Beiträge von Ailin

    Lieber Greenfox, liebe Britt,

    Danke für Eure Worte. Ich hatte noch 2 Telefonate im Anschluss mit ihm. Beide sehr aggressiv und anklagend: ich wolle ja nun den Rosenkrieg, ich könne nicht einfach so mündliche Vereinbarungen kündigen (dass er die Kinder bei uns betreut), er wolle den Schlüssel wieder haben usw. usw.

    Eben nochmal das Ganze, jetzt würden wir uns vor Gericht wiedersehen, ich solle ihm die Stellen schicken, in denen steht, dass er den Schlüssel abgeben muss (habe ich getan) usw. Ich habe wieder möglichst ruhig meine Argumente vorgetragen und auch gesagt, dass ein Rosenkrieg ist das letzte was ich wolle. Er meinte dann es sei so unfair, dass ich das einfach so alleine beschliesse ohne vorher darüber zu reden (habe ich ja versucht) usw. Letztendlich ging es wieder um das Thema Vertrauen. Und er würde nie vor einer 6stündigen Fahrt mit den Kindern trinken. Meine Antwort: Egal, Du hast es ja vorher auch schon getan. Er:Aber nur als wir im Restaurant waren. Meine Antwort: Das spielt keine Rolle, das Vertrauen ist weg.
    Ich habe ihm gesagt, dass wir ja gerne nochmal reden könnten, aber nur mit einer dritten Person seiner Wahl. Da hat er ja niemanden. Die Beratungsstellen findet er alle doof. Ich habe gesagt, dass wir gerne auch noch mal mit dem Kinderpsychologen sprechen können.

    Irgendwann wurde er ruhiger und siehe da, auf einmal sagt er, dass er mir entgegen kommt und in den Alkoholtester pustet, obwohl das Schwachsinn sei. Ich habe gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich mich jetzt noch darauf einlasse, aber darüber nachdenken würde. Ich wollte auch einfach auflegen und in Ruhe denken können.

    Gott, ich will ihm und den Kindern ja gar nicht ihren Urlaub nehmen. Aber natürlich habe ich keinerlei Kontrolle darüber, ob er während der Pause an der Tanke ranfährt. Ich kann mir das ehrlich gesagt nur vorstellen, wenn seine Eltern auch mitziehen und vor jeder Fahrt testen.

    Und die Kinder muss ich trotzdem einweihen, nicht weil ich will, dass sie ihn kontrollieren, sondern weil es da kein Zurück mehr gibt.

    Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Bin zu müde. Muss mir das durch den Kopf gehen lassen. Könnte das reichen?
    Oder knicke ich gerade ein.

    Ailin

    So, ich bin den Schritt gegangen und habe Nägel mit Köpfen gemacht. Heute morgen war ich beim Kinderpsychologen. Es war ein gutes Gespräch, worin er mich in zwei Dingen bestätigt hat: Er hat meinem Ex von Anfang an angesehen, dass er "mit hoher Wahrscheinlichkeit" ein Alkoholproblem hat, noch bevor ich das Thema angesprochen habe. Ich hätte das ja nicht mehr gesehen, weil es ihm ja zu dem Zeitpunkt angeblich schon viel besser ging. Er sagte auch, dass er sich natürlich täuschen könne, aber auch die Reaktion meines Ex auf was ich gesagt habe, hätten ihn nicht überrascht. Außerdem hat er mir auch geraten, mit den Kindern ehrlich darüber zu sprechen. Das werde ich jetzt wohl am Wochenende tun, wenn die Große wieder da ist. Ich habe Angst davor, aber es ist der einzige Schritt.

    Dann bin ich zu meinem Ex gegangen und habe um ein Gespräch gebeten. Als erstes habe ich ihn um den Wohnungsschlüssel gebeten, da er ja noch immer bei uns ein und aus geht. Er hat gesagt, dass wir dann schnell noch einen Ersatzschlüssel machen müssten. Ich habe das dann verneint und gesagt, dass ich nicht mehr möchte, dass er bei uns ist und er die Kinder dann bei sich betreuen muss. Dabei ist mir insofern nicht wohl, weil ich dann nicht mehr dabei bin. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass er sie sowieso nicht oft bei sich haben will, weil er dann nicht mehr so schalten und walten kann wie er will.

    Dann habe ich ihm gesagt, dass er meine Erlaubnis nicht hat, mit den Kindern mit dem Auto in den Urlaub zu fahren. Die Reaktion war so eindeutig wie vorhersehbar. Ich wäre verrückt, wolle nur meinen Willen durchsetzen. Meine Argumente, dass es ja andere Alternativen (Zug, Flug, Alkoholtestusw) gegeben hätte, wollte er vom Tisch wischen. Dass er selber keinen einzigen Vorschlag gemacht hat, um mir entgegen zu kommen: für ihn unwichtig.

    Keines seiner Argumente habe ich gelten lassen. Ich habe ihm alles so gesagt, wie ich es sehe, warum er mir aus dem Weg geht (weil er mich nicht ertragen kann/damit ich seine Fahne nicht rieche), warum er Alkoholiker sei (er tränke nur noch sozial/ stinkt aber aus jedem Knopfloch), usw. usw. Es ist mir sehr schwer gefallen, nicht einzuknicken. Er wolle nur Zeit mir den Kindern verbringen, und ich würde sie ihm wegnehmen (was definitiv nicht meine Absicht ist). Als ich ihm gesagt habe, das seine kleine Tochter mir erzählt hat, dass sie sich fühlt als ob sie Wahnvorstellungen hat, weil er immer behauptet, sie hätte Dinge falsch gesehen (wenn sie ihn erwischt hat beim Rauchen oder so) hat er überhaupt nicht kommentiert (was soll er auch dazu sagen?).

    Dass ich beim Jugendamt war, hat ihn echt schockiert. Da hat er mich für komplett verrückt erklärt. Er kam dann mit der großen Keule, von der er sich wohl erhofft, dass ich dabei einknicke: Dann musst Du es auch den Kindern sagen! Da habe ich nur ganz ruhig gesagt, dass ich das tun werde.

    Nichts, wirklich nichts hat ihn erreicht. Ich habe ihm auch nochmal gesagt, dass sein Umfeld Bescheid weiß (ach ja, Du redest ja immer mit allen Leuten!). Ich habe ihm gesagt, dass diese Leute alle für ihn da wären, wenn er endlich mal der Wahrheit ins Gesicht sehen würde und sich helfen lassen würde.

    Naja, es ging eine halbe Stunde, und dann bin ich gegangen. Er hat mir gesagt, dass er fahren würde, so oder so. Ich habe dann gesagt, dass ich jetzt ans Jugendgericht schreiben werde (werde ich auch tun) und dass er eine Straftat begehen würde, wenn er es macht.

