Wie definiert ihr "Vertrauen?"

  • Diese Frage bewegt mich gerade sehr. Mir fällt dazu ein, was ich mir von einer Person wünsche, der ich absolutes vertrauen entgegen bringen könnte, wäre z.B.

    - die Person akzeptiert mich
    - sie kritisier mich nicht, wertet mich nicht ab
    - hört mir zu
    - nimmt meine Gedanken ernst
    - will mich nicht umkrempeln
    - ermöglicht es mir, zu mir selbst zu finden
    - ich kann über alles mit ihr reden
    - sie behält für sich, was niemand anders etwas angeht bzw. sie behält für sich, was ich ihr anvertraue

    Es gibt sicher noch mehr. Sind meine Erwartungen zu hoch? An welchen Stellen sind sie zu hoch?
    Ist es ein Fehler oder eine Schwäche meinerseits, wenn ich das nicht kann? Ist es ein Fehler meinerseits, wenn ich verletzt bin und dieses Vertrauen angekratzt ist?

    Ich meine dies fragen jetzt ganz allgemein.

    Gruß
    Katniss

  • Guten Morgen Katniss,

    alles was Du erwartest ,erfüllt ein Therapeut.

    Wenn Du mich heute fragen würdest ,ob ich diese Freundin sein könnte für Dich , würde ich nein sagen.
    Weil meine Freunde auch mich so akzeptieren müssen wir ich bin und ich bin weit weg von Perfekt.

    Meine Freunde/ Familie mögen/lieben mich mit meinen Fehlern und ich sie auch.

    Katniss,selbst mein Mann erfüllt nicht mal die Hälfte von deinen Wünschen.
    Natürlich kritisiert er mich ,es wäre auch total äzend, wenn er alles gut finden würde.
    Dann würde ich ja nie einen Kampf gewinnen :D

    Zuhören... ;D da muss ich nix zu sagen.

    Ernst nehmen : Das ist ganz schwierig,weil die meisten Menschen lügen sich doch selbst was in die Tasche. Ich nehme mich da nicht aus. Also kann ich nicht böse sein ,wenn man mich nicht immer ernst nimmt.

    Natürlich kann ich mit meinem Mann über alles reden ,es hilft auch erstmal.Aber es macht nix ungeschehen und verarbeiten muss ich es ganz alleine.

    Jemanden etwas anvertrauen.. tja, da fällt mir wieder eine Geschichte ein.
    Unsere Nachbarn abends im Garten. Er Wasserpistole und spritzt seine Frau nass.
    Tochter 7 Jahre schreit: " Ja Papa spritz Mama nass,die hat heute gesagt, wir brauchen den Papa eh nur damit er das Geld nach Hause bringt ". 8) Also das passiert nicht nur Kindern.
    Meine Schwester würde damit auch eine Goldmedaille gewinnen ;D
    Man hat da immer auch ein Stück Selbstverantwortung ,wem man was erzählt.

    Das einzige was ich von meinen Freunden ,Familie erwarte,dass sie mir in der Not helfen.
    Aber JEDER nur so wie er KANN.

    Ich weiß seit kurzem ,dass mein Bruder Alzheimer hat.
    Es ist schon ziemlich heftig.Ich bin ihm da im Moment überhaupt keine Hilfe und kann da auch sehr schlecht mit umgehen. Er ist sehr aggressiv und reagiert so irrational, das ist ganz ,ganz schwer.
    Ich will so gerne aber....und ich weiß,dass er es gerade von mir erwartet. ok.. off tropic sorry...

  • Liebe Paris,

    das mit Deinem Bruder tut mir sehr leid. Es ist sehr schwer, damit umzugehen, wenn der Andere aggressiv ist, auch wenn es krankheitsbedingt ist. ich glaube, dass man in solchen Situationen jede mege Selsbtvertrauen, Selbstachtung benötigt, um solche Dinge nicht persönlich zu nehmen, sich selbst zu eigen zu machen. Ich hätte damit auch ein Riesenproblem!

    Vielleicht hab ich mich mit dem Thema auch falsch ausgedrückt. Ich verlange oder erwarte von Nienamd Prefektionismus, außer, ein bisschen von mr selber.

