Ein neuer Versuch

  • Hallo zusammen,
    ich habe mich neu hier angemeldet. Ich heiße Robert, bin 40 Jahre alt und Alkoholiker. Hiermit möchte ich einen neuen, hoffentlich erfolgreichen Versuch starten, endlich richtig trocken zu werden. Denn eigentlich geht es mir gut. Ich bin verheiratet und habe einen Job. Aber seit einigen Jahren ist es mit dem Alkohol immer mehr geworden. Dabei trinke ich nicht jeden Tag, aber wenn, dann richtig. Dann kann ich leider nicht mehr damit aufhören und das möchte ich jetzt ändern.
    An einem Trinkabend kommen dann schon 6-8 Bier oder zwei Flaschen Wein zusammen. Bisher habe ich von härteren Sachen immer die Finger gelassen, aber in letzter Zeit kaufe ich mir ab und zu auch eine 0,5L Flasche Vodka und trinke die abends mit Energy-Drinks. Solange bis ich auf dem Sofa einschlafe. Das ist auf jeden Fall viel zu viel und so möchte ich nicht weiter machen. Ich will unbedingt verhindern, dass ich auf härtere Sachen umsteige oder noch mehr trinke. Zumal die Tage dazwischen auch immer weniger werden. Inzwischen kann ich nur noch 3-4 Tage trocken bleiben.
    Ich war schon mal bei einem Psychologen und der hat mir geraten, mich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Da ich mir nicht sicher bin, ob solche Gruppentreffen etwas für mich sind, möchte ich zuerst hier mein Glück versuchen. Mir ist auch klar, dass bei mir nur ein absoluter Verzicht auf jeglichen Alkohol zum Erfolg führen kann. Ich denke, das kennen viele auch aus eigener Erfahrung. Mein Ziel ist es, mich dadurch zu motivieren, hier über mein neues, TROCKENES Leben berichten zu können. Das ist hier jederzeit möglich und ich muss nicht auf feste Treffen warten, bei denen ich dann vielleicht nicht gut drauf bin. Auf jeden Fall möchte ich jetzt einen ernsten Versuch starten, trocken zu bleiben und hoffe, bald über meine ersten Erfolge berichten zu können. Ich habe keine körperlichen Entzugserscheinungen (außer morgendlicher Übelkeit) aber psychisch bin ich leicht aus der Fassung zu bringen. Ich denke der richtige Weg ist es, immer zu versuchen den heutigen Tag trocken zu bleiben. So werde ich das jetzt angehen. Hoffentlich bis bald.
    Robert 44.

  • Hallo Robert,

    herzlich Willkommen hier bei uns. Schön, dass Du hier her gefunden hast. Ich finde Du hast Deine Situation sehr gut analysiert und hast einen klaren Plan, weißt was Du willst. Das ist schon mal gut.
    Das Du keine SHG besuchen willst finde ich erst mal nicht so schlimm. Jeder hat m.E. einen individuellen Weg in die Trockenheit. Trotzdem würde ich Dir aus meiner Sicht raten es einfach mal zu versuchen. Das Forum hier bleibt Dir ja ohnehin. Als ich meinen Weg in die Trockenheit antrat habe ich alles Mögliche ausprobiert, auch eine reale SHG. Das war super, eine wichtige Erfahrung für mich. Nach einigen Monaten hatte ich dann das Gefühl, dass es nicht 100%ig zu mir passt und bin andere Wege gegangen. Aber da hatte ich mich dann auch schon ein Stück weit entwickelt. Wenn man trocken wird ändert sich vieles, man denkt anders, handelt anders und bekommt einen ganz anderen Blick. Aber ausschließen würde ich von vorne herein erst mal nichts, einfach offen sein für alles, was Dir helfen könnte. Entscheiden kannst Du dann ja schließlich selbst ob etwas passt oder nicht.


    Mir ist auch klar, dass bei mir nur ein absoluter Verzicht auf jeglichen Alkohol zum Erfolg führen kann.


    44.
    So ist es! Das Du diese Erkenntnis hast, ist schon mal Gold wert!

    Was Entzugerscheinungen betrifft: Wie lange trinkst Du nicht mehr? Überleg' Dir bitte, ob Du nicht mit Deinem (Haus-)Arzt sprichst. Es ist grundsätzlich gut, wenn der Bescheid weiß aber es geht hier natürlich auch um kalten Entzug. Das kann, wenn's blöd läuft, richtig gefährlich werden. Kannst Du hier im Forum nachlesen. Ich würde lieber auf Nummer sicher gehen.

