Gerade wieder rückfällig geworden...

  • Hallo zusammen,

    ich bin 29 Jahre alt, verheiratet und stolzer Vater von zwei Kindern. Ich habe seit ich 15 bin ein Alkoholproblem und komme aus einer belasteten Familie. Vater ist seit 6 Jahren trockener Alkoholiker, der große Bruder war jetzt 4 Jahre trocken, wurde aber dann eingesperrt und hat danach wieder das trinken angefangen.
    Ich hatte im Juli 14 einen knappen Suizidversuch, von dem mich meine Frau abgehalten hat. Danach bin ich zur Stadtmission mit Einzel Therapie, was anfangs gut war aber nicht in die Tiefe gegriffen hat. Somit wurde durch neue Arbeit mit mehr Verantwortung die Zeit weniger also keine Gesprache mehr.
    Ich habe dann immer wieder nichts mehr und dann ein wenig getrunken bis es wieder ausgeartet ist. Ihr kennt dass ja zu Jahr, da brauch ich nicht mehr ausholen. Nun aktuell bin ich seit 3 Monaten ohne einen tropfen klar gekommen, im Gegenteil es hat mich angewidert betrunkenen zu begegnen und es zu riechen. Mein Bruder hat nach seiner Entlassung wieder angefangen und ich habe es verteufelt.
    Jetzt habe ich in 3 Monaten 6kg abgenommen durch Sport und personal training was mir sehrgut getan hat aber ich mir aktuell nicht mehr leisten kann. Aktuell ist es so, dass ich alleine in meinem Haus bin und meine Frau mit den Kindern noch im Urlaub sind weil ich wieder arbeiteten musste. Innerlich hat es sich angestaut, ich habe meinen ersten Geburtstag nüchtern erlebt, die erste Kirchweih nüchtern, Geburtstage welche immer ausgeartet sind habe ich gemeistert.
    Aber heute musste ich SAUFEN. Jetzt Sitze ich hier und habe bereits das zweite Bier getrunken. Gott wie habe ich mit mir gekämpft. Bin ich deswegen ein schlechter Mensch weil ich anderen predige und es selbst nicht halte? Ich traue meiner Frau das auch nicht erzählen weil ich michb schäme. Bin grad etwas ratlos mit mir was anzufangen.

    Ich danke Euch für eure Meinungen.
    Grüße Dimez.

  • Hallo Dimez,

    willkommen im Forum!

    Ich weiss jetzt gar nicht, was ich schreiben soll, was dir momentan helfen könnte. Hoffentlich meldet sich noch jmd. anders.
    Ich selber bin noch nicht so lange alkoholfrei und Rückfall hatte ich auch noch keinen.
    Aber ich finds ja gut, dass du so schnell reagiert hast (nach dem zweiten Bier) in dem du dich im Forum angemeldet und gepostet hast.

    Vielleicht hilft:
    (Der Rückfall . . .)
    [b][u](Der Rückfall und wie man damit umgeht.)

    Einmal editiert, zuletzt von franz68 (8. Oktober 2015 um 22:02)

  • Hi, Dimez,

    auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum!

    Du schreibst, dass Dir die Gespräche/Einzeltherapie gut getan haben. Hast Du außerdem noch etwas in dieser Richtung unternommen? Dir z.Bsp. mal Selbsthilfegruppen angeschaut (weiß ja nicht, wo Du wohnst und wie dort die Situation aussieht)? Informationen findest Du u.a. in unserer Linksammlung oder auch hier.

    Mir persönlich haben SHG sehr geholfen. Zum Einen, weil man sich da mit Menschen unterhalten kann, die die selben Probleme haben/hatten und hören kann, wie die damit umgegangen sind. Und man merkt/weiß, dass man nicht alleine ist und "der einzige Loser". Und vor allem habe ich dieses "darüber reden" als äußerst erleichternd kennengelernt - naja, Du schriebst ja auch, dass Dir die Gespräche gut getan haben.
    SHG sind also kostenlos - aber nicht umsonst ;)
    Vielleicht kannst Du Dich ja auch mal mit Deinem Vater unterhalten - der weiss ja auch, wie es Dir geht. Damit meine ich nicht persönlich/aktuell, sondern allgemein als trockener Alkoholiker ...

