel". Hatte dann aber meine E-Mailadresse gewechselt und konnte mich leider nicht mehr einloggen hier.

    Ansonsten kurz zu mir: ich war ebenfalls in einer Beziehung mit einem Mann, der ein Alkoholproblem hat. Bin ebenfalls Anfang 30 und ich kann dich so gut verstehen! Bei ganzen vielen Sätzen dachte ich mir "ja, kenne ich". Fühle dich erstmal gedrückt.

    Ich war mit meinem Partner knapp 2,5 Jahre in einer Beziehung. Relativ schnell hab ich gemerkt, dass er zu viel trinkt mit Kontrollverlust und das ganze Programm. Er hatte relativ schnell zugegeben, dass er ein Problem hat und hat Besserung versprochen. Das hat nur leider nie funktioniert, weil er nicht wirklich was ändern wollte. Er kann sich einfach schlecht abgrenzen, alle seine "Freunde" und auch die Familie trinken viel. Es geht immer nur ums trinken, bei so gut wie jeder Gelegenheit bzw. jedes Wochenende, in jedem Urlaub, bei jedem Fussballspiel, etc.

    Ich bin dann irgendwie hängen geblieben in der Beziehung und habe nach ca. einem Jahr eine Therapie begonnen weil es mir richtig schlecht ging. Warum bin ich eigentlich bei ihm geblieben? Ich denke das ist eine Mischung aus vielem: Mitleid, Liebe, helfen wollen, der Wunsch nach einer Beziehung, etc. Aufgrund der vielen Vertrauensbrüche, Beleidigungen im Suff, etc. ist bei mir auch viel kaputt gegangen. Ich hatte irgendwann ein falsches Bild von mir und dachte, ich bin es wohl einfach nicht wert, dass man mich gut behandelt (kommt bei mir aber aus der Kindheit und kam dann jetzt wieder hoch).

    Letztes Jahr im Herbst hat es mir dann gereicht, ich konnte nicht mehr und aus früheren Beziehungen wusste ich ja auch, dass ich was anderes will. Also hab ich meine Sachen gepackt und bin gegangen. Danach ging es mir wieder richtig gut! Klar, es gab auch Rückschläge. Er hat sich immer mal gemeldet um mir zu beweisen wie sehr er sich geändert hat (war aber nicht der Fall). Um nicht selbst schwach zu werden, habe ich mir eine Anti-Rückfall-Liste geschrieben mit all den Dingen, die schief gelaufen sind im betrunkenen Zustand. Das hat echt gut geholfen, um nicht nachzugeben. Und irgendwie hat es bei mir erst dann so richtig "Klick" gemacht und ich konnte den Kontakt komplett abbrechen. Das ging aber auch erst, als ich mit Abstand die ganze Situation betrachten konnte.

    Ich hatte dann im Anschluss an meine Therapie noch einen Kurs gemacht zum Thema Selbstmitgefühl, das wurde mir von meiner Therapeutin empfohlen (die Kurse nennen sich MSC = mindful-self-compassion). Ich kannte das zuvor nicht. Das ging alles online und dazu gibt es auch ein Buch von der Psychologin Kristin Neff. Vielleicht bringt dir das ja was, also im Bezug zu dem was da in deiner Kindheit war. Mir hat das sehr gut geholfen und ich arbeite jetzt auch nochmal das Übungsbuch durch.

    Meine Therapeutin (hat vorher in einer Suchtklinik gearbeitet) hat mir wirklich immer wieder klar gemacht, dass die abhängige Person selbst etwas ändern muss und auch die Gefahr bzgl. Rückfällen besteht und das sollte man sich eben auch bewusst machen als Partner. Die Therapie war auf jeden Fall eine gute Unterstützung für mich, auch wenn es oft eine totale Ernüchterung war. Aber genau das habe ich gebraucht.

