Kurzer Hilferuf nach Totalabsturz

  • Hallo zusammen,

    mein Partner (Mitte 30) ist Alkoholkrank. Er stürzt leider regelmäßig ab, totaler Kontrollverlust. Seit März ist er in Therapie deshalb, hat versucht es über kontrolliertes Trinken in den Griff zu bekommen. Aber es hat nicht funktioniert. Es sind schon so viele Sachen vorgefallen, er wird leider verbal ausfallend bzw. aggressiv, es gehen Sachen in der Wohnung zu Bruch, etc.

    Ich bin dann zum Entschluss gekommen, wenn er noch einmal abstürzt, dass ich dann ausziehen werde. Jetzt ist das am Wochenende eingetroffen, hab Samstag meine Sachen gepackt und bin zu meiner Familie gefahren. Gestern ruft mich dann mein Nachbar an und sagte mir, er ist gerade heim gekommen (gegen 21 Uhr) und mein Freund lag vor der Tür, konnte kaum sprechen und laufen. Naja, ich konnte aus der Ferne erstmal nur Freunde anrufen, die ihn dann abgeholt und mit zu sich genommen haben (er hat den Schlüssel scheinbar verloren). Er lallte dann etwas in die Richtung "Ich bin ein schlechter Mensch, ich will sterben".

    Eine Freundin die ihn gestern mit abgeholt hat, sagte dann zu mir, dass sie mir keine Schuld zuweisen möchte, aber er hat sich wegen mir so betrunken. Mich belastet das sehr, obwohl ich weiß, dass er auch in unseren "guten Zeiten" sich schon so abartig abgeschossen hat. Und ich mache mir natürlich Sorgen wegen seiner Aussage. Keine Ahnung, ob er das nur so gesagt hat oder ob Ernste Absichten dahinter stecken. Was kann bzw. sollte ich tun? Das Problem ist, dass jeder in seinem Umkreis sagen wird, dass sein Absturz ja nicht so schlimm ist, etc. Dort trinkt nämlich jeder extrem viel und daher ist das für dieses Umfeld "normal".

    Ich freue mich auf Rückmeldung.

  • Guten Morgen MissSunshine!

    Deine Entscheidung war völlig richtig! Du hast ja schon so einiges mit Deinem "Partner" erlebt.

    Ohne Einsicht wird es da zukünftig keine Besserung geben. Lass Dir die Schuld für seinen erneuten
    alkoholischen Absturz nicht zuschieben.

    Kontrolliertes Trinken gibt es für Alkoholiker nicht. Das schreibt Dir eine seit über 7 Jahren trockene
    Alkoholikerin!

    Vielleicht melden sich noch andere, die ähnliches mit ihren Partnern erlebt haben.

    Am besten brichst Du alle Kontakte in Bezug auf ihn ab. Er ist erwachsen und für sich selbst verantwortlich.

    Siehe zu, dass es Dir bald besser geht und Du Deinen Sonnenschein nicht verlierst!

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Hallo liebe MissSunhine,

    willkommen hier bei uns im Forum, Danke für Dein Vertrauen in uns! 44.

    Kurz zu mir, männlich, 42 Jahre, trockener Alkoholiker seit nun knapp 15 Jahren.

    Liebe MissS (ich erlaube mir der Einfachheit halber diese Abkürzung), zunächst einmal möchte ich Dir sagen, vielmehr Dich bestätigen, dass Du mit Deinem Auszug aus dem gemeinsamen Haus/Wohnung absolut das einzig richtige getan hast! Weil Du Dich durch diesen Auszug erstmal körperlich und auch seelisch schützt! Bitte glaube mir, dieser Auszug war nicht nur richtig, sondern auch alternativlos!

    Korrekt, Dein Partner ist krank, schwer krank sogar. Er ist durch diese Krankheit eine Gefahr für sich, weil er sich auf gut deutsch gesagt kaputt säuft, plus sich selbst durch seine Aussetzter und Gewaltexzesse in jeglicher Form schadet.
    Letzteres macht ihn auch zu einer Gefahr für andere und damit auch für Dich. Verbale wie physische Wutausbrüche sind und bleiben inakzeptabel und sind durch nichts zu entschuldigen! Von daher war und ist Dein handeln absolut gerechtfertigt!

    Nun zum Umfeld:


    Eine Freundin...sagte dann zu mir,...er hat sich wegen mir so betrunken.

    (Kernaussage rausgekürzt)

    Natürlich hat er das, weil er - mal wieder - einen Grund brauchte um sich betrinken zu können...

    Gegenfrage zum Vergleich: Angenommen Du wärst bei ihm geblieben, hätte er dann nichts getrunken? Laut seiner Aussage sollte man das meinen...

    Mit anderen Worten: Ganz gleich was ist, er wird immer weiter trinken und immer "Gründe" dafür finden.


    "Ich bin ein schlechter Mensch, ich will sterben".

    Das kenn ich auch von mir selbst, als ich mit dem Gesicht voran im Putzeimer oder der Toilettenschüssel hing. Plus die Aussauge: Nie wieder saufen... Hätte ich mal gemacht, aber was war das Ende vom Lied als es mir wieder besser ging? Richtig, weiter saufen...

    Also von daher brauchst Du auf diese Aussage eines Säufers wirklich nichts zu geben!

    Zitat

    Was kann bzw. sollte ich tun?

    Wie gesagt, Du hast mit Deinem Auszug absolut richtig gehandelt!

