Vorstellungsversuch

  • Hallo Forum,
    Ich versuche mal, mich hier vorzustellen, aber eine spannende Geschichte verspreche ich Euch nicht, weil erstens bin ich nix und niemand einfach nur eine Looserin; zweitens trinke ich ja noch fast jeden Tag, so fällt es mir echt schwer mich zu konzentrieren mit Nebel im Kopf. Ich habe echt keine Ahnung, was ich hier schreiben soll außer dass ich Julia heiße, bin 38, und mein Leben ist absolut am ***** und ich glaube nicht dass es irgendwann wieder was wird.
    Trinken hab ich so mit 14 angefangen, 15-18 waren krass "lustige" Jahre, tut mir leid für meine Eltern. Donnerstag bis Sonntag jeden Tag Party und natürlich viel Alk. Drogen hab ich nie probiert, davor hatte und habe ich zu viel Angst.
    Dann hab ich mich verliebt und es war ein guter Junge, kein Alk nur Bücher und Träume. Für ihn war ich bereit alles zu tun, absolut kein Alk, wir haben uns nicht mehr getrennt, an der gleichen Uni Studienplätze bekommen. Und dann war er tot.
    Eine Weile danach bin ich erst richtig ausgeflippt, mag hier gar nicht beschreiben, was ich damals alles angestellt habe. Getrunken hab ich seitdem praktisch immer, aber nur so 2-3 mal pro Woche, das ist noch absolut normal, auch wenn viele hier das anders sehen. Mein Leben verlief relativ normal: Studium fertig, blöder Job, geheiratet, einmal pro Woche mit Eltern telefonieren, Wochenende ausgehen, so ein Leben halt wie 98% der Bevölkerung es führen. Ich weiß aber nicht wozu das alles.
    Das einzige was mein Leben erträglicher macht ist der Alk. Dann fühle ich mich viel besser, wenigstens zuerst. Dann bekommt mein Leben wirklich die Farben zurück. Ohne Alk kann ich nicht schlafen und kriege Panikattacken und kann Menschen nur schwer ertragen. Klingt alles so, als ob ich gar nicht aufhören will oder???
    Stimmt aber gar nicht, weil das Trinken auch eine andere Seite hat. Ich dachte es kann einfach nicht mehr Schlimmer werden, aber der Alk hat es geschaft, was soll ich hier viel beschreiben, ihr wisst sicher was ich meine. Ich sage mir jeden verdammen Tag: Morgen kein Alk, klappt aber nie. Und gesundheitlich geht mir auch schlecht letzte Wochen, heute hat mein Herz so komische Sachen gemacht, schwer zu erklären, Magenprobleme hab ich schon ganze Weile und ständig die Blackouts und frühs immer k***** und im Bett zitterts mich einfach. Da ist noch eine Sache, die kann ich aber hier im offenen Forum nicht schreiben glaub ich. Ich habe ein Gefühl, dass ich gar nicht mehr lebe. Ich will wirklich nicht mehr trinken, will einigermaßen wieder mein normales Leben zurück.
    Von anderer Seite glaube ich tief in mir absolut nicht, dass es klappen könnte, hat doch noch nie etwas geklappt. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt ich will das wenigstens versuchen.
    Auf einer Suchtberatungsstelle war ich schon, erstmal einfach um abzuchecken, was da so läuft. 2 Mädchen so 25 Jahre alt, wie sollen die mir denn helfen, lächerlich.
    Nächste Woche habe ich einen Arzttermin, aber kein Suchtarzt sonder ein Internist, in einer anderer Stadt, damit hier keiner was rauskriegt. Was soll ich ihm denn sagen, was wird er sagen? Wird er mir glauben überhaupt, ich glaube nicht dass ich wie ein Alki aussehe. Wie soll ich überhaupt was von mir erzählen, ich kenne ihn nicht mal. Hier hab ich das alles aufgeschrieben, bin mir aber nicht sicher ob ich das so wegschicke. Kann man das dann wieder löschen, wenn ich es mir anders überlege??
    Muss jetzt ein bisschen schlafen.

  • Hallo Julia!

    Gut, dass Du Dich durchringen konntest und Dich vorgestellt hast. Macht man eigentlich so, wenn man irgendwo neu hinkommt.