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg und Energie und freue mich die Berichte über Dein neues trockenes Leben hier zu lesen.

    VG
    gerchla

  • Auch von mir ein ganz Herzliches WILLKOMMEN hier im Forum!

    Ich kann mich nur Gerchla anschließen - warum es nicht auch mit einer realen SHG versuchen!? Zum Einen können persönliche Gespräche m.E. auch das beste Forum nicht ersetzen. Und zum Anderen - das Forum bleibt Dir jederzeit ...
    Und wenn Du Dir nicht sicher bist, ob eine reale SHG etwas für Dich ist - wie willst Du es denn anders als durch ausprobieren herausfinden?

    Auf jeden Fall hast Du schon mal ein Ziel vor Augen - ich wünsche Dir, dass Du es ohne Um- und/oder Irrwege erreichst!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ach ja, ich hab ganz vergessen, dass mein Hausarzt schon ein par Jahre bescheid weiß. Ich hab ihm das schon erzählt, als es mir vor ca. 5 Jahren besonders schlecht ging. Er hat mir dann Distraneurin verschrieben, das ich dauerhaft nehmen sollte. Die Tabletten entspannen auch kurzzeitig, machen aber ziemlich müde und wohl auch abhängig. Außerdem haben sie mit der Zeit bei mir auch nicht mehr gewirkt. Und wenn ich sie nicht genommen habe, war ich ziemlich reizbar. Inzwischen nehme ich sie gar nicht mehr. Hat insgesamt auch nicht viel bewirkt. Aber ich war dankbar, dass ich keine Therapie machen musste. Mein Arzt wollte aus Diskretionsgründen darauf verzichten und ich war der gleichen Meinung. Rückblickend hätte ich das vielleicht sofort machen sollen, dann hätte ich mir durch ein par Wochen vielleicht einige harte Jahre erspart. Aber damals wäre ich wohl auch noch nicht bereit dazu gewesen. Naja, jetzt zählt dieser Versuch. Den heutigen Tag hab ich schon geschafft. Mal sehen, wie das morgen wird. Normalerweise habe ich spätestens zur Sportschau das Trinken angefangen, danach etwas gekocht und dann den Rest vernichtet, bis ich eingeschlafen bin. Aber morgen zählt das nicht als Ausrede, da muss es auch ohne gehen. 44.

  • Es ist schon erschreckend, wie leichtfertig manche Ärzte den Teufel mit Belzebub austreiben wollen >:( :o

    Du kannst natürlich versuchen, Dein Suchtproblem ganz allein für Dich im stillen Kämmerlein vor dem PC anzugehen. Es soll Menschen geben, die es tatsächlich ohne fremde Hilfe schaffen. Ich persönlich kann Dir aus meiner Erfahrung heraus nur raten, jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die Du kriegen kannst: Suchtberatung, (reale) SHG, Austausch hier in einem Forum, therapeutische Unterstützung, Langzeittherapie ...
    Medikamente sollten tatsächlich nur unterstützend sein und nicht auf eine langfristige Einnahme ausgelegt sein - und schon gar nicht, mit süchtig machenden Pillen wie Distra ...

    Und noch etwas kann ich Dir raten: Such Dir ein schönes (alkoholfreies ;) ) Getränk, dass Dir schmeckt - und zelebriere damit dann zu Deinen "normalen" Trinkzeiten/-gelegenheiten soetwas wie ein Ritual. Bei mir war es Ginger Ale ... Ein gutes Essen und dazu ein schönes, kühles Ginger Ale (kein Billig-Produkt) 44. Und wenn in einem Restaurant die Frage nach Getränken kommt - ruhig ein Gewese um das (alkoholfreie) Getränk machen ("Haben Sie die oder die Sorte da? Nein? Das ist aber sehr enttäuschend ..."). Zum einen hat man ja oft früher das Gleiche Gewese um das Bier/Wein/Sekt ... gemacht. Und zum Anderen kommt dann gar keiner auf dumme Ideen, Dich zu fragen, ob es denn nicht ein Kurzer oder ... sein soll.

