Wege aus den Depressionen - Her mit der Lebensfreude!

  • Moin moin! :)

    Ich greife hier gerne mal die Idee von LiS auf und möchte einen Thread eröffnen, indem wir schreiben können, wie wir mit depressiven Verstimmungen oder waschechten Depressionen umgehen bzw. diese überwinden können. Neudeutsch gefragt:

    Welche "Skills" benutzt Ihr/benutzen wir, damit es uns besser geht?

    Ich mache mal den Anfang. ;)

    Wenn es mir sehr schlecht geht, dann lenke ich mein Auge auf das Schöne. Als ausgesprochene Ästhetikerin füttere ich mein Auge mit schönen Bildern. Das bedeutet, ich gehe zum Beispiel in ein Museum oder in eine Ausstellung, die mich anspricht und die meine Seele zum Klingen bringt.

    Oder ich kaufe mir zum Beispiel besonders schöne Blumen und versenke mich meditativ in deren Anblick.

    Ich betrachte Fotos von Menschen, die ich liebe und/oder schön finde. Ich höre "schöne", erhabene Musik von Wolfgang Amadé zum Beispiel.

    Ich versuche, Ordnung in meiner Wohnung zu halten. Denn wenn es um mich herum chaotisch ist, dann bin ich innerlich total verwirrt. Mittlerweile brauche ich eine klare Linie um mich herum, nicht zu viel Zeugs, das herumsteht oder herumliegt.

    Wichtig für mich persönlich ist, äußerlich Harmonie zu erschaffen oder zu entdecken oder zu gestalten. Dadurch komme ich innerlich zur Ruhe und es wird heller in meinem Herzen.

    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Hallo Pinguin,

    bei einer echten Depression nutzen die von Dir aufgezählten Dinge wohl kaum etwas.
    Mir jedenfalls ging es so.
    Da stellte sich nur mehr die Frage , wie bringe ich es zu Ende....
    Da ist nix mehr mit Ablenken...die Stimmung schwankt innerhalb von Stunden , teils Minuten, von ganz oben nach ganz unten.
    Da geht überhaupt gar nichts mehr.
    Und ohne Medikamente hätte ich es zumindest nicht geschafft.

    Bei depressiven Verstimmungen , und das ist im Vergleich ein himmelweiter Unterschied , machen Deine "Interventionen" durchaus Sinn.
    Allerdings vergehen diese schlechten Momente i.d.R. auch wieder von alleine.
    Ich für meinen Teil sitze so etwas dann aus, oder gehe schlafen, wenn machbar.
    Am nächsten Tag sieht die Welt dann schon wieder anders aus.

    Leider wird das Thema Depression (also die echte) immer noch zu stiefmütterlich behandelt.
    Da ist von Modekrankheiten die Rede , da werden Betroffene als Schwächlinge deklariert ("Stell dich nicht so an"), und auch das Ausgrenzen Erkrankter ist keine Seltenheit.
    Aber das passt in diese "Schneller,Höher,Weiter"-Welt...ein Spiel übrigens, was ich nicht mehr mitmache.

    Zeitgleich übrigens mit Robert Enke damals , durfte ich auch all das am eigenen Leibe erfahren.
    Interessant ist in dem Zusammenhang , dass der leitende Arzt in unserer Reha sich einen Tag später hinstellte , und meinte Enke hätte gar keine Depressionen gehabt, sonst hätte er nicht versucht im letzten Moment zur Seite zu springen. :-X
    Und genau jener Arzt behandelt auch psychisch erkrankte Menschen...unsere Halbgötter in Weiss..

    Aber einfache Verstimmungen ?
    Klar, grundsätzlich die Gedanken auf positiv behaftete Dinge lenken, das lenkt ab und kann aufbauen.

    Gruss
    Freeway

  • Meine Tochter hat zwei Jahre in der Erwachsenenpsychiatrie gearbeitet.
    Seitdem erst weiß ich von ihren teils sehr erschütternden Berichten was echte Depressionen wirklich sind und welches Leid die mit sich bringen.
    Da bringen die "Hausmittel" nichts, die ich auch anwende bei depressiven Verstimmungen.