    Mein Ex-Partner hat es dann versucht mit kontrolliertem Trinken. Manchmal hat es geklappt, manchmal nicht. Nur das Problem war, dass er das schon als Erfolg gesehen hat, wenn er von 4 von 5x kontrolliert getrunken hat und dann nur noch einmal "zu viel". Und genau das hab ich nicht mehr ertragen. Ständig diese Ausreden, warum es geklappt hat oder nicht geklappt hat. Immer diese leeren Versprechen oder alleine schon der Geruch von Alkohol. Ich wusste dann für mich irgendwann, dass ich mich trennen muss und dass es keinen anderen Weg gibt, weil er es ja nicht wirklich ernsthaft ändern wollte, er hat immer noch zu sehr am Alkohol festgehalten. Ich hab mir oft die Frage stellt: "Wenn ich nur noch 2 Jahre zu leben hätte, will ich dann jetzt wirklich so leben?". Natürlich nicht. Aber es war bei mir auch ein längerer Prozess, bis ich mich lösen konnte.

    Mach dir auf jeden Fall selbst nicht allzu viel Druck, jeder braucht da seine Zeit, um sich für oder gegen eine Beziehung zu entscheiden. Wenn du mal ein offenes Ohr brauchst, dann melde dich gerne.

    Dir alles Gute!

    Guten Morgen zusammen,

    gerne möchte ich mich nochmal bei euch melden mit einem Update. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen Angehörigen etwas. Aber zuvor nochmal vielen Dank proky für deine Antwort und auch das Angebot, dass ich mich per PN melden darf 44.

    Ich bin letztes Wochenende komplett ausgezogen. Zwar erstmal zu meinen Eltern (das mit der Wohnung hatte doch nicht geklappt), aber im Endeffekt ist das ja erstmal egal. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier sein darf. Die Zeit davor war echt schlimm, weil ich Angst hatte doch weich zu werden. Mein Ex-Partner hat natürlich versucht mich davon zu überzeugen, dass er es jetzt hinbekommt. Allerdings war er in der Zeit auch wieder in der Kneipe und einmal privat zum Fussball schauen verabredet. Natürlich gab es da auch Alkohol. Zu 100% abstinent leben will er gar nicht. Wenn er was mit mir macht, kann er auf Alkohol verzichten, aber mit Freunden beim Fussball gehört Alkohol eben dazu.

    Er geht jetzt davon aus, dass er es im Griff hat, weil er in einer App die Trinkmenge erfasst und die App anzeigt ob der Konsum risikoarm und risikoreich ist. Er kann somit den Konsum besser einschätzen. Kann gut sein, dass das eine Strategie ist die für ihn gut funktioniert. Ich würde mir für ihn wirklich wünschen, dass er es jetzt schafft. Aber er ist seit März in einer Therapie und alles hat bislang nichts gebracht und jetzt, wo ich mich trenne, funktioniert es. Leider habe ich nach wie vor das Gefühl, er macht das eher für die Beziehung, anstatt für sich selbst. Ich habe mich aber dazu entschieden, dass ich einfach nicht mehr will. Mit etwas Abstand wurde mir das alles viel klarer. Es ist zu viel kaputt gegangen, egal ob Gefühle oder Vertrauen. Leider fehlt da inzwischen die Basis für eine Beziehung.

    Ich habe mir auch eine Liste geschrieben (hatte mir meine Therapeutin empfohlen und vllt. hilft das auch dem ein oder anderen), auf der alles stand was bisher schief gelaufen ist und gerade, wenn man sich in der Trennungsphase befindet sollte man auch aufschreiben, welche Vorteile man jetzt hat. Bei mir war es z.B. so, dass ich vor kurzem Freunde besucht habe und für mich war der Vorteil ganz klar: ich habe keine Befürchtungen, dass mein Partner ausfällig werden könnte oder danach wieder in der Kneipe versinkt und danach ist dann Zuhause wieder Halli-Galli angesagt. Nein, ich hab einfach einen ganz entspannten Abend, kann ich Ruhe heim fahren und in Ruhe ins Bett gehen. Und immer wenn ich dann mal anfange zu idealisieren "Ach, so schlimm war es doch gar nicht" oder irgendwie ins schwanken komme, lese ich mir die Liste durch und denke mir: "Solche Sachen will ich NIE wieder erleben, wirklich NIE wieder". Das Risiko ist nun mal da, dass er in ein altes Muster verfallen könnte. Egal ob Morgen, in einem Jahr oder in 10 Jahren.

