...und jetzt soll alles anders werden - meine Geschichte

  • Hallo liebe Community,

    als eifriger Mitleser der letzten Monate habe ich mich heute entschlossen mich zu registrieren und mich aktiv zu beteiligen. Damit ihr wisst mit wem ihr es zu tun habt stelle ich mich kurz (könnte auch lang werden ;) ) vor.

    Also, ich bin Markus, 39 Jahre alt und bin wenn auch vielleicht nicht Alkoholiker, so bin ich doch einen beständigen Weg in diese Richtung gegangen. Ob ich die Bremse rechtzeitig (gerade noch) oder nicht rechtzeitig eingelegt habe ist auch gar nicht meine Frage. Wochen, Monate, vielleicht Jahre hab ich darüber nachgedacht ob ich Alkoholiker bin oder noch nicht. Habe Tests im Internet gemacht, versucht kontrolliert zu trinken, mir Maßstäbe gesucht und immer Menschen gefunden die mehr tranken als ich, aber WIE egal ist das??? Ich habe ein einziges Leben wie wir alle und der Alkohol hat mich unglücklich, zu einem Jammerlappen, zu einem Aufschieber, zu einem teilweise agressiven und von Verfolgungswahn und schlechten Gedanken getriebenen Mann gemacht, der ständig mehr Mühe aufbringen musste um die Fassade eines Menschen der im Leben steht aufrechtzuerhalten. DAS reicht, DAS ist der Grund aufzuhören und DAS ist der Grund mehr verändern zu wollen als das Trinkverhalten. Völlig egal, wie ein Arzt oder Psychologe meinen Stand des Trinkens heute definieren würde.

    Rückblick: Hier im Forum gleichen sich die Geschichten, so auch bei mir: Aussenseiter in der Schule, wenige bis gar keine Freunde und ein Familienumfeld in dem alles "funktioniert" hat. Nach außen schöner Schein aber Liebe, Zuneigung, Vertrauen, Reden über Gefühle...das waren Fremdwörter - auch zwischen meinen Eltern. Es wurde auf Menschen gezeigt die ganz offen große Probleme mit Alkohol hatten - mein Opa hatte aber selbst immer ne Flasche Eierlikör auf dem Tisch stehen und mein Vater fand es auch ganz normal sich jeden Abend ein paar Bier - alleine in der Küche stehend - reinzuschütten. Ich erinnere mich wie ätzend ich das lallende Reden fand wenn ich meinen Vater mal nach 22:00 Uhr angetroffen habe...als Kind will man sowas nicht.

    Was ich wollte waren Freunde - und mit 17 gab es auf einmal die ersten Gelegenheiten zu trinken. Abschlussparty der Schule, Klassenfahrt usw. Der Alkohol liess mich lachen und fröhlich sein, er liess mich Mädels ansprechen, er liess mich meine Sorgen vergessen und er liess die anderen denen ich doch eigentlich egal war zu Freunden werden. Damit wurde er selbst auch mein Freund. Die Wochenenden waren wir zwei von jetzt an unzertrennlich. Eine Nebenjob in einer Disco liess mich Freitags und Samstags Gast einer Flatrate Party sein - zu Zeiten wo das Wort noch gar nicht erfunden war. Kurz, ich war Freitags und Samstags voll. Jedes Wochenende. Das dieses der direkte Weg in den Alkoholismus sein kann - ich hab nicht eine Sekunden darüber nachgedacht mit 20 Jahren. Ich hatte Freunde, ich hatte Spass und mein Leben fühlte sich auf einmal gut an.

