Therapieformen

  • Hallo Ihr Lieben,

    den Thread hier möchte ich eröffnen, damit eventuell Interessierte hier erste Eindrücke oder Anregungen bekommen, sowie auch fragen stellen können. Es wäre also schön wenn der/die Ein oder Andere hier über bestimmte Formen der Therapie ein par Infos mitteilen möchte. Vor allem die allgemein sachlichen ´Rahmenbedingungen´(Dauer, Ablauf, Intensität, Inhalte,…) aber ggf. auch persönliche Erfahrungen fände ich hierzu interessant.

    In meinen Erkundigungen zu einer Therapie/Reha stellte ich fest dass es mittlerweile in der klassischen Entwöhnungstherapie die unterschiedlichsten Arten von Therapieformen gibt. In den zahlreichen Verbänden und Einrichtungen werden mitunter verschiedene Formen angeboten. Ein par will ich hier mal erwähnen:

    stationäre Langzeittherapie


    intensiver, mehrmonatiger Aufenthalt in einer Fachklinik

    ambulante Therapie


    2-3mal in der Woche abends zu Therapieeinheiten und Sehlbsthilfegruppe,
    mehrere Monate (nach Feierabend) von Zuhause aus

    ganztägig ambulante Therapie (teilstationär)


    Tagesklinik, Vollzeitbesuch der Fachklinik Mo.-Fr. ohne Übernachtung

    Kombinationstherapie (´Kombi´)


    z.B. 4-8 Wochen stationär anschließend ambulant
    oder erster Teil stationär, zweiter Teil teilstationär


    • vielleicht gibt es ja sogar noch ganz andere therapeutische Heilmethoden?

    Ebenfalls gibt es vorwiegend für Menschen welche ihre Alkoholproblematik noch ohne direkte Therapie überwinden können Ansätze wie etwa das ´kontrollierte Trinken´ oder das ´Ausschleichen des Suchtmittels´.

    Ich selbst werde demnächst eine 3monatige teilstationäre Therapie wahrnehmen. Zu gegebenem Zeitpunkt werde ich selbst auch hier dazu schreiben bzw. bin für Fragen offen.

    Vielen Dank für Eure Zeilen und beste Grüße,
    Land-in-Sicht

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (8. Juli 2014 um 14:11)

  • @LiS: Ich hoffe, ich habe Deine Intentionen für diesen Thread richtig verstanden und will hier mal meine Erfahrungen schildern.

    Als es bei mir soweit war, mich für eine Therapie(-form) zu entscheiden, kamen aus heutiger Sicht bei mir wieder so ein paar Verdrängungsgedanken: Ich kann ja nicht für 3-4 Monate wegfahren, weil ... meine Frau sich dann alleine um unsere kleine Tochter kümmern muss, sich jemand um die ganzen Finanzen kümmern muss, ...
    Also habe ich mich für eine ambulante Therapie entschieden.

    Das bedeutete, dass ich 2x/Woche zu einem Therapeuten gefahren bin - Montags war Gruppentherapie, Donnerstags Einzelgespräch. Beides jeweils 1,5 Stunden. Das Ganze hätte normalerweise ca. 1 Jahr gedauert (bitte nicht festnageln auf diese Zeit - genau weiss ich es nicht mehr).
    Im Großen und Ganzen fand ich es nicht schlecht, besonders die Gruppengespräche haben mir gefallen. Und jetzt kommt das ganz große AAAAAABER:
    Ich habe trotzdem zwischen den Tagen immer mal wieder getrunken. Und bei der nächsten Sitzung dann "natürlich" NICHT davon erzählt nixweiss0
    Irgendwann, so nach ungefähr einem halben Jahr, habe ich mich dann doch aufgerafft und davon erzählt. Vor allem deshalb, weil ich mich "mit mir" und meiner Frau unterhalten habe und zu dem Entschluß gekommen bin, "Nägel mit Köpfen" zu machen. Zusammen mit dem Therapeuten (der nicht sonderlich begeistert war) und der Sozialabteilung meiner Firma habe ich dann alles fertig gemacht für eine stationäre Langzeittherapie.

