Wenn ich jetzt trinken würd’
- ein spontanes Gedicht von Pinguin -
Mein Leben läuft gerade rund,
bin fit, verliebt und auch gesund,
voll Energie, lebendig, bunt,
zum Trinken gibt es keinen Grund.
Doch halt, Moment!
Mir geht’s zu gut.
Die Seele brennt,
doch mir reicht Glut.
Wie wäre es mit einem Schluck?
Gib deinem Herzen einen Ruck.
Es ist doch wirklich nichts dabei
Erst eins, dann zwei, -einhalb, dann drei?
In meinem Geist schau ich mir an
was Trugbild Alkohol so kann:
Zuerst kommt da ein Labyrinth,
und später wein ich wie ein Kind,
doch vorher schlürf ich - ganz allein
aus dem Versteck schenk ich mir ein.
Dann hör’ ich nah an meinem Ohr
den Teufel lachen – das kommt vor.
Musik ganz laut, ist doch egal,
ich sauf’ doch gegen Lebensqual.
Hab ich denn eine and’re Wahl?
Die Welt treibt mich – katastrophal!
Und dann ergieß ich mich im Netz
am nächsten Tag bin ich entsetzt.
Was hab’ ich nur wieder getrieben?
Mit wem wem hab’ ich im Chat geschrieben?
Wo ist mein Handy abgeblieben?
Waren es fünf Bier oder sieben?
Ich steh' dann auf, mein Herz wie Blei,
das Hirn zermatscht zu Babybrei.
Vermiss’ ich sie? Hier ist sie schon:
Die bitt’re, zähe Depression.
Zitternd wank’ ich zum PC
mein Kopf tut unerträglich weh
„Entschuldigung, war gestern breit,
bleibst Du mein Freund? Ging ich zu weit?“
Den Finger in den Hals gesteckt
und fast an Selbstmitleid verreckt
Danach ein Bad, so heiß wie’s geht
der Dreck bleibt dran, ist es zu spät?
Die Kissen stinken, die Luft getränkt
von Schnapsgeruch, der ist geschenkt
und was gibt’s gratis noch dazu?
Der Ehemann lässt mich in Ruh’.
Den ganzen Tag spricht er kein Wort.
Die Liebe, die ist ganz weit fort.
Sehr rund und glatt war er, der Kreis,
ich haute Ecken rein aus Eis,
jetzt geht es mir schon wieder schlecht,
doch das geschieht mir Feigling recht.
Wenn ich nun all das hier bedenk’,
was sicher kommt, wenn ich einschenk’
wenn ich mein Stolz in Bier ertränk,
dann wünsch ich mir dieses Geschenk:
Es ist aus Mut und Kraft gebaut,
und nicht aus Hefe einst gebraut,
es ist so zart, aus Blütenhaut,
ich hab’s mir selber anvertraut.
Es zu behüten, zu beschützen,
und nun mag es mir wirklich nützen.
Dieses Geschenk ist Loyalität
ich bin es selbst, die zu mir steht.
Und daraus wächst gleich der Entschluss:
das was ich will, ist, was ich muss.
Ich werde nicht zur Tanke laufen,
werd weder Sekt noch Wein mir kaufen.
Ich schaff’ das HEUTE ohne saufen,
die Nüchternheit mit Cola taufen.
Mein Leben läuft gerade rund,
bin fit, verliebt und auch gesund,
voll Energie, lebendig, bunt,
zum Trinken gibt es keinen Grund.
06. Dezember 2014