    Nur mal so als Anregung ...

    Schöne Wochenende!

    Greenfox

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    können wir nur selber tun!

  • Ja danke, die Idee hört sich recht gut an. Warum nicht die Abende ähnlich gestalten und einfach weiter so genießen. Halt natürlich ohne Alkohol. Stattdessen mit einem alkoholfreien Standardgetränk. Heute gab`s nur Spezi, weil ich noch nichts spezielles zu Hause hatte und einkaufen war mir noch zu riskant. Aber heute hat es schon mal funktioniert. Ich bin komplett trocken geblieben und das trotz Sportschau und an Halloween. Ist zwar nicht mein Fest, weil es das in meiner Jugend noch nicht gab, aber als Anlass zum Trinken hätte ich es sonst gerne angenommen. Dafür spar ich mir heute die schlechte Laune, den unruhigen Schlaf und die morgendliche Übelkeit. Das ist schon mal nicht verkehrt.
    Morgen muss ich mir auch was neues einfallen lassen. Sonntag Mittag hab ich schon viele Stunden mit Bier und Ouzo beim Griechen verbracht. Aber daraus wird wohl auch nichts. Vielleicht ersetz ich das Ganze durch einen ausgiebigen Brunch und einen langen Spaziergang. Den gab`s heute auch schon und meine Frau war der Meinung, ich war schon viel entspannter und ruhiger. Das sind schon mal gute Neuigkeiten, so kann es weiter gehen. Ein schönes Wochenende an alle. 44.

  • Ist zwar nicht mein Fest, weil es das in meiner Jugend noch nicht gab, aber als Anlass zum Trinken hätte ich es sonst gerne angenommen.

    Ooch - Anlässe hatte ich genug: Halloween, Weihnachten, mein Geburtstag, der Geburtstag von nem Kumpel, Geburtstag vom Wellensittich eines Bekannten der Nachbarin, Montag, Freitag, 17:00 Uhr, 08:00 Uhr, Ameise überfahren ...

    Und - Brunch mit anschließendem Spaziergang ist doch auch nicht schlecht, oder?! Vor allem, wenn das Wetter schön und der Kopf klar ist, so dass man das auch alles mitbekommt ...

    Übrigens - hilf mir doch mal auf die Sprünge: Was ist nochmal ein Spezi? Ich hab irgendwie die Assoziation zu einem Bier-Mischgetränk ... aber ich glaub, das verwechsel ich jetzt irgendwie mit Radler, Alsterwasser, Diesel u.ä. ...

    Noch einen schönen Rest-Sonntag (hier bei uns ist schönstes Sonnenwetter :sun: )

    Greenfox

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo Robert,

    auch von mir noch ein schönes :welcome:

    Ich will dir auf deinen Weg der guten aktiven Veränderungen hin von mir her alles erdenklich Gute senden. Viel Erfolg, bestes Gelingen und Gute innere Kraft immer für deinen neuen Versuch!!


    Denn eigentlich geht es mir gut.

    Vielleicht kann es dir ja gelingen herauszufinden was denn dieses `eigentlich´ ist?
    Wo es herkommt und wie es sich in deinen Satz hereingeschlichen hat?

    Ich denke der Alkohol, und andere Rauschmittel, sind nichts anderes als ein >Eigentlich<. Es ist eine Krücke die sich unbemerkt in unser Leben schiebt und wir machen uns vor damit irgendwas bestimmtes erreichen zu können. Dabei geht es im Leben nicht um Eigentlich - sondern um unser tatsächliches Tun und Handeln.

    Gut dass du hier bist.
    Bleib weiter dran, denn es lohnt sich :)