    Und hier musste ich mich dann entscheiden: entweder am AdW (Ar...m der Welt) oder in der Nähe meines Heimatortes (Berlin). Argumente für den AdW waren, dass ich mich ungestört um mich und mein/e Problem/e kümmern soll. Wenn ich also in Heimatnähe bleibe, können (theoretisch) "alle Nase lang" Verwandte/Freunde/Kollegen etc. vorbeikommen und mich mit allen möglichen Problemen "belästigen".
    Auch aus heutiger Sicht und den Erfahrungen bei der damaligen Therapie (Mitglied meiner Gruppe kam dort aus der Nähe und jeden zweiten Tag war seine Frau - ebenfalls Alkoholikerin und psychisch ... naja - in der Klinik und hat ihn mit ihren Problemen zugesch...üttet) kann ich mich diesen Argumenten nicht verschliessen und habe mich also für den AdW entschieden und ging in eine Klinik in Hennef (bei Bonn).

    Dort kam man zunächst in eine "Anfänger-/Neulings-"Gruppe. Nach einer Woche wurde man dann einer festen Gruppe zugeteilt. Diese Gruppen waren gemischt, was die "Neuen" und "Alten" betrifft. Es gab also immer wieder Neuzugänge und auch Verabschiedungen.
    In so einer Langzeit-Therapie gibt es eigentlich mehrere verschiedene obligate Therapien: Gruppen- und Einzel-Therapie (Gespräche), Ergo-Therapie (Beschäftigung), Sport-Therapie. Und ausserdem viele verschiedene obligat-fakultative Angebote: Autogenes Training, Entspannungstherapie nach Jacobsen, Anti-Aggression etc.
    Und sehr viele Freizeitangebote.
    In "meiner" Klinik gab es viele Möglichkeiten der Ergo-Therapie: Küchenarbeit, Service (also Kellnern), Gartenarbeit, Tierpflege, aber auch künstlerische Arbeiten wie Seidenmalerei, Schnitzen, Specksteinbearbeitung u.v.m..

    Die Gespräche - egal ob in Gruppen oder Einzelgespräche - dienen dazu, sich selbst über sich klar zu werden: Warum habe ich in dieser oder jener Situation so reagiert, wie ich reagiert habe? Was kann ich tun, um es zu ändern? Warum habe ich getrunken? In welchen Situationen? Und, und, und ...
    Ich kann Euch sagen - da geht es manchmal ganz schön zur Sache! Und tut auch manchmal ganz schön weh, wenn man mal einen Spiegel vorgehalten bekommt.
    Auch ausserhalb der Therapiestunden muss man sich mit sich selbst beschäftigen. Wir z.Bsp. mussten zum einen ein Tagebuch führen, in dem wir unsere Befindlichkeiten des jeweiligen Tages "dokumentierten". Zu Anfang stand da bei mir z.Bsp.: "Geht mir gut. Essen gut, Wetter gut" Gegen Ende stand dann schon etwas mehr da, manchmal bis zu 2-3 Seiten: Wie fühle ich mich tatsächlich? Und warum fühle ich mich so? Was ist mir an dem Tag auf den Keks gegangen und warum? Was hat mir gut getan? ...

    Die Ergo-Therapie soll eigentlich dazu dienen, den Menschen wieder klare Strukturen im Alltag, die sie teilweise schon eine ganze Weile nicht mehr hatten, wieder nahe zu bringen. Okay, ich stand (und stehe) noch in Lohn und Brot - trotzdem hat es mir Spass gemacht. Ich war im Service, d.h., wir haben die Tische gedeckt und abgeräumt und den Mitpatienten das Essen an den Tisch gebracht. Andere mussten die Tiere im auf dem Gelände befindlichen Mini-Zoo betreuen.

    Und auch die anderen Therapien und Angebote sollen einen wieder an ein "normales" Leben heranführen. Ich habe in dieser Zeit sehr viel gelesen, war mit anderen Mitpatienten in der wunderschönen Umgebung wandern, habe seit ewigen Zeiten mal wieder die Zeit gefunden (und mir auch genommen) zu puzzeln, sehr viele Gespräche geführt (hier meine ich nicht: mit Therapeuten) und auch sehr viel über mich nachgedacht.