    Er kann die Trennung leider nicht akzeptieren. Für ihn ist es kaum fassbar, dass er durch den Alkohol seine Beziehung zerstört hat. Er sagt, er weiß nun vieles viel mehr zu schätzen und möchte jetzt, dass es auch mal mehr um mich geht anstatt um ihn. Auf der einen Seite tut es mir leid, dass es ihm jetzt so schlecht geht. Im Herzen ist er ein guter Mensch und wir hatten auch schöne Zeiten und daher tut es mir natürlich weh einen grundsätzlich guten Menschen von mir abzustoßen.

    Den schwierigsten Schritt habe ich geschafft und möchte mich in Zukunft erstmal auf mich konzentrieren. Ich bin lange in der Beziehung verharrt, weil ich erstmal eine Zeitlang gebraucht habe um das zu realisieren und wahr haben zu wollen. Leider habe ich da oft mein Bauchgefühl einfach ignoriert und durchgehalten/ausgehalten in der Hoffnung ich täusche mich oder das wird schon irgendwie werden. Im Nachgang weiß ich natürlich, dass die Denkweise nicht richtig war. Ich hätte viel mehr zu meinen Bedürfnissen stehen sollen und auch in Kauf nehmen sollen, dass man damit aneckt. Ich bin sehr froh, dass ich eine gute Therapeutin habe, die mich auf dem bisherigen Weg unterstützt hat und ich nun an genau diesen Schwachstellen von mir arbeiten kann.

    Ich wünsche euch allen alles Gute und werde hier natürlich immer wieder mal vorbei schauen :)

    Hallo ihr Lieben,

    ich möchte euch gerne ein Update schicken. Ich habe gestern mit zwei Damen aus unterschiedlichen SHG gesprochen. Leider finden die aktuell nicht statt. Aber die eine Dame hat mir angeboten, dass ich mich jederzeit mit ihr austauschen kann. Das habe ich gestern auch direkt ein wenig genutzt und es tat echt gut. Da aktuell die SHG nicht statt findet, wollte ich jetzt verstärkt mit euch in den Austausch gehen.

    Am Dienstag hab ich meinem Partner mitgeteilt, dass ich nicht mehr weiter in die Beziehung investieren möchte. Wir waren einfach schon so oft an dem Punkt wie jetzt. Er war gestern wieder bei seiner Therapeutin und jetzt will er aufhören mit dem Alkohol. Sie hat ihm geraten, dass er in eine SHG gehen soll, sich neue Freunde suchen muss um aus dem Umfeld heraus zu kommen, dass er ggf. auch Online-Angebote nutzen soll (da kann man wohl mit irgendeiner Klinik chatten und sich austauschen). Das Telefonat zwischen uns war wirklich nicht schön, weil er sehr viel geweint hat. So hab ich ihn noch nie erlebt und das verletzt mich sehr.

    Er sagte, ich bin sein einziger Halt und die einzige Person, die eben nicht auf den Alkohol fixiert ist. Das stimmt auch. Und irgendwie drängt mich das zwischen zwei Stühle. Auf der einen Seite habe ich Angst davor, dass er es nicht schafft wenn er keine Bezugsperson ohne Alkohol hat. Aber auf der anderen Seite weiß ich auch das ich nicht für ihn verantwortlich bin und es auch oft Situationen gab wo wir unterwegs waren (egal ob zu 2. oder in der Gruppe mit seinen Freunden) und er war am Ende doch betrunken. Oder im letzten Urlaub, da waren wir zu 2. und er hat am ersten Abend wieder viel getrunken und als wir um halbeins im Hotel waren ist er sogar nochmal alleine los gezogen. Da zählt seine Aussage dann auf einmal nicht mehr, er hätte ja auch einfach gar nichts trinken können. Da hat er sich ja auch nicht an mir orientiert, sondern sein eigenes Ding gemacht.

    Auch wenn es mir extrem weh tut, möchte ich standhaft bleiben. Wenn ich jetzt weich werde, dann akzeptiere ich ja (indirekt) wieder sein Verhalten und male mir das so aus: anfangs reißt er sich zusammen, kann mir sehr gut vorstellen dass das dieses mal länger anhält, aber ich kann mir genauso gut vorstellen, dass er wieder nach einer gewissen Zeit rückfällig wird, wenn er sich sicherer mit uns fühlt und sich und mir ein paar mal bewiesen hat, dass es auch ohne geht.