    Genau das, was Du schreibst, ist eigentlich das, was ich meine. Auch ich wünsche mir, dass ich angenommen werde von meiner Familie wenn es mir schlecht geht. Ich versuche das auch, aber ich hab große Probleme damt, wenn es dazu meiner Abwertung bedarf. Mir fehlt dann einfachdas Selbstbewusstsein, mir zu sagen: "Katniss, du bist richtog so wie Du bist. Du hast so gehandelt, so gut Du in der Situation konntest".

    Ich hab ein Problem damit, wenn von mir velangt wird oder wenn ich es, weil ich denke, dass ich es muss, von mir selbst verlange, was ich nicht leisten kann.

    Ein Therapeut sollte die Sachen erfülle, die ich geschrieben habe, auf jeden Fall. Aber ein Therapeut benötigt so etwas wie eine professionelle Distanz und die hat ein Familienmitglied oder haben Freunde in der Regel nicht.

    Ich merke gerade, dass das Thema ganz schön komplziert ist...

    liebe Grüße est mal
    Katniss

  • Meine Gedanken drehen sich gerade noch darum, wie man zu einem Angehörigen steht, der krank ist und deshalb die menschen, die er eigentlich liebt, verletzt. Ich denke, dass das gaz schwer ist. Die notwendige professionelle Distanz kann man glaube ich als Angehöriger nicht entwickelm. Also, ich persönlich bekomme das nicht hin wahrscheinlich, weil mir das Selbstbewusstsein, die Selbstachtung fehlt.

    Meine größte Hochachtung haben Menchen, die demezkranke Angehörige pflegen und davon gibg es Viele.

    Ich weiß es nicht, wie es möglich ist, dass zu schaffen, ohne selbst daran kaputt zu gehen.

    ...

    Katniss

  • Katniss,

    alle Menschen haben Schwächen und Fehler. Glaub' mir niemand ist perfekt.
    Ich liebe meine Schwächen und Fehler ,sie machen mich doch so Einzigartig :)
    Ich habe das jetzt mal so gesagt,dass alle mich so mögen wie ich bin, ob das der Wahrheit entspricht weiß ich nicht wirklich. Es ist mir aber auch egal,weil ich mich so mag wie ich bin und das ist wichtig.

    Katniss,magst du Dich so wie Du bist oder was würdest Du gerne ändern ?
    Warum würdest du das ändern wollen ?

  • Nein, ich mag mich nicht wie ich bin, weil ich zu viele Probleme damit habe.

  • Will hier auch mal so ein, zwei Gedanken mit einbringen.

    Um mein Vertrauen zu bekommen, muss mein Gegenüber ehrlich zu mir sein und mir nicht nach dem Mund reden. Mich also auch kritisieren, wenn ich Fehler mache. Kritisieren - nicht Niedermachen!
    Und auch mal tröstender Weise für mich da sein, wenn es mir Scheisse geht. Mir den Rücken stärken - und auch mal in den Ar... treten.

    Man muss mich so akzeptieren, wie ich bin. Nicht unbedingt mögen - aber akzeptieren. Ich weiss selber, dass ich Fehler habe. An denen arbeite ich zwar, aber das Resultat müssen andere einschätzen ...

    Und natürlich ist die Vertraulichkeit, da wo sie erforderlich/angebracht ist, ganz wichtig. Naja, das sagt ja auch der Wortstamm "Vertrau" aus, dass das eng zusammengehört ...

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Katniss, es ist so schwer, mit einem nahe stehenden Menschen zu kommunizieren, der Alzheimer hat. Leider kenne ich mich da viel zu wenig aus, um irgendwelche Ratschläge zu erteilen, obwohl ich mich immer mehr mit dem Thema beschäftige und auseinandersetze. Aber was ich ganz genau weiß ist, dass die Aggressionen im Prinzip nicht gegen Dich gerichtet sind. Er meint eigentlich nicht DICH damit. Und das macht es so unbegreiflich. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie verletzend diese Begegnungen sein müssen. Kann ich es wirklich?

    Meine Worte mögen Dir nicht helfen, aber ich möchte Dir sagen, dass mich das Schicksal Deines Bruders und wie Du damit umzugehen versuchst, sehr berührt.

    Liebste Grüße
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Liebe Pingu und liebe Katniss,

    das ist ganz lieb von Euch :*
    Wie gesagt , im Moment drücke ich mich , mit sehr schlechten Gewissen.
    Das ist aber hier jetzt wirklich "of tropic ".