    Und es ist kaum zu glauben: Ursprünglich waren für die Therapie 12 lange Wochen vorgesehen - und ich habe um Verlängerung gebeten. Und ich war so froh, weitere 4 Wochen dort bleiben zu dürfen!
    Als ich nach 16 Wochen nach Hause fuhr, fühlte ich mich wesentlich sicherer und stabiler als je zuvor :D

    Seither habe ich mich oft und gern an diese Zeit zurückerinnert. Und wenn ich mich mit anderen Gruppenmitgliedern und Betroffenen unterhalte, höre ich eigentlich immer wieder, dass die Abläufe in den verschiedenen Kliniken einander stark ähneln.

    Überall gibt es aber das gleiche Phänomen: Solange man in einer solchen Therapie-Einrichtung ist, gibt es immer wieder einige Regeln, Bestimmungen, deren Sinnman partout nicht einsehen will/kann. Erst zu Hause geht einem nach einiger Zeit dann ein Licht auf, wieso weshalb warum diese oder jene Regel bestand.

    Ich für meinen Teil würde mich - wenn ich müsste - wieder für eine Langzeittherapie entscheiden.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • VIELEN DANK! Greenfox für diesen tollen Beitrag!!

    Am Punkt meines Suchtausstieges habe ich ebenfalls eine Therapieentscheidung getroffen. Diese Entscheidung ist Teil meines Ausstieges. Letzte Woche hatte ich die Bewilligung der Rentenkasse in der Post und heute habe ich von der Fachklinik den Termin für meine Therapie / Rehabilitationsmaßnahme bekommen. Ende des Monats geht’s los.

    Der Antrag wurde komplett so bewilligt wie ich ihn zusammen mit meiner Suchtberatung gestellt habe. Ich habe mich für eine ganztägig ambulante Therapie, auch ´Tagesklinik´ genannt, entschieden welche zunächst auf 12 Wochen ausgelegt ist mit anschließender ambulanter Nachsorge.

    In dieser ´teilstationären´ Therapieform, besuche ich von Montag bis Freitag ganztägig die Therapie der Fachklinik und erwarte dort die selben Therapieinhalte wie Greenfox sie bereits geschrieben hat, das selbe Tages´Programm´ wie die dort untergebrachten stationären Langzeitklienten. Genaueres schreibe ich evtl. nach Abschluss. Nach dem täglichen Therapieablauf und an den Wochenenden bin ich zu Hause bzw. in meinem alltäglichen Leben.

    Die Antragsphase verlief bei mir folgendermaßen:


      [li]Therapieentschluss[/li]
      [li]Ersttermin in der Suchtberatung[/li]
      [li]hausärztliche Untersuchung und Bericht zum Antrag[/li]
      [li]Folgetermine in der Suchtberatung (gesamt 5 Termine) zur Ausarbeitung des Antrages und des Sozialberichtes[/li]
      [li]eigentliche Antragsstellung erfolgt von der Suchtberatung aus[/li]
      [li]weitere Blut- und Urinprobe bei der Rentenkasse[/li]


    Vorraussetzungen für die Tagesklinik sind:


      [li]Es wird als Grundbedingung vorausgesetzt dass man während der Therapie in der Lage ist auch ohne therapeutische Unterstützung abends und wochenends zu Hause abstinent zu leben (soziales Umfeld,…).[/li]
      [li]Im Vorfeld sollen Suchtberatung und Selbsthilfegruppe regelmäßig besucht werden.[/li]
      [li]Ausreichende Begründung(en) die den Besuch einer komplett stationären Therapie ausschließen.[/li]
      [li]Die jeweilige Fachklinik muss vom Wohnort aus gut zu erreichen sein[/li]


      [li]Mir hat die Suchtberaterin ebenfalls nahe gelegt dass ich in der gesamten Antragszeit bereits schon konsequent abstinent leben sollte. Sie hätte sonst den Antrag auf Tagesklinik in meinem Falle nicht weitergeführt. Im Schreiben dass ich heute von der Fachklinik erhalten habe steht diesbezüglich dass man die Therapie entgiftet antreten muss.[/li]
      [li]In den Suchtberatungsterminen, in der Selbsthilfegruppe und auch so in mir selbst bin ich immer wieder mit dem Gedanken konfrontiert worden ob diese Therapieform für mich ausreichend ist. Ich habe die Entscheidung für diese Therapieform also mehrfach intensiv reflektiert.[/li]