    Ich persönlich rate Dir zu folgendem:

    1.

    Bleibe Du jetzt erstmal selbst standhaft und stehe zu Deiner Entscheidung ausgezogen zu sein.
    Deswegen ist Eurer Beziehung noch nicht zu Ende, aber Du bist bis zur Klärung welchen Weg Dein Mann einschlagen wird in körperlicher wie psychischer Sicherheit!
    Zudem, wenn Du jetzt locker lässt und zurückgehst bzw wieder einziehst, dann wird Dein Mann keinen Grund sehen sich zu ändern, selbst dann nicht wenn er es vorher versprochen hat. Er wird wieder weiter trinken.
    Also bleibe ausgezogen zu Deinem eigenen Schutz und um ihn zu zeigen wie ernst die Lage ist!

    2. Sage ihm, dass er jetzt eine Entgiftung und Therapie zu machen hat. Auch soll er zu einer Alkoholselbsthilegruppe gehen (natürlich erst nach der Entgiftung).
    Die Zeit des trinkens, auch des wiederholt versuchten und gescheiterten kontrolliertenm Trinkens, sind jetzt für immer vorbei und kommt auch nie wieder zurück! Jetzt hilft und gibt es nur noch die totale Anstinenz vom Alkohol.
    Das hat Dein Mann zu begreifen - bzw das sollte er begreifen, und das hast auch Du zu begreifen!

    Dieser zweite Punkt, ist quasi eine Vorabbedingung! Ohne sein ernsthaftes Umsetzen dieser Bedingung braucht er nicht und ganz wichtig, vor allem auch Du nicht (!!!) über eine mögliche Rückkehr nachdenken geschweige denn verhandeln!

    3. Bleibe bei uns im Forum und suche Dir noch zusätzlich eine reale Selbsthilfegruppe. Wir und dort können Dich psychsisch unterstützen.

    4. Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, achte auf Dich und was Du haben möchtest. Eine (Liebes-) Beziehung beruht auf gegenseitigkeiter Anerkennung und Respekt und nicht auf Märtyrium und Selbstaufopferung!

    Was sein bzw Euer Umfeld angeht:

    Nun beweißt sich erstmal was wahre Freunde sind....

    Wahre Freunde unterstützen sich gegenseitig und respektieren sich (ähnlich auch wie in einer Liebesbeziehung)...

    ...unterstützen seine/Eure Freunde seinen (möglcihen) Entschluss zur Abstinenz oder animieren sie ihn zum erneuten saufen...?

    So wie Du es schreibst befürchte ich jedoch, dass er sich ein neues Umfeld suchen muss/sollte...

    Da kannst umgekehrt Du Dir auch die Frage stellen, ob Du (wieder) in ein solches Umfeld zurück möchtest...?

    Ich habe mir damals gesagt: Wer meinen Entschluss abstinent zu bleiben nicht akzeptiert, der ist nicht (mehr) mein Kumpel... (So habe ich das damals gemacht, so mache ich das auch noch heute wenn es denn sein muss)


    Dass soll es fürs erste gewesen sein von meiner Seite. Bestimmt kommen noch weitere Feedbacks von anderen Usern hier...

    Lass alles mal auf dich wirken und dneke in aller Ruhe nach.

    Schreibe hier, wenn Dir danach ist!

    Viel Glück MissS

  • Hallo MissSunshine,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Davor trank ich viele Jahre abhängig, die meiste Zeit trank ich heimlich und ich funkitionierte bis zum Schluss, mehr oder weniger gut....
    Das nur mal ganz kurz, damit Du einen kleinen Eindruck hast wer Dir da schreibt.

    Was soll ich sagen: Ich kann Dich erst mal nur dafür meinen Glückwunsch aussprechen, dass Du diesen Schritt auch tatsächlich gemacht hast. Viele Angehörige verbringen ganz viele Jahre damit sich immer wieder vorzunehmen den Trinker endlich zu verlassen und tun es dann doch nicht. Oft liegen die Gründe dafür dann auch in einer anderen Krankheit die sich Co-Abhängigkeit nennt. Ich weiß nicht ob Du Dich darüber schon mal informiert hast, wenn nicht, dann google es doch einfach mal. Oft ist es auch eine Art Pflichtbewusstsein. Mal will den Partner den man liebt (oder mal geliebt hat oder von dem man glaubt das man ihn liebt) ja nicht einfach hängen lassen. Und oft sind es auch eigenen Existenzängste, finanzielle Sorgen, gemeinsame Kinder, etc. die dafür "sorgen", dass man lieber den saufenden Partner irgendwie erträgt als das man den Schritt wagt, in ein selbstbestimmtes Leben zurück zu gehen.

    Insofern hast Du hier einen Riesenschritt getan, und ohne Deine genaue Situation zu kenne möchte ich sagen: Bestimmt auch einen ganz wichtigen für Dich und Deine Zukunft.

    Was jetzt passiert ist ganz normal. Du zweifelst, Du hinterfragst Deine Entscheidung und von der "anderen" Seite kommen nun auch Informationen, die diese Zweifel in Dir am köcheln halten. Er als Alkoholiker ist, und das darfst Du mir wirklich glauben weil ich es bei mir selbst erlebt habe, ein Meistern im Manipulieren und auch im Lügen. Er wird die Knöpfe kennen, die er drücken muss um etwas bei Dir erreichen. Ich kannte die Knöpfe bei meiner Frau jedenfalls sehr sehr gut. Und das wird er nutzen, wenn Du es zulässt.