    Ich werde sehen, was er jetzt macht, aber mein Weg steht fest. Hoffe auf das Beste, aber bereite Dich auf das Schlimmste vor.

    Eure Ailin

    Liebe Caroline, liebe Leser,

    Ich schreibe hier einfach mal im Vorstellungsfaden weiter.
    Ich habe letztes Wochenende wie gesagt mit seinem Bruder telefoniert, der anscheinend Verständnis für meine Situation zeigte und mir sagte, er würde seine Kinder auch nicht fahren lassen. Da seine Eltern nicht mehr mit mir reden, hat er zugesagt mit ihnen zu sprechen und ihnen zu sagen, dass sie mich anrufen sollen. Mir ist eigentlich nur wichtig, dass sie mit meinem Ex reden und ihm sagen, dass er nicht zu kommen braucht. Auf jeden Fall ist seitdem nichts mehr passiert, ich habe nichts gehört. Dann habe ich wieder versucht den Bruder zu erreichen. Gestern kam dann eine SMS, aber da mein Telefon spinnt, sehe ich immer nur kurz einen Teil der Nachricht auf dem Sperrbildschirm, aber der Rest der Nachricht erscheint nicht bei meinen anderen Nachrichten. Ich konnte nur lesen, dass er mit seinen Eltern gesprochen hat und sie am Do oder Frei anrufen wollten.... Ob bei mir oder bei Ex weiß ich nicht. Bei mir haben sie auf jeden Fall nicht angerufen und Ex' Verhalten hat sich auch nicht verändert (der würde wahrscheinlich im Dreieck springen, wenn sie ihn deswegen angesprochen hätten).

    Gestern habe ich nochmal bei einer Jugendamtsmitarbeiterin nachgefragt. Die hat mir geraten noch einmal mit ihm zu sprechen, denn Urlaub ist etwas, wo beide Elternteile zustimmen müssen. Wenn er das nicht einsieht, soll ich einen Brief ans Jugendgericht schreiben. Das ist natürlich eine echte Eskalation, aber wenn nichts anderes hilft, werde ich das auch tun. Ich werde heute nochmal zu ihm hin und ihm alle Möglichkeiten auf den Tisch legen. Seine Reaktion kann ich mir denken, aber dann ist es halt so.

    Ich habe gestern sehr lange mit meiner Kleinen (die Große war nicht da) gesprochen. Sie hat mir von einem Traum erzählt, wo ich und ihr Papa mit ihr im Herbstwald spazieren gehen und sie immer an den Händen in die Luft fliegen lassen. Und wie sehr sie sich wünscht, dass dieser Traum wieder in Erfüllung geht. Sie hat so geweint und es hat so weh getan. Wir haben lange geredet, warum es nicht mehr so ist wie früher und ich habe dann mal vorsichtig gesagt, dass Papa sich verändert hat. Das hat sie bestätigt und dann alles auf "die Scheiß-Drogen" geschoben. Was sie aber meinte, waren seine Zigaretten. Das ist die Droge, die sie jahrelang gesehen hat (die er auch immer versucht hat zu verheimlichen). Als ich dann mal nachfragte nach dem Alkohol ist sie da nicht weiter drauf eingegangen, kam wieder auf die Zigaretten. Ich weiß nicht warum, aber es hat mir gezeigt, dass ich mit meinem Gefühl nicht ganz falsch lag: den Alkohol haben die beiden noch nicht so auf dem Zettel. Trotzdem werde ich es mit ihnen besprechen müssen. Dazu habe ich wie gesagt morgen einen Termin mit dem Kinderpsychologen.
    Es macht mir das Herz so schwer, ihnen noch mehr traurige Dinge auf die Schultern legen zu müssen. Und weiß aber trotzdem, dass Nicht-Ansprechen keine Option ist.

    Danke fürs Zuhören
    Ailin

    Liebe Kitaura,

    Ich kann das so gut nachvollziehen, ich bin in einer sehr ähnlichen Situation mit meinem Ex. Er sagt im Prinzip das Gleiche wie Deine Schwester, er schafft es alleine, andere werden gegen ihn aufgehetzt (in diesem Fall bin ich die Hetzerin) und alles mit einer Eiseskälte. Es ist unglaublich schwer zu verstehen, wie sich ein Mensch so von allem, was ihm wichtig sein müsste, abkoppeln kann. Ich muss mich da wirklich zügeln und mir immer wieder sagen, dass er krank ist. Aber um ehrlich zu sein bin ich trotzdem wahnsinnig wütend, enttäuscht und auch verängstigt über sein Verhalten. Und frage mich immer, was denn noch durchdringt.

    Ich fürchte, nicht viel. Das "Gute" in Deiner Situation ist vielleicht, dass es schon alle wissen. Offensichtlich ist die einzige Hilfe, die man noch leisten kann, die Fassade einzureissen, damit sie sich selbst ins Gesicht blicken.

    Bitte sorge gut für Dich selbst. Wer weiß, vielleicht werden Deine Neffen oder Nichten noch Deine Hilfe brauchen.
    Ich stehe auch gerade vor dieser Herausforderung.

    Versuche, Dir nicht zu viele Vorwürfe zu machen (leichter gesagt als getan).
    Ich wünsche Dir und uns beiden ganz viel Kraft
    Ailin

    Liebe Claudia, lieber Greenfox,

    Danke für Eure Gedanken. Dass meine Kinder viel mitbekommen haben ist mir vollkommen klar. Nur wie klar sie daraus ihre Konsequenz ziehen können, das weiss ich nicht. Für sie hat der Papa offensichtlich mal zu viel getrunken. Die Wesensveränderung haben wir alle ganz massiv mitbekommen, nur konnten wir uns das damals noch nicht erklären (ich war ja selbst auf dem falschen Dampfer und dachte "nur" an Depression).
    Jetzt ist es so, dass sie schon lange seinen Kampf mit den Zigaretten mitverfolgen. Auch hier hat er viel versucht zu verheimlichen und zu vertuschen, aber jetzt wissen sie es. Und meine Kleine hat bereits deswegen eine Heidenangst um ihn.

    Ich schrecke davor zurück, ihr noch mehr Sorgen aufzubürden. Denn wenn das Kind einen Namen hat, dann kommen die Zusammenhänge. Stirbt er jetzt daran? Endet er unter der Brücke wie ein Penner?

    Natürlich werden sie sich irgendwann mit diesen Fragen auseinandersetzen müssen. Aber es tut mir so weh, dass es schon mit 8 und 10 Jahren sein muss.

    Aber es wird kein Weg daran vorbeiführen, das wird mir immer klarer. Ich habe sie versucht, vor der Wahrheit so gut es geht zu schützen. Wenn er sich zusammenreissen würde und nicht auf Konfrontation gehen würde, könnte ich es ihnen wohl noch eine Weile ersparen. Aber es geht nicht anders.