    Es sind vor allem die andgedeuteten Begründungen die mich davon abgehalten haben eine stationäre Langzeittherapie wahrzunehmen. Verpflichtungen in meinem Leben die ich nicht anderweitig für mehrere Monate auf ´Pause´ stellen kann. Zudem war und ist es mir von Anfang an sehr wichtig, dass ich die Abstinenz und Suchtfreiheit schon jetzt direkt in mein alltägliches Leben integrieren kann weil ich dort greifbare Ergebnisse habe die mich stark motivieren. Ich traue mir das aber auch zu und habe mich vom ersten Tag an bis jetzt sehr intensiv mit meiner Sucht auseinander gesetzt und werde dies auch täglich nach Therapieschluss weiterhin tun (siehe z.B. das von Greenfox angesprochene Tagebuch).

    Das gänzliche Herausnehmen aus den schwierigen Lebensumständen, Verpflichtungen und Verstrickungen - das komplette Zusammensein mit anderen Betroffenen – die Möglichkeit viele Wochen intensivst bei sich selbst zu verbringen – dies alles sind ebenfalls gewollte Inhalte einer stat. Langzeitthera welche in der ´Tagesklinik´ nicht in vollem Umfang stattfinden.

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (8. Juli 2014 um 14:20)

  • Schön, dass es bei Dir geklappt hat mit dem Therapieplatz. Auch, dass Du mal auf das ganze Prozedere davor eingegangen bist. Sorry, ist bei mir aber schon zu lange her, habe es halbwegs vergessen - und jünger wird man ja auch nicht ;D

    Auf einen Punkt möchte ich aber doch eingehen:

    Zitat

    Verpflichtungen in meinem Leben die ich nicht anderweitig für mehrere Monate auf ´Pause´ stellen kann.

    Hier sollte jeder wirklich mit sich selbst ehrlich sein und sich überlegen, ob eine ambulante Therapie für einen selbst wirklich ausreichend ist! Okay, Du gehst in eine Tagesklinik - das ist schon etwas anderes wie bei mir damals. Du verbringst also Deinen "Arbeitstag" in der Klinik (und es wird Arbeit! Zumindest, wenn man sich wirklich auf die Therapie einlässt).

    Aber diese Begründung von wegen "ich kann das nicht auf 'Pause' stellen" habe ich damals auch gebraucht und höre sie heute noch oft. Nur - wenn ich besoffen in der Ecke liege und gar nichts mehr gebacken kriege: Dann ist auch "Pause"! Wenn nicht sogar "Sense" ...
    Und ich habe damals gemerkt: Oops, die Welt hat sich ja auch ohne mein Zutun weitergedreht ...

    LiS, das war jetzt nicht als "Kritik" an Dir gemeint, sondern als Denkanstoß für alle, die sich in der "Findungsphase" befinden und sich (noch) nicht so richtig entscheiden können. Und da Du ja schon eine Weile abstinent lebst, wirst Du ja schon selbst gemerkt haben, ob/dass Du also mit dieser Therapieform klarkommst.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Nee Greenfox, versteh ich schon und das ist ja durchaus richtig!!

    Ich habe z.B. in meiner SHG einen Vater kennen gelernt, alleinerziehend mit drei Kindern...
    Das war auch lange zeit für ihn ein ´Grund´ keine Reha machen zu können. Aber letztenendes hat er eine Lösung gefunden und die Therapie war das Beste was ihm passieren konnte denn nun lebt er seit Jahren glücklich und zufrieden abstinent und suchtFREI. Was sind schon 4Monate im Verleich zu einem Leben...

    Ich habe ja auch schon beschrieben dass ich mich im inneren Dialog, in den Terminen der Suchtberatung und in der Selbsthilfegruppe sehr intensiv mit der Entscheidung Tagesklinik/Langzeit konfrontiert und auseinander gesetzt habe. Sicher ist auch: Wenn ich in der ganzen bisherigen Zeit auch nur ein Mal rückfällig geworden wäre, dann hätte ich SOFORT aus freiem Willen Antrag auf Langzeittherapie gestellt!

    Eine Langzeittherapie ist nunmal intensiver. Darum bezeichne ich die rein ambulante Therapie gerne ja auch flachsig als ´Reha-Light´. Du hast sie ja abgebrochen und da bist Du nicht der Einzige von dem ich das bisher hörte. Es mag sicher viele Menschen geben denen diese Form viel bringt, aber für sehr stark ausgeprägte Sucht halte ich sie nicht für angebracht.