  • Ja. Bei echten Depressionen bringen die Hausmittel tatsächlich nichts. Da geht es nicht, sich einfach "zusammenzureißen". Da macht überhaupt nichts Spaß und man hat auch gar keine Energie, Lust, Kraft, irgendwelche "Skills" anzuwenden.

    Vielleicht ist der Titel des Threads falsch gewählt? Die Betonung sollte vielleicht auf "depressive Verstimmunen" liegen, also die nicht-pathologische Light-Variante, mit der jeder Mensch mindestens ein Mal im Leben konfrontiert wird? nixweiss0

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Nö, ich finde der Titel passt schon.
    So wie jetzt geschehen , kann nämlich der gravierende Unterschied zwischen den beiden Zuständen beleuchtet werden.

    Vergessen sollte man nicht, dass aus einer Depression heraus gerne auch getrunken wird.
    Die Selbstmedikation mit Alkohol erfreut sich da ja leider einer grossen und gefährlichen Beliebtheit.

    Ich könnte mir vorstellen , dass einige Menschen die diesen Thread hier lesen, sei es aus dem Forum, sei es von extern, nämlich schon an Symptomen leiden, die einen Arztbesuch in diese Richtung rechtfertigen können.

    Insofern ist Dein Thread Gold wert.

    Ist zwar ein Alkoholforum , aber das Krankheitsbild einer Depression reiht sich meistens in die Abhängigkeit ein.
    Ob nun davor oder während dessen spielt da eigentlich keine Rolle.
    Wer sich nun aufgrund dessen mal ernste Gedanken macht , dem kann u.U. geholfen werden.

    Ist Dein Thread Pinguin , war nur ein Ansatz meinerseits.

  • Danke für die Ermutigung, Freeway. :)

    Das war auch mein Kerngedanke, dass Suchterkrankung und Depressionen oft Hand in Hand gehen. Von daher lasse ich das mal so stehen und bin auf weitere Beiträge gespannt.

    Freundlich grüßt das
    Pingu

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Hallo und einen schönen Abend,

    Oh Mann, hier wurde ja unglaublich viel geschrieben und ich hab echt was "aufzuarbeiten", hatte diese Woche nicht besonders viel Zeit zum schreiben.

    Ich bin auch eine von Depressionen betroffene und kann den Zusammenhang zum alkoholproblem nur bestätigen. Auch ich habe verstärkt angefangen zu trinken, als ich erstmalig an einer "mittelschweren" Depression gelitten habe. Es ging mir wirklich schlecht und ich hatte auch das Gefühl, auf sehr viel Unverständnis zu stoßen. Es war auch so was von mühsam, überhaupt Hilfe zu bekommen, Hilfe einzufordern, weil ich dazu gar nicht mehr in der Lage war. In den schlimmsten Zeiten hab ich heimlich getrunken und es war im ersten Moment eine Erleichterung.

    Nun geht es aber, liebe Pinguin, gar nicht darum, sondern es geht darum, wie man sich selber aus einem Depressionen loch heraus ziehen kann. Irgendwie schaffe ich das jetzt besser, seit ich keinen Alkohol mehr trinke bzw. Ich falle erst gar nicht in diese Löcher, nicht mehr so oft, nicht mehr so schnell jedenfalls. Ich weiß, was mir gut tut und das Versuche ich, ganz fest in mein Leben einzubauen. Bei mir ist das viel Sport. Aber auch die Dinge, Pinguin, die du beschrieben hast mag ich, ich bin sehr harmoniebedürftig, liebe harmonisch aufeinander abgestimmte farben, duftkerzen, Blumen... Also, ich versuche es, mir mein Umfeld sozusagen schon vorab schön zu gestalten.

    Als ich Depressionen hatte, als sie akut waren, hätte das alles nicht geholfen. Ich könnte das schöne nicht sehen und das angenehme nicht fühlen. Ich bin dabei, das wieder zu lernen. Eigentlich freue ich mich an jedem Morgen auf den Tag, auch wenn ich volle Arbeitstage habe, denn genau genommen sind auch diese voll von schönen Momenten.