    Wenn ich dann höre, dass 1/3 der Kinder aus "alkoholkranken" Familien selber süchtig werden, 1/3 psychische Probleme haben, dann wird mit echt ganz schlecht. Aber nicht drüber Reden ist natürlich keine Lösung, und eigentlich auch nicht meine Art. Aber es wird hart, für uns alle.

    Wie gesagt gehe ich nächste Woche zum Kinderpsychologen, der die Kinder zur Zeit betreut (offiziell wegen der Trennung). Vielleicht kann er mir helfen, wie ich das am Besten angehe.

    Vielen Dank nochmal
    Ailin

    Liebe zzz,

    Ich bin zwar keine Alkoholikerin, aber vielleicht trotzdem aus der Sicht einer Angehörigen einige Worte.

    Du schreibst über Deine Familie, dass Du das schwarze Schaf bist und alle Dir immer nur Deinen Bruder vorhalten. Das mag so sein. Und es ist natürlich auch bitter.
    Auf der anderen Seite sagst Du ja selbst, dass Du in Deiner Jugend und auch später nicht gerade ein Leben geführt hast, das zu Beifallsstürmen eingeladen hast.
    Wie dem auch sei: Du hast jetzt die Gelegenheit alles zu ändern!

    Mein Ex hat sich wirklich alle Mühe gegeben mein Vertrauen zu zerstören und meine Gefühle ihm gegenüber durch Aggressivität und Lügen abzutöten. Der Mann kann mir wirklich gestohlen bleiben. Aber wenn er es irgendwann schaffen würde, das Ruder wirklich nachhaltig herumzureissen und zu allem zu stehen, was er verbockt hat, würde er sich zumindest meinen Respekt zurück gewinnen. Und bei nachhaltiger Verhaltensänderung wäre sogar ein freundschaftlicher Umgang mit drin.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass Deine Familie Deine Anstrengungen und eine ehrliche Selbstanalyse sehr positiv finden würden. Aber das musst Du noch nicht jetzt mit ihnen besprechen. Konzentriere Dich auf Dich und auch wenn es ein langer Weg ist: Wenn Du es geschafft hast, wirst Du zu recht stolz auf Dich sein können. Aber mache es in erster Linie für Dich. Du willst morgens mit gutem Gefühl in den Spiegel gucken können. Und Du bist das wert; Du solltest es Dir auf jeden Fall wert sein.

    Deine Freundin erscheint Dir jetzt gemein, aber sie hat das Richtige getan. Sie kann Dir nicht helfen, in dem sie Deine Abhängigkeit ignoriert und mit Dir lustig auf dem Sofa sitzt. Nur Du kannst etwas tun.

    Lege Dir nicht selber so viele Steine in den Weg. Und wenn Du zunächst angeschickert in die Beratung gehst um Kontakt aufzunehmen und Reden zu können? Die Leute werden schon Schlimmeres gesehen haben. Hauptsache Du gehst hin und lässt Dir helfen, und wenn es nur die nächsten Schritte oder ein Hinweis auf eine andere Beratungsstelle ist.

    Habe keine Angst was die Leute denken könnten. Wahrscheinlich wissen sie schon mehr als Du denkst. Geh ruhig zu einem Arzt Deines Vertrauens in eine andere Stadt. Aber Du wirst Dich besser fühlen, wenn Du Dich nicht mehr verstecken musst. Das geht mir auch als Angehörige so. Ich habe mich zwar nie geschämt, aber ich wollte andere Leute anfangs nicht mit dem Thema belasten. Inzwischen habe ich das abgelegt und spreche mit jedem offen darüber. Und bin erstaunt, wie positiv die Reaktionen sind. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, auch wenn man es nicht sieht.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Mut um das durchzuziehen.
    Ailin

    Liebe Claudia,

    Danke für Deine Antwort. Ich denke, dass Du sicher alles richtig gemacht hast in der Situation.
    Bei anderen erscheint einem alles so klar.
    Mein "Problem" ist, dass noch alles so neu ist. Die Kinder haben ihn nie betrunken erlebt. Die Kleine hat mal Flaschen gefunden, aber sie bringt das erst sehr abstrakt in Verbindung. Wenn sie ihn mal alkoholisiert erlebt hätten und davor Angst hätten, fiele es mir leichter. Oder wenn er deswegen schon mal den Führerschein verloren hätte. Aber benimmt sich absolut unauffällig. Ich denke, dass ihnen nicht mal sein Alkoholgeruch auffällt, weil sie es nicht direkt dem Alkohol zuordnen können.
    Aber ich werde wohl tun, was ich tun muss. Aber es ist schon schwer das auszuhalten. Ich möchte den Kindern so gerne das ersparen, aber er ist absolut uneinsichtig und es wird wohl auf diesen Showdown hinauslaufen müssen.

    Dir ganz liebe Grüße
    Ailin

    Liebes Forum,

    ich habe ja bereits im Bereich "Vorstellung" etwas über meine Situation geschrieben. Also dass mein Ex offensichtlich Alkoholiker ist, dass ich das vor einem 3/4 Jahr gemerkt habe, nicht weiß, seit wann das schon geht, aber das ist ja auch schon fast egal.
    Mein Ex ist absolut uneinsichtig, meint, er hätte das Problem inzwischen alleine im Griff, was ich absolut nicht glauben kann.

    Jetzt will er in 2 Wochen mit den Kindern in den Urlaub fahren, was insgesamt 2x 6 Stunden und nochmal 2x 5 Stunden Fahrzeit bedeuten würde. Von mir aus kann er machen was er will, aber wenn es um die Kinder geht, kann ich das nicht einfach zulassen.

    Ich habe ihn gefragt, ob er einem Alkoholtest zustimmen würde, und er lehnt es kathegorisch ab. Meine Sorgen seien unbegründet, dass ich kein Vertrauen mehr in ihn habe mein Problem. Er würde mit den Kindern fahren und basta.

    Jetzt kann ich ihm theoretisch verbieten mit den Kindern zu fahren. Er darf sie ohne meine Erlaubnis nicht einfach irgendwohin mitnehmen. Das wäre der letzte Strohhalm, aber das wäre für die Kinder natürlich traumatisch.

    Bislang haben wir seine Alkoholprobleme kaum thematisiert. Nicht, weil ich das nicht zulassen würde. Aber obwohl sie wissen, dass er mal einen zu viel getrunken hat, kann ich nicht sagen, ob ihnen das gesamte Ausmaß bewusst ist. Da wir eigentlich offen über alles reden können, denke ich schon, dass sie das angesprochen hätten. Ich bin also zurückhaltend, weil ich die Sorgen, die sie vielleicht noch gar nicht in dem Ausmaß hatten, nicht noch schüren möchte.

    Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass mich die Situation so langsam dazu zwingt. Ich will sie nicht zu meinen Spionen machen, die mir rapportieren, ob der Papa zuviel getrunken hat. Aber ich kann sie auch nicht unwissenderweise einfach mit ihm fahren lassen. Er ist zwar meistens lieb zu ihnen, aber kann halt auch sehr verbal aggressiv werden, und dann wissen sie gar nicht was los ist.

    Hat hier jemand Erfahrung mit eigenen Kindern, oder selbst als Kind? Bin für alle Hinweise dankbar. Meine beiden Mädchen sind 8 und 10 Jahre alt.

    Viele Grüße
    Ailin

    Hallo Franstef,

    Ich bin noch recht neu hier und lese mich gerade noch ein. Ich bin seit einiger Zeit von meinem Lebensgefährte, der Alkoholiker ist, getrennt, wir haben zwei Kinder.

    Deine Geschichte berührt mich sehr und ich wollte Dir sagen, wie fantastisch ich finde, was Du geleistet hast. Deine Einsicht und die Willenskraft das durchzuziehen haben mich sehr angesprochen.
    Zur Zeit übe ich mich mehr schlecht als recht im Loslassen von meinem Ex, der überhaupt keine Krankheitseinsicht hat und unsere Beziehung wirklich systematisch kaputt gemacht hat.

    Deswegen wollte ich nur eine kleine Lanze für Deine Ex-Frau brechen, ohne Vorwurf an Dich. Aber auch mir wurde schon vorgeworfen eiskalt zu sein. Das war aber in erster Linie Selbstschutz. Und die Erkenntnis, dass man mit lieben Worten nichts ausrichten kann. Das Vertrauen wurde zu oft enttäuscht.
    Es mag sein, dass sie ab und zu überreagiert. Aber glaube mir, die Nerven liegen blank. Ich kenne sie natürlich nicht, aber was Du beschreibst klingt mir sehr danach, dass sie doch immer wieder über ihren Schatten gesprungen ist, Eurem Kind zuliebe. Selbst nach Eurem Streit vor Deiner Abreise hat sie dich wieder reingelassen, und auch am nächsten Tag noch ein Abschiedstreffen ermöglicht. Hätte sie eiskalt Rache üben wollen hätte sie das nicht getan. Egal wie sauer oder verletzt sie war.
    Mach einfach weiter auf Deinem Weg. Auch wenn dir ihre wechselhaften Gefühle irrational erscheinen. Auch hier streiten eventuell Hoffnung und dann wieder Selbstschutz miteinander. Auch wenn Eure Beziehung nicht hält habt ihr eine Chance gemeinsam gute Eltern zu sein.

    Was Gerlach schreibt zu der Beziehung zu seiner Frau finde ich ebenfalls sehr bemerkenswert. Diese kleinen Hilfsangebote können so viel bedeuten, aber nur wenn sie ehrlich gemeint sind. Ich bekomme die auch manchmal, aber in der Regel folgt kurz darauf eine Breitseite, wie ich ihn ausnutzen würde und ihn springen lassen würde. Ich nehme die Angebote inzwischen trotzdem an, weil ich mit zwei Kindern und Job einfach jede Hilfe annehme, die ich bekommen kann, trotz der Beschimpfungen im Nachhinein.

    Oft scheint mein Ex in seiner Wut auf mich und die Welt zu vergessen, dass jede Unterstützung Für mich in der Regel auch seinen Kindern zugute kommt, und sei es nur dadurch, dass ich weniger abgehetzt und gestresst bin.

    Ich glaube, ihr seid da auf einem guten Weg. Wir waren übrigens nicht beim Jugendamt, aber bei einer Erziehungsberatungsstelle der Stadt, um uns da auf Grundsätzliches zu einigen. Das klingt auf jeden Fall weniger konfrontativ. Hat geholfen, zumindest vorübergehend.

    Alles Gute weiterhin
    Ailin

    Liebe Mara,

    Ich wollte einfach mal hallo sagen. Ich weiss seit ca einem 3/4 Jahr, dass mein Ex Alkoholiker ist, wenn ich auch das Ausmass noch nicht abschätzen kann. Mit einer Pulle Wodka auf dem Sofa habe ich ihn nie erlebt. Das muss schlimm sein. Aber wie dem auch sei, er ist mein Ex und das ist auch richtig so. Getrennt habe ich mich ursprünglich wegen Aggressionen und psychischen Problemen, die Erkenntnis, dass der Alkohol eine Rolle spielt kam spät. Hätte ich das früher erkannt wäre ich auch früher weg gewesen. Bei Depressionen habe ich noch gedacht ich könnte helfen und unterstützen. Jetzt weiss ich, dass er da alleine durch muss.
    Wie sieht es bei Dir aus? Ihr habt ein gemeinsames Haus und Umfeld, aber musst Du dort bleiben? Hast Du Kinder? Arbeitest Du? Kannst Du Dir vorstellen auszuziehen und auf eigenen Füssen zu stehen? Das musst Du letztendlich sowieso, denn er kann Dich nicht untrstützen.

    Die mitsaufenden Nachbarn werden es nicht sein, die dich halten. Ein Haus kann man verkaufen. Und ich habe mir gesagt, dass ich lieber finanzielle Einschränkungen hinnehme als mir und den Kindern das noch länger anzutun.

    Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft.
    Ailin

    Hallo Sno,

    ich bin auch noch ganz neu hier und Angehörige eines Alkoholikers. Vielleicht bin ich hier nicht wirklich qualifiziert zu antworten, aber das Thema Schlaflosigkeit hatten wir auch und ich habe mich damit viel beschäftigt. Mein (inzwischen) Ex-Mann hat sich das alles angehört, aber nichts davon umgesetzt (wahrscheinlich passte es ihm gut in den Kram, schon vor allen anderen wach zu sein und das als Grund für seine roten Augen und schlechte Laune vorzuschieben). Insofern kann ich nicht sagen, dass ich erfolgreiche Ratgeberin war.

    Aber ich habe mich wie gesagt viel mit sog. Schlafhygiene auseinandergesetzt und viel Hilfreiches dazu im Netz, aber auch in Büchern gefunden. So ganz spontan kann ich nur sagen, dass ja mal ganz abgesehen vom Alkohol auch das Sitzen vorm PC als ganz schädlich, weil anregend beschrieben wird. Du sagst ja, dass Du momentan ohne Alkohol auch nicht mehr zockst. Das gibt Dir ja Zeit, um Deine Schlafmuster mal unter die Lupe zu nehmen und auch neue Aktivitäten, vielleicht Sport, zu finden, mit denen Du zum einen Dein altes Hobby kompensieren kannst, aber auch Deinen Schlafrhythmus wieder ins Lot bekommst. Ich bin wie gesagt keine Expertin, aber da gibt es bestimmt Maßnahmen.

