• Es fällt mir schwer, zu schreiben, aber dennoch, weiß ich, dass es so für mich nicht weitergeht.
    Mein Umgang mit Alkohol fällt mir in den letzten 2-3 Jahren immer schwerer. Das schlimme und für mich peinliche und schamhafte daran: ich bin Mama eines 3 jährigem Kindes. Und das ist (wahrscheinlich) genau das, was mich so sehr belastet. Mein Kind ist wunderbar, es kann nichts dafür.

    Die Schwangerschaft war ungeplant, das Kind kam überraschend nach einem halben Jahr Beziehung. Mit dem Vater bin ich verheiratet, er ist ein toller Vater und ein wunderbarer Mann. Das Problem bin ich mit meiner Einstellung: ich wollte nie Kinder wegen meiner eigenen unglücklichen Kindheit und kann und konnte auch mit Kindern nie was anfangen, also spielen, Zeit verbringen, Spielplatz, all das fällt mir extrem schwer und macht mir leider auch überhaupt keinen Spaß.
    Ich hänge auch nach 3 Jahren immer noch an meinem alten Leben und werde immer unglücklicher. Das einzige, auf was ich mich noch freue, ist Freitag abends, dass ich zur Ruhe komme, wenn ich Alkohol getrunken habe. Denn oft breche ich sogar am Spielplatz offen in Tränen aus, was total peinlich ist, weil ich einfach nicht mehr kann.
    Meiner Arbeit kann ich nur noch 25 Stunden/Woche nachkommen, was mich so sehr traurig macht, denn ich arbeite in meinem Traumjob, aber er zerreißt mich, weil ich ab 15 Uhr immer im kindergarten sein muss. Und die (Vollzeit) Arbeit fehlt mir so sehr. Das klingt für ausstehende immer sehr befremdlich, und deswegen fühle ich mich auch so sehr alleine, weil ich mich nicht traue, diese Gedanken mit jemanden zu teilen. Auch das ich meinen Beruf so sehr liebe.
    Ich dachte, ich wachse in alles hinein, aber ich warte und warte, und es macht mir so sehr Angst, dass ich mich schon immer nur noch auf das Wochenende freue. Das war früher alles nicht so.
    Ich trinke dann abends eine Flasche Wein und gehe um spätestens 10 ins Bett, meistens früher, um morgens um 6 wieder fit zu sein für mein Kind. Aber natürlich bin ich dann fix und fertig und nicht wirklich fit und ausgeruht wie ich sein muss für den Job und Kind. Leider kommt das auch immer mehr auch während der Woche vor und das macht mich fertig.
    Leider gibt es auch keine Großeltern in der Nähe, die mir zumindest stundenweise mal Auszeiten gewähren könnten. Ab nächsten Monat beginnen wir mit einem Babysitter, damit ich zumindest einen Nachmittag mal für 3 Stunden nach der Arbeit frei habe.
    Was mir wichtig ist: mein Kind ist wunderbar, nur leider verpuffen all die schönen Momente, weil ich einfach nicht mehr kann.
    Liebe Grüße, Sanja

  • Hallo Sanja,

    herzlich Willkommen.Schön, daß Du den Weg hierher gefunden hast. Ich bin selbst Mutter einer achtjährigen Tochter. Sie ist einer der Gründe (eigentlich der wichtigste) warum ich aufgehört habe zu trinken.
    Du sagst, daß Du kaum Spaß daran hast etwas mit deinem Kind zu unternehmen (jedenfalls hab ich es so verstanden) Hast Du mal überlegt ob Du noch unter dem sogenannten Babyblues leidest? Viele junge Mütter haben das und wenn man nichts dagegen tut kann sich das ziemlich lange hinziehen.

    Allein das Du hier bist zeigt das Du Interesse an deinem Kind hast und etwas ändern willst/musst!

