Mein treuester Freund....

  • Hallo zusammen...

    Ich bin seit gestern neu hier in diesem Forum und möchte mich gern vorstellen...
    Bin 42 J. alt und komme ganz aus dem Süden von Baden-Württemberg.
    Ich befinde mich zur Zeit in meiner dritten Therapie seit 2009...
    2009 machte ich eine 26 wöchige Therapie zuerst in einer Tagesklinik und dann in einer Tagesreha.
    2013 machte ich eine 12 wöchige stationäre Therapie.
    In diese beiden Therapien war ich leider nicht selbst sondern fremdmotiviert,Die erste Therapie erfolgte damals auf massiven Druck meines Arbeitgebers und die zweite Therapie musste ich auf Weisung der Fsst machen da man mir den Führerschein mit einem sehr hohen Promillewert abgenommen hat.
    Leider habe ich es in diesen beiden Therapien nicht geschafft mich selbst so zu motivieren und vor allem mich mit mir auseinanderzusetzen um künftig auf eine stabile zufriedene Abstinenz zu blicken.
    Ich war jeweils schon ganz kurze Zeit nach beiden Therapien immer wieder rückfällig..

    Festgestellt alkoholkrank bin ich seit 2008...Mein Konsum,den ich früher als eher im Normalbereich gesehen habe steigerte sich gegen Ende 2007 nach einer sehr erfolgreichen Diät teilweise ins unermessliche und führten fast jeden Abend zum Filmriss...
    Damals wollte ich um möglichst mein neues Gewicht zu halten komplett auf Bier verzichten und bin daher auf Wein umgestiegen...
    Nun ist das als ehemaliger Biertrinker nicht so einfach seine Trinkgeschwindikeit dem Wein anzupassen..
    So bin ich langsam aber sicher immer weiter in die Abhängigkeit abgerutscht..
    Hinzu kam auch noch das ich zu dieser Zeit Probleme in der Firma hatte,da mein damaliger Chef der mich zuvor jahrelang aufgebaut und zur Führungskraft herangezogen hatte,mich plötzlich fallen ließ,ausgrenzte und schließlich Mobbing gegen mich betrieb.
    Das alles führte ebenso dazu das ich Abends nach der Arbeit immer erstmal eine Flasche Wein trank als ich zuhause ankam..
    Irgendwann konnte ich meinen Konsum dann gar nicht mehr kontrollieren und er steigerte sich innerhalb kürzester Zeit enorm..
    Bald reichte eine Flasche Wein nicht mehr um zu "vergessen/verdrängen" und es wurden zwei oder drei
    Flaschen Wein pro Abend..
    Das war auch die Zeit in denen ich zum Wein immer öfter auch mal einen oder zwei Flachmänner Cognac/Wodka dazu kaufte um schneller die Wirkung des Alks zu erreichen...
    Na ja und wie es so kommen musste ließ ich dann irgendwann den Wein komplett weg und trank nur noch harten Alk und das auch schon tagsüber in der Firma,was natürlich nicht unbemerkt blieb...
    Eine Flasche Cognac/Wodka waren an der Tagesordnung..
    So kam es das man mir 2009 eine Therapie seitens der Firma zur Auflage machte um meinen Job behalten zu können..
    Nach erfolgreich abgeschlossener Therapie fing ich wieder an meinem alten Arbeitsplatz an und erlebte die Hölle...
    Man behandelte mich wie einen Aussätzigen und so war mein ganz schneller Rückfall schon vorprogrammiert..

    So hat sich das eben alles entwickelt mit meiner Alkoholgeschichte...
    Ich könnte hier jetzt bestimmt noch 2 Stunden weiterschreiben aber es sollte mal fürs erste ein kleiner Abriß von mir sein..
    Momentan bin ich aus Eigenmotivation und weil ich endlich aus diesem Alkoholsumpf rauskommen möchte erneut in einer Therapie,wiederum in der Tagesreha wo ich 2009 schon einmal war.
    Die Gespräche mit meinem Therapeut und auch mit der Gruppe tuen mir sehr gut und ich habe den ganz festen Willen es diesesmal zu schaffen...

    So jetzt bleibt mir fürs erste nur noch allen Mitgliedern dieses Forums schöne Osterfeiertage zu wünschen..

    Grüße
    esprit238

  • Hallo Esprit

    ganz kurze Antwort von mir:


    [...]Leider habe ich es in diesen beiden Therapien nicht geschafft mich selbst so zu motivieren und vor allem mich mit mir auseinanderzusetzen um künftig auf eine stabile zufriedene Abstinenz zu blicken.[...]

    Genau da sehe ich das Problem. Ich glaube, du hattest immer das Gefühl, auf Entwöhnung und Entzug zu müssen oder sollen. Besser ist es, ein alkoholfreies Leben zu wollen. Das ist sicher ein Prozess, der länger dauert.