    Wünsche Dir alles Gute
    Ailin

    Hallo Greenfox,

    Danke für diese Worte. Ich kann mir nicht vorwerfen, dass ich ihm bewusst geholfen hätte, seine Fassade zu wahren. Ich habe ja immer Probleme angesprochen, die ich gesehen habe (nur nicht die, die ich halt nicht gesehen habe). Ich habe für ihn keine Ausreden erfinden müssen. Darüber bin ich froh. Aber jetzt heißt es aktiv zu werden, obwohl ich eigentlich keine Verantwortung mehr für ihn übernehmen will. Wegen der Kinder fühle ich mich dazu gezwungen und das ist kein gutes Gefühl. Also reiße ich Fassaden ein, die er vor anderen Leuten aufgerichtet hat. Und erhöhe so den Druck auf ihn. Habe Angst vor seiner Reaktion, aber da muss ich wohl durch.

    Was ich noch nicht getan habe, ist mit den Leuten in seinem verbliebenen engen Kreis zu sprechen. Die Frau, die anscheinend seine Neue ist (auch das verheimlicht er, allerdings eher schlecht als recht).

    Er hat sich ja von allen distanziert, die ihm kritisch gegenüber standen. Jetzt hängt er mit Leuten rum, die im Trinken kein Problem sehen. Ob es hier sinnvoll ist, die Fassade einzureissen, weiß ich nicht. Wahrscheinlich stehe ich da eher als die hysterische Ex da, die eifersüchtig auf die neuen Freunde ist. Und ob die überhaupt in der Lage oder willens wären positiv auf ihn einzuwirken? Ich bezweifele es.

    Noch eine Frage: Hat hier jemand konkrete Erfahrungen mit Alkoholtestern? Die billigen sollen ja nichts taugen. Das super-Profi-Gerät kostet aber schnell über 200 Euro. Gibt es da noch was in der Mitte? Ich habe was für 120 gesehen, kann aber nicht sagen, ob das wirklich gut ist. Falls hier jemand Erfahrungswerte hat, würde ich mich freuen.

    Ich bin so fertig mit den Nerven, nur im Kampfmodus. Greife nach jedem Strohhalm. Die nächsten zwei Wochen bis zu den Ferien werden echt nochmal der Härtetest, und eventuell auch danach.

    Danke für's Zuhören.

    Ailin

    P.S. Sollte ich den Faden hier langsam schließen und in eine andere Rubrik wechseln? Oder ist das okay?

    Hallo Gerchla.

    Danke für Deine Worte. Da ist guter Rat wirklich teuer. Und obwohl ich mich so gerne nur auf mich konzentrieren möchte, kreisen meine Gedanken nun wieder um ihn, und wie ich die Kinder vor ihm schütze. Das ist einfach wahnsinnig anstrengend.
    Ich denke zur Zeit, dass ich das Atemtestgerät einfach kaufe und ihn vor die Wahl stelle. Wenn er sich weigert kann ich in dem Moment nicht viel tun, aber ich werde mich beim Jugendamt informieren, welche Möglichkeiten ich habe. Keine Ahnung, ob die Beweislast dann bei mir liegt und wie man das handhabt, aber ich werde mich erkundigen. Ich wollte das nie, bislang habe ich immer noch geglaubt, dass ihm die Kinder zumindest so wichtig sind, dass er mitspielt.
    Aber wenn es dann so ist, dass selbst die engsten Personen für einen Alkoholiker nur eine Nebenrolle spielen, dann muss ich zumindest versuchen, das Sorgerecht irgendwie einzuschränken. Das wird hart für alle Beteiligten und ich hoffe, dass sich das vermeiden lässt. Außerdem denke ich darüber nach, trotz allem seine Familie einzuweihen. Es besteht das Risiko, dass sie mir die Schuld zuschieben und mich hängen lassen. Trotzdem hoffe ich, dass er allein aus Scham, dass es offiziell wird zumindest bei dem Test mitspielt.

    Anstatt loszulassen, werde ich die Schlinge enger ziehen müssen, d.h. einfach so viele Leute mit ins Boot holen wie möglich. Die Fassade muss weg. Zumindest hoffe ich, dass das nicht kontraproduktiv ist. Aber wenn erstmal alle wissen, wie es um ihn steht muss er auch nicht auf Teufel komm raus mit den Kindern in den Urlaub fahren und dort seiner Familie die heile Welt vorgaukeln.

    Ich fühle mich schlecht bei all diesen Gedanken, denn eigentlich will ich so nicht mit anderen Menschen umgehen. Aber ich habe das Gefühl, dass er mich dazu zwingt.

    Für die Kinder wird es am Schlimmsten. Auch wenn sie bereits eine Ahnung haben, werden sie das Ausmaß des Problems so noch nicht erfasst haben. Davor habe ich Angst. Aber Verschweigen wird auf Dauer auch nicht möglich sein. Auch hier ist es eine Gratwanderung für mich. Ich wünschte, er würde mitspielen und ihnen so einiges ersparen.

    Morgen hat er Geburtstag. Ich habe mit den Kindern ein Geschenk für ihn gemacht (vor allem, weil es ihnen wichtig war, etwas für ihren Papa zu haben). Es ist ein vergößerter Abzug eines Fotos der Beiden, hinter Glas. Für seine neue Wohnung. Ich weiß nicht, ob das irgendwie durchdringt, aber ich hoffe, es gibt ihm irgendwo noch ein wenig Motivation das Steuer herumzureissen.

    Euch noch einen schönen Samstag
    Ailin

    Hallo Gerlach, hallo Wolfsfrau,

    Vielen Dank für Eure hilfreichen und auch verständnisvollen Mails. Bei mir ist es momentan so, dass ich durchaus von den Erfahrungen anderer profitiere, einfach weil es so neu für mich ist.
    Gestern war ich in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige und es war in vieler Hinsicht erhellend. Zum einen, weil auch hier mein Bauchgefühl bestätigt wurde, dass eben nicht alles ok ist, wie er behauptet. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass er lieber lügt als sich die Wahrheit einzugestehen. Und man hat mir auch geraten Grenzen zu setzen. Nicht zu versuchen, ihm nachzuweisen dass er noch trinkt, sondern die Beweislast umzukehren und ihn aufzufordern, zu beweisen, dass er nicht mehr trinkt.
    Das fand ich total logisch und auch richtig.
    Ich habe ihn dazu auch gestern noch angesprochen. Aber er hat natürlich reagiert wie erwartet. Er würde das gar nicht einsehen, dass er etwas zu beweisen hätte, er würde mit den Kindern in den Ferien fahren, Punkt. Ich wäre doch nicht mehr ganz richtig im Kopf. Alle meine Vorschläge waren idiotisch. Ich würde sie ja sogar selber hinfahren, was auch immer. Es geht mir ja nicht darum, ihm den Urlaub mit den Kindern an sich zu verbieten.
    Ich habe ihm vorgeschlagen, einen Alkoholtester zu besorgen, mit dem er pusten könne, um so zu beweisen, dass er ja nicht mehr trinkt. Da hat er nur den Kopf geschüttelt und gesagt, das käme gar nicht in Frage. Weiter konnten wir nicht diskutieren, weil die Kinder dazu kamen.

