Also kann mann als Partner eines Alkoholikers nichts machen ?

  • Hallo ,

    meine Frau hat ein Alkoholproblem !!! Sie hat es mir vor einigen Wochen gestanden, weil sie Angst hatte das veränderte Leberwerte bei eine Untersuchung auffallen würden. Ich hatte schon vorher Anzeichen dafür mitbekommen aber sie nicht wirklich ernst genommen.

    Beispiel ; beim öffnen des Tabletts erschien ein Alkoholiker-test , oder sie war am Nachmittag angetrunken .Sie trinkt immer heimlich ich sehe nicht das sie trinkt noch sehe oder finde ich Flaschen. Sicher habe ich sie darauf angesprochen aber es kahmen immer Ausreden.

    Nachdem Sie mir Erzählt hat das Sie ein Alkoholproblem hat. Haben wir vereinbart das sie erst einmal versucht nichts zu trinken um zu sehen ob es wirklich so ist. Aber schon da hat Sie gesagt das Sie sich nicht vorstellen kann nie wieder Alkohol zu trinken. Ich habe ihr vorgeschlagen das sie sich im Kalender vermerkt wann sie trinkt und warum. Das wollte Sie auf keinen Fall .

    Ihr könnt Euch denken das das nicht funktioniert hat. Meine Frau hat zwar bei Veranstaltungen nur ein Glas Wein getrunken. Wenn ich aber unterwegs war hat sie zu Hause weiter heimlich getrunken.


    Unsere Tochter ist 9 und sie merkt sehr wohl wenn meine Frau angetrunken ist. Das ist im Moment meine größte Sorge ! Noch sagt Sie nichts , aber es wird kommen.

    Ich habe nun viele Eurer Beiträge gelesen . Mein Fazit ist : das ich eigentlich nichts machen kann solange meine Frau nicht aufhören will !!!

  • Hallo,

    im Grunde ist das richtig, du kannst am Verhalten deiner Frau direkt nichts ändern. Du kannst aber dein Verhalten ändern, für dich überlegen, ob du so ein weiteres Zusammenleben mit ihr möchtest und ob du das deiner Tochter zumuten möchtest. Als Kind aus einer Alkoholikerfamilie kann ich nur sagen, dass deine Tochter vermutlich sehr viel mitbekommt, auf jeden Fall dass zuhause etwas nicht in Ordnung ist und etwas verheimlicht wird, und dadurch langfristig in jedem Fall Schaden nimmt!

    Du kannst natürlich versuchen mit deiner Frau ins Gespräch zu kommen, aber wenn sie keinen Anlass sieht, die Trinkerei zu ändern, wird das zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus gehen. Können dir sicherlich die allermeisten hier bestätigen. Dass sie es dir gestanden hat, mit dir über ihre Angst redet, ist generell gut, aber darauf müssen nun auch Taten folgen und ihr müsst im Gespräch bleiben. Sonst wird das ein jahrelanger Eiertanz, weil der Suchtkreislauf nicht durchbrochen wird. Meiner Meinung nach kann man da als Angehöriger nur mit klaren Ansagen und Taten aussteigen, bzw. sich professionelle Hilfe holen.

    Was machst du für dich, was sind deine Pläne für die Zukunft? Ganz wichtig ist es, sich beim Kreisen um den Süchtigen nicht selbst zu verlieren. Ich sags mal ganz deutlich, ich bin als junge Erwachsene sicherlich 10 Jahre meiner Entwicklung hinterhergehinkt (und tu es noch), weil ich nur mit den Sorgen um meine Eltern beschäftigt war. Ich wusste es nicht anders. Du hast als erwachsener Mann aber die Wahl. Du bist schon hier, suchst dir Hilfe. Das ist super. Gehst du auch zur Beratung, zum Psychologen, zur SHG? Hast du hier in der Linksammlung schon rumgelesen? Es gibt zb auch Partnergespräche bei Suchtberatungsstellen. Wird aber alles nix ändern und bringen, wenn deine Frau keine Änderung will. Will sie die? Das solltet ihr klären. Wenn sie keine Hilfe will, solltest du Abstand nehmen. Wie das aussieht, ob nur innerer Abstand oder Trennung, ist dann deine Entscheidung. Es ist wichtig, dass du dir das klarmachst. Ohne direkte, wiederholte Ansagen und klare Entscheidungen laufen gar keine Veränderungen an.
    Bist du dir darüber im Klaren, welche Rolle du in der Beziehung einnimmst? Meistens haben Angehörige von Suchtkranken selbst ganz eindeutige Muster, die dann wie Schlüssel und Schloss mit den Mustern des Süchtigen zusammenpassen. Mir fällt zb auf, dass du überhaupt gar nicht von dir selbst sprichst, sondern nur von den Problemen deiner Frau. Für *dich* ist es aber wichtig, was *du* machst.

    Was mir noch einfällt: Wie schützt du deine Tochter? Redest du mit ihr darüber, dass ihre Mutter manchmal komisch ist und machst du ihr auch deutlich, dass das nicht ihre Schuld ist, was passiert? Deine Tochter wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit psychologsiche Schäden davontragen, wenn sie in einem von Sucht geprägten Familiensystem aufwächst. Allein ihr zuliebe solltest du auf jeden Fall handeln. Vielleicht wacht deine Frau dann auf, vielleicht nicht, aber davon darfst du das echt nicht abhängig machen.