    Gleichfalls schöne Osterfeiertage!

  • Hallo, Esprit238!

    Danke für Deine Vorstellung - begrüßt hatte ich Dich ja schon.

    Ja, das ist das Problem, wenn man so einen Ausstieg für irgend jemand anderen startet ...
    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg bei der Therapie und, dass es diesmal funktioniert.

    Wichtig finde ich zwar, dass man in etwa die Gründe, warum man zur Flasche gegriffen hat, auslotet. Aber man sollte die "Schuld" nicht auf "die Anderen" abwälzen - vielleicht hat Dein Chef Dich ja "fallenlassen", weil Du alkoholisiert warst, Fehler gemacht hast, die Kollegen die ihren Ärger spüren lassen, weil sie Deine Arbeit mitmachen/Deine Fehler ausbügeln mussten ...
    Ich kenne solche Kreisläufe von mir: Ich hatte etwas getrunken, am nächsten Tag ging es mir nicht so gut, habe dann irgendwelche Bemerkungen auf mich bezogen, Frust geschoben - also etwas getrunken. Daher ging es mir dann am nächsten Tag ...
    Und weil ich etwas getrunken hatte, obwohl ich mir vorgenommen hatte, nichts zu trinken, wurde ich deprimiert/depressiv. Und um mich wieder aufzuheitern, habe ich dann auch wieder etwas getrunken - was mich dann wieder deprimiert hat ...

    Solche Kreisläufe kann man nur schwer für andere durchbrechen. Solche Ursachenforschung sollte mehr dazu dienen, Muster zu erkennen, um sie nicht zu wiederholen.
    Ich bin momentan auch oft deprimiert (Trennung mit Rosenkrieg ;( ), habe aber für mich mittlerweile andere Möglichkeiten gefunden, das zu "bekämpfen. Denn wenn ich jetzt zu Flasche greifen würde ...
    Oder auch andersherum: Wenn es mal super läuft, hies es früher "Darauf einen Dujardin!" (oder so ähnlich ;) ). Heute belohne ich mich anders.

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg und ein schönes Osterfest - und uns allen einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo esprit!

    Danke für dein Kommentar in meinem Thread.
    Ich habe mir wirklich sehr darüber gefreut.

    So. Dritte Therapie also, wie du ja weißt, ich hab auch drei hinter mir.
    Zweimal 6 Wochen Suchtkrankenhaus und einmal ein halbes Jahr im Nirgendwo.
    Davor war ich noch nie zur Entgiftung im Krankenhaus, geschweige, dass ich bei einer Gruppe war.
    Ich hab keine ambulante Therapie gemacht!?

    Alle dreimal bin ich einem anderem Menschen zu Liebe gegangen.
    Hab mir einreden lassen, dass ich hoffnungslos bin, der Abschaum
    der Menschheit, Mensch zweiter Klasse usw.
    Irgendwann fängt man an, dies zu glauben und sauft zum Bosen, kennst das?

    Heute ist aus dem Alkoholmissbrauch eine Abhängigkeit geworden.
    Ich bin psychisch abhängig. Trank Bier.

    Alle drei Therapien waren zum Scheitern verurteilt, ich war selber noch nicht so weit.
    Jetzt erst mache ich eine ambulante Therapie, welch Ironie!
    Ich merke, wie sehr die Gespräche mir helfen, wie ich nun erst herausfinde, was mich wirklich belastet und was nicht.
    Nach und nach...
    Weil ich es nun endlich auch zulasse, und weil ICH es so entschieden habe!
    Die Therapien waren aber nicht umsonst, denn sonst hätte ich nicht das Selbstbewusstsein erlangt,
    es jetzt auf meine Art und Weise anzugehen.
    Auch könnte ich gewisse Themen gar nicht so gut ansprechen.
    Es passt für mich perfekt!

    Wenn du in der Tagesreha bist, was machst du dann am Abend oder am Wochenende?
    Hast du Menschen um dich, oder bist du alleine?

    Denk an dich, xandi

  • Hallo Xandi und @all,

    Zitat

    Hab mir einreden lassen, dass ich hoffnungslos bin, der Abschaum
    der Menschheit, Mensch zweiter Klasse usw.
    Irgendwann fängt man an, dies zu glauben und sauft zum Bosen, kennst das?

    Nein,so kenne ich das nicht..
    Ich wüsste jetzt niemanden der sich das trauen würde mir das öffentlich ins Gesicht zu sagen...
    Diese Stärke mich gegen so etwas verbal zu wehren hab ich zum Glück nie verloren..
    Ich muss es nochmal sagen,niemand hat das Recht und wegen unserer Krankheit anzuprangern und was ich in der Zeit leider auch feststellen musste ist,das genau die die schlecht über einem reden(natürlich nur hintenrum) ganz oft über eigene Probleme hinwegtäuschen wollen...