    Es werden sicher bessere Beiträge kommen als meiner. Ich bin nicht so die Vielschreiberin, aber was mir sehr auffällt: Warum gibst Du der Suchtberatung nicht eine Chance? Die beiden Frauen waren zwar jung, aber es kann gut sein, dass sie sehr viel mehr Wissen über die Sucht haben, als Du vielleicht ahnst.

    Ich wünsche Dir, dass Du wegkommst von dem Zeug!

    LG
    Caroline

  • Hallo, Julia, nun auch offiziell Herzlich Willkommen im Forum :welcome:

    Nun wissen wir doch wenigsten, mit wem wir es zu tun haben ;)

    Wir Caroline schon schrieb, gibst Du scheinbar nichts und Niemandem eine Chance, Dir zu helfen.

    Von anderer Seite glaube ich tief in mir absolut nicht, dass es klappen könnte, hat doch noch nie etwas geklappt. ... wie sollen die mir denn helfen, lächerlich.

    Du scheinst schon ziemlich in einer Depression zu stecken - ob die nun alkoholbedingt ist oder andere Ursachen hat nixweiss0
    Gib wenigstens dem Arzt eine Chance. Und sei ehrlich zu ihm. Ehrlich, was Deinen Konsum angeht. Aber auch, was Deinen Gemütszustand angeht. Denn nur dann kann er Dir helfen - wenn Du es zulässt. Und Dich auch darauf einlässt.
    Denn dazu gehört u.U. auch eine stationäre Therapie. Denn was Du von Deinen Herz- und Magenproblemen sowie den Blackouts erzählt hast ... Lass mich raten: Gleichgewichtsprobleme sowie Taubheitsgefühle in Händen und/oder Füßen sind ebenfalls vorhanden?? Wobei ich Gleichgewichtsprobleme in nüchternem Zustand meine.

    Ich möchte Dir jedenfalls nur noch kurz erzählen, dass ich damals in meiner nassen Zeit auch depressiv war und die Welt in etwas düsteren Farben sah. Heute, wo ich trocken bin, ist die Welt beileibe nicht rosarot - aber wesentlich heller und freundlicher. Und klarer!

    Es gibt Hilfe und Hilfsangebote. Man muss sie nur wollen und ergreifen - sprich: aktiv werden. Und wenn es beim ersten Anlauf nicht klappt, dann muss man aufstehen und erneut Anlauf nehmen.
    Bei mir hat es beim vierten Anlauf funktioniert.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Julia,

    ich finde es sehr schön, dass Du Dich entschieden hast hier zu bleiben und Dich vorzustellen.

    Du liest Dich sehr verzweifelt. Deine Zeilen geben mir das Gefühl, dass da jemand schreibt, der ein sehr hohes Misstrauen entwickelt hat, der aber auch viel Selbstmitleid empfindet und der auch depressive Züge entwickelt hat. Ferndiagnose von jemanden, der diesbezüglich überhaupt keine Kompetenzen hat und Dir nur schreibt, was er denkt bzw. glaubt gelesen zu haben.

    Ich denke mal, es wird seine Gründe haben, dass Du heute in dieser Gefühlswelt lebst. Da gab es Ereignisse in Deiner Vergangenheit, und da ist natürlich auch der Alkohol. Der Alkohol, den viele Menschen ja erst mal deshalb einsetzten (sprich: trinken), um die Welt ein wenig rosaroter zu sehen, um schwere Gedanken zu vertreiben, um alles etwas lustiger, etwas positiver zu empfinden, der bewirkt genau das Gegenteil. Wenn man von ihm abhängig ist. Vorher, als nicht Süchtiger, ist das alles kein Problem und da ist es doch auch mal ganz lustig und da ist diese Wirkung auch so, wie man sie sich vorstellt. Sie ist temporär, aber das weiß man und man hat damit kein Problem.

    Wenn man jedoch süchtig ist, dann verändert sich das alles. Dann geht es los mit Gedanken wie "hat ja eh alles keinen Sinn mehr" oder "ohne saufen hält man den ganzen Mist ja sowieso nicht aus" usw. Und dann hat man nicht mehr die Wahl, mal etwas zu trinken um mal runter zu kommen sondern dann MUSS man trinken, ob man will oder nicht. Ich kenne das alles von mir.

    Depressionen und Alkohol, das ein ein häufig vorkommendes Pärchen. Alkoholsucht erzeugt Depressionen, Menschen die bereits Depressionen haben greifen zum Alkohol um sich Erleichterung zu verschaffen und werden darüber süchtig und gleichzeitig verschärfen sich die Depressionen noch, weil Alkohol halt nix hilft aber so tut als ob.