    Katniss,

    wenn Du Dich selbst nicht magst, wird es Dir sehr schwer fallen, zu glauben ,dass Andere dich mögen/ lieben. Ich weiß nicht was Du oder Andere von Dir verlangen ,was Du nicht leisten kannst ?
    Wenn jemand von mir etwas verlangt ,was ich nicht kann oder auch nicht möchte.
    Dann ist das so, deshalb bin ich doch nicht gleich ein Versager.
    Ich kann nur immer mein Bestes geben und wenn das nicht reicht .... PECH !

  • Greenfox,

    ja, so meinte ich es eigentlich. natürlich kann ich wohlgemeinte helfende Kritik vertragen. Die wünsche ich mir sogar. Runter machen, Fehler suchen und aufbauschen oder Charaktereigenschaften, die man nicht so leicht ablegen kann. Das möchte ich nicht.

    Pinguin,

    nein, ich hab keine Angehörigen mit Alzheimer (mehr), weiß aber wie es ist, weil eine nahe Angehörige betroffen war, die jetzt aber nicht mehr lebt.

    Paris, hab kein schlechtes Gewissen. ich glaube auch, dass es wichtig ist, dass man das nur leisten kann, wenn man gut für sich selber sorgt.
    Ich bin (zu) ruhig und für andre nicht unterhaltsam genug. Es überfordert mich, wenn jemand ständig auf mich einredet oder Unterhaltung durch mich fordert. Ich bin auch zu introvertiert. Oft hab ich Probleme, mich entscheiden zu können aus Angst, einen Fehler zu machen.

    Katniss

  • Liebe Katniss,

    sehe ich das richtig ? Du bist sehr ruhig und introvertiert und Dein komplettes Umfeld kritisiert das.
    Und Du möchtest einfach nur ,dass man dich so mag wie Du bist ?

  • Ja, Paris,

    ich möchte, dass ich akzeptiert werde und möchte auch meine Ruheoasen, weil ich ohne die einfach überfordert bin.

  • Liebe Paris,

    also, es ist ein Teil davon.

    Es ging mir eher darum, mit Euch zu disktieren, was ihr braucht, um Freunden, Partnern, Kollegen vertrauen zu können. Vertrauen in dem Sinne, dass die jeweils andere Person nichts tut, um Euch (vor allem bewusst) zu schaden, unbewusst kann vorkommen, dann finde ich sollte man drüber reden können.

    Katniss

  • Hi Katniss,

    ich sitze gerade hier und denke über Vertrauen nach. Und merke: ich vertraue niemandem wirklich. Ich habe wohl in meiner Kindheit gelernt, das es nicht gut ist. Und ich bin allein geblieben in meinem Leben. Mir selbst vertraue ich... jedenfalls fast immer. Sonst niemandem!

  • Guten Morgen Barbara,

    das ist jetzt hier ein bisschen wirr..
    Kannst Du keinem vertrauen oder willst Du keinem vertrauen ?
    Das ist ein ganz großer Unterschied.
    Ich bin anderen gegenüber auch eher verschlossen, was Privates angeht.
    Nicht weil ich ihnen nicht vertraue, sondern ich finde es geht sie nix an.
    Wenn ich aber keinen Menschen vertrauen kann, verurteile ich alle Menschen nicht vertrauenswürdig
    zu sein. Das ist heftig und nicht gut.

  • Hallo,

    ein Kind kommt mit Urvertrauen auf die Welt.
    Dem Vertrauen in die eigenen Eltern, möglicherweise noch (biochemisch bedingt) mehr in die Mutter.

    Wenn aber dieses Vertrauen geradezu systematisch zerstört wird , sei es durch Schläge,Psychoterror oder anderweitige Verhaltensweisen, dann wird dem Kind, Heranwachsenden und später Erwachsenen dieser Charakterzug auf Null gestellt.
    So ging es mir, so ging und geht es vielen.

    Bei mir selbst ist es vielleicht nicht ganz so dramatisch wie bei Barbara, ich vertraue immerhin meiner Partnerin blind.
    Dennoch...bei anderen Menschen bin ich im besten Falle erstmal vorsichtig, ein Vertrauen baut sich da nur langsam auf.
    Vertrauensmissbrauch in der Kindheit + Vertrauensmissbrauch im späteren Leben (was jeder Mensch natürlich einmal erfährt) , das ist für manche Menschen einfach zuviel und nur noch schwerlich zu händeln.