    Alles Liebe

  • Hallo Santja,,
    leider ist heute das große Problem, daß Kinder zu sehr in den Mittelpunkt gestellt werden.
    Du schreibst von dem tollen Vater und Mann, klingst aber wie eine alleinerziehende Mutter.
    Liegt die Hauptlast bei dir und habt ihr keine Aufgabenteilung, wie das heutzutage in einer Beziehung sein sollte?
    Liebe Grüße
    Manni

  • Liebe Sanja,

    ich finde es sehr mutig, dass Du Dich hier vorgestellt hast und sage Dir ein ganz liebes

    :welcome:

    Leider muss ich dann zur Arbeit. Aber mir war es sehr wichtig, Dich vorher zu begrüßen! :) Du kannst mir glauben: ich kann das so gut verstehen, was Du schreibst wegen Deinem Kind... Es ist sehr tapfer von Dir, Dich zu öffnen. Aber es ist auch so wichtig für Dich...

    Mir geht es sehr ähnlich. Aber es ist ein Tabu. Man liebt sein(e) Kind(er) über alles und doch ist man als Mutter unzufrieden. Ich selbst bin auch nicht die geborene Mutter. Auch ich wollte keine Kinder - und kann mit Kindern eigentlich nicht viel anfangen... Das ist für viele Außenstehene unverständlich - und gerade für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch muss das wie blanker Hohn klingen... Es gibt Frauen, die blühen in ihrer Mutterrolle regelrecht auf. So eine bin ich nicht. Doch andererseits würde ich für meine Kinder alles tun und für sie durchs Feuer gehen. Dennoch bin ich eigentlich kein Familientyp und kapsele mich oft ab. Mich hat es immer Überwindung gekostet, diese ganzen Spielplatz- und Krabbelgruppenbesuche etc...

    Ich habe das hier im Forum noch nie so offen und ehrlich geschrieben - und ich bin schon lange dabei... Und ich weiß auch nicht, ob Dir das jetzt im Moment jetzt weiterhilft. Vielleicht aber so ein ganz klitzekleines bisschen, nämlich, dass Du erkennst, dass es nicht allzu außergewöhnlich ist, wenn man als Mutter nicht glücklich ist... Du bist nicht alleine.

    Du hast den ersten Schritt getan, etwas zu ändern, damit es Dir besser geht. Denn der Alkohol macht es auf Dauer ja nur schlimmer und Du quälst Dich noch mehr. Das hast Du nicht verdient. Da bin ich mir sicher.

    Liebe Grüße
    und bis bald
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Hallo, Sanja!

    Auch von mir ein ganz herzliches :welcome:
    Schön, dass Du nicht nur hier her, sondern auch den Mut gefunden hast, Dein Problem zu (be)schreiben.

    Manchmal hilft es, sich die Sorgen, Probleme, Nöte von der Seele zu schreiben. Aber manchmal sollte es auch ein wenig mehr sein - sprich, Gespräche mit lebendigen Menschen (meine damit: von Angesicht zu Angesicht).
    Deine Probleme hören sich ja ziemlich massiv an. Hast Du schon mal mit Deinem Mann darüber gesprochen? Muss mich von meinem Gefühl her Manfred anschliessen:

    Zitat

    Du schreibst von dem tollen Vater und Mann, klingst aber wie eine alleinerziehende Mutter. Liegt die Hauptlast bei dir und habt ihr keine Aufgabenteilung, wie das heutzutage in einer Beziehung sein sollte?


    Oder hast Du mal daran gedacht, mit einem Psychologen darüber zu sprechen?? Habe meine skeptische Haltung dieser Berufsgruppe gegenüber auf Grund eigener Erfahrung etwas revidieren müssen/dürfen :)

    Auf jeden Fall noch mal ein HERZLICH WILLKOMMEN und alles Gute!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Sanja,

    Ich finde es gut hast du dich 'geöffnet' mit deiner Geschichte..und wünsche dir viele gute Diskussionen hier im Forum.

