Schweres Eingeständnis

  • Guten Morgen , ich bin 46 und schreibe hier für meine Frau . Einige von Euch werden die Situation kennen . Vor einigen Monaten habe ich beim öffnen des Tabletts eine Seite mit einen Alkoholiker Test gesehen. Ich habe meine Frau darauf angesprochen aber sie meinte das hätte nichts zu bedeuten. Immer öfter gab es Situationen in denen mann merke das sie heimlich getrunken hat. Ich habe sie nicht darauf angesprochen weil unsere Tochter dabei war . Außerdem war mir klar das es einen riesen Streit gibt wenn ich was sage.

    Vor 8 Wochen hat Sie mir unter Tränen gestanden ,das Sie glaubt ein Problem mit dem Alkohol zu haben. Ich habe ihr gesagt das wir das nicht alleine Lösen können und uns Hilfe suchen müssen. Sie war aber der Meinung das es Funktioniert nur ab und zu etwas zu trinken. Es hat nicht funktioniert , in Stress Situationen hat meine Frau heimlich getrunken. Heute Nacht hat Sie erkannt das es so nicht weiter geht . Ist aber immer noch der Meinung das alleine zu schaffen.

  • Guten Morgen Suses Mann,

    so wie ich die Sache sehe, betrachten das die Wenigsten hier. Für mich ist der Alkoholismus eine Abhängigkeit/Sucht, die nach dem gleichen Muster gestrickt ist wie jede andere Sucht (z.B. die Abhängigkeit vom Nikotin).
    Mit der richtigen Einstellung und insbesondere Motivation ist es deshalb m.E. (und meiner persönlichen Erfahrung nach) möglich, sich dieser Abhängigkeit zu entledigen.

    Eine Sache ist jedoch immer zu bedenken: Ein nicht ärztlich überwachter Entzug des Suchtmittels kann tödlich enden. Insofern sollte auch für denjenigen, der nicht den klassischen Weg (Suchtberatung, klinischer Entzug, Langzeittherapie) gehen möchte, ein Mediziner die erste Anlaufstelle sein.

    Ansonsten gibt es auch für nicht „klassische Aussteiger“ jede Menge Hilfen, die durchaus genutzt werden sollten. Mir haben z.B. der Austausch in Foren und insbesondere erfolgreiche Aussteigergeschichten sehr geholfen.

    Beste Wünsche
    Bassmann

  • Hallo und auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN im Forum :welcome:

    Guten Morgen , ich bin 46 und schreibe hier für meine Frau .

    Sorry, wenn ich Dir gleich zu Anfang schon widersprechen muss:
    Meines Erachtens schreibst Du nicht für Deine Frau, sondern für DICH - ganz einfach, weil Du Dich als Angehöriger vermutlich überfordert fühlst und nicht wirklich weisst, wie Du damit umgehen sollst und wie Du Deiner Frau helfen kannst.

    Das ist aber insofern kein Problem - denn dieses Forum ist ja auch für Angehörige.

    Und hier gibt es auch viele Angehörige, die Dir bestimmt von ihren Erfahrungen berichten können.
    Was ICH Dir bzw. Euch raten kann, ist erst mal ein gemeinsamer Besuch bei einer Suchtberatungsstelle. Zum Einen sind die anonym. Dort bekommt ihr jede Menge Hinweise und Tipps - sowohl, was eine Entgiftung für Deine Frau und weitergehende Hilfsangebote (z.Bsp. Selbsthilfegruppen [SHG] in der Nähe, Informationen über Langzeittherapien [was ist das, wo, wie beantragt man etc]) als auch für DICH als Angehörigen nützliche (Aufklärungs-)Hinweise. Denn ich nehme an, DU hast Dich noch nicht wirklich mit dem Thema befasst nixweiss0

    Schau doch auch mal in unsere Linksammlung - da findest Du ja vielleicht auch schon Nützliches.

    Ich finde es ja schon mal sehr gut, dass Deine Frau schon mal selbst erkannt hat, dass sie ein Problem hat, etwas ändern muss - und es Dir gegenüber auch eingestanden hat. Die Meinung, es aber alleine zu schaffen bzw. schaffen zu wollen hat aber oft auch etwas mit der Scham der Umwelt gegenüber zu tun. Denn "Alkoholiker" ist in der Öffentlichkeit nunmal sehr negativ belegt.

    Als ich das mit dem Alkoholiker-Test gelesen habe, musste ich "schmunzeln". Hat es doch an mein damaliges Verhalten erinnert: Wenn ich mal einen solchen Test gemacht habe, habe ich natürlich :o die Angaben schon "leicht" nach unten korrigiert. Und wenn dann das Ergebnis trotzdem (immer) war, dass ich "hochgradig gefährdet" oder schlimmer bin - dann habe ich diese Tests einfach als Quatsch und unseriös abgetan ...