    Dann sind da aber ja noch all die anderen, teilweise ganz schlauen, die aber eigentlich gar nicht wissen, was bei Dir /Euch eigentlich genau abgelaufen ist. Sehr beliebt sind hier auch die Vorwürfe der Eltern des Trinkers z. B. Bei Dir ist es jetzt ein Freundin, die Dir ganz generöß ja "keine Schuld zuweisen möchte" um dann aber ein dickes "ABER" anzuhängen.

    Zu all diesen Menschen, vielleicht gibt es noch mehr von denen in Deinem Umfeld, vielleicht kommen noch welche dazu, kannst Du sagen: Walk a mile in my shoes!

    Dein Leben, Deine Entscheidung(en) - sein Leben, seine Entscheidung(en). Ich glaube ich brauche Dir hier nicht mehr explizit erzählen, dass Du an seiner Sucht nicht ändern kannst. Dass Du ihn nicht vom Trinken abhalten kannst. Nur er allein kann das. Mit Deinem Ausszug hast Du ihm sozusagen eine letzte Steilvorlage gegeben. Ein Steilvorlage, die er so oder so hätte nutzen können. Entweder als eindeutiges Signal, dass es jetzt wirklich ernst ist, dass Du ihn wirklich verlässt bzw. verlassen hast und dass er spätestens jetzt sich Hilfe sucht um von der Flasche weg zu kommen. Weil der Dich z.B. einfach nicht verlieren möchte und eigentlich ja auch selbst weg will von dem Zeug.

    ODER: Er nutzt es als Steilvorlage um jetzt erst Recht zu saufen. Denn Du hast ihn ja verlassen und wenn das kein guter Grund ist. Er hast sich wohl für Variante 2 entschieden und garniert das noch mit ordentlich Selbstmitleid. Alles was er tun müsste wäre sich Hilfe zu suchen und ernsthaft von dem Zeug weg wollen. Das scheint aber nicht der Fall zu sein und so wird er weiter saufen. Seine Entscheidung und daran kannst Du absolut nichts ändern.

    Aber zieh' Dir bloß nicht den Schuh an, dass Du dafür verantwortlich bist. Er säuft, und Du stehst nicht mit der Knarre daneben und zwingst ihn dazu. Er tut es weil es tun will, oder auch weil er es tun muss. Aber bestimmt nicht wegen Dir. Und er könnte es ändern. Hier im Forum hast Du viele Beispiele von Menschen die es geändert haben. Verdammt schwer, aber möglich. Wenn man es wirklich will.

    Deshalb möchte ich Dir sagen: Bleibt bei Dir. Werde nicht schwach. Blocke jedwede Zweifel und irgendwelche Vorwürfe ab. Kümmere Dich um Dich und um Dein Leben, lass ihm das seine. Wenn Du zurück gehst wird sich nicht ändern, überhaupt nichts. Egal was er Dir vielleicht auch verspricht. Es gäbe aus meiner Sicht nur einen einzigen Grund, wo Du über eine Fortführung der Beziehung nachdenken könntest, nämlich dann, wenn er aufhören würde zu trinken. Und nicht nur mal nichts mehr trinken, sondern wirklich aufhören mit allem was dazu gehört. Langfristig.

    Alles andere verlängert Deine Leidenszeit. Die Alkoholsucht ist leider eine furchtbare Krankheit wo auch Liebe ganz schnell an ihre Grenzen kommt. Insofern: Lieber in Liebe loslassen als unglücklich verliebt leiden...

    Alles alles Gute für Dich!

    LG
    gerchla

  • Hallo liebe Elly,

    erstmal vielen Dank für deine Antwort. Ich habe schon einiges mit ihm erlebt, ich hatte auch oft die Hoffnung, nach dem es immer "geknallt" hat, dass jetzt "wirklich" etwas passiert von seiner Seite aus. Für mich war das alles auch ein Lernprozess.. bis ich zu Beginn verstanden habe, dass ein Alkoholproblem vorliegt und wie schwer es sein kann, da wieder raus zu kommen. Deshalb herzlichen Glückwunsch an alle, die es geschafft haben! Das wünsche ich wirklich jedem, der in dieser Krankheit steckt.

    Und Danke für deine ehrlichen Worte bzgl. des kontrollierten Trinkens bzw. dem Trinkplan. Mein Partner ist leider immer noch davon überzeugt, dass das funktionieren kann. Ich sehe es nicht so, ich denke nur die Abstinenz ist für ihn ein Weg dort raus. Das möchte er so aber nicht akzeptieren.

    Ich möchte in jedem Fall standhaft bleiben. Die Situation, dass ich schonmal weg war (für eine Woche bei meinen Eltern) nachdem wieder etwas vorgefallen ist hatten wir erst vor ca. einem Monat. Geändert hat sich seit dem nichts. Wenn ich jetzt zurück gehe, geht das ganze Spiel wieder von vorne los.

    Ich freue mich sehr auf den Austausch hier mit euch. 44.

  • Hallo proky,

    vielen herzlichen Dank auch an dich für deine Antwort. Ich habe mich wirklich gefreut, dass ihr euch gleich die Zeit genommen habt - und mit MissS komme ich klar ;)

    Du hast es auf den Punkt getroffen, er säuft sich kaputt. Die Situation, wie du sie beschreibst (über dem Putzeimer hängen, etc.) das hatten wir alles schon. Es sind wirklich auch schon einige Sachen zu Bruch gegangen bei uns, weil er seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle hatte. Am nächsten Tag konnte er sich teilweise nicht mehr daran erinnern. Diese Black Outs oder auch Filmrisse hat er leider häufiger.