    Ahoi und bis bald wieder,
    Land-in-Sicht

  • Hallo zusammen,
    erst einmal vielen Dank für die freundlichen Begrüßungen und die zahlreichen guten Tipps. Hat mich sehr gefreut.
    Heute war mein vierter Tag ohne Alkohol. An sich noch nicht soo toll, aber wenn man dran denkt, dass ich am Mittwoch noch eine Flasche Vodka vernichtet habe, ist das schon mal ein guter Start. Heute gab es zum Essen wieder nur Spezi (= Cola + Fanta) Hoffentlich geht es so weiter.
    Heute war ja ein toller sonniger Tag und wie angekündigt war ich mit Frau und Kind lange draußen spazieren. Dabei ist ihr wieder aufgefallen, dass ich entspannter und besser gelaunt war. Das wundert mich auch, da es nicht immer so war. Oft hab ich nach ein par Tagen schlechte Laune bekommen und war sehr ungeduldig. Hoffentlich hält das noch länger an, denn das hilft ungemein. Auf jeden Fall war es ein sehr gelungener Tag. Hoffentlich bleibe ich auch morgen in der Arbeit entspannt.
    Auch meine Vaterpflichten kann ich jetzt viel besser erfüllen. Tagsüber war das ja kein Problem, aber am späten Abend und ganz Früh war ich da nicht immer ein gutes Vorbild. Das ist jetzt auch schon besser geworden und ich bin viel gelassener.
    Hoffentlich hattet ihr auch einen tollen Tag und ein sonniges, trockenes Wochenende.
    Ich wünsche Euch einen guten Start in die neue Woche und hoffe, dass diese genauso gut läuft wie die letzten Tage.
    Bis bald. 44.

  • Moin, moin!

    Hört sich doch schon mal gut an!
    Allerdings lese ich sehr viele "hoffentlich" - als wenn Du Dir selber nicht über den Weg traust. Das kann auch gut möglich sein, nur kann dies zu einer negativ-wackeligen Einstellung und dann zu einer selbsterfüllenden Prophezeihung führen.
    Versuch es lieber mit "positiven" Formulierungen (auch für Dich selbst):
    Statt "Hoffentlich geht es so weiter." mit "So soll es weitergehen!", statt "Hoffentlich hält das noch länger an." mit "Das soll noch länger anhalten, denn das hilft ungemein.", "Den Tag morgen in der Arbeit gehe ich entspannt an - und so soll er ach zu Ende gehen."
    So ungefähr in der Art. Mach Dich nicht selber klein und/oder stell Dich selber auf wackelige Füße. Nee, mach's wie Bob, der Baumeister: "Yoh, wir schaffen das!"

    Einen entspannten Arbeitstag wünscht
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo an alle,
    sorry dass ich mich ein par Tage nicht gemeldet habe. Ich hoffe, ihr hattet alle eine schöne Woche und ein erholsames, trockenes Wochenende. Bei mir ist heute Tag 12, an dem ich keinen Alkohol mehr trinke. Für "normale" Menschen kein Thema, aber für mich ein neuer Rekord in diesem Jahr. 8)
    Und ich bin mir jetzt sicher, dass ich es auch weiterhin schaffen werde. Glücklicherweise hab ich dieses Mal keine schlechte Laune und bin nicht schnell reizbar. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich entspannt und gelassen wie lange nicht mehr. Das erleichtert das Durchhalten ungemein. Probleme sind jetzt keine unüberwindbaren Hindernisse mehr, bei denen ich schon vorher kapituliere und mich aufrege, sondern ich schau mir die Sache genau an und überlege mir, wie ich das Schritt für Schritt lösen kann, ohne auszuflippen. Und es klappt.
    Zum Glück habe ich dieses Mal kein großes Verlangen, sogar beim Einkaufen hab ich noch nicht aufs Weinregal geschielt. Keine Ahnung, warum es dieses Mal anders ist, aber ich bin froh das es so ist. Mir sind zwar schon Gedanken gekommen, es mir einmal die Woche zu erlauben, aber das geht natürlich nicht. Dann geht alles wieder von vorne los. Und ich weiß auch keinen Grund, warum ich es machen sollte. Ich bin auch so gut drauf und kann den ganzen Tag von früh bis spät genießen. Ich bin umgänglicher, gelassener und belastbarer. Warum sollte ich mir wieder die Tage, die Nächte und die Laune kaputt machen. Auf die Übelkeit und den Kater kann ich gerne verzichten.
    Als nächstes werde ich versuchen, dieses trockene Leben wieder als "normal" anzusehen. Nachdem es jetzt jahrelang nicht so war, wird es vielleicht etwas dauern, sich wieder daran zu gewöhnen. Erst jetzt begreife ich, wie gefährlich dieser Alkohol-Kreislauf ist und wie schwierig es ist, sich daraus zu befreien. Für einen Außenstehenden wohl schwer nachvollziehbar.
    Aber ich bin guter Dinge, dass es so positiv weiter geht. Das Schreiben hier hilft mir auch ungemein, da ich natürlich auf keinen Fall von einem Rückschlag berichten möchte. Und das werde ich auch nicht.
    Vielen Dank für eure Unterstützung, ich wünsche Euch eine tolle Woche. 44.