    Ich möchte dir raten, wenn ich was raten darf, den Ärzten wieder Dein Vertrauen zu schenken. Du liest Dich wirklich sehr negativ und ich glaube nicht, dass ich Dir hier einfach sagen kann: Stell Dich mal nicht so an und mach Dir einen Plan wie Du vom Alkohol weg kommst.

    Ich denke, Du solltest Dir wirklich auch professionelle Hilfe suchen und zumindest erst mal probieren, dieser auch offen gegenüber zu stehen. Auch wenn Du vielleicht bereits negative Erfahrungen gemacht haben solltest. Ich denke schon, dass Deine Sucht ein Zentrales Problem ist und eine zentrale Ursache für Dein aktuelles befinden ist. Ich weiß jedoch nicht, ob es die einzige Ursache ist. Ich weiß aber, dass es sehr schwer möglich ist, einen akut suchtkranken Menschen mit möglicherweise noch anderen psychischen Problemen zu helfen, so lange er die Sucht nicht im Griff hat. Da gibt es aber Menschen, die da helfen können, wenn Du Dich darauf einlässt.

    Suchtberatung z. B. hast Du wegebügelt, weil da zwei junge Menschen waren. Tja, ich weiß nicht wie Dein Umfeld ist, wo Du wohnst, aber vielleicht gibt es noch andere Beratungsstellen? Oder Psychologen mit Schwerpunkt Suchterkrankung? Wo Du dann mehr Vertrauen aufbauen kannst, vielleicht.

    Also was soll ich sagen: Wenn DU es willst, dann gibt es auch eine Chance für eine positve Zukunft. Nicht aufgeben und sagen, es hat alles keinen Sinn oder wenn mal was nicht so läuft "ich wusste es ja" sagen, sondern kämpfen. Ich WILL es und ich SCHAFFE es und tue ALLES dafür. Ich denke dann, wird sich auch etwas zum Positiven verändern.

    Wie gesagt, schön dass Du noch hier bist und ich wünsche Dir viele gute Anregungen, damit Du Deinen Weg finden kannst.

    LG
    gerchla

  • Hallo Julia,

    ich schreibe als "nur"-Angehörige, kann über Alkohol selbst also wenig mitreden.

    Aber was das Hilfe-Annehmen betrifft, weiß ich ziemlich genau, was mir oft im
    Weg steht: Die Scham. Ich habe so hohe Ansprüche an mich selbst, oder an das,
    "wie etwas gehört" - und wie ich es also eigentlich (alles!) selbst hinkriegen
    müsste. "Es" nicht allein hinzukriegen, kann ich weder mir selbst gestattten,
    noch einem Außenstehenden (Zeugen), der mich wohlmöglich "durchschaut".
    Das ist ein ziemlicher Teufelskreis. Ich werte mich dann immer mehr ab für
    meine scheinbare Unfähigkeit, "durchzugreifen" (gegen meine Schwäche).
    Ich nehme es mir selbst immer mehr übel, dass ich in so einer "peinlichen"
    Situation bin. - Und meine Tendenz, das alles vor anderen verbergen zu wollen,
    steigt!

    Die Sucht fördert Scham. Einmal weil man sie nicht einfach so besiegt bekommt.
    Und weil man sich schlicht täuscht: Sie ist nicht per Wille allein klein zu kriegen.
    Sonst gäbe es keine (unfreiwillig!!!) Süchtigen.

    Das Gegenmittel heißt: Sprechen. Genau über das, was Dich im Moment umtreibt.
    So, wie Du es hier schreibend in Deiner Vorstellung gemacht hast.

    44.

    Auch wenn ich mit anderen Verstrickungen zu tun habe und anders an meine
    eigene Abhängigkeit (vom Retten geliebter Menschen) heran gehen muss:
    Ich freue mich immer so mit, wenn jemand beginnt, sich anzuvertrauen. Nur
    dann kann Hilfe ins Spiel kommen. Nur dann wirst Du / werde ich gesehen!

    Ich wünsche Dir Mut, immer nur für einen kleinen Schritt, ... und dass Du
    Stärkung erlebst, von innen und von außen, indem Du damit DIR hilfst ... :)

    Das ist ein schönes Gefühl, erstmals zu erleben: Da versteht mich jemand,
    ich darf so sein, ich muss mich gar nicht verstecken. Und ich werde auch nicht
    abgelehnt. (Das erledige ich eher selbst in meinem Innern, mich abwerten.)