    Wir werden heute Abend miteinander telefonieren, da werde ich auf jeden Fall deine Punkte befolgen. Es ist nämlich genau das, was in meinem Kopf die ganze Zeit schon herumschwirrt, dass er selbst nur eine Chance hat wenn er eine Entgiftung macht.

    Du hast noch eine sehr hilfreiche Frage gestellt, wie es gewesen wäre, wenn ich dort geblieben wäre. Und ja er wäre am Sonntag definitiv auch in die Kneipe gegangen zum Fussball gucken. Er hätte auf jeden Fall wieder Alkohol getrunken und mit Sicherheit auch nicht zu wenig.

    Und die Frage, ob ich in dieses Umfeld zurück möchte, habe ich mir auch schon gestellt. Es hat sicher einen Grund, warum ich mit seinen Freunden nicht befreundet bin. Da geht es eben immer ums Saufen. Wir haben eigentlich noch nie was mit seinen Freunden gemacht, wo kein Alkohol mit dabei war.

    Ich halte euch auf dem Laufenden.

  • Hallo Gerchla,

    vielen Dank für deine Nachricht 44.

    Kurz als Hintergrundinfo noch zu uns: wir sind seit ca. 2 Jahren zusammen. Es hat anfangs schon gedauert, bis ich gemerkt habe, was mit ihm eigentlich los ist. Anfangs dachte ich, er trinkt nur ab und an mal gerne einen (wir hatten uns auch immer nur am Wochenende gesehen). Da haben wir aber auch noch nicht zusammen gewohnt. Als wir zusammen gezogen sind nach ca. 9 Monaten dämmerte es mir langsam. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ehrlich gesagt noch ein falsches Bild von der Krankheit bzw. auch Vorurteile.

    Aber ehrlich gesagt, habe ich mich immer wieder "einlullen" lassen von den ganzen Versprechungen. Er sagte schon so oft "So kann und will ich nicht mehr leben", "es kommt nicht mehr vor", "die Luft in der Kneipe war so schlecht, deshalb hat der Alkohol so angeschlagen", "wenn ich wieder mehr Sport mache, dann passiert das nicht mehr", etc. Blablabla. Die Liste kann ich noch ewig fortführen. Es gab dann immer irgendwas woran ich festgehalten habe. Am Anfang die oben genannten Sprüche, dann sagte er als nächste "Wenn jetzt noch einmal was passiert, gehe ich in eine Therapie", dann ist er jetzt in Therapie und jetzt ist es der Trinkplan, an dem er festhält. Wenn ich jetzt nicht einen Riegel für mich davor schiebe, geht es immer so weiter und das will ich wirklich nicht mehr. Die Qualität der Beziehung leidet einfach enorm darunter.

    Ich habe dann einfach selbst gemerkt, dass ich Unterstützung brauche weil es mir seelisch nicht mehr gut ging. Durch die ganzen Abstürze habe ich Probleme bekommen, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren und auch meine Lebensfreude bzw. positive Energie ging komplett drauf. Ich war da teilweise regelrecht verzweifelt. Seit dem ich bei meiner Psychologin bin, habe ich wieder gelernt mich auf mich zu fokussieren. Ich konnte durch die Therapie wieder Kraft sammeln, um jetzt eben diesen Schritt auch durchzuziehen.

    Also, nochmal vielen herzlichen Dank für euer Feedback! Es ist wirklich sehr hilfreich eure Meinungen zu lesen, es öffnet mir einfach meine Augen und gibt mir viel Kraft. Als Angehörige wollte ich das alles nicht wahr haben, gerade weil der Rest in seinem Leben (Job, Sport, etc.) gut funktioniert. Aber jetzt bin ich endlich in der Realität angekommen. Ich halte euch auf dem Laufenden.

    Bis ganz bald,
    MissSunshine

  • Hallo MissSunshine,

    es ist sehr schön Dich so klar zu lesen. Ich finde, Du reflektierst die Situation sehr genau und ich kann Deine Eindrücke aus meiner eigenen Erfahrung heraus bestätigen. Die schriebst ja von "Blablabla". Und genau das ist es auch. So war es auch bei mir und so erzählen es fast alle Alkoholiker die ich kenne von sich auch. Man steckt da in dieser Sucht und man wird einfach zu einem Meister im Lügen und im Manipulieren. Es geht einfach nur darum weiter trinken zu können und dieses "Leben" nicht aufgeben zu müssen. Und alles was dann da so erzählt bzw. ankündigt und verspricht ist in der Regel wirklich nur blablabla.

    Ab und an kommen dann mal die "Lichtblicke", meist nach besonders hefigen Ereignissen vorher. Wo man dann auch wirklich, durchaus auch ernsthaft, der Meinung ist, dass man jetzt was ändern will oder muss. Nur hält das dann eben nicht lange an. In günstigen Fällen wird eine Trinkpause daraus (mal ein paar Tage, vielleicht auch ein paar Wochen ohne Alkohol, je nach Ausprägung der Sucht), oft ist es aber so, dass man sich morgens etwas vornimmt und es abends dann einfach nicht einhalten kann.