  • Hallo Roberto,


    Mir sind zwar schon Gedanken gekommen, es mir einmal die Woche zu erlauben, aber das geht natürlich nicht. Dann geht alles wieder von vorne los. Und ich weiß auch keinen Grund, warum ich es machen sollte.

    Der letzte Satz ist m. E. der Schlüssel zum Erfolg! Warum solltest Du einmal die Woche Alkohol trinken? Was würde das ändern? Selbst wenn es funktionieren würde (was es aber voraussichtlich sicher nicht wird)? Du hättest dann also 1x die Woche was getrunken, ein Bier oder zwei, ein Glas Wein vielleicht. Und? Was wäre dann anders?

    Das sind die Gedanken, die ich mir auch gemacht habe. Es fehlt mir nichts ohne Alkohol. Ich war Wirkungstrinker, immer. Vielleicht gaaaaaanz am Anfang nicht, aber bald schon war ich Wirkungstrinker. Es ging nicht um Geschmack oder Kultur oder sonst irgendwas. Die Wirkung war' s, sonst nix. Selbstverständlich versucht das Suchtgedächtnis einem da was anderes zu erzählen. Aber nüchtern betrachtet (haha, kleines Wortspiel) ist leicht zu erkennen was wirklich Sache ist.

    Ich finde das prima, dass Du das jetzt so siehst. Und übrigens: bei dem Versuch, wo ich es dann wirklich geschafft habe trocken zu werden (also mein letzter) war bei mir auch alles anders als die vielen Male vorher. Plötzlich wurde ich nicht oder kaum noch getriggert. Ich habe plötzlich nicht mehr ständig an Alk gedacht, nicht dauernd gezählt wie lange ich jetzt schon nix mehr trinke. Klar ist man stolz und weiß wie lange man schon nicht mehr trinkt, aber diese Gedanken: jetzt hast Du ja schon XX-Tage nix getrunken, jetzt könntest Du ja.... es geht doch.... usw. die waren WEG!

    Also, bleib dran. Ich freue mich wieder von Dir zu lesen!

    LG
    gerchla

  • Bei mir ist heute Tag 12, an dem ich keinen Alkohol mehr trinke. Für "normale" Menschen kein Thema, aber für mich ein neuer Rekord in diesem Jahr.

    44.

    Übrigens: Schon Konfuzius (*551 v. Chr. †479 v. Chr.) sagte "Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt."

    Weiter so!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ja, das stimmt natürlich. Man kann ja die einzelnen Schritte nur nacheinander machen. Am Besten immer nur kurzfristige Ziele anpeilen. Jetzt zum Beispiel das Wochenende. Bei mir ist heute Tag 17, aber gestern wars nicht ganz so leicht. Ich wollte ein neues Regal aufbauen und das war natürlich nicht so leicht, wie es beschrieben war. Eigentlich keine große Sache, aber früher hätte das schon gereicht, um das erste Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht gemacht habe, denn sonst wäre ich heute nicht so fit und ausgeruht.
    Ich wünsche allen ein schönes, trockenes Wochenende.

  • Hallo grüß Dich Robert :D

    Gratuliere Dir zu den ersten reichlich zwei Wochen!!
    Echt schön wieder von Dir zu lesen 44.

    Und wie man so in an anderer Stelle im Forum lesen kann ist es auch so daß Du den Ausstieg als positiv und als Hinzugewinn empfindest. Das ist super so!! Wirklich schön, mach Dir diese Motivation zu Deinem `Verbündeten´, nutze und kultiviere sie für Dich. Denn Motivation ist eine sehr hilfreiche und wichtige Sache, wenn nicht sogar eins der wichtigsten Dinge in einem langfristigen Ausstieg.

    Es ist auch in den ersten Wochen, ja sogar Monaten absolut normal(!) daß Du immer wieder mit Situationen konfrontiert werden wirst in denen früher der Konsum die Handlungsalternative war. Die Gedanken daran sind nicht schlimm, sondern können bewusst reflektiert und wahrgenommen werden dich sogar konstruktiv voranbringen und somit nützlich sein - allein Dein Tun und Handeln ist ja nun ein Anderes, gesundendes!