    Heute habe ich ihm noch eine Nachricht geschickt, und er hat wie folgt reagiert:

    Ailin: "Bitte denke im Interesse der Kinder nochmal darüber nach, was ich gesagt habe. Versetze Dich in meine Lage und frage Dich, ob Du jemandem nach all dem was passiert ist noch Vertrauen würdest. Ich will Dir nicht schaden und auch nicht verhindern, dass Ihr nach Belgien fahrt."

    Er: "Du musst kein Vertrauen haben. Ich weiss wo ich war und wo ich jetzt bin."

    Ich: "Natürlich muss ich Vertrauen haben, genauso wie Du auf mich vertrauen kannst. Du würdest Deine Kinder doch niemandem in Hände geben dem Du nicht vetraust"

    Ich habe versucht, all das möglichst freundlich und deeskalierend zu formulieren, im Gespräch Ich-Botschaften usw. Mein Eindruck ist einfach, dass die Problematik gar nicht durchdringt, bzw. er nicht zulässt, dass sie durchdringt. Die Aussage, ich müsse ihm ja auch nicht vertrauen fand ich schon krass.
    Für mich ist das ein Ausdruck von Panik, die er mit Aggressionen mir gegenüber überspielt. Natürlich will er den Tester nicht. Wenn er selber sicher wäre, dass er es ohne Alkohol schafft, müsste er ja eigentlich mit Freude drauf anspringen, um mir ein für alle mal zu beweisen, wie falsch ich doch mal wieder lag.

    Oder seht ihr das anders? Ich habe ja langsam das Gefühl, gar nicht mehr mit Logik und gesundem Menschenverstand irgendwie weiter zu kommen.

    Danke für Eure Gedanken hierzu.

    Ailin

    Hallo Dietmar,

    Irgendwie kommt Deine Antwort bei mir sehr vorwurfsvoll an. Ich hätte Vorschläge erhalten, nun solle ich doch bitte diese beherzigen oder bleiben lassen.

    Es stimmt, dass ich in meinen beiden Posts auch viel über ihn geschrieben habe. Das erschien mir wichtig, da es sich in diesem Forum ja um Alkoholmissbrauch dreht. Außerdem habe ich nach den Jahren der Lügerei einfach Zweifel an meiner Wahrnehmung gehabt. Was die anderen mir zu ihrer Geschichte geschrieben haben hat mir da sehr geholfen.
    Im zweiten Post habe ich mich u.a. auf Fragen bezogen, z.B. ob ich schon mal mit ihm darüber gesprochen hätte. Da kann ich schlecht nur von mir schreiben.

    Zu Deiner Annahme ich könne nicht loslassen: Ich habe die Trennung gewollt und stehe auch immer noch dahinter. Da wir gemeinsame Kinder haben kann ich ihn aber nicht so aus meinem Leben streichen, wie ich es sonst tun könnte, um mich selbst zu schützen. Auch Einmischen will ich mich nicht in sein Leben, solange es nicht die Kinder betrifft. Dann werde ich mich einmischen. Aber das "Wie" ist hier eine große Frage, und ich bin dankbar für die Erfahrungen der anderen, die mir hier von ihren Fällen schreiben. Ein Alkoholmeßgerät ist eine tolle Idee, aber ich kann momentan nicht abschätzen, ob er sich darauf einlassen würde. Meine jetzige Erfahrung schliesst das aus, aber ich werde das trotzdem im Hinterkopf behalten und auch ansprechen.

    Und noch was zum Loslassen: Ich wünsche ihm eigentlich nichts mehr, als dass er wie Gerchla aufwacht und ein neues Leben mit einer anderen Frau (oder auch alleine) beginnt. Aber sicher nicht mehr mit mir. Der Zug ist abgefahren. Aber ich habe keine Freude daran ihn zugrunde gehen zu sehen. Ich wünsche ihm das, für ihn und unsere Kinder, den ich gerne ersparen würde, ihren Vater noch mehr abrutschen zu sehen. Dass ich hier nichts tun und verhindern kann, weiss ich.

    Ansonsten setze ich mich zur Zeit sehr bewusst mit mir auseinander, in der Therapie, aber auch mit Freunden. Da mein Leben jetzt aber über 19 Jahre mit ihm verknüpft und von ihm geprägt sind, kann ich ihn in den Erzählungen auch nicht immer ausklammern. Das muss ich mir aber nicht vorwerfen.

    Ich würde gerne in Ruhe in diesem Forum ankommen und mir nicht nach zwei Posts sagen lassen, dass ich zu viel über ihn schreibe. Wie soll man meine Geschichte denn ansonsten nachvollziehen können?

    Danke nochmal an Gerchla und Caroline. Ich werde mein Bestes tun, um zu verhindern, dass er mit den Kindern fährt. Über das Wie muss ich noch nachdenken, d.h. das richtige Mass finden, auch im Sinne der Kinder.

    Danke nochmal fürs Zuhören
    Ailin

    Lieber Greenfox, Dietmar, Gerchla,
    liebe Caroline,

    Danke für Eure Antworten und Kommentare, die alle sehr wertvoll und hilfreich waren.
    Zuerst nochmal zu der Stelle, die ihr fast alle zitiert habt: Als ich ihn zur Rede stellte und fragte, ob er das den Kindern antun will, war das auch noch meinem Schockzustand geschuldet. Ich weiß, dass Alkoholismus eine Krankheit ist.
    Aber ich hatte eben jahrelanges Problemewälzen aller möglichen Probleme hinter mir: Depressionen, passive Aggressivität, bis hin zu offener Aggressivität, Lügen und Vertrauensbrüche (hatte aber nichts mit Alkohol zu tun). Ich war nur am Ende, war nur am Kämpfen. Dann beschließen wir endlich die Trennung, und dann scheint er noch was oben drauf zu setzen. Die Erkenntnis, dass das schon länger so laufen musste, kam ja erst im Anschluss.