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir (und uns) einen guten Austausch hier. Und vielleicht schafft es Deine Frau ja, entweder selbst zu schreiben oder eine reale SHG aufzusuchen ...
    Natürlich gibt es auch Menschen wie Bassmann, die es (mehr oder weniger) alleine schaffen. Aber Hilfen helfen.

    In diesem Sinne

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo , sicher schreibe ich hier auch in meinem Interesse . Das Problem ist aber , das meine Frau nie hier oder in anderen Foren egal welcher art schreiben würde. Also schreibe ich für Sie in diesem Forum.

    Versucht euch vorzustellen meine Frau schreibt das.

    Meine Frau denkt wenn sie schaft 2 Wochen keinen Alkohol zu trinken , wäre alles nicht so schlimm . Wie ihr schon geschrieben habt , ist im Moment ihr Hauptgedanke was anderen sagen würden wenn sie es mitbekommen. Gleichzeitig kann /will sie sich nicht vorstellen komplett auf den Alkohol zu verzichten .

    Sie merkt aber das es so nicht weiter geht. Wir als Familie merken sehr wohl wenn sie getrunken hat , was ihr bisher nicht bewusst war . Aber erst jetzt ist uns klar geworden welche Ausmaße das hat. Wenn sie schnell noch mal in den Laden fährt , hat sie sich Alkohol gekauft und Zuhause versteckt.

    Was also machen ? Einfach versuchen nicht mehr zu trinken ?

  • Sorry - aber steht sie neben Dir und diktiert? Weiss sie, DASS und WAS Du in "ihrem" Namen schreibst?
    Wenn nämlich nicht, kann ich Dir sagen, was ICH an ihrer Stelle denken würde, wenn ich es denn merken würde: "Toll - jetzt trauen sie mir schon nicht mal mehr zu, dass ich für mich selbst sprechen/schreiben kann!" Und dann wäre ich eingeschnappt - und würde mir erst mal ordentlich einen einlöten. Warum Du/der andere das gemacht hat, wäre mir dann sch...egal.

    Nicht nur sie muss sich selbst eingestehen, dass sie ein Problem hat, mit dem sie allein nicht mehr klarkommt. Und das ist schon mal eine große Hürde.
    Aber auch Du musst Dir eingestehen, dass Du ein Stück weit hilflos bist.

    Was also machen ? Einfach versuchen nicht mehr zu trinken ?

    Das alleine wird nicht reichen. Sie muss selber WOLLEN - und zwar, nicht nur nicht mehr trinken, sondern auch in ihrem Leben einiges umstellen, ordnen.
    Mit einem kaputten Auto nach Italien ZU WOLLEN wird nicht reichen - da muss das Auto erst mal repariert werden (z.Bsp. Entgiftung, Therapie) und ein Plan gemacht werden, wie man an den gewünschten Ort kommt. Und da DU von diesem Auto keine Ahnung hast und es natürlich auch nicht fahren kannst, muss SIE das machen.

    Ich finde, Du darfst sie nicht entmündigen. Ich finde es super und toll, dass Du ihr zur Seite stehen und helfen willst 44. Aber sie hat ihren Part zu erledigen und Du den Deinen.
    Wenn meine Frau mir erzählt hätte, so und so und dies und das muss ich machen, um trocken zu werden - ich hätte es als Bevormundung, als Angriff auf mich verstanden. Dass sie das in einem Forum gelesen hat, wäre mir schit-egal gewesen. Anders wäre es gewesen, wenn sie gesagt hätte, dass es da ein Forum, eine SHG, eine Beratungsstelle, einen Teddy ... was auch immer gäbe, wo man sich Tipps geben lassen kann.

    Wie schwer der Weg weg vom Alkohol ist/sein kann, kann keiner wirklich nachvollziehen, der kein Problem mit bzw. ohne Alkohol hat!
    Und ich als Alkoholiker kann auch nur erahnen, was ich alles meiner Familie zu meinen nassen Zeiten angetan habe ;(

    Sprich für DICH - und gib ihr Zeit und die Gelegenheit, für sich selbst zu sprechen.

    So, jetzt habe ich Dich genug zugetextet. Und so wie ihr lege ich auch Dir den Spruch unter meinen Posts ans Herz: "Ich wünsche mir die Gelassenheit ..."

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Sucht äußert sich darin, dass das Suchtmittel eine herausragende Stellung in Bezug auf das Wohlbefinden des Abhängigen einnimmt. Deshalb kann sich ein Abhängiger nicht vorstellen, ohne das Suchtmittel glücklich leben zu können.
    Und genau mit dieser (falschen) Vorstellung muss er aufräumen. Insofern erfordert jeder Suchtausstieg eine Einstellungsänderung.

    Um die zu bewirken ist ggfs. eine therapeutische Hilfe erforderlich.
    Einfach nicht mehr trinken, klappt langfristig i.d.R. nicht, weil dadurch keine wirkliche Einstellungsänderung herbeigeführt wird. Wer so vorgeht, wird sich wahrscheinlich Tag für Tag nach seinem Suchtmittel sehnen... und irgendwann der Sehnsucht folgen.

    Bassmann

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