Die Anekdote vorab:
Bei meinem heutigen Wochenendeinkauf sinniere ich während der Wartezeit an der Wursttheke darüber, welche Gaumenfreuden ich mir zum Wochenende wohl gönnen mag. Plötzlich höre ich dem Verkaufsgespräch zwischen der Verkäuferin und der Frau vor mir dann doch aufmerksam zu. "Sie wissen schon, dass in der Rügenwalder Leberwurst ohne Ende Alkohol enthalten ist ... ?!?!" bemerkt die Frau hinter dem Tresen in Richtung ihrer Kundin und blickt dabei auf das kleine Kind, das im Einkaufswagen seiner Mutter gelangweilt hin und her wippt. "So? - nee - natürlich nicht - sind Sie sicher?" antwortet die Kundin sichtlich verunsichert " ... na gut, was können Sie mir statt dessen empfehlen?". Die Fachverkäuferin deutet auf eine andere Streichwurst, und schließlich schiebt die Mutter mit ihrem Kind von dannen ...
An der Reihe, gebe ich zunächst meine Bestellungen auf und hake dann bei der Dame hinter dem Tresen nochmals nach:
"Feine Leberwurst und Alkohol - wie passt das zusammen?" möchte ich gerne wissen und werde aufgeklärt, dass in ganz vielen Wurstsorten Alkohol sowohl als "natürlicher Konservierungsstoff" aber vor allen Dingen als Geschmacksträger verwendet wird. Gerade an der Frischetheke ist das natürlich ein Unding, da ja hier niemand die "Beipackzettel" studieren kann und will - einmal davon abgesehen, dass ja auch kaum jemand vermuten wird, hier mit ungewollter Alkoholbeigabe konfrontiert zu werden.
Ich habe mich nicht geoutet, sondern der Verkäuferin signalisiert, dass ich ihre Aufklärungsarbeit bemerkenswert und vorbildlich fand. sie kommentierte das mit den Worten: "Na ja, gerade Leberwurst wird ja von kleinen Kindern gerne gegessen, und man sollte die doch nicht so früh an Alkohol gewöhnen ..." Das alles so geschehen nicht in einem Ökoladen, sondern ganz profan bei Edeka ...
Ich persönlich bin übrigens kein Kleinstmengen-Dogmatiker ... Ich trinke Fruchtsäfte, esse Bananen, schaue bei den meisten Joghurts nicht auf das Inhaltsstoff-Etikett und frage im Restaurants auch meistens nicht nach, ob bei der Zubereitung Alkohol verwendet wurde. Wenn ich etwas esse, was mir zu sehr nach Sprit schmeckt, lasse ich es stehen und gut. Speisen, bei denen ich vermute, dass sie übermäßig "versteckten" Alkohol beinhalten, bestelle ich erst gar nicht - Muscheln in Weißweinsoße, ... in Madeira, Tiramisu etc. Natürlich verzichte ich auch auf alkoholhaltige Mundspülungen, nehme keine in Alkohol gelösten Medikamente zu mir und gehe nicht sorglos mit dem Thema um. Ansonsten aber möchte ich mich meiner Lebensqualität nicht berauben und auf ständiger Suche nach verstecktem Alkohol sein - ICH finde das einfach zu anstrengend und meine Abstinenz bedeutet für MICH, dass ich Alkohol nicht bewusst zum Berauschen konsumiere. Das ist MEINE Herangehensweise - kann aber jede/jeden verstehen, die/der achtsamer ist und jegliche Form der Alkoholaufnahme kategorisch vermeidet. Insofern ist die Geschichte mit der Leberwurst natürlich ein kleiner Skandal - was meint Ihr?
Schönes Wochenende und beste Grüße
keppler