    Dann kam ein Umzug 300km entfernt von meinem Heimatort. Neue Freunde, neue Kneipen, neue Discos. Bin dann mal für 5 Jahre aufs Gras rauchen umgestiegen und habe in dieser Zeit weniger getrunken, aber der Alkohol blieb immer präsent. Es änderte sich aber die Art des Konsums. War ich am Anfang in der Woche grundsätzlich nüchtern und "nur" am Wochenende voll, hatten jetzt auf einmal immer mehr Freunde feste Partnerschaften und die Wochenenden wurden alleine verbracht. Deshalb wurde am Wochenende "weniger" getrunken, aber die Zeiträume wurden kürzer. Der Donnerstag wurde zum Wochenende hinzugefügt, dann der Sonntag. Irgendwann der Mittwoch um die Pause zu verkürzen und dann wars jeden Tag 3 Bier oder so. Bis 2002.

    Ich versuche es kürzer zu machen ;)...2002 in eine Partnerschaft gekommen die 9 Jahre halten sollte. Sie konnte mit Alkohol nichts anfangen, aber nach den ersten 2 Jahren in denen ich wenig getrunken habe, hab ich sie irgendwie eingelullt. Sie fand es dann auch ganz normal dass ich ständig Bier getrunken habe. Ich war schnell wieder bei 3 Bier am Abend. Das schöne verdiente "Feierabendbierchen" halt, dass man sich ja nicht verbieten lassen will und das doch ganz normal ist. Ich glaube rückblickend betrachtet hatten wir beide unsere Probleme. ich mit dem Alkohol, sie andere. Ich konnte saufen und sie hat es hingenommen. Konnten wir doch beide so einfach unser Ding machen und die wichtigen Probleme konnten verborgen bleiben.

    2011 war dann die Beziehung vorbei. Der Alkoholkonsum von mir war nicht DAS einzige Problem warum die Beziehung auseinanderging, aber es war rückblickend betrachtet EIN Problem, das weiss ich jetzt. Beruflich bin ich 2012 dann nochmal umgezogen und was dann kam, hätte ich mir in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können:

    Ich also 2012 mal wieder ohne Freunde am neuen Ort. Ich weiss ja aber wo und wie ich Freunde finde. Alkohol verbindet...und dann gabs da diese Kneipe in der Strasse meiner neuen Wohnung. Mal gucken was da für Leute sind. Die sind aber nett, der Wirt auch, nach 3 Tagen mit "Hallo Markus altes Haus" begrüsst...und wie die da saufen können, Wahnsinn. Das Bier floss in Strömen. Von Ende 2012 bis Anfang 2014 hab ich meine neue Arbeit nur noch mit Mühe gemacht. Abends nicht nach hause sondern erstmal in die Kneipe. Jeden Abend. Jeden Abend 5 kleine Bier, 2 - 3 Schnäpse. Danach zum Penny gegenüber. Unter dem Deckmantel sich was zu essen kaufen zu wollen noch 4 große Bier der billigen Sorte für zuhause mitgenommen. Nach hause gefahren, Lebensmittel in den Schrank und die Bier getrunken. Dabei eine Chatsucht entwickelt - geht ja auch besoffen super und um 24:00 Uhr ins Bett. Am nächsten Morgen wie gerädert aufgestanden und das Spiel von vorne. Als würde es nicht reichen im November in der Kneipe die Spielautomaten entdeckt und "gerne" abends 10 Euro reingesteckt. An besonders "tollen" Abenden auch 50 Euro. Post ungelesen in die Rundablage oder in Plastiktüten in die Untiefen eines Schranks für "später mal" :-[

    ...Toast und Würstchen wenn der Hunger zu groß wurde. Gedanken die nur noch um Alkohol und Glücksspiel kreisten. Angefangen Geld zu leihen...achja, Zigarettenkonsum auch gesteigert und was soll ich sagen, ich hätte 2014 zu meinem persönlichen Absturzjahr machen können. Zu meiner persönlichen Niederlage und meinem "ganz unten" aber warum auch immer - ich wollte es nicht.

