Trocken vs. Trinkpause

  • Guten Abend liebe Community,

    nach meinen paar Tagen Abstinenz liegt mir nichts ferner als mich sicher zu fühlen bzw mich als trocken zu bezeichnen. Das wäre wohl auch fatal. Aber irgendwas ist anders als sonst, anders als in den ganzen Trinkpausen vorher.

    Kennt ihr das auch? Eigentlich war ja jede Trinkpause der Entschluss dem Alkohol endgültig adieu zu sagen. Nie hätte ich freiwillig - also ohne Suchtdruck - wieder angefangen. Und trotzdem waren diese Trinkpausen begleitet von ständigem Gedanken ans Saufen und vor allem wurde dann die erstbeste Situation genutzt um ein kontrolliertes Trinken zu planen. Meistens ist dieser Plan schon beim ersten Mal ad absurdum geführt worden.

    Jetzt ist da auf einmal dieser (bisher) unerschütterliche Glaube an mich selbst. Mir macht jeder Tag aufs neue Spass und planen tue ich alles andere, aber ganz sicher kein kontrolliertes Trinken mehr.
    Was hat da den Schalter umgelegt? Oft ist ja vom persönlichen Tiefpunkt die Rede, aber ganz ehrlich...wenn es mein Tiefpunkt war, dann hatte ich den schon Jahre und auch innerhalb der letzten Trinkpausen. NICHTS ist anders - und doch ist ALLES anders als bisher.

    Also, an alle die länger oder schon ganz lange abstinent sind: Ist DIESES Gefühl, diese Sicherheit die man verspürt und dieses Vertrauen der Unterschied zwischen Trinkpause und trockensein?

    Ich wünsche euch allen einen schönen Abend :)

  • Trocken vs. Trinkpause?

    Also von meiner Seite her gibts da einen klaren Punkt fürs Trocken und Null für die Pause!
    Auch in mir spüre ich deutlich (seit numehr etwa 4 Monaten) dass mein Entschluss diesmal auch wirklich das ist - nämlich ein definitiver Entschluss. Das war vorher, wenn ich ehrlich zu mir bin, nicht so. Da war es kein Entschluss sondern eher ein zaghafter Versuch, aber immer mit offenen Hintertürchen.

    Ich mag für mich persönlich aber den Begriff trocken nicht so sehr. Das klingt irgendwie etwas ´ausgedörrt´ und das genaue Gegenteil ist der Fall, mein Ausstieg ist in allen Belangen eine Bereicherung für mich. Mal Bildhaft: ich gieße jetzt nicht mehr mit Alkohol, sondern mit klarem Wasser. Und dadurch wächst das zarte Pflänzchen meines Lebens nach und nach wieder zu einer gesunden und starken Pflanze heran... Und ich hege und pflege sie nun fürsorglich.

    In diesem Sinne Grüße an alle,
    Land-in-Sicht

    PS:
    @Markus: Apropos, was macht eigentlich Dein kleines Kräutergärtlein?

  • Der Kräutergarten ist "noch" verschoben. Aber nur weil ich jetzt in 3 Wochen - die Küche gestrichen - neue Küchenschränke gekauft und aufgebaut - neue Bilder angehangen - einen Frühjahrsputz im Juli - und viele viele andere Kleinigkeiten gemacht habe :D

    Ich arbeite aber an der Ausführung...und wenn ich es in den Kopf kriege, dann geht sowas momentan auch flott und vor allem mit einem Elan voran, den ich selbst bei mir lange lange Zeit nicht mehr gesehen habe.

    So...Fussball ;) euch viel Spass heute abend


  • Der Kräutergarten ist "noch" verschoben.

    ...na klar! Alles auf einmal geht auch nicht ;)


    ...mag für mich persönlich aber den Begriff trocken nicht so sehr...


    Möcht aber nochmal betonen dass ich das nicht kritisiere sondern das halt für mich persönlich so ist...

    Grüße, LIS

  • Guten Morgen Markus,


    Ist DIESES Gefühl, diese Sicherheit die man verspürt und dieses Vertrauen der Unterschied zwischen Trinkpause und trockensein?

    Diese Frage kann ich in Bezug auf meinen Ausstieg mit einem klaren JA beantworten.

    Ich hatte zwar nie eine Trinkpause, sondern nur Zeiten, in denen ich meinen Alkoholkonsum reduzierte, weil mir klar war, dass es nicht gesund ist, so viel zu trinken. Ich stellte jedoch nie meine Vorstellung in Frage, dass Suchtmittel wie Nikotin oder Alkohol letztendlich gut sind.
    Erst als ich mit dem Rauchen aufhörte, änderte sich meine Einstellung gegenüber Drogen. Und zwar komplett.