    Schon mal über eine Langzeittherapie nachgedacht? Da gibt es ja auch verschiedene Formen ... Hier kann Dir zum Einen eine Suchtberatungsstelle weiterhelfen, und zum Anderen kannst Du in einer SHG hierzu auch Infos bekommen. Zumindest in meiner SHG ist es so, dass die meisten eine LZT gemacht haben - einige stationär, andere ambulant, in einer Tagesklinik etc.

    Im Übrigen rate ich Dir, Dich nicht mit anderen Alkoholikern/Menschen mit Alkoholproblemen zu vergleichen - das bringt nix. Jeder Mensch ist nun mal anders.

    Das Du Dich hier bei uns angemeldet hast, ist schon mal gut, sollte aber nur ein erster Schritt sein.
    Du hast Dein Problemfeld erkannt - jetzt mach "Nägel mit Köpfen"! Vor allem Dir zuliebe - das kommt dann automatisch auch Deiner Familie zugute.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg sowie einen guten Austausch hier!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo franz68, hallo Greenfox.

    Vielen Dank für eure Mutmachung und die Tipps.
    Die Links sind super und haben schon mal beruhigt zu lesen dass nicht alles aus ist.

    Also der Morgen danach. Das gute an gestern Abend war, es ist bei 4 Bier geblieben. Danach wollte ich nichts mehr. Vor nem halben Jahr wäre es eskaliert bis was weiß ich wie viele, mindestens 8. Ich konnte schlecht schlafen und bin jetzt etwas gerädert. Mir hat es aufgezeigt, dass es keine Alternativen gibt außer aufhören und mein Weg vor 3 Monaten richtig war aufzuhören. Ich will nicht sagen es war Selbstbestätigung aber es hat mir meine Entscheidung bekräftigt aufzuhören. Ich werde meine Therapeutin kontaktieren und erstmal ein Gespräch führen. Meiner Frau werde ich es auch sagen und dazu stehen. Also mit Selbsthilfegruppen hatte ich leider nur schlechte Erfahrungen, es waren nur depressive geknickte Leute die sich aber auch nicht motiviert haben sondern der eine den anderen überboten hat mit Mitleid. Sorry, da kann ich gleich von der Brücke springen. Ich bevorzuge Einzelgespräche...
    Morgen treffen wir uns mit vielen Freunden um auf Kirchweih zu gehen und werde vermutlich der einzige sein der nicht trinkt, alle anderen sind "gute" Trinker. Sollte ich überhaupt mit gehen oder absagen?
    Das mit der Langzeittherapie hatte ich noch nicht im Auge, die Frage ist wie sich dass Beruflich unterbringen lässt. Mit meinem Vater ist das so ne Sache, er ist nicht offen und wenn ihm ein Thema unangenehm ist, dann dieses. Er hat alleine aufgehört und hat keine Therapie oder ähnliches gemacht, Wahnsinn was der Mann für einen Willen hat und bis heute nicht einen Tropfen angerührt hat, obwohl in den letzten Jahren viele Negative/Positive Reize da waren.
    Wie kann ich jedoch sagen mit 29 den Rest meines Lebens nie mehr Alkohol zu trinken? Kann das funktionieren?? Es tut echt gut das ganze von der Seele zu schreiben. Vielleicht sollte ich mal ein Tagebuch führen....

    Grüße,
    Dimez.

  • Nee, Dimez, es ist nicht alles aus - es kann alles neu anfangen!

    Also mit Selbsthilfegruppen hatte ich leider nur schlechte Erfahrungen, ...