    Anfang Januar hab ich das Glücksspiel von heute auf morgen beendet. Ich ekel mich inzwischen davor. Der Gedanke da jemals Geld reingesteckt zu haben kommt mir inzwischen abstrus und bekloppt vor. Ich werde es sicherlich nie mehr tun. Waren zum Glück auch nur ein paar Monate in denen ich sowas gemacht habe. Was aber viel wichtiger ist:

    Anfang März habe ich mir gesagt: So geht es nicht und seitdem keine Kneipe mehr aufgesucht. Ich habe von Anfang März bis heute insgesamt an 4 Samstagen je 1 Flasche Wein getrunken und letzten Samstag haben meine Eltern mich besucht und mein Vater hat mich gedrängt doch ein bisschen Bier und Schnaps zu kaufen :(. Ich hab beim Schnaps abgelehnt und dann gesagt ok, 6 Bier kaufen wir. 4 für dich, 2 für mich und das wars. Hab die 2 kleinen Bier getrunken und das wars. Selbst sowas will ich in Zukunft nicht mehr. Es schmeckt mir nicht mehr.

    Insgesamt hab ich seit Anfang März über 100!!! nüchterne Tage verbracht und 5 Abende an denen ich was getrunken habe. Nie bis zum Vollrausch. Der Gedanke in der Woche zu trinken kommt mir inzwischen komisch vor. Ich habe meine Unterlagen sortiert. Ich koche für mich, ich renoviere meine Wohnung. Ich habe angefangen Fahrrad zu fahren und ich möchte noch soviel tun. Manchmal fehlt mir einfach die Zeit soviele Interessen fallen mir ein.

    Manchmal - aber ganz selten habe ich am Wochenende das Gefühl mich mit ein bisschen Unterstützung ins dieses "Land wo alles leicht ist" bringen zu wollen. Aber ich merke dass auch diese Tage weniger werden und ich immer besser widerstehen kann. Der Suchtdruck wird kleiner und das Leben bekommt seine Farben zurück. Ich bin mir auch im klaren darüber, dass Probleme auch ohne Alkohol da sind. Glaubt mir, ich habe genug. Aber ich kann sie nüchtern jedenfalls lösen. Besoffen kann ich sie nur vergessen und verdrängen - und morgen sind sie immer noch da - nur größer.

    Ich möchte hier schreiben wie mein Weg weitergeht. Eure Meinungen lesen und eure Ratschläge hören. Ich würde mich freuen, hier im Forum gleichgesinnte zu treffen mit denen ich mich austauschen kann. Ich möchte hier schreiben können wenn ich nüchtern bin, aber auch - sollte ich mal wieder was trinken. Gerade das ist wichtig und da brauch ich dann auch nicht nur Verständnis. Aber ich werd alles tun dass diese Tage nicht kommen - und bis dahin hör ich jetzt mal auf...es ist lang geworden.

    Danke fürs Lesen :)

    Einmal editiert, zuletzt von Markus39 (23. Juni 2014 um 09:45)

  • Guten Morgen Markus,

    :welcome:

    schön, dass du uns gefunden hast. Du bist hier bestimmt gut aufgehoben. Ich (heute 100 Tage trocken) fühle mich hier wohl. Es sind Leute hier wie du und ich. Man bekommt Verständnis und auch Hilfe. Ich wünsche dir, dass du vielleicht auch ganz ohne Alkohol auskommen kannst, wenn du es wirklich möchtest. 44.

    Viel Erfolg und liebe Grüße von Betty.

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Guten Morgen Betty und Danke für die nette Begrüssung.

    Sollte da im Text was falsch rübergekommen sein, genau DAS ist mein Ziel und genau DAS möchte ich, nämlich komplett ohne Alkohol auskommen.

    Für mich sind nach den letzten 20 Jahren die letzten 3 Monate schon "fast" ohne Alkohol. Aber eben nur fast...und ein Rückschlag bleibt ein Rückschlag. Ich merke ja selbst wie es mir nicht gut tut den Zeiger wieder auf 0 stellen zu müssen.