    Ich habe jetzt auch extrem schnell eine Wohnung gefunden (Mietvertrag ist noch nicht unterschrieben, mache ich Morgen nach der Arbeit). Ich möchte natürlich nicht ewig bei meinen Eltern wohnen. Auch wenn es gerade sehr schön ist aufgefangen zu werden. Ich bin Anfang 30 und möchte natürlich ein eigenständiges Leben führen. Hier habe ich leider nicht wirklich einen Ort, an dem ich mich zurück ziehen kann.

    Als ich heute Morgen aufgestanden bin, ist mir erstmal die Decke auf den Kopf gefallen, weil das mit der Wohnung jetzt natürlich auch extrem schnell geht und ein großer Schritt ist. Ich weiß manchmal nicht, was "richtig" und was "falsch" ist und fühle mich noch sehr wackelig auf den Beinen. Dann habe ich meine beste Freundin angerufen und wir sind einfach mal beide Wege durchgegangen:

    A) Ich bleibe erstmal bei meinen Eltern und warte, ob er sich wirklich daran hält keinen Alkohol zu trinken. Dann müsste ich aber damit klar kommen, dass ich keinen Rückzugsort habe und wenn er es nicht schafft, habe ich unnötig Zeit verstreichen lassen und muss mich dann nochmal neu auf Wohnungssuche begeben. Wer weiß, ob ich dann nochmal so schnell was finde. Zudem muss er ja nicht nur beweisen, dass er auch wirklich ohne kann (und das alleine ist schon ein langer Weg), auch das Vertrauen zwischen uns müsste wieder aufgebaut werden.

    B) Ich ziehe den Schritt in eine eigene Wohnung durch, er hat immer noch die Möglichkeit zu beweisen, dass er das ohne den Alkohol schafft und wenn er das schafft kann man sich ggf. wieder annähern. So hätte ich aber einen Rückzugsort für mich. Ich denke, dass der Schritt so oder so ein Gewinn für mich ist, egal wie es dann mit ihm weiter geht. Selbst wenn ich das ganze noch weiter spinne, wir irgendwann wieder eine reale Chance hätten, würde ich nicht mehr in unserer alten Wohnung bleiben wollen. Zudem kann mir sehr gut vorstellen, dass die Distanz zwar erstmal mehr weh tut, aber am Ende einfach mehr helfen wird.

    Hm, also ich tendiere ganz klar zu B), aber dadurch, dass ich mich noch etwas wackelig auf den Beinen fühle, musste ich es einfach nochmal runter schreiben und euch mitteilen.

    Liebe Grüße,
    MissS

    Hallo Gerchla,

    vielen Dank für deine Nachricht 44.

    Kurz als Hintergrundinfo noch zu uns: wir sind seit ca. 2 Jahren zusammen. Es hat anfangs schon gedauert, bis ich gemerkt habe, was mit ihm eigentlich los ist. Anfangs dachte ich, er trinkt nur ab und an mal gerne einen (wir hatten uns auch immer nur am Wochenende gesehen). Da haben wir aber auch noch nicht zusammen gewohnt. Als wir zusammen gezogen sind nach ca. 9 Monaten dämmerte es mir langsam. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ehrlich gesagt noch ein falsches Bild von der Krankheit bzw. auch Vorurteile.

    Aber ehrlich gesagt, habe ich mich immer wieder "einlullen" lassen von den ganzen Versprechungen. Er sagte schon so oft "So kann und will ich nicht mehr leben", "es kommt nicht mehr vor", "die Luft in der Kneipe war so schlecht, deshalb hat der Alkohol so angeschlagen", "wenn ich wieder mehr Sport mache, dann passiert das nicht mehr", etc. Blablabla. Die Liste kann ich noch ewig fortführen. Es gab dann immer irgendwas woran ich festgehalten habe. Am Anfang die oben genannten Sprüche, dann sagte er als nächste "Wenn jetzt noch einmal was passiert, gehe ich in eine Therapie", dann ist er jetzt in Therapie und jetzt ist es der Trinkplan, an dem er festhält. Wenn ich jetzt nicht einen Riegel für mich davor schiebe, geht es immer so weiter und das will ich wirklich nicht mehr. Die Qualität der Beziehung leidet einfach enorm darunter.