    Tja, warum mache ich mir Gedanken? Ich habe schon mit der Beziehung abgeschlossen, meine Liebe schon lange unterwegs verloren. Trotzdem ist er der Vater meiner Kinder und irgendwo habe ich wahrscheinlich auch noch Mitleid mit ihm, obwohl ihm das nun auch nicht mehr hilft. Aber ich wusste, dass ich ihm nicht mehr helfen kann, weder mit seinen psychischen Problemen, die er nicht anerkennen wollte, noch mit dem Alkohol.
    Aber dennoch versuche ich nach wie vor einen Abschluss für mich zu finden. Und das "warum" treibt mich nach wie vor um. Ich habe mir soviele Vorwürfe anhören müssen, von ihm, aber auch von seinen Eltern, dass ich zu dominant gewesen sei usw. Obwohl ich inzwischen weiß, dass er mich quasi in diese Rolle gedrängt hat, weil er sich vor jeder Entscheidung und Verantwortung gedrückt hat, belasten mich diese Vorwürfe, und in mir nagt nach wie vor der Selbstzweifel. Ich bin bereits in einer Therapie, und man sagt mir, dass ich schon weit bin und eigentlich die Situation sehr klar einschätzen kann. Trotzdem habe ich noch das Bedürfnis, alles besser zu verstehen.

    Die Frage, ob ich es nicht sehen wollte, treibt mich um. Ich glaube ehrlicherweise, das ich von den anderen Problemen viel zu abgelenkt war. Und dass ich ihm trotz allem doch noch einen Vertrauensbonus gewährt habe. Warum ich bis zum Schluss nie was gerochen habe? Vielleicht habe ich nicht so eine feine Nase. Aber wir hatten vor allem jahrelang Diskussionen wegen seines Rauchens. Dem hatte er auch abgeschworden, aber immer heimlich geraucht. Das habe ich natürlich gerochen. Vielleicht war es ja auch nur ein Ablenkungsmanöver.
    Und was Greenfox schreibt mit diesem komischen Sprechverhalten: Das macht er auch schon einige Zeit und ich habe mich immer drüber gewundert, aber es nicht kapiert. Ständig hat er mir den Rücken zugedreht, ist vor mir durch die Wohnung gelaufen, hat Abstand gehalten. Ich dachte da immer, dass es entweder ein Machtspielchen war, mich hinter ihm herlaufen zu lassen, oder dass ich ihn schon so annerve, dass er immer auf Distanz geht. Den wahren Grund habe ich erst vor ein paar Monaten erkannt. Auch das ewige Kaugummi-Gekaue macht nun einen Sinn.
    Das er ständig verschwand (aber das habe ich auch auf das Rauchen geschoben). Das er immer aggressiv abgelehnt hat, wenn die Kleine samstags mit zum Einkaufen wollte. Er war immer total genervt und sagte dann, dass er dann zu nichts käme und das mit ihr ewig dauern würde. Ich dachte nur, dass er einfach nur ein ungeduldiger Aggro war, der mit seinen Kindern nichts mehr anfangen kann (war ja nicht das Einzige, woran er auf einmal etwas an ihnen auszusetzen hatte).

    Wie dem auch sei, es beschäftigt mich, um mich selbst besser zu verstehen. Ich war auch schon bei einer Selbtshilfegruppe, die mir aber nicht so zugesagt hat (Monologform), aber ich versuche es morgen noch woanders)
    Aber das Wichtigste sind jetzt meine Kinder. Ich will wirklich nicht die große Keule rausholen und mit dem Jugendamt drohen. Dass wäre auch für die Kinder schlimm. Aber ich kann auch nicht einfach seine Aussagen für bare Münze nehmen. Ich habe ja vor kurzem mit ihm zusammen gesessen und ihn ruhig darauf angesprochen, was er jetzt getan hat, wo er sich Hilfe gesucht hat. Er hat mir ganz ruhig erklärt, dass er entschieden hat, das mit sich selber auszumachen, dass er halt unter der Woche nicht mehr trinkt, blablabla. Er war sehr ruhig und wirklich überzeugend dabei. Jeder andere hätte ihm das abgenommen. Ich habe natürlich gesagt, dass er in der Vergangenheit schon mal vieles behauptet hat, aber laut ihm sei jetzt alles anders, damals sei der Trennungsstress und unser Beziehungsstress gewesen, jetzt fühle er sich gut, blablabla. Er war wirklich gut. Und ich glaube ihm trotzdem nicht. Ich wünsche mir natürlich, dass ich ihm dieses Mal Unrecht tue. Aber ich kann es mir nicht vorstellen.
    Aber ich kann gerade nur beobachten. Ich habe in letzter Zeit auch nichts mehr gerochen, aber ich habe wie gesagt ja auch nicht die feinste Nase und er bleibt mir ja auch fern. Naja, an einem Sonntag habe ich es schon deutlich gerochen, aber da hat er ja eine gute Ausrede, denn es war ja Wochenende! Und er hat es ja angeblich im Griff! Ich nehme an, ihr gebt mir recht, wenn ich hier misstrauisch bleibe.

    Ich weiss nur nicht, wie ich ihm den Trip zu seinen Eltern mit den Kindern ausreden kann. Es dauert 6 Stunden da hin. Ansonsten konnte ich in letzter Zeit immer vermeiden, dass er mit den Kindern fährt. Ich würde sogar anbieten, dass ich ihn mit den Kindern hinfahre und wieder abhole. Aber das wird er nicht akzeptieren. Und es ist sein Auto. Ich "darf" es mitnutzen, wenn ich mich hälftig an den Kosten beteilige.

    Ich finde es erstaunlich, Gerchla, dass Du akzeptiert hast, als Deine Frau Dir verboten hat mit den Kindern zu fahren. Aber zu dem Zeitpunkt warst Du ja auch schon einsichtig, nicht war? An dem Punkt sind wir noch nicht. Wenn ich das von ihm fordere, wird er mir wohl ins Gesicht springen.