    Alles Gute und lieben Gruß
    Liv

  • Hallo Suse011970,

    erst mal herzlich :welcome: hier im Forum.

    Ich bin Alkoholiker, Mitte 40 und seit Ende 2013 trocken. Ich war Heimlichtrinker, kenne also die Situation aus der Trinkersicht sehr gut.

    Zitat

    Ich habe nun viele Eurer Beiträge gelesen . Mein Fazit ist : das ich eigentlich nichts machen kann solange meine Frau nicht aufhören will !!!

    Dazu möchte ich sagen, dass Du die vielen Beiträge von uns vielleicht falsch interpretiert hast. Es ist zwar richtig: ein alkoholkranker Mensch muss selbst aufhören wollen sonst hat er normalerweise keine Chance trocken zu werden und dauerhaft trocken zu bleiben. Aber, oft wird dieser Wunsch dauerharft trocken zu werden durch ein Ereignis ausgelöst. Das kann z.B. sein, dass der Partner seine sieben Sachen packt und auszieht. Das kann durch die unterschiedlichsten Dinge ausgelöst werden, bei manchem "reicht" es auch, dass der Partner ein Ultimatum stellt. Also mein Fazit: Du kannst durchaus etwas tun! Problem ansprechen und Deine Positition klar formuliern. Und mitteilen, was Du tun wirst, wenn Deine Frau weiter trinkt.

    Ob es dann allerdings die gewünschte Wirkung zur Folge hat, also dass Deine Frau mit dem Trinken aufhört, das ist nochmal was anderes. Und da gebe ich Dir schon recht, oft geschieht dann eben erst mal nichts und es muss noch was anderes passieren, dass der Betroffene beschließt trocken werden zu wollen. Und leider gibt es auch viele, die es nie schaffen (wollen).

    Und Du kannst noch was tun. Nämlich auf Dich und Deine Tochter achten. Darauf aufpassen, dass Euer Leben nicht in die Abhängigkeit zum Leben des Trinkenden gerät. Oder, wenn das schon passiert ist, dass Ihr Euch von dieser Abhängigkeit wieder löst. Denn es bringt ja nix, mit dem Trinkenden zusammen unter zu gehen. Wenn der Trinker untergehen möchte, dann soll er das schon schön alleine tun.

    Ich weiß, alles bittere Theorie, die ich da von mir gebe. Schließlich ist es Deine Frau und es ist Deine Tochter und nicht irgend ein Trinkender auf dem Papier. Deshalb rate ich Dir, dass Du Dir auch außerhalb unseres Forum Hilfe holst. Es gibt SHG für Anghörige, Du kannst auch mit Suchtberatungsstellen sprechen.

    Zitat

    Unsere Tochter ist 9 und sie merkt sehr wohl wenn meine Frau angetrunken ist. Das ist im Moment meine größte Sorge ! Noch sagt Sie nichts , aber es wird kommen.

    Und unterschätze das nicht. Sie sagt nichts, ok. Aber das heißt ja nicht, dass sie damit klar kommt.

    Als ich in meiner schlimmsten Phase war, kurz bevor ich aufgehört habe, war meine Tochter genauso alt wie Deine jetzt. Wie gesagt war ich Heimlichtrinker. Meine Frau hat zwar gemerkt, dass ich emotional und körperlich völlig im Eimer bin, aber durch ein jahrelang perfekt (und perfide) aufgebautes Lügennetz konnte ich meine Trinkerei vor ihr verheimlichen und vor meiner restlichen Umwelt auch. NUR meine kleine Tochter hat es gewusst! Das hat sie mir später gesagt. Obwohl sie mich nie hat trinken sehen - sie sagt einfach "ich hab es gespürt, ich wusste es". Und hat es in sich hinein gefressen. Wie es ihr dabei ging brauche ich wahrscheinlich nicht weiter auszuführen.

    Genau deshalb ist es wichtig, dass Du die Initiative übernimmst und einen Plan machst, wie Dein/Euer Leben zukünftig aussehen soll. Wenn Deine Frau bereit ist etwas gegen ihre Krankheit zu unternehmen, dass kannst Du an ihrer Seite stehen und sie dabei tatkräftig unterstützen. Das hilft sehr. Wenn sie aber nichts tun will/kann, dann musst Du auf Dich und Dein Leben achten.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum und alles Gute auf Deinem Weg.

    LG
    gerchla

  • Ich habe nun viele Eurer Beiträge gelesen . Mein Fazit ist : das ich eigentlich nichts machen kann solange meine Frau nicht aufhören will !!!

    Richtig! Du kannst im Prinzip nur Eins tun: Für Dich und Eure Tochter sorgen!
    Die beste Hilfe für Deine Frau ist keine Hilfe. Welche Möglichkeiten Du hast, hatte ich Dir ja in etwa schon hier aufgezeigt.
    Insofern kann ich mich auch Gerchla ind Liv anschließen.

    Gruß
    Greenfox

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