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (8. Juli 2014 um 20:58)

  • Zitat

    aber für sehr stark ausgeprägte Sucht halte ich sie nicht für angebracht

    Genau meine Meinung - und Erfahrung.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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  • ...besser als garnichts gegen die Sucht zu unternehmen,
    oder besser gesagt für die Befreiung von der Sucht,
    ist es aber allemal!

    Und wie gesagt, für bestimmte Typen und vor allem ´leichtere´ Ausprägungsgrade der Sucht oder manche Berufstätige mag auch die ambulante Therapie ganau die richtige sein. Übrigens ist auch für die rein ambulante Therapie die oberste Grundbedingung dass man eigenständig abstinenzfähig ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (10. Juli 2014 um 15:04)

  • Mmmh - hat keiner außer mir Erfahrungen mit einer (oder mehreren) Therapieformen gemacht? :-\
    Und außer LiS keiner vor, welche zu machen?

    Oder ist das Thema so uninteressant?? nixweiss0

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  • Ich finde das Thema nicht uninteressant, Greenfox.

    Also ich habe eine ambulante Reha gemacht. Einerseits hat sie mir was gebracht, aber andererseits war sie zu oberflächlich und ich konnte mein Ziel (langfristige Abstinenz) nicht erreichen.

    Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es an mir lag - und nicht an der Therapieform...

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • So wie bei mir ... Und deshalb habe ich mich damals entschieden, "Nägel mit Köpfen" zu machen und bin dann umgeschwenkt auf eine stationäre Langzeittherapie.

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  • Hallo zusammen,

    ich finde das Thema ebenfalls wichtig. Ich habe eine stationäre Langzeittherapie (15 Wochen) gemacht.

    Es war eine Gruppentherapie, deren Inhalte im Wesentlichen der entspricht, die Greenfox schon gut und detailliert beschrieben hat.

    Vielleicht noch ein Aspekt: die stationäre Therapie hatte den Vorteil das ich fernab meines Alltags, in einer sehr angenehmen Atmosphäre, mich in verschiedenen Situationen neu erleben konnte. Es gab jederzeit die Möglichkeit sich an Fachleute (Ärzte, Psychologen, andere Therapeuten) zu wenden.

    Das ganze "Drumherum" wie Essen, Sportmöglichkeiten, Betreung bei finanziellen Problemen, und vieles mehr war sehr gut geregelt.

    Ich möchte diese Zeit nicht missen und das nicht nur wegen der Abstinenz sondern insbesondere weil mir die Möglichkeit gegeben wurde wieder zu mir selbst zu finden oder meine innere Mitte zu finden.

    Ich hatte vor der Therapie das Gefühl, ich drehe mich im Kreis und finde den Ausgang nicht und das ich einen Kick von aussen brauchte. Heute glaube ich das diese Rahmenbedingungen mir die Möglichkeit gaben den Ausgang für mich selbst zu finden.

    Bei Bedarf bin ich gerne bereit meine Erfahrungen detaillierter zu beschreiben. Aber es ist nicht ganz einfach das zu tun ohne die Zielgruppe zu kennen.

    Ich möchte aber allen raten, die mit dem Trinken aufhören möchten, diese Therapieform in Betracht zu ziehen und sich intensiv darüber zu informieren. Ich stelle meine Erfahrung auf Anfrage gerne zur Verfügung und zur Diskussion. Aber auch ich habe den Eindruck als würde dieser Thread nicht auf allzu großen Interesse stößt.

    Euch allen einen wunderbaren Sonntag und viel Sonne

    Pit

  • Hi, Pit, danke für Deine Erfahrungen.