    Als meine Kinder ganz klein waren, dachte ich mein Leben hätte sich jetzt für immer verändert. Und kleine Kinder sind (auch wenn sie total süss etc. sind) einfach unheimlich anstrengend. Fast permanent fordern sie unheimlich viel Aufmerksamkeit. Deshalb wohl auch der Spruch 'schlafende Kinder sind am süssesten..' (Oder so ähnlich)

    Ich wollte dir hier einfach mal bewusst machen, dass deine lebenssituation nicht für immer so extrem verändert bleiben wird wie zur jetzigen Zeit. Dein eigenes Leben kommt mit den folgenden Jahren immer mehr zurück. Klar, mit den Gedanken, ängsten aber auch Freuden wirst du immer Mutter bleiben. Doch Kinder werden selbständig und das nicht erst wenn sie mal aus dem Haus ausziehen. Ich stellte erste Schritte in der Richtung fest bereits ab 4/5 Jahren. Vielleicht nicht im Sinne von selbständig werden..aber in dem Alter können sie sich bereits selber oder mit Freuden beschäftigen und spielen. Und so wirst du bald Ruhepausen haben.

    In diesem Sinne kopf hoch!

    Und wie die anderen schreiben finde ich auch dass dein Text rüberkommt als wärst du alleinerziehend..hoffe das scheint nur so..

    Ein herzliches Willkommen

    Hopfen

  • Danke an euch alle, es ist sehr lieb, wie ihr mich empfangt.
    Es fällt mir schwer, mich hier so sehr öffentlich zu "entblößen".
    @Branka:
    Den Babyblues, oder die negative Verstimmung hatte ich schon vorher, in der Schwangerschaft. Ich war nie wirklich glücklich und happy, dass ich jetzt ein Kind bekomme.
    Ich schäme mich dafür, weil ich weiß, wieviele Menschen sich ein Kind wünschen.

    @Manni:
    Mein Mann kommt täglich gegen 19:30 nach Hause von der Arbeit, insofern liegt die tägliche Verantwortung und Betreuung bei mir, ja.

    Pinguin
    Danke für deine offenen Worte. Auch dein Verständnis, dss Außenstehende damit nicht viel anfangen können. Wie oft höre ich in der Arbeit, wenn ich gehe um 15 Uhr gehe: "du Glückliche, hast jetzt frei und kannst zum Spielplatz!" Dieser Druck, glücklich sein zu müssen macht mich fertig.

    Greenfox
    Ja, ich bin in psychiatrischer Behandlung, auch medikamentös, bis heute. Bin mit meinem Mann ins Krankenhaus gegangen. als nichts mehr ging.

    @Hopfen:
    Danke für deine Worte als Mutter. Klar kommt alles irgendwann zurück, aber ich fühle mich nur noch wie um Gefängnis und die einzige Rettung ist die Flasche Wein am Abend.

    Liebe Grüße. Sanja

  • ich bin in psychiatrischer Behandlung, auch medikamentös,

    die einzige Rettung ist die Flasche Wein am Abend.

    Hi Sanja,
    du weißt schon, daß Psychopharmaka und Alkohol keine gute Mischung ist!?
    Kenne ich aus eigener Erfahrung!
    Bleib von der Flasche! Die ändert nur kurz die Negativen Empfindungen. Danach sind sie umso stärker da.
    Gruß
    Manni

  • Liebe Sanja,

    Du hast meiner Meinung nach einen riesen Stress weil du glaubst glücklich sein zu 'müssen'. Ich hoffe dir ist bewusst dass glücklich sein wenig mit den äusseren Umständen zu tun hat..deshalb musst du dir auch keinen Druck aufbauen, du hättest ein Kind, müsstest weniger arbeiten und das würde wiederum bedeuten dass du glücklicher sein müsstest.
    Nur kurz dazu. Kann nicht schlafen und lese mich hier noch ein wenig durch die Beiträge!

    Würde mich trotzdem freuen von dir Antwort hierauf zu erhalten. Meine Mutter war mir (so denke ich es zumindest) immer wenn ich traurig war mit dem Spruch in den Ohren: 'du hast doch keinen Grund zum traurig sein'sie meinte das bestimmt nur zur Aufmunterung, manchmal denke ich hat mich das doch geprägt.

    Alles gute!wir packen es!