    Also. Samstag 2 Bier 0,33. Seitdem nüchtern und JETZT bleibt es so :)

  • Hallo,

    nein, nein, ich hab dich schon verstanden. (Habe mehr an mich gedacht, dass ich es geschafft habe, als dann der Wille da war.) Also viel Erfolg auf deinem Weg. 44.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Markus
    Herzlich Willkommen - danke, dass du uns deine Geschichte erzählt hast.
    Du bist auf einem richtig guten Weg. Denn du willst die Sauferei nicht mehr. Das ist wirklich toll und gibt auch Kraft.
    Nicht alle hier sind komplett abstinent - aber darum geht es auch nicht. Es geht für jeden aber unbedingt darum aus seinem persönlichen Alkohol-Schlamassel und aus abhängigem Verhalten raus zu kommen.
    Für mich kann ich es so formulieren: Freiheit ist mein Ziel. Alkohol ist nicht wichtig. Und das fühlt sich supergut an.
    Liebe Grüße
    ennasu

  • Hallo Markus,


    Hab die 2 kleinen Bier getrunken und das wars. Selbst sowas will ich in Zukunft nicht mehr. Es schmeckt mir nicht mehr.

    ich würde die Erfahrung, dass der Alkohol nicht mehr schmeckt, als Tatsache gedanklich festhalten. Dann setzt im Kopf Ruhe ein und Suchtdruck wird als etwas begriffen, das allein mit deiner Vergangenheit zu tun hat und irgendwann auch dort zurückgelassen wird.

    Willkommen im Forum.

    Katro

  • Hallo Katro,

    danke für die Begrüssung.

    Es war Samstag ganz komisch. Während des trinkens der 2 Bier hab ich gedacht: "siehst du, das ist deine gerechte Strafe wenn du nicht klipp und klar sagen kannst dass es eben keinen Alk gibt. Jetzt musst du das runterwürgen". Es hat ätzend geschmeckt und ich habs nur gemacht weil ich meinem Vater den Gefallen tun wollte anstossen zu wollen. Ich fühle mich momentan noch nicht gefestigt genug um mich auf eine Grundsatzdiskussion mit meinen Eltern einzulassen. Die Gefahr ist groß dass da dann eins zum anderen kommt und Dinge aufgewühlt werden die 30 Jahre her sind. Das wird sicherlich auch mal nötig sein, aber wir sehen uns 2x im Jahr...und es war jetzt noch zu früh.

    Geschmacklich fand ich das Bier ätzend - und eine Wirkung WOLLTE ich gar nicht.

    Ich bin mir zum ersten Mal sicher, dass der Weg richtig ist. :)

  • Hallo Markus :)

    Ich heiße Dich hier im Forum herzlich Willkommen! :welcome:

    Danke für Deine aufrichtige Schilderung.

    Bis bald
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“


  • Also, ich bin Markus, 39 Jahre alt und bin wenn auch vielleicht nicht Alkoholiker,

    Hallo Markus,
    herzlich willkommen! Nach deiner Lebensgeschichte, stimmt der obige Satz nicht. Ob du's wahrhaben willst oder nicht "Du bist Alkoholiker"!
    Guter Tipp: wenn du davon ganz weg kommen willst, mach keine Experimente. Habe ich bei mir auch oft genug erlebt. Man trinkt paar Tage nichts, fühlt sich sicher ja "nicht abhängig zu sein", trinkt ganz stolz paar Gläschen und Ruckzuck ist man wieder in der alten Schiene. Dieses kontrollierte Trinken ist die größte Verar.... überhaupt. Aber für uns Alkis ideal um scheinbar zivilisiert zu saufen. Andern zuliebe trinke ich schonmal garnicht. Dieses teilweise beleidigt gespielte "Einen wirst du doch wohl mittrinken können" werte ich inzwischen als persönlichen Angriff und wehre es entsprechend vehement ab. Endgültig aufhören muß auch Aufhören bedeuten. Bischen schwanger geht nicht! Übrigens ist dieses Forum, im Gegensatz zu manch anderem, der ideale Treffpunkt zum Austausch und zur gegenseitigen Motivation.
    Ich wünsche dir und uns viel Erfolg auf dem Weg in ein nüchternes Leben!
    Liebe Grüße
    Manni