    Ich habe dann einfach selbst gemerkt, dass ich Unterstützung brauche weil es mir seelisch nicht mehr gut ging. Durch die ganzen Abstürze habe ich Probleme bekommen, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren und auch meine Lebensfreude bzw. positive Energie ging komplett drauf. Ich war da teilweise regelrecht verzweifelt. Seit dem ich bei meiner Psychologin bin, habe ich wieder gelernt mich auf mich zu fokussieren. Ich konnte durch die Therapie wieder Kraft sammeln, um jetzt eben diesen Schritt auch durchzuziehen.

    Also, nochmal vielen herzlichen Dank für euer Feedback! Es ist wirklich sehr hilfreich eure Meinungen zu lesen, es öffnet mir einfach meine Augen und gibt mir viel Kraft. Als Angehörige wollte ich das alles nicht wahr haben, gerade weil der Rest in seinem Leben (Job, Sport, etc.) gut funktioniert. Aber jetzt bin ich endlich in der Realität angekommen. Ich halte euch auf dem Laufenden.

    Bis ganz bald,
    MissSunshine

    Hallo proky,

    vielen herzlichen Dank auch an dich für deine Antwort. Ich habe mich wirklich gefreut, dass ihr euch gleich die Zeit genommen habt - und mit MissS komme ich klar ;)

    Du hast es auf den Punkt getroffen, er säuft sich kaputt. Die Situation, wie du sie beschreibst (über dem Putzeimer hängen, etc.) das hatten wir alles schon. Es sind wirklich auch schon einige Sachen zu Bruch gegangen bei uns, weil er seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle hatte. Am nächsten Tag konnte er sich teilweise nicht mehr daran erinnern. Diese Black Outs oder auch Filmrisse hat er leider häufiger.

    Wir werden heute Abend miteinander telefonieren, da werde ich auf jeden Fall deine Punkte befolgen. Es ist nämlich genau das, was in meinem Kopf die ganze Zeit schon herumschwirrt, dass er selbst nur eine Chance hat wenn er eine Entgiftung macht.

    Du hast noch eine sehr hilfreiche Frage gestellt, wie es gewesen wäre, wenn ich dort geblieben wäre. Und ja er wäre am Sonntag definitiv auch in die Kneipe gegangen zum Fussball gucken. Er hätte auf jeden Fall wieder Alkohol getrunken und mit Sicherheit auch nicht zu wenig.

    Und die Frage, ob ich in dieses Umfeld zurück möchte, habe ich mir auch schon gestellt. Es hat sicher einen Grund, warum ich mit seinen Freunden nicht befreundet bin. Da geht es eben immer ums Saufen. Wir haben eigentlich noch nie was mit seinen Freunden gemacht, wo kein Alkohol mit dabei war.

    Ich halte euch auf dem Laufenden.

    Hallo liebe Elly,

    erstmal vielen Dank für deine Antwort. Ich habe schon einiges mit ihm erlebt, ich hatte auch oft die Hoffnung, nach dem es immer "geknallt" hat, dass jetzt "wirklich" etwas passiert von seiner Seite aus. Für mich war das alles auch ein Lernprozess.. bis ich zu Beginn verstanden habe, dass ein Alkoholproblem vorliegt und wie schwer es sein kann, da wieder raus zu kommen. Deshalb herzlichen Glückwunsch an alle, die es geschafft haben! Das wünsche ich wirklich jedem, der in dieser Krankheit steckt.

    Und Danke für deine ehrlichen Worte bzgl. des kontrollierten Trinkens bzw. dem Trinkplan. Mein Partner ist leider immer noch davon überzeugt, dass das funktionieren kann. Ich sehe es nicht so, ich denke nur die Abstinenz ist für ihn ein Weg dort raus. Das möchte er so aber nicht akzeptieren.

    Ich möchte in jedem Fall standhaft bleiben. Die Situation, dass ich schonmal weg war (für eine Woche bei meinen Eltern) nachdem wieder etwas vorgefallen ist hatten wir erst vor ca. einem Monat. Geändert hat sich seit dem nichts. Wenn ich jetzt zurück gehe, geht das ganze Spiel wieder von vorne los.

    Ich freue mich sehr auf den Austausch hier mit euch. 44.

    Hallo zusammen,

    mein Partner (Mitte 30) ist Alkoholkrank. Er stürzt leider regelmäßig ab, totaler Kontrollverlust. Seit März ist er in Therapie deshalb, hat versucht es über kontrolliertes Trinken in den Griff zu bekommen. Aber es hat nicht funktioniert. Es sind schon so viele Sachen vorgefallen, er wird leider verbal ausfallend bzw. aggressiv, es gehen Sachen in der Wohnung zu Bruch, etc.