    Und irgendwann im Laufe der Zeit vergisst Du fast gänzlich daran zu denken.
    Das passiert nicht von Heute auf Morgen.

    Der gute Mark Twain hat mal gesagt:

    "Eine Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenster werfen.
    Man muß sie die Treppe hinunterprügeln,
    Stufe für Stufe."

    Ich selbst habe dieses "muß" sehr oft sogar als ein "dürfen/können" erfahren, weil ich von Mal zu Mal und mit immer größerer Begeisterung meine eigene Handlungsfähigkeit wiederentdeckt habe, und mit Freuden festgestellt habe dass ich in Wirklichkeit viel stärker bin als die Sucht die ja in ihren Grundzügen 'einfach' nur eine fatale Illusion ist.

    Die beste innere Kraft immer!
    Und gute Grüße in ein schönes Wochenende!

    Machs gut und bis bald,
    Land-in-Sicht

  • Hallo Roberto,
    auch von mir ein Willkommen im Forum. :welcome:

    Fast 2 Wochen sind geschafft – das ist doch schon prima 44.. Wie Du schreibst, geht es Dir ohne den Alkohol viel besser. Ist das nicht toll? Natürlich ist es am Anfang schwer, alte Gewohnheiten aufzugeben. Ich kenne diese typische Situationen, so wie es Dir bei der Sportschau ergeht. Das „Rasenmäher-Bier“, der „Putz-Prosecco“, der „Telefon-Drink“, das „es-ist-Freitag-18.00 Uhr-Getränk“. Wenn mir heutzutage in diesen Momenten noch der kurzfristige Gedanke an Alkohol durch den Kopf wirbelt, lege ich ihn auf die Ja-Nein-Waage. Was nützt mir der Alkohol jetzt für ein paar Stunden, wenn ich mich dadurch tagelang krank fühle und den totalen Rückfall ganz sicher nicht mehr aufhalten kann :o? Das ist es nicht wert! Der alkoholfreie Weg, den ich jetzt seit 4 Monaten gehe, erfreut mich jeden Tag mehr. Die geistige und körperliche Gesundung ist eine phantastische Reise und ich werde einen Teufel tun und wieder zurück rudern.


    Aber ich war dankbar, dass ich keine Therapie machen musste.


    Ich bin dankbar, dass ich eine Therapie machen darf und habe sie gerade um 3 Wochen auf insgesamt 15 Wochen verlängert. Mir helfen die Gruppen- und vor allem Einzelgespräche und die Dinge, die ich über mich lerne bzw. die mir bewusst werden. Zu begreifen, welches die persönlichen Hintergründe und Verhaltensmuster waren, die meine Sucht ausgelöst haben, hilft mir enorm. Alleine hätte ich das Muster nicht enträtseln können. Vielleicht denkst Du noch einmal darüber nach, Dir Hilfe zu holen. Probiere es einfach aus – Du unterschreibst ja keinen Vertrag ;).

    Ich wünsche Dir viel Erfolg und positive Erfahrungen.
    Liebe Grüße
    Vita :blumen2:

  • Ergänzend zu Vita (der ich voll und ganz zustimme!) möchte ich noch sagen: In meiner SHG haben wir mehr als einmal festgestellt, dass so eine Art SHG auch für Menschen ohne Suchtprobleme oft ganz hilfreich wäre. Denn Viele kommen nicht dazu / haben es nie gelernt und könnten es doch ganz gut gebrauchen, mal über sich selbst, die eigenen Probleme zu reflektieren und sich andere Sichtweisen/Perspektiven anzuhören/anzuschauen. Ein Gruppenfreund benannte es als eine Art "Sozialhygiene".

    Manch einer braucht keine Langzeittherapie (oder meint, keine zu brauchen), um dies zu tun.
    Aber mir persönlich hat es auch unheimlich viel gebracht, diese Zeit der intensiven (Selbst-)Reflektion zu nutzen und hier einige Methoden/Möglichkeiten dafür kennen-und zu erlernen.

    Ich hätte es vor/zu Beginn meiner damaligen Langzeittherapie nie für möglich gehalten, dass ich die 12 Wochen freiwillig um 4 Wochen verlängern werde -und doch habe ich es getan und mich riesig gefreut, dass es auch genehmigt wurde :D

    Allen noch einen schönen Sonntag (ich muss leider ackern)!