    Katniss

  • Hallo :)

    ein neuer Link hat den Weg in die Linksammlung gefunden:
    depression-behandeln.de_Depressionen-Forschung-Behandlung-und-Selbsthilfe

    es ist quasi eine Zweigstelle dieser tollen Seite:
    alkoholismus-hilfe.de_alkoholismus<->depressionen

    Für mich selbst war und ist das erkennen und der Umgang mit depressiven Gedankenmustern ein sehr, sehr wichtiger Punkt in meinem Ausstieg. Man mag es kaum glauben, wo ich doch oft nach außen hin vor Optimismus nur so strotze. Aber das eine scheint das andere nicht auszuschließen. Andererseits gehört konsequent positives und konstruktives Denken und Handeln mittlerweile zu meinen erfolgreichen Strategien dem zu begegnen. Ich werde hier gerne auch etwas mehr schreiben wenn ich mal die Zeit dazu finde.

    Wie Pingu im Eingangsposting (Danke übrigens für die Themeneröffnung!!) ja gut beschrieben hat, zieht sich das themenfeld ja sozusagen von `mal schlechte Laune´ über `depressive Verstimmungen oder Episoden´ bis hin zu ausgewachsener `Depression´.Klar ist, wer unter irgendwas von dem bisher genannten leidet und da alleine nicht rausfindet, der sollte professionelle Hilfe suchen und diese auch zulassen. dazu gehört ja aber als allererstes schonmal das Erkennen: "ja da stimmt was nicht, ich möchte daran etwas ändern."

    Schon der erste Griff zum Telefonhörer, oder das erste Eintippen in die Internetsuchmaschine ist ein erster Schritt selbst aktiv etwas an den Umständen zu ändern :)

    schöne Grüße, LiS

  • Danke für die Links LiS :)

    Hab gerade mal gestöbert , einiges ist bekannt, anderes gilt es noch einmal intensiver zu studieren.
    Teils sind dort ja auch englische Abhandlungen , gute Gelegenheit das verkümmerte Schulenglisch mal wieder aufzufrischen. :D

    Gruss
    Freeway


  • ...gute Gelegenheit das verkümmerte Schulenglisch mal wieder aufzufrischen.

    I only understand trainstation ;D

    Freeway, scheinst ja reingegraben zu haben da du sogar bis zu den englischen Studien gelangt bist. Kann ich aber verstehen, ich bin jedes Mal sehr angetan davon wie sich da jemand richtig Mühe gemacht hat mit diesen Seiten. Und vielschichtig und gut geschrieben.


    Auf depression-behandeln.de habe ich gestern folgende Worte gelesen. Zitat:

    [hr]
    Eine Depression gibt Ihnen aber auch die Möglichkeit, unglaublich viel über sich zu erfahren und sich auf dieser Basis weiterzuentwickeln. ..... Richtig genutzt und "aufgearbeitet", kann eine überstandene depressive Episode also zum entscheidenden und guten, vielleicht längst überfälligen Wendepunkt im Leben werden.
    [hr]

    Die Sätze in dieser eigentlich etwas längeren Textpassage bewegen mich sehr.
    Vor allem finde ich auch, dass sie ebenso auch auf das Überwinden einer Sucht zutreffen.

    ganz liebe Grüße an Alle, Land-in-Sicht

  • Hallo Ihr Lieben,

    im Zuge meiner momentanen "Englisch-Studien" in Vorbereitung auf meine Cambridge-Prüfung würden mich diese tief vergrabenen englischen Texte schwer interessieren.

    Aber ich habe das gestern nicht gefunden.... Falls es jemand "auf die Schnelle" parat hätte, ohne viel Zeit dabei verlieren zu müssen, wäre ich froh, wenn ich einen direkten Linke dorthin hätte.

    Vielen lieben herzlichen Dank! :*

    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Aaaaaah! That's amazing! I found it!

    Du bist ein GOLDSCHATZ, LiS. Thank you! 44.

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

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