    Liebe Grüße und bleib dran!

    :sun:

    Wolfsfrau

  • Danke Ihr Lieben für Eure Antworten!

    Ich bin es nicht mehr gewohnt, ernst genommen zu werden, das ist kein Meckern oder Selbstmitleid, das ist einfach die Tatsache und das hab ich mir selbst zu verdanken. Es wärmt echt mein Herz, wie nett ihr alle zu mir seid :( Habe ich gar nicht verdient.

    Morgen antworte ich jedem ausführlich, jetzt ist mir voll schlecht, ich habe heute nichts getrunken, gestern Abend nur 2 Gläser Rotwein und 2 Campari Orange, nix Hartes, jetzt könnte ich echt heulen, voll schweißgebadet und zitterts, mit Alk ist schlecht, ohne Alk noch schlechter. Aber ich glaub ich muss es aushalten, andere schaffen es doch auch

    LG
    Julia

  • Ne, alles ok, ich habe schon schlimmeres gehabt.Fühle mich so schwach und kann nur heulen. Irgendwann ist es alles hoffentlich vorbei, dann trinke ich nie wieder


  • ... Irgendwann ist es alles hoffentlich vorbei, dann trinke ich nie wieder...


    Hallo Julia,
    du hast Recht, die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber nur mit dem Trinken aufzuhören, reicht meiner Erfahrung nach nicht.

    Zitat

    ... dann trinke ich nie wieder...


    diesen Satz kennt -so denke ich- JEDER Alkoholiker
    LG

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Julia,

    na, wie geht es Dir denn heute?

    Ich möchte mich meinen Forumskollegen/innen anschließen. Bitte mache keine Experimente mit dem Kalten Entzug. Gehe doch wenigstens zu einem Arzt, damit er Dir notfalls auch Medikamente verschreiben kann. Mensch, davor brauchst Du doch keine Angst haben oder Dich schämen. Du bist krank und Du bist mit Deiner Krankheit eine von sehr sehr vielen. Massig Alkoholiker um uns herum und die große Mehrheit von denen tut so, als wäre nix. Und es sind doch auch nur die, die sich öffnen und etwas unternehmen, die dann auch weg kommen von dem Zeug.

    Ich meine, man kann natürlich auf das Phänomen der Selbstremission hoffen, aber da hoffen doch die meisten vergeblich. Diese Sucht geht normalerweise nicht einfach so vorbei, zumindest nicht wenn man so tief drin steckt. Also wirf doch Deine Ängste mal über Bord und suche Dir Hilfe.

    Eine Frage an Dich hätte ich noch:

    Gibt es in Deinem Leben jemanden der Dich regelmäßig nieder macht? Also jemand, der Dir, egal durch was auch immer, permanent das Gefühl gibt, dass Du nichts wert bist? Oder Dir das auch ins Gesicht sagt?

    Ich frage das deshalb, weil ich denke, dass Du ein extrem niedriges Selbstwertgefühl hast. Wenn Du hier schreibst, dass Du es nicht verdient hast, dass wir Dir zuhören bzw. das Du ernst genommen wirst, dann löst das bei einen Alarm aus. Und irgendwo her muss das doch kommen. Ich meine, die Alkoholsucht trägt nicht gerade dazu bei sein Selbstwertgefühl zu steigern aber Deines scheint mir nun echt quasi nicht vorhanden zu sein. Das lese ich auch aus anderen Post von Dir.

    Lass Dir gesagt sein das Du ganz sicher sehr viel wert bist. Und Du musst lernen, unbedingt lernen, Dich selbst wieder zu schätzen oder noch besser Dich selbst zu lieben. Du musst Dir darüber klar werden, dass DU der wichtigste Mensch in Deinem Leben bist. Du bist diejenige die ihr Leben gestaltet und das tut was sie möchte.

    Da wird's jetzt wohl ein wenig brauchen, bis Du da hin kommst. Aber mach' Dich nicht klein und vor allem, lass Dich nicht klein machen.