    Ich kann jeden verstehen, der sich aufgrund solcher Erfahrungen einen Schutzpanzer zulegt, einfach weil weitere Enttäuschungen nicht mehr ohne weiteres verkraftbar wären.

    Freeway

  • Lieber Freeway,

    das ist alles ganz richtig was du sagst. Es muss ein gesundes Vertrauen da sein.
    Katniss Ansprüche sind sehr hoch, für mich zu hoch.
    Nur durch Vertrauen kann ich mich auf Andere verlassen ,kann Anderen glauben ,kann....
    Vertrauen ist eine Basis für ganz viel Zwischenmenschliches,wenn das komplett fehlt,habe ich große Probleme.

  • Lieber Freeway,

    das hast Du gut beschrieben. Ein Kind hat ein Urvertrauen, muss es einfach haben. Es kann und muss sich voll auf seine Eltern verlassen können. Die Aufgabe der Eltern ist es, das Kind zu begleiten. Am Anfang ist es auf dieses Urvertrauen voll angewiesen. Nach und nach wird das Kind selbstständiger. Jetzt ist es wichtig, dass es aus dem Urvertrauen ein Selbstvertrauen entwickeln kann. Die Eltern spielen dabei eine große Rolle. Sie sorgen dafür, dass das Kind ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln kann, aber gleichzeitig müssen sie Grenzen setzen, damit sich das Kind jetzt und später auch einordnen kann.

    Wenn das Urvertrauen nicht da ist, kann sich kein Selbstvertrauen euntwickeln.

    Oh, das ist jetzt schwer zu erklären. Wenn man kein Selbstvertrauen oder zu wenig davon hat, kann es auch vorkommen, dass man Anderen einen zu großen Vertrauenvorschuss gibt und dann bitter enttäuscht wird.

    Daraus lernt man im Idealfall, aber es ist ein langer und schmerzlicher Prozess. Und immer wieder kann es vorkommen, dass man doch wieder zu vertrauenselig wird.

    Ich suche die Fehler immer zuerst bei mir.

    Liebe Paris, meine Stichpunkte zum Thema Vertrauen sind die, die ich mir selber vornehme, wenn mich jemand in irgend einer Sache ins Vertrauen zieht.

    Katniss

  • Liebe Katniss,

    sorry,wenn ich das falsch verstanden habe.

    Ich sehe das anders ,wenn jemand ein starkes Selbstvertrauen hat ,hat er keine Probleme anderen zu vertrauen ,weil er mit einer Enttäuschung gut umgehen kann.
    Jemand mit schwachen Selbstvertrauen ,wird auch anderen Menschen nicht so leicht vertrauen ,aus Angst enttäuscht und verletzt zu werden.

    Eine Freundin von mir ,hat mal einen Typen in einer Partnerbörse kennengelernt. Beim 2. Date hat sie ihm 200 Euro geliehen. Das Geld hat sie natürlich nie wieder gesehen und den Typen auch nicht .
    Sorry, das ist Dummheit.Viele Menschen werden auch aus eigener Dummheit immer und immer wieder enttäuscht. Auch bei Vertrauen hat man eine Eigenverantwortung.

  • Genau,
    das Urvertrauen ist das Problem. Das habe ich wohl nicht aufbauen können.
    Ich war das vierte Kind meiner Eltern, und deren Familienplanung war mit dem dritten eigentlich abgeschlossen. Ich bin dann bei den Grosseltern aufgewachsen. Mein jüngerer Bruder bekam die Liebe, die mir fehlte.
    Man hat als Kind ein Gespür dafür, ob man gewollt war, und durch einige unschöne Erzählungen hat sich das auch bewahrheitet. Es hat aber sehr lange gedauert, bis ich verstand, das das nichts mit mir zu tun hat, das ich gut bin, so wie ich bin. Aber das Gefühl kann man mit dem Verstand nicht rückwirkend ändern, die Verletzungen bleiben.
    Urvertrauen? Wenig vorhanden. Ich bin allein, ich habe mich gut eingerichtet in meinem Leben, einen guten Job, eine schöne Wohnung. Ich hatte nie eine längere Beziehung, und damit mag ich auch nicht mehr anfangen.
    Vertrauen? Scheint mein Lebensthema zu sein.

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