  • Lieber Manni,
    lieber Markus,

    ich habe da ein bisschen eine andere Meinung entwickelt. Man muss sich nicht zwangsläufig als Alkoholiker bezeichnen, wenn man massive Alkoholprobleme hat. Dadurch lügt man sich nicht automatisch in die Tasche. Es ist schon mutig zu sagen: ich kann mit Alkohol nicht umgehen oder ich kann nicht normal trinken. Dieses unbedingte Bekenntnis zu diesem einen Satz "Ich bin Alkoholiker" als Voraussetzung zur Genesung halte ich für ein verzichtbares Dogma. Wichtig ist, dass man a) erkennt, b) sich mit seinem Trinkverhalten kritisch auseinandersetzt und sich c) für ein eigenständiges, selbstverantwortliches, freies Leben in Gesundheit und Freiheit entscheidet, aus welcher Motivation heraus auch immer...

    Auch werte ich es nicht so, dass Markus kontrolliert trinkt oder dies anstreben würde. Ganz im Gegenteil. Er hat einen Schlussstrich gezogen. Denn im Vergleich zu seinem früheren Trinkverhalten hat er massive Fortschritte gemacht und ist nicht (mehr) am Experimentieren.

    Eigentlich will ich Markus an dieser Stelle nur Respekt zollen und Mut machen. Es ist ja alles eine (recht positive) Entwicklung.

    Freundlich grüßt
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Hallo Pinguin,
    "Draußen" bezeichne ich mich auch nicht als Alkoholiker, sondern als Antialkoholiker. Aber jeder der Alkohol zwanghaft trinken muß ist nun mal ein Alkoholiker. Ich trinke das erste Glas und kann die nächsten nicht stehen lassen. Mein Schwager kann es. Er ist kein Alkoholiker. Ich bin es!
    Aber diese Diskussionen sind nebensächlich bzw. überflüssig. Hauptsache wir lassen das Zeug aus dem Leib. 44.
    Liebe Grüße
    Manni

  • Jepp :)

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Hallo Markus,

    auch von mir mal ein herzliches ´Grüß Dich´ und willkommen hier an Dich…. :)

    Du hast ja schon riesengroße Schritte ins SuchtFREIE Leben vollbracht!
    Ich freue mich riesig mit Dir und wünsche Dir noch viele weitere klare und glücklich nüchterne Lebenszeit.


    ...bischen schwanger geht nicht...

    Das sehe ich ähnlich.

    Meinem Empfinden nach gilt es sich für etwas definitiv zu entscheiden. Also ENTWEDER zufriedene Abstinenz ODER kontrolliertes Trinken ODER… Den getroffenen Entschluss sollte man dann so konsequent wie nur irgend möglich verfolgen. Dass das nicht immer einfach ist, ist klar. Aber es ist machbar.

    Zumindest ist meine Herangehensweise an meinen zufrieden abstinenten Ausstieg so. Denn ich hätte Bedenken dass alles was den Entschluss am Punkt meines Ausstieges auch nur im Ansatz verwischt, letztlich auch meinen Ausstieg an sich ins Wanken bringen würde.

    Vielleicht hilft es Dir ja etwas, wenn Du mal genauer hinschaust und durchleuchtest in genau welchen Situationen Du die ´Ausrutscher´ hast/hattest? Wie fühlst Du Dich vor, während und nach den Situationen innerlich? Wie sind die Umstände? Was passiert vorher? Gibt es konkrete Auslöser? Und viele Fragen mehr könntest Du Dir dazu stellen. Ich denk absolute Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist wichtig.
    Das könnte Dir evtl. helfen weitere Erkenntnisse über Dein Trink-/Suchtmuster zu erlangen um dieses aktiv zu lösen. Insofern finde ich Deine Herangehensweise die ´Ausrutscher´ nicht über zu bewerten richtig. Wenn Du es clever anstellst kannst Du sogar aus ihnen lernen und sie gehören bald ebenfalls der Vergangenheit an…

    Ansonsten sehe ich dass Du bisher schon sehr, sehr viel bewegt hast in Deinem Leben!
    Respekt, und mach weiter so denn es lohnt sich so sehr wie Du ja schon siehst. 44.