    Ich bin dann zum Entschluss gekommen, wenn er noch einmal abstürzt, dass ich dann ausziehen werde. Jetzt ist das am Wochenende eingetroffen, hab Samstag meine Sachen gepackt und bin zu meiner Familie gefahren. Gestern ruft mich dann mein Nachbar an und sagte mir, er ist gerade heim gekommen (gegen 21 Uhr) und mein Freund lag vor der Tür, konnte kaum sprechen und laufen. Naja, ich konnte aus der Ferne erstmal nur Freunde anrufen, die ihn dann abgeholt und mit zu sich genommen haben (er hat den Schlüssel scheinbar verloren). Er lallte dann etwas in die Richtung "Ich bin ein schlechter Mensch, ich will sterben".

    Eine Freundin die ihn gestern mit abgeholt hat, sagte dann zu mir, dass sie mir keine Schuld zuweisen möchte, aber er hat sich wegen mir so betrunken. Mich belastet das sehr, obwohl ich weiß, dass er auch in unseren "guten Zeiten" sich schon so abartig abgeschossen hat. Und ich mache mir natürlich Sorgen wegen seiner Aussage. Keine Ahnung, ob er das nur so gesagt hat oder ob Ernste Absichten dahinter stecken. Was kann bzw. sollte ich tun? Das Problem ist, dass jeder in seinem Umkreis sagen wird, dass sein Absturz ja nicht so schlimm ist, etc. Dort trinkt nämlich jeder extrem viel und daher ist das für dieses Umfeld "normal".

    Ich freue mich auf Rückmeldung.

    Hallo zusammen,

    ich bin mir nicht sicher, ob mein Freund (er ist 32, ich 30) ein Alkoholproblem hat und benötige daher eure Hilfe. Wir sind jetzt knapp 6 Monate zusammen und schon als ich ihn kennen gelernt habe, hat er gerne mal einen getrunken. Am Anfang dachte ich noch „Ok, ist ja nichts dabei“ da wusste ich noch nicht in welcher Regelmäßigkeit das stattfindet. Nach und nach habe ich aber gemerkt, welches Ausmaß das Ganze annimmt. Vorab zu meinem Freund: er steht mit beiden Beinen im Leben, hat einen guten Job, Hobbys, großen Freundeskreis. Aber nachdem ich auch recherchiert habe, welche Formen von Alkoholkranken es gibt, ist mir auch klar, dass das eine Garantie dafür ist, dass jemand kein Problem mit dem Alkohol hat.

    1. An seinem Geburtstag (sonntags) hatte er so viel getrunken, dass er am nächsten Tag nicht arbeiten gehen konnte. Er hat dann vorgeschoben, er sei im Home Office. Dabei hat er blau gemacht.

    2. An seiner Geburtstagspary hatte er so viel getrunken, dass er (waren um 5 Uhr morgens fertig) nicht mehr richtig sprechen konnte. Er fängt dann immer an irgendwelche Sachen von sich zu geben, die ich nicht verstehe, es sind oftmals Sachen die mich verletzen. Was er da noch rausbekommen hat war, dass er Schluss machen will. Am nächsten Tag konnte er sich nicht daran erinnern. Jedenfalls wollten wir am nächsten Abend essen gehen (er ist erst so um 15/16 Uhr aufgestanden) und da musste er dann direkt Wein trinken, um wach/fit zu werden. Das war leider schon ab und zu mal so, dass er am nächsten Mittag/Nachmittag weiter getrunken hat, um „fit“ zu werden.

    3. An meinem Geburtstag war er auch richtig dich, er hat dann vor der Location die ganze zeit (sorry) „rum gerotzt“; als wir bei mir zuhause ankamen, wollte er natürlich weiter trinken. Er kennt da leider kein Ende. Das ist häufig so. Er hat dann am nächsten Tag bis 16/17 Uhr im Bett gelegen. Mir versehentlich auf den Teppich gekotzt. Aufräumen helfen konnte er mir leider auch nicht.