    Vielleicht magst Du noch ein wenig mehr von Deiner aktuellen Lebenssituation erzählen. Wie läuft denn so Dein Privatleben ab? Verheiratet hast Du geschrieben, und? Gute Ehe, verständnisvoller Partner? Was macht der Job? Gibts da einen oder gerade nicht? Wie läuft es am Arbeitsplatz? Du schreibst von Panikattacken, hatte meine erste Frau auch. Kann man gut in den Griff bekommen, wenn man den richtigen Psychologen aufsucht. Meine erste Frau hatte Todesängste, ich weiß nicht wie oft ich (vorwiegend nachts) den Notarzt angerufen habe weil sie dachte sie stirbt. Und dann war gar nix. Aber kaum hatte sie erkannt das sie psychisch Krank ist und sich entsprechend Hilfe gesucht, war das recht schnell vorbei.

    Irgendwann kam sie von einer Sitzung nach Hause und sagte: Ich brauch da nicht mehr hin, das spüre ich. Da brach ich in Panik aus, weil ich das nicht glaubte und wahnsinnige Angst davor hatte, dass es wieder los geht. Es kam aber nie wieder! Nicht mal als ich mich vor ihr als Alki geoutet habe und anschließend meine Familie verlassen habe. Das war für sie ja eine extreme Ausnahmesituation, die auch sehr lange andauerte. Aber diese Attacken kamen nie wieder. Seit jetzt fast 20 Jahren nicht mehr. Also, da geht schon was, wie das übrigens bei der Alkoholsucht auch der Fall ist.

    Ich freue mich wieder von Dir zu lesen. Vielleicht willst Du ja die ein oder andere Frage von mir beantworten, damit können wir hier noch ein wenig besser einschätzen wo Du stehst. Falls nicht, auch ok, ist Deine Entscheidung.

    Bis bald und alles Gute.

    LG
    gerchla

  • Lieber Gerchla,
    DEINE so empathischen Antworten helfen MIR so sehr. Ich wünsche mir für dich Julia, dass du verstehst...
    LG

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Leute!

    Kurz gesagt, ich habe es nicht geschafft, gar nichts zu trinken, aber ich habe mich die letzten Paar Tage unter Kontrolle, kontrolliert trinken! Muss nur ein Auge zuhalten beim Schreiben :))))


    Hallo Julia,

    na, wie geht es Dir denn heute?

    Hallo Gerchla!

    Das ist voll krass, wie dein Post mich getroffen hat, konnte den ganzen Tag nicht aufhören, darüber nachzudenken, was du geschrieben hast.
    Das Problem ist nur, das was wir hier schreiben, kann jeder mitlesen, sogar wenn er gar nicht angemeldet ist. Deswegen hab ich ein bisschen Bedenken alles zu schreiben, was ich eigentlich erzählen möchte.

    Ich möchte mich meinen Forumskollegen/innen anschließen. Bitte mache keine Experimente mit dem Kalten Entzug. Gehe doch wenigstens zu einem Arzt, damit er Dir notfalls auch Medikamente verschreiben kann. Mensch, davor brauchst Du doch keine Angst haben oder Dich schämen. Du bist krank und Du bist mit Deiner Krankheit eine von sehr sehr vielen. Massig Alkoholiker um uns herum und die große Mehrheit von denen tut so, als wäre nix. Und es sind doch auch nur die, die sich öffnen und etwas unternehmen, die dann auch weg kommen von dem Zeug.

    Ich habe doch gar keine Angst, im Moment jedenfalls nicht. Am Die habe ich einen Termin, aber in einer anderer Stadt, dann fühle ich mich sicherer, falls alles schief läuft! Die Frage ist, muss ich ganz nüchtern hin? Dann geht es mir nicht gut, ich hasse alles um mich und will mich nur verkriechen. Ich meine wenn ich leicht beschwipst bin, wird er mich nicht rausschmeißen? Oder doch? Dann bin ich angenehm und redselig.

    Gibt es in Deinem Leben jemanden der Dich regelmäßig nieder macht? Also jemand, der Dir, egal durch was auch immer, permanent das Gefühl gibt, dass Du nichts wert bist? Oder Dir das auch ins Gesicht sagt?

    Ich frage das deshalb, weil ich denke, dass Du ein extrem niedriges Selbstwertgefühl hast. Wenn Du hier schreibst, dass Du es nicht verdient hast, dass wir Dir zuhören bzw. das Du ernst genommen wirst, dann löst das bei einen Alarm aus. Und irgendwo her muss das doch kommen. Ich meine, die Alkoholsucht trägt nicht gerade dazu bei sein Selbstwertgefühl zu steigern aber Deines scheint mir nun echt quasi nicht vorhanden zu sein. Das lese ich auch aus anderen Post von Dir.