    Selbsthilfegruppen = Mehrzahl. Hast Du Dir wirklich mehrere angeschaut?
    Wenn ja, dann ist es wirklich traurig, wenn die sich dort nicht motivieren können :-\ - das Leben kann doch gerade ohne Suff so schön sein.
    Wenn nein - man kann nicht von einer Gruppe auf alle schließen. Kannst ja mal in meine kommen ;) - wir blasen wirklich kein Trübsal :D

    Morgen treffen wir uns mit vielen Freunden um auf Kirchweih zu gehen ... Sollte ich überhaupt mit gehen oder absagen

    Kann man nicht so pauschal sagen. Du solltest selber in Dich reinhorchen - wenn Du ein schlechtes Gefühl hast, dann lass es. Auf alle Fälle solltest Du sehen, dass Du da wegkommst, wenn es Dir zu viel wird und die Anderen (An-/Betrunkenen) auf den Senkel gehen - und nicht auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen bist.

    Langzeittherapie und Beruf ... Wie sieht's aus mit Deinem/r Chef/in? Kannst Du mit ihm/ihr reden und reines Wasser einschenken? Es dient ja letztendlich auch der Erhaltung/Wiederherstellung Deiner Arbeitskraft. Wem ist geholfen, wenn Du wieder absackst (Was ich Dir natürlich nicht wünsche!!)? Lass es Dir mal in Ruhe durch den Kopf gehen.

    Und mit Deiner Frau reden / Tagebuch führen finde ich eine gute Idee. Vielleicht kannst Du mit Deiner Frau ja auch über das Thema LZT sprechen.

    Gruß
    Greenfox

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    können wir nur selber tun!


  • Wie kann ich jedoch sagen mit 29 den Rest meines Lebens nie mehr Alkohol zu trinken? Kann das funktionieren??


    Ja, das kannst du durchaus auch mit 29 Jahren tun. Und funktionieren kann es auch.
    Es stellt sich m.E. nur die Frage, ob du den Fokus in erster Linie darauf richten solltest, keinen Alkohol mehr zu trinken oder eher darauf, alles dafür zu tun, damit du ein lebenswertes Leben führen kannst. Wenn es dir gelingt, die Weichen entsprechend zu stellen, wird die Vorstellung, keinen Alkohol mehr zu trinken, nicht Bedenken, sondern Freude bei dir auslösen.
    Ich erlebe das mit der Freude zurzeit wieder besonders intensiv in Bezug auf eine andere Sucht, nämlich das Rauchen, da ich mich und einem Land befinde, in dem noch stark geraucht wird. Plötzlich spüre ich wieder, wie klasse es ist, nicht mehr rauchen zu müssen.
    Diese Freude kann man auch in Bezug auf das Nichttrinken empfinden, wenn dieses Nichttrinken im Bewusstsein als Lebensqualität empfunden wird.

    Bassmann

  • Hallo Dimez,
    und auch von mir ein herzliches "Willkommen hier im Forum" :D

    Ich finde es gut wie du mit der Situation umgehst, und dass du das offen und ehrlich dir selbst gegenüber und auch nach außen hin kommunizierst! Klar ist man vielleicht erstmal versucht alles zu vertuschen, hat ja niemand mitbekommen. Außer einem selbst. Mit ein par zurechtgemogelten 'Halbwahrheiten' könnte das vielleicht sogar funktionieren es wieder mal zu kaschieren, das hat ja auch lange genug so funktioniert... doch letztlich, betrügt man auf diese Weise nicht nur seine liebsten Menschen, sondern vor allem ja auch sich selbst. Und das muss ein Ende haben. Es muss immer erstmal etwas ein Ende haben damit etwas Neu Anfängt.


    Jetzt habe ich in 3 Monaten 6kg abgenommen durch Sport und personal training was mir sehrgut getan hat aber ich mir aktuell nicht mehr leisten kann.