    4. An Weihnachten war er abends auch irgendwann super dicht. In der Stammkneipe (Raucherkneipe) wollte er dann auch Stunk anfangen, weil der Besitzer die Fenster nicht öffnen wollte, weil es draußen zu kalt war. Er lässt dann auch nicht mehr mit sich reden, plötzlich ist die ganze Welt gegen ihn, er beleidigt dann auch andere Leute. Bei ihm Zuhause wollte er auch wieder weiter trinken, wir hatten dann blöderweise nochmal Streit wegen seiner Ex und dabei hat er mich versehentlich (er wollte mich festhalten, war aber ziemlich betrunken) ziemlich tief am Arm gekratzt.

    5. An Silvester waren wir bei Freunden. Erst Raclette essen und dann ging es für ihn nur noch darum möglichst viel Alkohol in sich reinzukippen. Mit steigendem Alkoholkonsum musste ich mir dann so Sachen anhören, wie „du bist gar nicht so liebevoll wie du immer denkst“; jedenfalls ist er am Ende beim Schuhe anziehen umgefallen, hat sich dabei an der Hand verletzt. Schuld waren natürlich die Schuhe, die so schwer anzuziehen sind. Auf dem Weg zum Auto (ich habe nichts getrunken), musste er Pipi machen. Hat er an einer Hecke gemacht und sich dabei über Gürtel und Schuhe gepinkelt, weil er seinen Körper einfach nicht mehr unter Kontrolle hatte.

    6. Als wir kürzlich mit Freunden feiern waren, hat er an dem Abend auch unheimlich viel getrunken. Ich schätze (zähle nicht genau mit), es waren beim Vortrinken schon 2-3 Gläser Wein, 2 Schnaps und in dem Club dann nochmal ca. 4-6 Wodka Redbull. Jedenfalls kam es dann zum Stress beim Abholen der Jacken. Es war so, dass ich mich mit einem Freund angestellt habe. Die Schlange war relativ lang und da ich gemerkt habe, dass es meinen Freund stört (er kam mir auch aggressiv rüber und hat es nicht eingesehen sich anzustellen), habe ich ihm angeboten mit meiner Freundin zu warten. Das wollte er nicht. Er hat mir die Märkchen der Jacken aus der Hand gerissen und mich total angeschrien. Es war nicht gegen mich gerichtet, aber trotzdem sehr unangenehm vor den ganzen Menschen. Als wir heim fuhren, mussten wir kurz an der Tankstelle halten da er noch Kippen kaufen wollte, auch da musste er sich noch eine Dose zu trinken holen (er wollte Wodka Redbull, hat zum Glück zur falschen Dose gegriffen und sich Energy ohne Alkohol gekauft, das hat er an dem Abend natürlich nicht gemerkt, erst als ich es am nächsten Tag gesehen habe)

    7. Vor kurzem haben wir zusammen Fussball geguckt, da waren wir in der Stammkneipe. Er mittags schon mit den Jungs. Da hat er schon 4-5 große (0,5l) Weinschorlen getrunken. Als ich kam (so um 20 Uhr), gab es schon Schnaps und Wodka Redbull. Um 22:30 Uhr war Ende. Als wir gehen wollten, wollte er noch ein Getränk trinken. War ok für mich. Als das leer war, musste er sich noch schnell ein Wodka Redbull reinkippen, was auf der Theke stand und vermutlich seinen Kumpels gehörte. Er hat dann natürlich noch 2 Dosen (Jim Beam Cola) mitgenommen, eine für mich, eine für ihn. Ich wollte gar nichts, da ich sowieso nicht so viel Alkohol trinke und habe sie auch nicht mehr getrunken. Die Dose musste er Zuhause auch noch leer trinken.

    8. Letztes Wochenende waren wir wieder Fussball gucken, danach Essen und abends in einer Kneipe. Getrunken hat er (ab 15 Uhr mittags) folgendes (eigentlich schlimm, dass ich mir das gemerkt habe, weil ich ihn nicht kontrollieren möchte. Gesagt habe ich aber nichts):

    - 1 Weinschorle (Flasche 0,3l)
    - Beim Fussball 2 große Weinschorlen 0,5l und 2-3 Schnaps
    - Beim Abendessen 1 große Weinschorle 0,5l, 1 kleine Weinschorle 0,2l und einen Schnaps
    - Danach Zuhause ca. ½ Flasche Wein
    - In der Kneipe ca. 3-6 Hütchen (also kleine Bacardi-Cola und Vodka-Redbull) und mehre Schnäpse
    - Zuhause dann noch den Rest der Flasche Wein

