Hallo Pit,
vielen Dank für diesen lesenswerten, aufschlussreichen Artikel. Mir war der Versuch mit den Ratten in ihrem schönen Käfig schon bekannt - und dennoch brachte mich das alles wieder erneut zum Nachdenken.
Der Autor schlussfolgert aus den diversen Experimenten, dass soziale Bindungen und menschliche Nähe eine Voraussetzung zur Suchtfreiheit sind. Nun wirft das bei mir die Frage auf, ob Menschen mit Suchterkrankungen zwangsweise bindungsunfähig sind oder ein Nähe-Distanz-Problem haben. Bei mir selbst ist das so und in Gedanken schweife ich ab zu allen süchtigen Menschen, die mir jemals im Leben begegnet sind und überlege, ob das "passen" könnte. Doch so tief in andere hineinzuschauen ist mir naturgemäß versagt.
Vielleicht meint der Autor aber auch, dass es die Umgebung an sich ist, denn die Ratten sind ja wohl nicht nur glücklich, wenn sie Gesellschaft haben, sondern vor allem, wenn sie in einer Art "Paradies" sind, also in einem harmonischem Umfeld. Dies wirft bei mir wiederum eine Menge Fragen auf. Jeder Mensch hat andere Werte. Für den einen mögen soziale Kontakte und Bindungsfähigkeit existenziell für die eigene Glücksfähigkeit sein, für den anderen ist das womöglich Anerkennung, Erfolg. Manchen Menschen ist es wichtiger, anderen zu helfen und etwas in der Welt beizutragen usw. usf.....
Und eigentlich hinkt doch da die Suchtforschung bzw. Suchthilfe gar nicht allzu weit hinterher.... Denn soweit ich weiß versucht ja jede Suchthilfe zu ergründen, was dem Einzelnen mit seinem Drogenproblem zu seiner Droge greifen lässt und was ihm tief im Herzen und auf dem Grund seiner Seele wirklich fehlt. Wie oft ist es so, dass Menschen nach einer Psycho- oder Suchttherapie ihre alten Strukturen verlassen oder zerbrechen, um sich ihren ganz eigenen, schönen "Käfig" aufzubauen. Nur wenige kommen aus einer Therapie und lassen alles beim Alten. Oft ist mit dem Ausstieg auch ein Berufswechsel oder eine Trennung vom Partner verbunden bzw. es zieht das nach sich.
Früher hieß es immer "Jede Sucht ist eine Sehnsucht." Dann kamen wieder Leute, die sagten: "Sucht hat nichts mit Sehnsucht zu tun. Sucht hat seinen Ursprung im Wort "Siechen" "Siechtum"....
Nach dem Lesen dieses Artikels bin ich aber wieder 100% der Meinung, dass sich hinter jeder Sucht eine Sehnsucht verbirgt. Diese Sehnsucht ist der Ruf des Herzens, den wir geflissentlich zu ignorieren versuchen... Wir brauchen wirklich keine Drogen mehr, wenn wir unsere Welt so gestalten, dass wir uns darin zu Hause fühlen.
Liebe Grüße
Pinguin