    Pass auf dass du dich nicht in irgendwelche herbeigezogenen Ausreden verläufst. Um in der freien Natur Laufen zu gehen brauchst du einfach nur ein paar SCHUHE, irgendeine Hose und ´n Shirt! Mehr nicht. Das kann ggf. sogar irgendwelches geschenktes olles Zeugs sein.....

    Auch Lebenshilfe findest du nahezu kostenfrei in guten Gesprächen, auf Youtube, in Bibliotheken, in Internetforen... Und therapeutische, professionelle Unterstützung bekommst du auch auf Rezept.


    Das mit der Langzeittherapie hatte ich noch nicht im Auge, die Frage ist wie sich dass Beruflich unterbringen lässt.

    Ich kenne mittlerweile ein par Leute, die sich auf den unterschiedlichsten Stufen einer (Alkohol-)problematik befanden, die berufsbegleitend eine sogenannte >ambulante Therapie< gemacht haben. Da finden über einen bestimmten Zeitraum hinweg ein bis zweimal wöchentlich Abends einzeltherapeutische und Gruppengespräche statt. Hier im Forum gibts einen Thread zu den verschiedenen Therapiemodellen. Da: >>Therapieformen<<

    Gute Grüße an Dich, Dimez, und die beste innere Kraft weiterhin!

    Bleib dran - denn es lohnt sich!

    Ahoi und bis bald :)
    Land-in-Sicht

  • Sorry Leute war ein wenig eingespannt.


    Gassmann bringt es ganz gut auf den Punkt. Ich habe immer danach gestrebt, GEGEN den Alkohol und nicht FÜR das Leben. Mein Suizidversuch letztes Jahr hat mir das deutlich gemacht wenn ich im nachhinein darüber denke. Die Perspektive wechseln, neuen Wind einholen und frisch in jeden einzelnen Tag starten. Wenn es denn nur so einfach wäre... Jetzt ist neuen Therapeutin natürlich im Urlaub 3 Wochen... Die holt mich aus diese Ratz fatz mit einer wahnsinnigen Art und weise wieder raus....dann müssen wohl die Kinder dran glauben ihren Papa zu bespaßen

  • Sorry Leute war ein wenig eingespannt.


    Gassmann bringt es ganz gut auf den Punkt. Ich habe immer danach gestrebt, GEGEN den Alkohol und nicht FÜR das Leben. Mein Suizidversuch letztes Jahr hat mir das deutlich gemacht wenn ich im nachhinein darüber denke. Die Perspektive wechseln, neuen Wind einholen und frisch in jeden einzelnen Tag starten. Wenn es denn nur so einfach wäre... Jetzt ist neuen Therapeutin natürlich im Urlaub 3 Wochen... Die holt mich aus diese Ratz fatz mit einer wahnsinnigen Art und weise wieder raus....dann müssen wohl die Kinder dran glauben ihren Papa zu bespaßen.Habe mich bei einer Plattform angemeldet in der man sich sehr gut live austauschen kann. Neue Kontakte knüpfen. Morgen früh gehe ich mit meiner Frau in ein neues Fitnessstudio dass wir zusammen dort anfangen können. Vorher hat jeder was alleine gemacht. Ich werde mir einmal die Woche einen freien abend mit meiner Frau erlauben. Dann müssen die Kinder eben untergebracht werden. Und ich habe festgestellt, dass es mir sehr gut Dinge auszusortieren. Also Kleidung, Schränke, alte Sachen usw. Übrigens hab ich mir die Doku von diesen Ralf C. angesehen. Alter war mir schlecht danach. Wie kann man SO weit kommen. Ich meine, mein Vater war schon auch heftig, Sachen geschmissen und wurde sehr laut und handgreiflich und hat auch geschlafen usw. Aber dass war ja schon Wahnsinn. Und so darf es niemals in meinem Leben werden.

    Liebe Grüße und vielen lieben Dank, ihr seid Gold wert.

    Dimez.

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