    9. Er hat ab und zu freitags Männerabend (so 1x im Monat), ist auch völlig in Ordnung. Die ziehen sich da auch immer richtig ab. Ich hatte ihn dann samstags angerufen, so um 14 Uhr, da hat er sich immer noch nicht nüchtern angehört. Abends wollten wir uns dann mit Freunden treffen zum Fussball gucken und Spiele spielen. Da war er um 19:30 Uhr dann richtig fertig und hat der Gastgeberin ins Essen gekotzt. Die Schuld hat er auf das Nachwürzen gelegt. Aber mir war auch klar, dass es primär am Rausch des Vortages lag.

    Als wir heim sind, ist er fast die Treppe im Treppenhaus rückwärts runter gefallen, im Flur angekommen, hat er mir erstmal die Mittelfinger entgegen gestreckt; ich musste ihm zuhause dann die Hose ausziehen, er konnte nicht mehr gerade aus laufen, hat den Wohnzimmertisch umgeräumt und noch ein paar Sachen. Als wir im Bett lagen, ist er zwischendurch aufgestanden und hat angefangen mit dem Rauchmelder zu sprechen. Er fängt dann auch häufig an wirres Zeug zu reden „Ihr seid alles Hurensöhne“ usw. usw. Am nächsten Tag ist er um 15/16 Uhr aufgestanden und hat erstmal gekotzt.

    Wir haben schon ein paar Mal darüber gesprochen und er hat auch schon mehrmals zugegeben, dass er es dann nicht mehr unter Kontrolle hat und das so auch gar nicht will. Es artet auch nicht jedes Mal so aus, aber doch recht häufig. Und das oben ist auch nur ein Ausschnitt aus den 6 Monaten. Wir gehen ja auch ab und zu getrennt weg, unter der Woche nach dem Fussball wird auch mal was getrunken, etc. Aber oft ist es am Wochenende so, dass er bis zum Vollrausch trinkt und kann sich am nächsten Tag nicht mehr wirklich erinnern. Er hat auch immer Sodbrennen, das kommt ja mit Sicherheit auch davon. Es ist sogar schon so, dass er vorm weggehen Olivenöl trinkt (1-2 Löffel), damit er nicht so Sodbrennen bekommt (hat ihm ein Arzt gesagt oder er hat es irgendwo gelesen). Er schiebt dann auch häufig den Vollrausch auf so Sachen „heute habe ich das Olivenöl vergessen, deshalb ist es so gekommen“, „Die Luft in der Kneipe war so schlecht, deshalb hat der Alkohol so angeschlagen“, etc.

    Aber ehrlich gesagt bin ich momentan am Ende und weiß nicht mehr weiter. Wenn er nüchtern ist, ist er wirklich sehr lieb, ehrgeizig im Job, etc. gibt sich viel Mühe, ist für mich da. Aber ich bin einfach überfordert und weiß nicht, was ich machen soll. Unter der Woche hat er anfangs auch getrunken, aber das macht er (zumindest in meiner Gegenwart) gar nicht mehr. Wobei mir eine Situation einfällt, er war im Dezember unter der Woche auf Weihnachtsfeier vom Fussball, war richtig betrunken, dass er am nächsten Tag nicht arbeiten gehen konnte (hat mich dabei aber angelogen und gesagt, er würde später gehen), nachmittags kam dann eine Freundin vorbei, mit der er wieder Wein getrunken hat und dann war er um 18/19 Uhr wieder betrunken und war am nächsten Tag auch nicht arbeiten).

    Ich habe vor Überforderung sehr viel geweint am Sonntag. Er hat wieder ein schlechtes Gewissen und sagt es muss „Jetzt wirklich“ anders werden. Ich bin es langsam leid, ihm zu sagen, wenn er Miste gebaut hat, aber ich habe kein gutes Bauchgefühl und will nicht wegsehen, da ich nicht will, dass er sich in irgendwas verrennt, wo er am Ende nur schwer wieder rauskommt. Ich würde euch um ernsthafte Ratschläge bitten.

    Vielen Dank und liebe Grüße, Engel.