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    können wir nur selber tun!

  • Juhu,
    heute ist Tag 21 und somit sind die ersten 3 Wochen geschafft. Glaub das ist ein neuer 20-Jahres-Rekord. 8) Zum Glück ist mein Konsum nicht seit 20 Jahren kritisch, aber wenn man jung ist geht man zumindest am Wochenende weg und da wird ja meistens was getrunken.
    Gerade läuft es gut, ich hab keine Probleme beim Einkaufen und muss nicht ständig daran denken, wann ich mich das nächste Mal betrinke. Und wenn mir doch solche Gedanken kommen, dann komm ich glücklicherweise immer zum gleichen Schluss:
    1.) Selbst wenn die par Stunden Spaß machen sollten verliere ich dadurch Zeit, die ich normal und glücklich mit meiner Familie verbringen könnte.
    2.) Am nächsten Tag ist mir schlecht und ich verschlafe mindestens den Vormittag. Und den ganzen restlichen Tag bin ich müde und schlecht gelaunt.
    Also noch mehr Zeit, die mir verloren geht.
    3.) Danach müsste ich ja eh wieder alkoholfrei weiter machen und zusätzlich wieder bei 0 anfangen.
    Also das gefällt mir nicht, da verbessere ich lieber jeden Tag meinen persönlichen Rekord. 8)
    Eine schöne Woche an alle.


  • Juhu,
    heute ist Tag 21 ...
    müsste ich ja eh wieder ... bei 0 anfangen.
    Also das gefällt mir nicht, da verbessere ich lieber jeden Tag meinen persönlichen Rekord.

    44.
    Super - 3 Wochen ist doch schon mal was. Hätte man sich früher gar nicht vorstellen können, solange auf dem Trockenen zu sitzen...

    Aber Du erinnerst mich ein wenig an mich selbst, wie ich früher die Tage gezählt habe und (zu Recht) stolz wie Bolle war. Und irgendwann habe ich dann nur noch die Monate gezählt. Mittlerweile bin ich teilweise schon erschrocken, dass schon wieder ein halbes Jahr cognac ist - äh, rum, äh, vorbei.
    Stolz bin ich übrigens immer noch 8)

    Auch wenn es heute auf den Tag 7,5 Jahre her ist -ich kann mich noch sehr gut an die Zeit vor dem Ausstieg (wo ich nie wieder hin will) erinnern, aber auch an die schwere Zeit des (Neu-)Anfangs. Irgendwann kam dann die Zeit, wo ich Angst bekam, weil es mir so leicht fiel - Warum hat es denn früher nie funktioniert? Kommt noch der "Große Hammer"?

    Heute rate ich den Leuten, froh zu sein, wenn ihnen der Ausstieg leicht fällt und den Schwung zu nutzen. Froh ja - leichtsinnig nein!

    Also: Möge es Dir weiterhin leichtfallen. Aber denke dran: Man kann auch leicht fallen ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    können wir nur selber tun!

    Einmal editiert, zuletzt von Greenfox (18. November 2015 um 12:59)

  • Hallo Roberto
    Drei Wochen - tolle Sache. Verlier dich vllt. nicht so im Rekordgedanken. Hält einen meist im Hamsterrad drin. Kann mich erinnern als Wolfsburg Meister wurde, eine Wahnsinns Sensation und Leistung und noch mit dem Schlusspfiff hielt man den Magath das Mikrofon hin: "Was als Nächstes?". Das ist unsere Gesellschaft. Kein Gespür fürs Anzuhalten um sich und seine Angelegenheiten von dieser Perspektive aus zu reflektieren und klären.
    Du machst es gut. Glückwunsch. Wir haben unsere ersten Drinks alle vor Jahren auf Wolke sieben gemacht. Es geht meist unmerklich vonstatten wie wir fallen. Sei froh das noch zwanzig Jahren noch soviel da ist. Denn meiner Erfahrung nach was den Bölkstoff angeht, fangen wir nach einem Gläschen nicht mehr bei Point Zero an, sondern mindestens auf Etage minus eins. Da ist die Aussicht anders, der Ausgang doch ungewisser.

    Brant

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