    Möchte nur mal kurz auf das von Dir erwähnte "fernab meines Alltags" eingehen.
    Als ich mich für die stationäre Langzeit entschieden habe, ging es ja auch um die Frage - wo.
    Man hat mir dann vorgeschlagen, in eine Klinik "weit weg" zu gehen, damit ich auch wirklich nicht unbedingt für Familie und Freunde gleich greifbar bin. Und das war auch ganz gut so - vor allem aus heutiger Sicht. So bin ich als Berliner in eine Klinik in der Nähe von Bonn gegangen. Und dort hatte ich dann jemanden in der Gruppe, der aus Köln - also "gleich um die Ecke" - kam. Und der arme Kerl hatte kaum die Möglichkeit, sich um sich selbst zu kümmern, da alle Nase lang seine Frau ihn besuchen kam - um ihn mit allen möglichen und unmöglichen Problemen zu löchern. Ausserdem war sie oft genug angetrunken. Also nicht sehr prickelnd ...

    Also ist auch die Option "fernab" nicht unbedingt von der Hand zu weisen.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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  • Hallo, ich bin seit heute abend neu hier.
    Ich habe einen guten Freund, der morgen aus der Entgiftung entlassen wird. Seine Mutter hat alles dran gesetzt ihn anschließend direkt in eine stationäre Therapie zu bekommen (auf Wunsch von ihm, weil er nicht nach Hause möchte, aus Angst daß er dort wieder rückfällig wird), leider ohne Erfolg.
    Hat jemand von euch eine Idee wo man schnelle und direkte Hilfe bekommen kann? Er hat Angst, daß er in der Zeit die er warten muss wieder anfängt, weil
    daheim auch die "guten" Freunde sind, die ihm trotzdem Alkohol gegeben haben obwohl sie wussten das es für ihn lebensbedrohlich ist.

  • Hallo, Marienkäfer :), erst einmal ein herzliches :welcome: hier.

    Meine Empfehlung für Deinen Freund wäre, sich sofort nach der Entlassung eine oder mehrere Selbsthilfegruppe/n in seiner Nähe zu suchen und diese zunächst bis zum Beginn einer Therapie zu besuchen. Auf diese Weise ist er unter Leuten, die wissen, welche Probleme er (nicht nur) zur Zeit hat. https://alkoholforum.de//index.php?topic=229.0
    Und wenn diese Gruppe/n mehrmals wöchentlich stattfinden, dann kann er sich auch "kleine Ziele" setzen: Heute trinke ich nicht! Und hat dann in der Gruppe für sich das Erfolgserlebnis sagen zu können: Ich habe die letzten x Tage (seit der letzten Gruppe) nicht getrunken.
    Ich weiss/kann mich noch erinnern, dass man Bammel hat, die Zeit zwischen Entgiftung und Therapiebeginn zu "überstehen".

    Aber das - wie ich finde - wichtigste ist (wie schon erwähnt), dass in den Gruppen Menschen sind, die das Gleiche wie er durchgemacht haben. Er ist also nicht allein.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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  • Hallo Marienkäfer,

    die Kostenübernahme muß beim zuständigen Kostenträger beantragt werden ( rentenversicherung, Krankenkasse, Seekasse, ,,,). Gleichzeitig könnt ihr schon mal nach einer geeigneten Suchtklinik suchen. z.B. hier nachfragen oder im Bekanntenkreis usw.

    Am einfachsten und schnellsten ist, eine Suchtberatung aufzusuchen, die helfen bei dem Papierkram schnell und effektiv und können Euch auch in Bezug auf die Klinik beraten. Suchtberatungsstellen gibts in jeder Stadt und werden von verschiedenen Institutionen betrieben, Caritas, Kreuzbund, die Tür usw...

    Das ganze kann aber doch 4 - 10 Wochen dauern bevor es losgeht. In der Zwischenzeit wird man aber von der Suchtberatungstelle betreut.

    Ich wünsche Euch viel Erfolg und alles Gute

    Pit

  • Hallo,

    ich habe nach einer qualifizierten Entgiftung versucht, danach ambulant weiter zu machen. Da bei mir aber auch das Umfeld leider eher "feuchtfröhlich" ist, habe ich so leider wenig Chancen, aufzuhören. Das ist mir nun klar geworden, deshlb möchte ich eine Langzeittherapie stationär machen - eventuell auch eine Kombitherapie.

    Nun meine Fragen dazu:

    - Wie lange muss man dort auf einen Platz warten?
    - Welche Voraussetzungen muss man erfüllen?
    - Wird man überhaupt genommen, wenn man nebenher noch andere psychische Krankheiten hat (beispielsweise komplexe PTBS)?
    - Wie sieht so der Therapieplan aus?