    Diese Zeilen haben mich sehr stark getroffen, ich hab bis heute gar nicht nachgedacht, warum das eigentlich so ist. Ich kann im Moment anderen Menschen nicht mal direkt in die Augen gucken, nicht metaphorisch gemeint sondern wörtlich. Ich fühle mich einfach wie das letzte Stück ******* der nur das Schlimmste verdient. Aber warum eigentlich? Erstens ist hier meine erfolgreiche Familie, ich meine jetzt meine Eltern und so, für sie bin ich sicher eine Schande. Jedes mal muss ich mir anhören wie toll mein Bruder der erfolgreiche Wissenschaftler ist, seine Frau und seine Kinder, ich bin nur die Looserin in der Familie. Wenn sie noch das mit Alk rausfinden, bin ich für sie tot. Dann noch eine Beziehung aus der ich Gott sei dank praktisch raus bin aber noch nicht ganz. Ich kann nicht viel darüber schreiben, weil es offenes Forum ist, aber ich habe in dieser Beziehung viele Sachen gemacht, die ich nicht wollte und hätte auch lieber nicht gemacht. Ich weiß nicht was das war, ich war wie im Trance, ich wollte nicht, immer geheult aber immer weiter gemacht. Diese ganze Geschichte hat mein Selbstwertgefühl praktisch vernichtet. Jetzt im nachhinein verstehe ich dass ich ganz krass manipuliert wurde plus Alk hat auch seine Sache gemacht. Oft habe viele Sachen anhören müssen.

    Und Du musst lernen, unbedingt lernen, Dich selbst wieder zu schätzen oder noch besser Dich selbst zu lieben. Du musst Dir darüber klar werden, dass DU der wichtigste Mensch in Deinem Leben bist. Du bist diejenige die ihr Leben gestaltet und das tut was sie möchte.

    Aber wie denn?? Wenn ich ohne was zu trinken nicht mehr einkaufen kann? Ihr sagt alle SHG sind so toll, wie denn ich kann nicht ohne Alk alleine vor so vielen Menschen auch noch was von mir erzählen! Alles läuft einfach schief, sogar die letzte Freundin hat mich vor ein paar Tagen rausgeschmissen, obwohl früher fand sie es lustig. Job so gut wie weg. Wie soll man sich dann wieder schätzen lernen?

  • Aber was das Hilfe-Annehmen betrifft, weiß ich ziemlich genau, was mir oft im
    Weg steht: Die Scham.

    Die Sucht fördert Scham. Einmal weil man sie nicht einfach so besiegt bekommt.
    Und weil man sich schlicht täuscht: Sie ist nicht per Wille allein klein zu kriegen.
    Sonst gäbe es keine (unfreiwillig!!!) Süchtigen.

    Danke Wolfsfrau für die lieben Worte!

    Vielleicht täusche ich mich, aber ich glaube, ich habe diese Scham-Grenze fast überwunden. Mir geht es körperlich einfach nicht mehr gut, mit Alkohol geht noch aber auch nur am Anfang, was danach kommt, will ich gar nicht beschreiben. Ich kann nicht mehr so weiter!

    Das ist ein schönes Gefühl, erstmals zu erleben: Da versteht mich jemand,
    ich darf so sein, ich muss mich gar nicht verstecken. Und ich werde auch nicht
    abgelehnt.


    Das ist wirklich ein sehr schönes Gefühl! Leider aber kenne ich das nur hier, im echt bin ich allen nur peinlich und keiner glaubt wirklich, dass es eine echte Krankheit ist.

  • Gib wenigstens dem Arzt eine Chance. Und sei ehrlich zu ihm. Ehrlich, was Deinen Konsum angeht. Aber auch, was Deinen Gemütszustand angeht. Denn nur dann kann er Dir helfen - wenn Du es zulässt. Und Dich auch darauf einlässt.
    Denn dazu gehört u.U. auch eine stationäre Therapie. Denn was Du von Deinen Herz- und Magenproblemen sowie den Blackouts erzählt hast ... Lass mich raten: Gleichgewichtsprobleme sowie Taubheitsgefühle in Händen und/oder Füßen sind ebenfalls vorhanden?? Wobei ich Gleichgewichtsprobleme in nüchternem Zustand meine.