    Was Dein (Ex-)Partner jetzt versucht scheint ja kontrolliertes Trinken zu sein. Grundsätzlich gehöre ich nicht zu denen, die das von vorne herein als Schwachsinn ablehnen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass das nur dann gelingen kann, wenn man noch nicht süchtig ist. Es gibt ja viele Menschen, die "nur" Alkoholmissbrauch betreiben, jedoch nicht wirklich abhängig sind. Den Unterschied zwischen bereits Süchtigen oder nur Missbräuchler kann man i. d. R. nicht sofort erkennen. Es gibt da keine Formel oder Regel nach der man dann genau sagen könnte: Du bist schon süchtig und du noch nicht. Auch Missbräuchler können über viele Jahre enorm hohe Mengen zu sich nehmen und sind aber eben noch nicht süchtig. Während anderen bereits nach kurzer Zeit und schon relativ geringen Mengen an Alkohol in der Sucht hängen.

    Aber zurück zum Thema. Wenn man eben noch nicht süchtig ist, dann kann es m. E. mit dem kontrollierten Trinken (unter Anleitung) schon ein Weg sein, wieder zurück zu einem moderaten Konsum zu kommen um diesen dann auch dauerhaft beizubehalten. Wenn jemand aber "richtig" süchtig ist, dann ist der Zug abgefahren. So jedenfalls meine Erfahrungen bei mir selbst und auch aus vielen Gesprächen mit anderen Alkoholikern. Wir haben ja alle erst mal probiert wieder die Kontrolle zu erlangen. Ich selbst habe das auch probiert und ich hatte damit sogar Erfolg...aber nur ein paar Wochen lang..... und dann ging es wieder dahin. Süchtig bedeutet für mich, dass es nur den Weg der Abstinenz gibt. Möglicherweise könnte kontrolliertes Trinken evtl. dazu beitragen, diesen Weg zu erreichen, wenn man sich eingestehen kann, dass so viel anstrengender ist immer nur ganz wenig trinken "zu dürfen" als einfach komplett zu verzichten. Da ist es leichter, einmal diesen Punkt zu überwinden als sich ständig immer wieder neu mit dem Stoff der Begierde sozusagen anzufixen ohne ihn dann aber in den Mengen konsumieren zu dürfen, wie man das eigentlich möchte.

    Alles richtig gemacht, möchte ich Dir sagen. Es wird sich zeigen, wo sein Weg hin führt. Das hast Du nicht in der Hand und es liegt auch nicht in Deiner Verantwortung. Deinen Weg hast aber in der Hand und ich finde, Du hast die absolut richtigen Entscheidungen getroffen. Ganz stark auch, dass Du Dir Hilfe gesucht hast und Dich psychologisch begleiten lässt. Hut ab, das finde ich ganz ganz klug von Dir.

    Bleib auf Deinem Weg. Ich wünsche Dir alles alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Hallo ihr Lieben,

    ich möchte euch gerne ein Update schicken. Ich habe gestern mit zwei Damen aus unterschiedlichen SHG gesprochen. Leider finden die aktuell nicht statt. Aber die eine Dame hat mir angeboten, dass ich mich jederzeit mit ihr austauschen kann. Das habe ich gestern auch direkt ein wenig genutzt und es tat echt gut. Da aktuell die SHG nicht statt findet, wollte ich jetzt verstärkt mit euch in den Austausch gehen.

    Am Dienstag hab ich meinem Partner mitgeteilt, dass ich nicht mehr weiter in die Beziehung investieren möchte. Wir waren einfach schon so oft an dem Punkt wie jetzt. Er war gestern wieder bei seiner Therapeutin und jetzt will er aufhören mit dem Alkohol. Sie hat ihm geraten, dass er in eine SHG gehen soll, sich neue Freunde suchen muss um aus dem Umfeld heraus zu kommen, dass er ggf. auch Online-Angebote nutzen soll (da kann man wohl mit irgendeiner Klinik chatten und sich austauschen). Das Telefonat zwischen uns war wirklich nicht schön, weil er sehr viel geweint hat. So hab ich ihn noch nie erlebt und das verletzt mich sehr.

    Er sagte, ich bin sein einziger Halt und die einzige Person, die eben nicht auf den Alkohol fixiert ist. Das stimmt auch. Und irgendwie drängt mich das zwischen zwei Stühle. Auf der einen Seite habe ich Angst davor, dass er es nicht schafft wenn er keine Bezugsperson ohne Alkohol hat. Aber auf der anderen Seite weiß ich auch das ich nicht für ihn verantwortlich bin und es auch oft Situationen gab wo wir unterwegs waren (egal ob zu 2. oder in der Gruppe mit seinen Freunden) und er war am Ende doch betrunken. Oder im letzten Urlaub, da waren wir zu 2. und er hat am ersten Abend wieder viel getrunken und als wir um halbeins im Hotel waren ist er sogar nochmal alleine los gezogen. Da zählt seine Aussage dann auf einmal nicht mehr, er hätte ja auch einfach gar nichts trinken können. Da hat er sich ja auch nicht an mir orientiert, sondern sein eigenes Ding gemacht.

    Auch wenn es mir extrem weh tut, möchte ich standhaft bleiben. Wenn ich jetzt weich werde, dann akzeptiere ich ja (indirekt) wieder sein Verhalten und male mir das so aus: anfangs reißt er sich zusammen, kann mir sehr gut vorstellen dass das dieses mal länger anhält, aber ich kann mir genauso gut vorstellen, dass er wieder nach einer gewissen Zeit rückfällig wird, wenn er sich sicherer mit uns fühlt und sich und mir ein paar mal bewiesen hat, dass es auch ohne geht.