    - War vielleicht jemand von euch schon einmal in Bad Lippspringe oder Bad Essen (das sind die beiden Kliniken, die mir von den vorgeschlagenen am besten gefallen haben)? Erfahrungen dazu gerne auch per PN.

    Liebe Grüße
    Darky

  • Hallo Darky,

    ich kenne mich zwar nicht so ganz gut aus, da ich nur ambulante gemacht habe. Aber ich habe auch Langzeit beantragt - und was ich mitbekommen habe ist:

    Die Wartezeit hängt ganz arg davon ab, wie beliebt/voll die Klinik ist. Der Rentenversicherungsträger braucht in der Regel 2-4 Wochen, bis er bewilligt. Manchmal kann man dann recht kurzfristig in eine Klinik reinrutschen, also innerhalb einer Woche. Es kann aber auch sein, dass man zwei bis drei Monate warten muss, bis ein Platz frei ist.

    Die meisten Suchtkranken haben noch andere psychische Erkrankungen und die meisten Kliniken sind darauf spezialisiert. Abhängigkeit kommt selten allein daher. Soweit ich weiß, sind die Reha-Kliniken auf andere psychische Erkrankungen spezialisiert. Viele haben Schwerpunkt-Themen.

    Der Therapieplan besteht meist aus Einzel- und Gruppengesprächstherapie, Arbeitstherapie, Bewegungs-/Sportangebote, Vorträge und/oder Seminare (manchmal auch für Angehörige) und Ergo- bzw. Kunsttherapien.

    Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen helfen.

    Liebe Grüße
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Pinguin : Danke für deine antwort!

    Ja damit hast du mir ein wenig geholfen!
    Wird denn in der Langzeittherapie auch eine Perspektive entwickelt, wie es weiter geht?
    Kann der Partner in Angehörigengesprächen mit einbezogen werden (wäre bei mir sehr wichtig, da er das Verständnis noch nicht so hat)?

    Das wäre glaube ich soweit erstmal alles was ich wissen möchte. Morgen ist ja mein Termin in der Suchtberatung :)

    Darky

  • Liebe Darky,

    eines der Hauptziele in der Therapie ist tatsächlich, eine Perspektive bzw. einen Plan zu entwickeln, wie es weiter geht. Es kommt ja darauf an, draußen trocken zu "bestehen" und Alternativen zum Suff zu finden. So weit ich weiß gibt es definitiv Angehörigengespräche. Man weiß schon, wie wichtig das ist, den Partner mit einzubinden. Gerade in Deinem Fall kann ich mir nicht vorstellen, dass da drüber hinweggegangen würde.

    Mach Dir doch bitte eine kleine Stichwortliste mit all den Fragen und löcher morgen die Suchtberatungsstelle mit Fragen! :) Die haben so viel Erfahrung und kennen viele Kliniken. Meistens wissen die auch, welche zu Dir "passt". Also bei mir wurde schon Wert drauf gelegt, dass es eine Klinik ist, die sich mit Traumata auskennt.

    Liebe Grüße
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Hi, Dark!

    Eine Langzeittherapie heisst aus meiner Sicht nicht nur deshalb so, weil sie (relativ) lange dauert, sondern auch auf "lange Zeit" angelegt ist. Dort werden nicht nur die Gründe/Ursachen aufgearbeitet, warum man getrunken (oder andere Suchtmittel genommen) hat, sondern auch Strategien erarbeitet, wie man sein Leben künftig ohne dem jeweiligen Zeug gestalten kann. Nun sollte man sich das aber nicht so vorstellen, dass man da ein 40-Seiten-"Fahrplan" in die Hand gedrückt bekommt - das muss man sich schon selbst erarbeiten, sich Gedanken machen. Man bekommt lediglich Tipps und Anregungen. Okay - und eventuell Unterstützung bei konkreten Problemen (Adaption, Jobcenter, Wohnungssuche etc.) in Form von Adressen, was wird benötigt, Formulierungshilfen usw.
    Kümmern muss man sich dann schon selber ...

    Übrigens hat man sich bei meiner Therapie auch um meine PTBS gekümmert - und seitdem sehe ich auch die Psychologen in einem etwas anderen Licht (zumindest ICH hatte mit meinem Glück). Vorher war ich ehrlich gesagt mehr als skeptisch ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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