    Ich habe ja die nächste Woche einen Arzttermin, bin echt gespannt ob es klappt oder ob ich raus renne und mich verstecke. Ich habe mir extra einen älteren Herren ausgesucht mit intelligenten Augen.

    Noch so eine blöde Frage: Du bist doch hier Admin oder? Könntest du dann überall meinen Namen weglöschen bitte bitter und mich anders nennen? Ich war echt so blöd, mich mit meinem echten Namen anzumelden und fühle mich ein bisschen unsicher deswegen.

    Lg
    Ich nenne mich jetzt lieber ZZZ oder so :)

  • Liebe zzz,

    Ich bin zwar keine Alkoholikerin, aber vielleicht trotzdem aus der Sicht einer Angehörigen einige Worte.

    Du schreibst über Deine Familie, dass Du das schwarze Schaf bist und alle Dir immer nur Deinen Bruder vorhalten. Das mag so sein. Und es ist natürlich auch bitter.
    Auf der anderen Seite sagst Du ja selbst, dass Du in Deiner Jugend und auch später nicht gerade ein Leben geführt hast, das zu Beifallsstürmen eingeladen hast.
    Wie dem auch sei: Du hast jetzt die Gelegenheit alles zu ändern!

    Mein Ex hat sich wirklich alle Mühe gegeben mein Vertrauen zu zerstören und meine Gefühle ihm gegenüber durch Aggressivität und Lügen abzutöten. Der Mann kann mir wirklich gestohlen bleiben. Aber wenn er es irgendwann schaffen würde, das Ruder wirklich nachhaltig herumzureissen und zu allem zu stehen, was er verbockt hat, würde er sich zumindest meinen Respekt zurück gewinnen. Und bei nachhaltiger Verhaltensänderung wäre sogar ein freundschaftlicher Umgang mit drin.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass Deine Familie Deine Anstrengungen und eine ehrliche Selbstanalyse sehr positiv finden würden. Aber das musst Du noch nicht jetzt mit ihnen besprechen. Konzentriere Dich auf Dich und auch wenn es ein langer Weg ist: Wenn Du es geschafft hast, wirst Du zu recht stolz auf Dich sein können. Aber mache es in erster Linie für Dich. Du willst morgens mit gutem Gefühl in den Spiegel gucken können. Und Du bist das wert; Du solltest es Dir auf jeden Fall wert sein.

    Deine Freundin erscheint Dir jetzt gemein, aber sie hat das Richtige getan. Sie kann Dir nicht helfen, in dem sie Deine Abhängigkeit ignoriert und mit Dir lustig auf dem Sofa sitzt. Nur Du kannst etwas tun.

    Lege Dir nicht selber so viele Steine in den Weg. Und wenn Du zunächst angeschickert in die Beratung gehst um Kontakt aufzunehmen und Reden zu können? Die Leute werden schon Schlimmeres gesehen haben. Hauptsache Du gehst hin und lässt Dir helfen, und wenn es nur die nächsten Schritte oder ein Hinweis auf eine andere Beratungsstelle ist.

    Habe keine Angst was die Leute denken könnten. Wahrscheinlich wissen sie schon mehr als Du denkst. Geh ruhig zu einem Arzt Deines Vertrauens in eine andere Stadt. Aber Du wirst Dich besser fühlen, wenn Du Dich nicht mehr verstecken musst. Das geht mir auch als Angehörige so. Ich habe mich zwar nie geschämt, aber ich wollte andere Leute anfangs nicht mit dem Thema belasten. Inzwischen habe ich das abgelegt und spreche mit jedem offen darüber. Und bin erstaunt, wie positiv die Reaktionen sind. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, auch wenn man es nicht sieht.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Mut um das durchzuziehen.
    Ailin

  • Könntest du dann überall meinen Namen weglöschen bitte bitter und mich anders nennen? Ich war echt so blöd, mich mit meinem echten Namen anzumelden und fühle mich ein bisschen unsicher deswegen.