    Hopfen

  • Lieber Manfred,

    Wieso sollten Psychopharmaka und Alkohol keine gute Mischung sein? Wenn man trinkt so wie ich und andere hier wegen der Wirkung..dann braucht es einfach weniger Alkohol wenn man Medikamente nimmt. Und wenn man Medikamente wegen Depression z Bsp nimmt, finde ich nichts einzuwenden.

    Lieber Gruss
    Hopfen

    P.s. Könnt ihr auch noch nicht schlafen? Dass Spanien verloren hat ist bei mir nicht der Grund.

  • Hallo Sanja, ich habe dich noch gar nicht willkommen geheißen, Schande über mich!

    Das hole ich nun erst mal nach: Willkommen in diesem Forum :)

  • Hallo Sanja
    Willkommen hier im Forum.
    Ich kann gut verstehen, wenn eine Frau nicht himmelhoch jauchzend und zufrieden in der der holden Mutterschaft aufgeht. Ich selbst habe es so geregelt, dass ich als Freiberuflerin zu Hause ein Büro habe. Ich wusste genau, dass ich sonst kaputt gehe. Ich liebe meine Arbeit, und wenn ich die nicht hätte weiter machen können, wäre das meinen Kindern sicher nicht gut bekommen. Nur Mama - das ist doch oft verdammt einsam und anstrengend. Immer diese Ansprüche, aber keine richtige Ansprache - anfangs jedenfalls. Also hab ich erst stundenweise gearbeitet mit dem Kinderwagen neben mir. Oder abends. Kindergarten brachte schon wieder mehr Freiraum. Ja, und Stück für Stück bekommst du mehr und mehr Raum für dich selber zurück. Alles eine Frage der Zeit - die ersten drei Jahre habt ihr ja schon geschafft.
    Mach dich nicht fertig. Du hast das Recht auf das was du gerne tun möchtest.
    Und - Kinder spielen am besten mit Kindern - muss nicht dauernd Mama für ALLES zur Verfügung stehen.
    Liebe ist nun mal ein Kind der Freiheit - aber saufen bringt da mal gar nix -
    Liebe Grüße
    ennasu

  • Liebe Sanja,

    Auch ich mochte Dir ein herzliches WILLKOMMEN HIER senden :)

    Ich kann es verstehen dass Dir das ´öffentliche´ Schreiben vielleicht nicht so leicht fällt.
    Vor meiner Anmeldung hier habe ich auch erst passiv mitgelesen und dann tagelang hin und her überlegt
    ob ich mich dran beteilige. Umso mehr freue ich mich über Deine Zeilen hier!

    Bestimmt findest Du hier den Austausch und die Anregungen die Du suchst.
    Dies und vieles Gute mehr wünsche ich Dir jedenfalls.

    Schön dass Du hier bist!

    Bis Bald,
    Land-in-Sicht

  • Zitat


    Wieso sollten Psychopharmaka und Alkohol keine gute Mischung sein?

    Es ist ja hier ein Vorstellungsthread in dem wir eine neue Userin des Forums empfangen. Mich persönlich ´zwickt´ hier in Sicht auf Sanja in der Mischung Alkohol und Medikamente vor allem der Punkt Alkohol. Denn soweit ich es bisher beurteilen kann glaube ich dass Sanja dadurch ihre Situation nicht verbessert oder erträglicher macht.

    Bestimmte Medikamente können bei Depressionen helfen, das liegt auf der Hand.
    Zudem ist es aber so, dass die psychotrope Substanz Alkohol ab einem gewissen Punkt depressive Stimmungen verstärken kann. Ich selbst habe das vor meinem Ausstieg deutlichst so erfahren.

    Weiterhin ist es rein medizinisch betrachtet so, dass lebenswichtige Organe wie z.B. die Leber bei der gleichzeitigen Einnahme von Alkohol und bestimmten Medikamenten ungleich höher beansprucht oder gar geschädigt werden als bei jeweilig getrennter Einnahme. Das sollte jedem erwachsenen Menschen klar sein!

    GLG,
    Land-in-Sicht

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (20. Juni 2014 um 00:08)

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