    Ich habe jetzt auch extrem schnell eine Wohnung gefunden (Mietvertrag ist noch nicht unterschrieben, mache ich Morgen nach der Arbeit). Ich möchte natürlich nicht ewig bei meinen Eltern wohnen. Auch wenn es gerade sehr schön ist aufgefangen zu werden. Ich bin Anfang 30 und möchte natürlich ein eigenständiges Leben führen. Hier habe ich leider nicht wirklich einen Ort, an dem ich mich zurück ziehen kann.

    Als ich heute Morgen aufgestanden bin, ist mir erstmal die Decke auf den Kopf gefallen, weil das mit der Wohnung jetzt natürlich auch extrem schnell geht und ein großer Schritt ist. Ich weiß manchmal nicht, was "richtig" und was "falsch" ist und fühle mich noch sehr wackelig auf den Beinen. Dann habe ich meine beste Freundin angerufen und wir sind einfach mal beide Wege durchgegangen:

    A) Ich bleibe erstmal bei meinen Eltern und warte, ob er sich wirklich daran hält keinen Alkohol zu trinken. Dann müsste ich aber damit klar kommen, dass ich keinen Rückzugsort habe und wenn er es nicht schafft, habe ich unnötig Zeit verstreichen lassen und muss mich dann nochmal neu auf Wohnungssuche begeben. Wer weiß, ob ich dann nochmal so schnell was finde. Zudem muss er ja nicht nur beweisen, dass er auch wirklich ohne kann (und das alleine ist schon ein langer Weg), auch das Vertrauen zwischen uns müsste wieder aufgebaut werden.

    B) Ich ziehe den Schritt in eine eigene Wohnung durch, er hat immer noch die Möglichkeit zu beweisen, dass er das ohne den Alkohol schafft und wenn er das schafft kann man sich ggf. wieder annähern. So hätte ich aber einen Rückzugsort für mich. Ich denke, dass der Schritt so oder so ein Gewinn für mich ist, egal wie es dann mit ihm weiter geht. Selbst wenn ich das ganze noch weiter spinne, wir irgendwann wieder eine reale Chance hätten, würde ich nicht mehr in unserer alten Wohnung bleiben wollen. Zudem kann mir sehr gut vorstellen, dass die Distanz zwar erstmal mehr weh tut, aber am Ende einfach mehr helfen wird.

    Hm, also ich tendiere ganz klar zu B), aber dadurch, dass ich mich noch etwas wackelig auf den Beinen fühle, musste ich es einfach nochmal runter schreiben und euch mitteilen.

    Liebe Grüße,
    MissS

  • Guten Morgen MissSunshine!

    Nun hast du Nägel mit Köpfen gemacht, wie man so schön sagt. Das finde ich sehr gut!

    B) Ich ziehe den Schritt in eine eigene Wohnung durch, er hat immer noch die Möglichkeit zu beweisen, dass er das ohne den Alkohol schafft und wenn er das schafft kann man sich ggf. wieder annähern. So hätte ich aber einen Rückzugsort für mich. Ich denke, dass der Schritt so oder so ein Gewinn für mich ist, egal wie es dann mit ihm weiter geht. Selbst wenn ich das ganze noch weiter spinne, wir irgendwann wieder eine reale Chance hätten, würde ich nicht mehr in unserer alten Wohnung bleiben wollen. Zudem kann mir sehr gut vorstellen, dass die Distanz zwar erstmal mehr weh tut, aber am Ende einfach mehr helfen wird.

    Auch ich finde die zweite Option eindeutig besser! Ausserdem wird Dir, wenn Du zur Ruhe kommst,
    vielleicht auch klar, dass Du die Beziehung gar nicht weiterführen willst.

    Das wäre noch eine Ergänzung meinerseits...

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Hallo MissSunshine,

    mein spontaner Gedanke: Natürlich Variante B, ganz klar!

    Noch ein paar weitere Gedanken von mir dazu:

    Wie Du jetzt genau weiter vorgehen willst ist natürlich einzig und allein Deine Entscheidung. Das macht es ja dann am Ende auch so schwer für Dich. Ich würde das auch davon abhängig machen, was Du für Deinen Partner (noch) empfindest. Losgelöst von dem Druck den er jetzt durch sein Verhalten bei Dir erzeugt. Er weint am Telefon, das ganze Telefonat über. Weißt Du, das könnte einerseits auch ein gutes Zeichen sein, muss aber nicht. Ich weiß nicht mehr wie viele Stunden ich vor meiner jetzt Ex-Frau geheult habe. Fast jedes unserer Treffen mündete in eine Heularie meinerseits. Also nachdem ich frisch trocken war bzw. damals waren es einfach die ersten Tage bzw. Wochen ohne Alkohol und "man" wusste ja noch nicht, wie das alles ausgehen wird.

    Und natürlich waren meine Tränen und meine Verzweiflung echt. Bei mir ging es nicht darum sie verzweifelt darum zu bitten bei mir zu bleiben (weil ich derjenige war der sich getrennt hat), ich konnte einfach nur mit dieser Wahnsinnsschuld und dem Leid das ich ihr angetan hatte (und meinen beiden Kindern) nicht umgehen. Ich wurde davon überrollt. Und zweifelte natürlich auch selbst immer wieder ob diese Trennung meinerseits wirklich der richtige Schritt war.