    Wenn Du Dich wirklich anders nennen willst, dann kannst Du das selbst tun - und Dir natürlich einen Nicknamen aussuchen, der Dir gefällt. Dazu klickst Du oben in der blau unterlegten Leiste auf "Profil", anschließend links auf "Benutzerkonto" und dort kannst Du dann Deinen Benutzernamen ändern wie Du möchtest.
    Ich werde mich hüten, Dir einen Namen zu "verpassen", der Dir nachher vielleicht nicht gefällt.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ich lasse mich nicht mehr so behandeln, ich habe heute praktisch die letzte Warnung ausgesprochen, Gerchla du hast so recht!!! Wenn ich allen peinlich und sch egal MIR bin ich nich schegal!!!!

  • Liebe zzz,

    ich nehm jetzt mal diesen Namen.

    Du hast mir Fragen nach dem "wie" gestellt, also "wie soll ich das denn alles machen, wenn ich nicht mal....."

    Du bist mir hoffentlich nicht böse, wenn ich Dir schreibe, dass ich denke, dass Du alles was Du tust auf jeden Fall mit Hilfe tun solltest. Also mache es so, wie Du es geplant hast und gehe zu einem Arzt. Und wenn Du da ganz nüchtern nicht hin gehen kannst, dann trink eben ein wenig aber versuche Dich nicht komplett abzuschießen. Es kann niemand von Dir erwarten, dass Du als nasser Alkoholiker komplett nüchtern bist, denn dann wäre die große Gefahr des kalten Entzugs ja permanent vorhanden.

    Aber dann bitte offen und ehrlich sein. Und zusammen mit dem Arzt einen Plan machen. Ich glaube, das ist meine persönliche Meinung gebildet aus dem was ich von Dir gelesen habe, dass da bei Dir mehrere Baustellen vorhanden sind. Eine große davon ist sicherlich Deine Abhängigkeit vom Alkohol, aber da liegt ja noch einiges anderes unter der Oberfläche das aufgearbeitet werden sollte und das vielleicht auch der Auslöser dafür war, weshalb Du so tief in die Sucht gerutscht bist.

    So, aber jetzt eben den Kopf nicht in den Sand stecken und eben nicht alles hinwerfen, sondern kämpfen!

    Ein kluger Mensch sagte (sinngemäß) zu mir:

    Stell Dir mal vor Du bewohnst ein Haus. Es ist in einem erbärmlichen Zustand! Das Dach ist undicht, es regnet herein. Die Fenster sind kaputt, es zieht wie Hechtsuppe. Im Keller steht das Wasser, welches über Jahre durch das undichte Dach floss. Die Wände sind feucht, die Tapeten lösen sich ab und auch der ganze Rest ist in entsprechend schlechtem Zustand. Jetzt hast Du Dich dazu entschlossen dieses Haus zu renovieren. Wie gehst Du vor?
    Erst mal kümmerst Du Dich um das Dach, damit es nicht weiter herein regnet und es sich nicht noch mehr Wasser im Keller sammelt. Dann legst Du den Keller trocken, pumpst das Wasser raus, sorgst dafür, dass er langsam ausdrocknen kann. Dann kümmerst Du Dich mal um die Fenster, damit es nicht mehr so zieht. Dichtest sie ab oder erstetzt sie durch neue. Jetzt kannst Du Dich um die Wände kümmern, die Tapeten ablösen, neue dran kleben. Und nach und nach, kannst Du auch noch den ganzen Rest, der da noch ist, in Ordnung bringen.

    Jetzt hast Du ein renoviertes Haus! Ab sofort achtest Du darauf, dass dieses Haus immer in einem Top-Zustand ist. D. h. im Gegensatz zu früher, wo Du alles hast verfallen lassen, kümmerst Du Dich sofort um neue Probleme. Fällt ein Ziegel vom Dach, wirst Du ihn sofort ersetzen. Wird ein Fenster undicht, wirst Du es sofort wieder abdichten. Dadurch verhinderst Du, dass Du irgendwann wieder in einem Haus leben musst, in dem Du Dich nicht wohl fühlst.

    Übertrage diese Geschichte auf Dich. Du bist das Haus. Gehe Schritt für Schritt vor, erst das wichtigste, das könnte bei Dir Deine Alkoholsucht sein, ich weiß es aber nicht, weil ich weder Arzt noch Psychologe bin. Deshalb mein dringender Rat, dass Du die Hilfe von Ärzten suchst, annimmst und mit ihnen zusammen Dein Haus renovierst.

    Ich wünsche Dir, dass Du das schaffst. Und beginne nicht, den Keller auszupumpen, solange das Dach noch nicht abgedichtet ist, denn es wird wieder hinein regenen.....

    LG
    gerchla

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!