    Freue mich dass Du hier bist
    wünsche Dir gute Kraft immer,

    Land-in-Sicht

  • 44. Toller Beitrag LIS! 44.
    Hast eigentlich alles auf den Punkt gebracht.
    Liebe Grüße!
    Manni

  • So, von der Arbeit zuhause. Hab noch mein Fahrrad in die Reparatur gebracht und dann warte ich auf den Sommer der ja lt. Kalender schon da ist. Ich möchte dieses Jahr mal wieder die Natur erleben und ein bisschen Rad fahren. Habe die letzten Wochen oft daran gedacht wie es war als Kind wenn der Frühling kam und man mit ungläubligem Staunen die Luft eingeatmet hat und sich über sowas so sehr freuen konnte. Ein bisschen, nur ein bisschen davon möchte ich mir zurückholen wenn es irgendwie geht.

    Jetzt hab ich mich aber erstmal gefreut, dass mein Beitrag Beachtung findet und Menschen antworten. Danke an Pinguin, Manfred und Land-in-Sicht. Ich hoffe ich hab niemanden vergessen.

    @Manfred: Ja, ich gebe dir vollkommen Recht. Per Definition bin ich Alkoholiker. Als ich heut morgen meinen Text geschrieben habe wollte ich damit nur sagen: Ich bin wohl haarscharf an einer körperlichen Abhängigkeit inklusive der netten Dreingaben wie Entzugssymptome bis hin zum Delir vorbeigeschrammt. Sogesehen bin ich körperlich - und nur da - kaum abhängig. Von der seelischen Seite aus gebe ich dir Recht. Ich kann zwar momentan das dritte oder vierte Glas stehenlassen, aber zu welchem Preis? Danach wieder ein paar Tage ständig darüber nachdenken ob es nicht doch möglich wäre ab und zu mal...ich lass das mal dabei, ihr kennt alle die Gedanken.

    Nee, mein Weg ist klar: Abstinenz und zwar dauerhaft. Nur so funktioniert es und nur so werde ich mich auf die Dinge konzentrieren können die mir im Leben wichtig sind. Ich bin fast 40, 20 Jahre hab ich versoffen. Wenn ich nochmal die gleiche Zeit habe ist es super, wenn es nochmal 20 Jahre mehr sind ist es fantastisch, aber meine 20 Jahre im Dämmerzustand und im Klammergriff der Droge Alkohol habe ich hinter mir gelassen.

    @Land-in-Sicht: Ich muss dazu sagen dass die Ausrutscher (oder nenn es Rückfälle) alle vier in den ersten 6 Wochen kamen. Ich hab jetzt also wirklich 6 Wochen am Stück (früher hätte ich geschrieben durchgehalten, aber ich nenn es jetzt lieber "nüchtern genossen").

    Am letzten Wochenende war es schwierig. Nichtmal der Alkohol an sich hat mich gereizt, die Konfrontation mit meinen Eltern, dieses nicht reden wollen und nichts sehen wollen, die stecken mir lieber Geld zu als sich über die Vergangenheit zu unterhalten, das alles hat dafür gesorgt dass ich den "einfacheren" Weg gegangen bin. Ich wollte drauf verzichten ein Gespräch anzufangen. Das hätte nämlich unweigerlich den Alkoholkonsum meines Vaters in Frage gestellt und ich hab zum ersten Mal drauf geachtet: Meine Mutter hat mit dem Satz "Dein Vater trinkt ja gerne abends sein Bierchen" wirklich starke Anzeichen eines Co gezeigt. Das wäre too much gewesen gerade. Ich hab meine Eltern vorher ein Jahr nicht gesehen.