    Bei Deinem Partner sieht es etwas anders aus aber kann schon auch sein, dass dieser letzte ultimative Schritt von Dir jetzt wirklich etwas in ihm auslöst. Also in Richtung dauerhaft weg vom Alkohol. Aber sicher kannst Du Dir da eben nicht sein und deshalb finde ich es absolut richtig, wenn Du hier jetzt "hart" bleibst. Aber was ich als wirklich extrem wichtig empfinde ist die Frage, ob Du überhaupt noch mit ihm zusammen leben möchtest. Diese Frage kannst nur Du Dir beantworten und wenn die Antwort NEIN wäre, dann könntest Du diese ganze Geschichte auch "mit anderen Augen" sehen. Überlege Dir doch mal in Ruhe, ob Du Dir vorstellen kannst weiter mit ihm zusammen zu leben. Selbstverständlich unter der Voraussetzung dass er nicht mehr trinken würde.

    Überlege Dir, ob Du ihm wieder vertrauen könntest, was es dazu bräuchte das Du wieder Vertrauen schöpfen kannst, denn ohne Vertrauen macht aus meiner Sicht keine Beziehung einen Sinn. Überlege ob Du bereit bist, all die Verletzungen die Du erfahren hast wirklich nachhaltig und dauerhaft zu verzeihen. Banal gesprochen: Finde heraus ob Du ihn noch liebst! Und passe dabei auf, dass Du Dir nicht das Bild eines Mannes her holst, der er gar nicht ist oder der er vielleicht mal vor langer Zeit war. Und habe dabei auch im Blick, dass er als trockener Alkoholiker mit größter Wahrscheinlichkeit ein ganz anderer Mensch sein wird als der den Du jetzt kennst. Muss ja auch so sein sonst wäre ja nix gewonnen. Aber denke auch daran, dass Du diesen "neuen" Menschen noch gar nicht kennst.

    Überlege Dir auch, ob Du überhaupt dazu bereit bist, diesen Weg in die Trockenheit mit ihm zu gehen. Ich meine mit all den Sorgen und Ängsten die damit verbunden sind... trinkt er wieder...? kann ich ihm vertrauen...? Etc.

    Und wenn Du dann zu dem Ergebnis kommst: Ja, ich würde schon gerne wenn er weg kommt von dem Zeug, dann wäre es aus meiner Sicht klug, das "ganze" aus der Ferne, aus Deinem eigenen Heim und Deinem eigenen Umfeld heraus zu beobachten bzw. zu begleiten. So wie Du das ja auch schon angedeutet hast. Das ist sehr klug! Denn leider, das kannst Du aus den Statitiken ablesen, sind es eher die wenigeren (so rund 10 %) die es schaffen wirklich dauerhaft ohne Alkohol zu leben. Ein Scheitern seinerseits steht leider immer im Raum.

    Das waren noch meine Gedanken. Ich finde Du machst das ganz prima auch wenn das jetzt vielleicht für Deine schlimme Situation nicht ganz die richtige Formulierung ist. Aber Du bist klar und Du erkennst alle "Fallen" die da auf Dich lauern könnten. Ich kann das voll nachempfinden was Du gerade erlebst und wie schwer das für Dich ist. Bleib' Standhaft und achte immer auf DICH und DEINE Bedürfnisse.

    Alles alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Hallo liebe MissS,

    Zitat

    Auch wenn es mir extrem weh tut, möchte ich standhaft bleiben. Wenn ich jetzt weich werde, dann akzeptiere ich ja (indirekt) wieder sein Verhalten und male mir das so aus: anfangs reißt er sich zusammen, kann mir sehr gut vorstellen dass das dieses mal länger anhält, aber ich kann mir genauso gut vorstellen, dass er wieder nach einer gewissen Zeit rückfällig wird, wenn er sich sicherer mit uns fühlt und sich und mir ein paar mal bewiesen hat, dass es auch ohne geht.

    Exakt den Nagel auf den Kopf getroffen liebe MissS. Jedes einzelne Wort stimmt!


    VARIANTE B - ganz klar, keine Frage.

    Denn zum einen, bedenke die derzeit angespannte Wohnungsmarktsituation. Jetzt hast Du sehr schnell eine Wohnung bekommen. Ob du in Zukunft nochmal soviel Glück hast ist fraglich...

    Mit deiner eigenen Wohnung hast Du dein eigenes Reich, deinen eigenen Rückzugsort - deinen Sicherheitsraum! Ganz wichtig!

    Bedenke, dass zum einen Du dir erstmal darüber klar werden musst was Du möchtest, weiter eine Beziehung zu ihm Ja oder Nein..? Eine eigene Wohnung ist da nicht verkehrt. Auch wenn die Antwort Ja lauten sollte, so rate ich für die nächsten Jahre von einem erneuten Zusammenziehen ab...

    ...denn er muss nun erstmal beweisen, dass er ohne Alkohol leben möchte und kann (und nach meiner persönlichen Proky-Auffassung, hat er erst den Beweis nach 2-3 Jahren Abstinenz erbracht - gut ich gebe zu, darüber kann man streiten, ist nur meine Ansicht...)
    Im Falle eines Rückfalls ist (d)eine Wohnung auch ganz gut für Dich.


