nur heute?
Es hört sich so logisch und auch so einfach an. Dieses „nur heute“.
Nur heute bleibe ich trocken. Nur heute lasse ich das erste Glas stehen.
Das klingt nach einem überschaubaren Abschnitt, der den ausstiegswilligen Alkoholiker nicht überfordert.
Morgen ist erst morgen heute. Und dann beginnt der nächste überschaubare Abschnitt.
Für mich hört sich das alles nach einem furchtbaren Kampf an. Nach einem Kampf, der so schrecklich ist, dass man gar nicht in die Zukunft blicken mag, sondern den Blick nach unten zum Boden richtet, statt in den unendlich weiten Himmel zu schauen..
Aber was ist an dieser Zukunft eigentlich so schrecklich?
Der fehlende Kopfschmerz am Morgen?
Dass die Hände nicht mehr zittern?
Dass man im Spiegel wieder einen richtigen Menschen und kein Wrack erblickt?
Usw. usf.
Ist es nicht stattdessen so, dass man sich auf die Zukunft freuen kann? Und auch darf?
Wenn ich heute nicht mehr trinke, komme ich dieser Zukunft ein Stück näher. Und wenn ich das morgen und übermorgen und die Tage danach auch mache, eile ich irgendwann dieser Zukunft entgegen. Und wenn ich meinen Blick weit genug nach vorn richte, kann ich das Ziel sogar schon lang vor dem Erreichen sehen.
Und ich kann mich darauf freuen.
Was muss ich dafür tun?
Eigentlich muss ich nur loslassen. Falsche Vorstellungen, die Angst, dass ich ohne Alkohol nicht kann usw. Ich muss erkennen, dass mir der Alkohol -wenn überhaupt- nur so lange etwas Positives geben konnte, bis ich abhängig wurde. Danach musste ich mir das Positive sehr, sehr teuer erkaufen.
Eigentlich kann alles nur besser werden. Und ich müsste blöde sein, wenn ich mir das nur heute gönne.
Katro