    Ich hab ja die Form der Tagesreha gewählt weil ich das schon mal gemacht habe und den Vergleich zwischen ambulant und stationär ja auch schon hinter mir habe...
    Ich habe das Glück diesmal in eine super Gruppe gekommen zu sein,wir haben ganz viel Gespräche auch ausserhalb der Therapiezeit in den Pausen oder treffen uns auch mal so in der Stadt locker auf einen Kaffee...
    In meiner stationären Therapie war es so das viele per Gerichtsbeschluß da waren die nicht wirklich interessiert daran waren den Alkkonsum aufzugeben und nahmen den anderen somit wertvolle Therapiezeit...
    Ich habe in meinem ersten Post zwar auch geschrieben das ich fremdmotiviert war bei den ersten beiden Therapien aber es war jetzt nicht so das ich die Zeit nur abgesessen habe,sondern ich hatte glaub einfach die Krankheitseinsicht noch nicht...

    Um eine ambulante Therapie durchzustehen muss man schon sehr stabil sein,es geht doch jeden Tag von morgens bis Abends nur um das Thema Alkohol und ist teilweise auch eine psychische Belastung weil man ja vieles wieder herholt das man in "nassen Zeiten" immer versucht hat zu verdrängen.
    Ich habe das Glück das wenn ich abend aus der Reha heimkomme meine Familie immer für mich da ist...Wir wohnen zwar nicht alle zusammen aber mein Bruder oder meine Schwester brufen abwechselnd abends bei mir an und erkundigen sich wie es mir geht und wie es in der Therapie läuft..
    Ausserdem hab ich noch meine Mutter die auch ein großer Rückhalt für mich ist und jederzeit zu mir steht..

    LG Matthias

  • Hallo Esprit

    Zitat

    Um eine ambulante Therapie durchzustehen muss man schon sehr stabil sein,...

    ja, so kenne ich das von mir auch. Im Vorfeld wurde da schon ordentlich und sehr genau abgeklopft und abgesichert dass es für mich auch möglich ist dann abends, wochenends zuhause abstinent zu leben. Auch in richtung Freunde und soziales Umfeld und so. Ich war vor der Reha auch schon weit über zwei Monate im Ausstieg und nüchtern.

    Zitat

    Ich habe in meinem ersten Post zwar auch geschrieben das ich fremdmotiviert war bei den ersten beiden Therapien aber es war jetzt nicht so das ich die Zeit nur abgesessen habe,sondern ich hatte glaub einfach die Krankheitseinsicht noch nicht...

    Ich habe für mich auch festgestellt, und es konkret so erlebt, dass ich genau ab dem Punkt wo ICH etwas FÜR mich ändern will, auch tatsächlich etwas ändern kann. Sehr vieles sogar! Und da war für mich zunächt auch erstmal ein ganzes Stück Krankheitseinsicht mit dabei. Aufgrund stark depressiver Gedanken, die letztlich völlig gegen mein eigentliches Naturell gingen, hatte ich erkannt wie krank mich das ganze eigentlich wirklich macht, und wie pathologisch mein Trinkverhalten war.

    Und was tue ich wenn ich erkenne dass ich krank bin - ich unternehme alles mir mögliche für meine Genesung und Heilung.

    Schön dass Du hier bist, Esprit. Ein Willkommen im Forum auch von mir :)

    Ich wünsche Dir immer das Beste und viel Erfolg auf Deinen Weg!
    und einen guten und gewinnbringenden Austausch hier.

    Ahoi und bis bald,
    Land-in-Sicht

  • Hallo Esprit,

    ein verspätetes herzliches Willkommen hier im Forum von mir.

    Hört sich ziemlich klassisch an, Deine Geschichte über Rutsch in den Alkoholsumpf. Was mir auffällt ist, dass Du immer wieder Gründe nennst, weshalb Du getrunken hast, rückfällig wurdest usw. Das habe ich anfangs auch oft gemacht, also mir Erklärungen gesucht, warum wieso weshalb. Ich habe damit auch versucht die Verantwortung für das, was ich im Alkoholrausch so an Mist gebaut hab, auf den Alkohol abzuschieben und diejenigen dafür verantwortlich zu machen, die aus meiner Sicht daran Schuld waren, dass ich getrunken habe.

    Aus heutiger Sicht kann ich Dir sagen: Es gibt keinen Grund Alkohol zu trinken! Es lag immer in meiner eigenen Verantwortung. Und somit kann ich mir gegenüber auch nichts entschuldigen, was ich aufgrund meiner Sauferei alles so getan habe. Ich kann es bestenfalls erklären....

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch und alles erdenklich Gute auf Deinem Weg aus der Sucht!

    LG
    gerchla

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