    Zusammenfassend möchte ich schreiben liebe MissS:

    Für das, dass Du nach Deiner Aussage bis vor kurzem keine Ahnung von der Alkoholkrankheit hattest und viele Vorurteile hattest, so beweisen deine Posts hier, nicht nur das Gegenteil, sondern sie beweisen auch, dass Du nicht Co-Abhängig bist, die Realität erkennst, Dir nichts vormachst, keine falschen naiven Hoffnungen machst.

    Ich wünschte mir mehr Angehörige würden so reflektiert handeln wie Du! Dann würden auch mehr Alkoholkranke aufwachen...

    Variante B wie gesagt... 44.

    Und schreibe uns wenn Du Fragen hast, Du Dich unwohl fühlst oder was auch immer - gerne auch PN! :mail2:

    LG

    Proky

  • Guten Morgen zusammen,

    gerne möchte ich mich nochmal bei euch melden mit einem Update. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen Angehörigen etwas. Aber zuvor nochmal vielen Dank proky für deine Antwort und auch das Angebot, dass ich mich per PN melden darf 44.

    Ich bin letztes Wochenende komplett ausgezogen. Zwar erstmal zu meinen Eltern (das mit der Wohnung hatte doch nicht geklappt), aber im Endeffekt ist das ja erstmal egal. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier sein darf. Die Zeit davor war echt schlimm, weil ich Angst hatte doch weich zu werden. Mein Ex-Partner hat natürlich versucht mich davon zu überzeugen, dass er es jetzt hinbekommt. Allerdings war er in der Zeit auch wieder in der Kneipe und einmal privat zum Fussball schauen verabredet. Natürlich gab es da auch Alkohol. Zu 100% abstinent leben will er gar nicht. Wenn er was mit mir macht, kann er auf Alkohol verzichten, aber mit Freunden beim Fussball gehört Alkohol eben dazu.

    Er geht jetzt davon aus, dass er es im Griff hat, weil er in einer App die Trinkmenge erfasst und die App anzeigt ob der Konsum risikoarm und risikoreich ist. Er kann somit den Konsum besser einschätzen. Kann gut sein, dass das eine Strategie ist die für ihn gut funktioniert. Ich würde mir für ihn wirklich wünschen, dass er es jetzt schafft. Aber er ist seit März in einer Therapie und alles hat bislang nichts gebracht und jetzt, wo ich mich trenne, funktioniert es. Leider habe ich nach wie vor das Gefühl, er macht das eher für die Beziehung, anstatt für sich selbst. Ich habe mich aber dazu entschieden, dass ich einfach nicht mehr will. Mit etwas Abstand wurde mir das alles viel klarer. Es ist zu viel kaputt gegangen, egal ob Gefühle oder Vertrauen. Leider fehlt da inzwischen die Basis für eine Beziehung.

    Ich habe mir auch eine Liste geschrieben (hatte mir meine Therapeutin empfohlen und vllt. hilft das auch dem ein oder anderen), auf der alles stand was bisher schief gelaufen ist und gerade, wenn man sich in der Trennungsphase befindet sollte man auch aufschreiben, welche Vorteile man jetzt hat. Bei mir war es z.B. so, dass ich vor kurzem Freunde besucht habe und für mich war der Vorteil ganz klar: ich habe keine Befürchtungen, dass mein Partner ausfällig werden könnte oder danach wieder in der Kneipe versinkt und danach ist dann Zuhause wieder Halli-Galli angesagt. Nein, ich hab einfach einen ganz entspannten Abend, kann ich Ruhe heim fahren und in Ruhe ins Bett gehen. Und immer wenn ich dann mal anfange zu idealisieren "Ach, so schlimm war es doch gar nicht" oder irgendwie ins schwanken komme, lese ich mir die Liste durch und denke mir: "Solche Sachen will ich NIE wieder erleben, wirklich NIE wieder". Das Risiko ist nun mal da, dass er in ein altes Muster verfallen könnte. Egal ob Morgen, in einem Jahr oder in 10 Jahren.

    Er kann die Trennung leider nicht akzeptieren. Für ihn ist es kaum fassbar, dass er durch den Alkohol seine Beziehung zerstört hat. Er sagt, er weiß nun vieles viel mehr zu schätzen und möchte jetzt, dass es auch mal mehr um mich geht anstatt um ihn. Auf der einen Seite tut es mir leid, dass es ihm jetzt so schlecht geht. Im Herzen ist er ein guter Mensch und wir hatten auch schöne Zeiten und daher tut es mir natürlich weh einen grundsätzlich guten Menschen von mir abzustoßen.

    Den schwierigsten Schritt habe ich geschafft und möchte mich in Zukunft erstmal auf mich konzentrieren. Ich bin lange in der Beziehung verharrt, weil ich erstmal eine Zeitlang gebraucht habe um das zu realisieren und wahr haben zu wollen. Leider habe ich da oft mein Bauchgefühl einfach ignoriert und durchgehalten/ausgehalten in der Hoffnung ich täusche mich oder das wird schon irgendwie werden. Im Nachgang weiß ich natürlich, dass die Denkweise nicht richtig war. Ich hätte viel mehr zu meinen Bedürfnissen stehen sollen und auch in Kauf nehmen sollen, dass man damit aneckt. Ich bin sehr froh, dass ich eine gute Therapeutin habe, die mich auf dem bisherigen Weg unterstützt hat und ich nun an genau diesen Schwachstellen von mir arbeiten kann.

    Ich wünsche euch allen alles Gute und werde hier natürlich immer wieder mal vorbei schauen :)

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