    Ich WUSSTE jetzt, weil ich es durch den Rauchstopp erfahren hatte, dass der Konsum von Drogen eine Gehirnwäsche nach sich zieht, die zu einer Einstellung gegenüber dem Suchtmittel führt, die mit der Realität nichts zu tun hat. Im Gegenteil: Ohne Suchtmittel ist alles -und zwar wirklich alles- besser.

    Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass nur ein suchtmittelfreies Leben ein gutes Leben sein kann.

    Katro

  • Ich finde diese Diskussion über trocken oder trinkpausig irgendwie überflüssig.
    Wenn jemand nach 10 Jahren wieder was trinkt war er dann nicht lange Zeit trocken?
    Da kommt dann oft so ein - ach, der hat NUR ne Trinkpause gemacht.
    Selbst wenn der dann wieder 10 Jahre trocken ist...
    Das riecht für mich doch sehr nach "Ewige Verdammnis"
    Wozu soll das denn gut sein, diese Wortklauberei?

  • Hallo an Alle,

    @ennasu: Ja, wenns nur um die Zeit geht gebe ich dir Recht, dann ist es überflüssig da Unterschiede zu machen. Ewige Verdammnis wäre genauso ein Unfug wie 10 Jahre nicht wertschätzen können nur weil dann ein Rückfall kommt der dann evtl. auch wieder schnell vorbeigeht.

    Aber zu unterscheiden finde ich wichtig, wenn es um das Gefühl geht. Trinke ich nicht mehr und denke trotzdem ununterbrochen daran wie "schön" doch meine Besäufnisse waren? Habe ich selbst nach Monaten und Jahren noch ständig das Gefühl was zu verpassen, nicht mehr "dabeisein" zu können? Kreisen meine Gedanken also weiter um den Alkohol und empfinde ich die Abstinenz jeden Tag aufs neue mühsam?

    Dann ist es für mich eine Trinkpause. Merke ich allerdings, dass ich die nüchterne Zeit positiv nutzen kann, die nasse Zeit mir als schlimme Zeit erscheint und die Gedanken an den Alkohol zurückgehen, dann ist es doch viel besser und vor allem auch langfristiger.

    Ich für mich empfinde es zum ersten Mal so wie gerade beschrieben. Das finde ich wichtig, das ist für mich ein Unterschied und deshalb glaube ich, dass es auch gut sein kann darüber zu diskutieren.

    Viele Grüße :)

  • nach meinen paar Tagen Abstinenz liegt mir nichts ferner als mich sicher zu fühlen bzw mich als trocken zu bezeichnen. Das wäre wohl auch fatal. Aber irgendwas ist anders als sonst, anders als in den ganzen Trinkpausen vorher.

    Kennt ihr das auch?

    Hallo Markus,

    ja, das habe ich dieses Mal genauso wie Du es jetzt hier beschreibst. Und es ist ein ganz eigenartiges, unbeschreibliches und schönes Gefühl.
    Auch wenn dann auch mal der Gedanke kommt: "Wie , und das Dein ganzes Leben lang?" Ja! Weil ich weiß, dass ich immer wieder in diesen verdammten Strudel gelangen würde. Und es würde mir von mal zu mal schlechter gehen. Ich möchte und brauche nicht erst diesen
    totalen Absturz um zu sagen :jetzt ist Schluss. Ich bin froh, dass es mir noch so gut geht und ich keine organischen Beschwerden habe.
    Also bewahre ich es und gehe jetzt sorgsam damit um. Mein Körper, mein Leben- ich bin dafür verantwortlich.

  • Ah so - ja wenn man es auf das eigene Gefühl bezieht, bzw. auf das nicht empfinden eines Verlustes, dann versteh ich was gemeint ist und finde das auch sinnvoll.
    Es kommt leider oft anders rüber...

  • Hallo Markus

    Zwar bin ich auch erst seit kurzem abstinent, aber genauso fühlt es sich bei mir auch an. Vorher wars immer "geplant" auf absehbare Zeit. Ich frag mich auch, was genau der Schalter war. Warum gerade jetzt. Natürlich, es war ein Sch… morgen wie immer, als ich mir diesen Vorsatz nahm. Nicht schlimmer und nicht besser wie alle anderen Morgen auch. Und trotzdem ist es anders. Früher hab ich auch so "Rituale" gemacht beim aufhören oder bei den Versuchen weniger zu trinken. Diesmal einfach nichts - ausser diese Anmeldung hier.

    Ich freu mich immer noch jeden Morgen (gut, erst Tag 11, aber alle fangen mal an;) ) dass es mir so gut geht! Es ist als ob ein Kapitel abgeschlossen wäre.

    Lg Mira

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