    Die Kinder sind übrigens bereits in psychologischer Behandlung. Offiziell wegen der Trennung. Wir hatten allerdings bereits ein Elterngespräch mit den Psychologen, wo ich die Alkoholprobleme angesprochen habe. Und die Sorgen der Kinder. Aber ich weiß noch nicht, inwieweit den Kindern schon die Tragweite bewusst ist. Wir haben uns ja nie wegen Alkohol gestritten. Und er war ja nie zu Hause wirklich besoffen, d.h. mit Lallen und Rumtorkeln, oder Kotzen. Aber die Kleine hat ja die Flaschen gefunden. Und seit einiger Zeit sagt meine Kleine immer zu mir, wenn ich mal am Wochenende ein alkoholfreies Radler getrunken habe: Mama, trink nicht so viel! Egal, wie oft ich ihr erklärt habe, dass da kein Alkohol drin ist. Inzwischen habe ich das auch komplett aufgegeben, damit ich sie nicht weiter beunruhige.
    Ich glaube, dass sie einiges spüren, dass ihnen klar ist, dass etwas mit seinem Konsum nicht stimmt. Aber sie fragen nicht ihn, sondern mich, und hoffen auf Absolution. "Darf man noch fahren, wenn man etwas trinkt?" Wenn ich dann wahrheitsgemäß antworte, dass man in Deutschland zwar etwas trinken darf, aber es natürlich besser ist, wenn man nicht trinkt, scheinen sie aufzuatmen und zu sagen: okay, Papa hat beim Italiener ja nur ein Glas Wein getrunken zum Essen. Und als Digestiv einen kleinen Likör. Soll ich sie dann in Alarmstimmung versetzen? An sich ist es ja kein Verbrechen. Ich will sie ja nicht zu Spionen gegen ihren eigenen Papa machen. Oder ist es besser, wenn ich meine Sorgen deutlich formuliere? Bislang versuche ich ihre Sorgen nicht zu marginaliseren, aber auch nicht zu vergrößern. Das strengt mich schon unheimlich an.

    Danke fürs Zuhören
    Ailin

    Liebes Forum,

    Ich habe seit ein paar Monaten den Verdacht, dass ich jahrelang mit einem verdeckten Alkoholiker zusammen war. Da ich mich mit der Thematik kaum auskenne und mich zur Zeit Schritt für Schritt informiere habe ich 1000 Fragen... Daher dieser Versuch mit dem Forum.

    Vielleicht zu meinem Hintergrund. Ich bin weiblich, 44 Jahre alt und war 19 Jahre mit einem Mann zusammen, wir haben 2 Töchter. Die letzten Jahre hatten wir immer mehr Probleme. Ich dachte, dass es an seinen verschiedenen Problemen lag, geringes Selbstbewusstsein, Jobverluste usw. Von einem lieben, eher introvertierten Mann wurde er mehr und mehr zu einem aggressiven Nörgler, der mit seinen Problemen nicht umgehen konnte und lieber Ausreden erfand und log. Ich habe jahrelang versucht, ihm zu helfen, ihn zu unterstützen. Habe gedacht, dass er depressiv ist. Habe es auch geschafft, dass er sich in Therapie begab, was aber überhaupt nichts verbesserte.
    Alkohol spielte in dieser Zeit nur selten eine Rolle. Zurückschauend kann ich sagen, dass es ab und zu Thema war, aber ich hatte immer den Eindruck, dass wir es im Griff hatten. Wenn ich das Gefühl hatte, es sei ein wenig viel haben wir das angesprochen und fanden dann stets eine Lösung. Wir hatten immer eher wenig Alkohol im Haus und haben das dann eher mal am Wochenende oder mit Freunden getrunken.
    Seine Aggressionen und Stimmungsschwankungen wurden aber immer schlimmer und letztendlich hat es dazu geführt, dass wir uns letzten Winter getrennt haben. Es gab noch ein paar Monate Übergangszeit, bis er eine Wohnung gefunden hatte. In dieser Zeit, also quasi nachdem das Unvermeidliche (die Trennung) eingetreten war, habe ich in der Wohnung Flaschen gefunden, unter dem Bett, in seinem Rucksack. Ich habe ihn dann zur Rede gestellt und er ist in sich zusammen gesackt. Ich habe ihn gefragt, ob er neben seiner Aggression seinen Kindern jetzt auch noch einen Alkoholiker als Vater antun will. Da war er ganz klein mit Hut, meinte, er würde was ändern usw. Am Tag nach meiner Konfrontation mussten wir noch zur Geburtstagsfeier meines Vaters und beim Brunch zitterten seine Hände so stark, dass er es kaum geschafft hat Oliven auf eine Gabel zu bekommen.
    Seitdem sind mir so viele Dinge aufgefallen, die ich vorher mit ganz anderen Augen gesehen habe. Und ich frage mich die ganze Zeit: Kann man das so gut verstecken, dass ich es davor nicht gemerkt habe? Ich mache mir solche Vorwürfe, eine Co-Alkoholikerin gewesen zu sein, die die ganze Zeit die Augen verschlossen hat.
    Aber so kenne ich mich gar nicht. Ich hatte vor den 19 Jahren einen Freund, den ich auch verlassen habe, nachdem er angefangen hatte jeden Abend vor dem PC Whiskey und Wodka getrunken hat und mir vorwarf, mit mir könne man keinen Spass haben, da ich nie mittrinke. Ich halte mich für einen konsequenten Menschen, der Probleme offen angeht. Aber kann es sein, dass jemand Jahre lang so Theater spielt? War ich so mit seinen psychischen Problemen beschäftigt, dass ich das eigentliche Problem nicht gesehen habe? Oder kam es so plötzlich?
    Ich bin total verwirrt und fange an, die ganze Zeit vorher zu hinterfragen. Hat er mich die ganze Zeit angelogen? Wir hatten Zeiten, in denen er aus meiner Sicht überhaupt nicht getrunken hat. Er ist auch nie besoffen nach Hause gekommen oder hat sich ein Wochenende lang die Kante gegeben.

    Jetzt sind wir wie gesagt getrennt und ich würde am liebsten nichts mit ihm zu tun haben, aber wir haben wie gesagt 2 Töchter die ihren Papa trotz seines aggressiven Verhaltens in den letzten Monaten sehr lieben. Das will ich ihnen auch nicht nehmen, aber ich habe inzwischen wahnsinnige Angst, wenn ich nur daran denke, dass er mit den beiden längere Strecken im Auto fährt.

    Ich habe ihn darauf angesprochen und er sagte zu mir er habe eingesehen, dass er Probleme habe. Er hätte seinen Konsum runtergefahren, würde nur noch am Wochenende und auch nicht mehr alleine trinken. Und würde nie Trinken, wenn er Auto fahren müsste. Allerdings haben die Mädchen mir erzählt, dass er im letzten Urlaub beim Italiener durchaus Wein zum Essen und danach einen Schnaps getrunken hätte, obwohl er danach noch fahren musste. Das macht man doch nicht, wenn einem bewusst ist, dass man ein Problem hat? Und wenn man weiss, wie sehr sich die Kinder inzwischen Sorgen machen. Ich muss dazu sagen, dass ich die Kinder nie nach dem Trinkverhalten ihres Vaters gefragt habe. Sie fragen mich so etwas nebenbei, beim Abendessen, so unter dem Motto: "Mama, darf man eigentlich Auto fahren, wenn man getrunken hat?" Und dann kommt die Geschichte. Daran merke ich, wie sehr es sie beschäftigt, obwohl ich das bislang nicht thematisiert habe. Wie kann ich die Kinder vor den Auswirkungen schützen? Was kann ich noch glauben?

    Danke für Eure Einschätzung hierzu.
    Eure Ailin