neue Sucht, neues Pech

  • Hallo zusammen,

    als Erstes muss ich gestehen, dass es mir sehr schwer fällt hier im Forum meine Vorstellung zu verfassen, da ich nie gedacht hätte einmal an den Punkt zu kommen, mir selber eingestehen zu müssen, dass ich Alkohol krank bin, aber ce la vie...wie man sagt.

    Ich würde euch gern ein kurzen Einblick in mein bisheriges Leben geben, um vielleicht auch ein bisschen selbst zu reflektieren.
    Mein Name ist Lili und ich bin 27 Jahre alt. Ich komme aus einem Elternhaus mit einem strengen, sehr dominaten Vater und einer Mutter, die gerne schweigt, wenn falsche Dinge passieren.
    Meine Suchtkarriere fing an mit 13, als ich jeden Tag völlig fertig von der Schule kam, weil andere Kinder mich aufs extremste Mobbten. Das ging soweit, dass ich von meinem Vater prügel bekam, weil ich nicht zur Schule wollte und er meinte, das sei alles garnicht so schlimm. Meine Mutter hörte mir auch nicht zu, verschloss die Augen und lies mich im Regen stehn. Ich hörte auf zu Essen. Ich kam mit 40 Kilo bei 169 ins Krankenhaus, 4 Monate später, die Magersucht war meine Lösung. Depressionen folgten und ich zweifelte immer an mir selbst. Du bist nichts, du kannst nichts, du wärst lieber tot.
    Mit 16 entdeckte ich die Bulimie für mich, ist doch besser was zu fressen und es dann zu kotzen, als garnichts zu essen, das checkt dann wenigstens keiner (bloody fool). Gleichzeitig hatte ich damals auch schon immer wieder Probleme mit dem Alk, ich trank viel um mich danach besser übergeben zu können.
    Alles wurde erst besser als ich meinen Exfreund traf, wir gingen zusammen nach Hamburg und ich begann eine Tanzausbildung.
    Allerdings schlug das Schicksal wieder einmal heftig zu und ich konnte meine Tänzerkarriere nach einem Unfall knicken.
    Von da an gings nur noch bergab und ich muss sagen, so tief bin ich noch nie gefallen.
    Jetzt sitzt ich hier mit ner Tagesdosis von 2 Flaschen Wein und schrei um Hilfe.
    Mein Leben, ein reinster Kampf gegen Süchte.

    Sorry, falls die Zusammenhänge einfach nicht klar verständlich werden, aber echt schwer sein Leben in paar Zeilen zu packen.

    Lili

  • Hallo Lily

    Erst mal Willkommen hier im Forum.
    Ich bin immer wieder erschüttert über das was in Familien so passiert.
    Hinter der ordentlichen Fassade wird oft genug der Grundstein gelegt für eine Suchtkarriere .
    Das ist leider rückwirkend nicht zu ändern.
    Du hängst anscheinend ganz schön drin. Aber das kann sich wieder ändern.

    Schau doch mal in unsere link-Liste, denn da findet sich schon mal einiges an Information was hilfreich sein könnte.


    liebe Grüße
    ennasu

  • Hallo, Lili/Iterra!

    Schön, dass Du hierher gefunden hast und Dir Hilfe suchst. :welcome:

    Anhand Deiner Schilderung bestätigen sich mal wieder meine Beobachtungen, dass die Ursachen von Süchten meist ähnlich/gleich sind. Nur greift der/die Eine zur Flasche, der/die Andere hört auf, zu essen/fängt an, Unmengen zu esssen, der/die Nächste fängt an zu koksen ... etc.

    Es ist gut und wichtig, zuerst mal sein "Problem" zu erkennen. Und sich dann Hilfe und Unterstützung zu suchen, kann zumindest nicht schaden. Nicht jede/r ist von sich aus so stark, dass er/sie ohne fremde Hilfe aus dem Teufelskreis ausbrechen kann ...

    Warst Du schon mal bei einer Beratungsstelle?
    Dort kann man Dir auch Selbsthilfegruppen (SHG) nennen/empfehlen, Langzeittherapien (LZT) und die entsprechenden Kliniken vorstellen, empfehlen. Es gibt Kliniken, in denen man solche Doppeldiagnosen zusammen behandelt. Und in SHG kann man (auch) aus "erster Hand" Näheres über die verschiedenen Formen der LZT / Kliniken erfahren.
    Vielleicht wäre ja aber auch etwas anderes für Dich besser (z.Bsp. Psychotherapeut) nixweiss0

    Hier findest Du jedenfalss Menschen mit den unterschiedlichsten Erfahrungen, die von diesen berichten. Such Dir das raus, was Deiner Meinung nach am Besten zu Dir passt ...

    Auf einen guten Austausch - und schnelle Hilfe für Dich!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Lili wikende091 DANKE für deine bewegenden und so offenen Zeilen!!

    Zitat

    Mein Leben, ein reinster Kampf gegen Süchte.[/font]

    Wir alle wissen, dieser Kampf kostet immer und immer wieder sehr viel an Kraft.

    Kannst Du dir vorstellen alle diese deine Kraft nun endlich in eine gute Richtung zu lenken, und von nun an für etwas zu kämpfen? Dafür zu kämpfen dass dein Leben von nun an nach und nach ein besseres wird? Ja? ... Dann bleib von jetzt an weiter auf den Weg, auf dem man sich so viel Gutes und Befreiendes erkämpfen kann. Viele hier werden dir bestätigen können - es lohnt sich!

    Ich wünsche es dir von ganzem Herzen, und dafür alle erdenklich GuteKRAFT.

    Wie die Anderen hier freue ich mich auch darauf dich weiter kennen zu lernen :)
    Liebe Grüße und bis bald,
    Land-in-Sicht

  • Liebe Lili

    Herzlich willkommen hier.

    Es ist gut, dass du das alles aufgeschrieben hast. Du willst etwas ändern und das ist gut. Hast du auch Hilfe im realen Leben?

    Du bist noch sehr jung, in dem Alter hab ich meine Eltern auch noch in einem anderen Licht gesehen. Jetzt (ich bin 11 Jahre älter als du) mit eigenen Kindern wird mir immer mehr bewusst, dass auch die eigenen Eltern nur Menschen sind, mit vielen Schwächen, mit einer eigenen Kindheitsgeschichte die es womöglich nicht zulässt, "besser" zu sein. Und trotzdem bin ich überzeugt, dass fast alle Eltern dieser Welt das beste für die Kinder wollen, auch wenn das oft nicht so umgesetzt werden kann wie gewünscht. Meine Familie tickte ähnlich, herrischer Vater, Mutter hatte nichts zu melden - aber es ist ihre Entscheidung so zu leben. So wie es die deine ist: Du bist Erwachsen, und das erlebte ist vielleicht ein Grund aber keine Entschuldigung für dein Handeln. Was ich sagen will: Du bist kein Opfer, du hast es in der Hand deinem Leben eine neue Wende zu geben.

    Dein Leben - ist sicher nicht nur ein Kampf. Aber es gibt Zeiten, da sieht man nur noch das Nicht-Geschaffte, das Versagen. Und braucht jemanden der einem dabei hilft, auch die guten Dinge wieder zu sehen. Und ich bin sicher, die gibt es auch bei dir zu Hauf.

    Lg Mira

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