    Dieses Gesrpäch kommt. Beim nächsten Treffen kündige ich vorher an dass es nichts alkoholisches gibt und dass ich darum bitte dass wir alle einfach mal ein oder zwei Abende nüchtern sein werden.

    So. Euch allen einen sonnigen und nüchternen Abend. Ich bin froh hier gelandet zu sein :)

  • Hallo Markus,

    danke für deine Geschichte, man liest wirklich raus, dass du definitiv genug hast von dem Saufen sowie anderen Süchten; die beste Voraussetzung für einen Neuanfang.

    Dein Alter .. mal wieder fällt mir auf, dass dies wohl ein beliebtes Durchschnittsalter ist, wo man den Punkt erreicht, an dem man nicht so weitermachen will/kann.

    In diesem Sinne,

    ein herzliches Willkommen hier :)

  • Hallo Hupskatze (welch schöner Name *fg*),

    Danke dass auch du mich willkommen heisst.

    Ich glaube mit 20, 25 sieht man die Penner auf der Parkbank und sein scheinbar gesundes Umfeld wo man(n) besoffen heisse Frauen abschleppt und das Leben schön ist und denkt sich "ich doch nicht...ich gehöre jetzt nicht zu den Pennern und das werde ich auch NIE."

    Mit 60 haben viele dann schon soviele Beschwerden dass sie sich aufgegeben haben (und als die 40 waren gabs noch kein Internet.)

    Übrig bleiben wir um die 40 ;)...wir wissen dass es nicht richtig war wie es gelaufen ist und wir sehen die Parkbank in schlechten Momenten als zukünftiges Hotel. Sehen morgens im Spiegel unser aufgeschwemmtes Gesicht und denken beim trockenen Kotzen um 07:00 Uhr dass ein Frühstück mit frischen Brötchen und Kaffee irgendwie besser kommt. Aber zum Aufgeben sind wir zu jung. Da muss doch noch was sein!

    tja...so trifft man sich ;)


  • Hallo Hupskatze (welch schöner Name *fg*),

    Gell? Danke! *freut sich und übersieht in ihrer grenzenlosen Freude das fiese Grinsen ganz und gar* ;)

    Deine Erklärung hinsichtlich des Alters finde ich sehr getroffen, gefällt mir 44.

  • Mit 60 haben viele dann schon soviele Beschwerden dass sie sich aufgegeben haben (und als die 40 waren gabs noch kein Internet.)

    Hallo Markus,

    wie verstehe ich das denn??? nixweiss0

    :D

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • so wie ich es geschrieben habe Betty :D

    aber Ausnahmen bestätigen die Regel und ich freue mich für jeden der mit 60, 70 oder noch später die Kurve bekommt. Das Denken ist doch aber bestimmt bei vielen: Ich hab jetzt 40 Jahre gesoffen, mir bleiben noch 5 Jahre, wenns gut läuft 10...da "lohnt" es sich doch gar nicht mehr. Und dann müsste man für die "paar Jahre" auf einmal allen Problemen ins Gesicht sehen?

    Meine Meinung ist: Je länger man trinkt, je älter man ist, desto schwerer ist es, den inneren Schweinehund zu überwinden. Aber umso schöner für jeden einzelnen "Oldie" der die Kurve bekommt. Zu spät ist es nämlich nie!

    PS: Und in absolut nassen Zeiten im letzten Jahr wo ich ja irgendwo WUSSTE es geht nicht mehr, hab selbst ich mich dabei ertappt zu denken: Du bist jetzt 40...geniess die Zeit die du noch hast einfach weiter besoffen. Dafür arbeitest du doch schliesslich o.O. Nüchtern schüttelt man darüber den Kopf was die Sucht einem für Gedanken in den Kopf pflanzt. Ich glaube, ich hab mich seit 10 Jahren nicht mehr so jung gefühlt wie die letzten Wochen. Nur mein Kaffeekonsum explodiert. Kennt jemand das Problem?

    Einmal editiert, zuletzt von Markus39 (23. Juni 2014 um 20:32)

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