Wie kann ich unterstützen ?

  • Hallo zusammen.

    Meine Lebensgefährtin befindet sich gerade in einer Etzugsklinik und wird auch in ein paar Wochen entlassen. Bisher geht es ihr gut und ihr fehlt nicht. Nur stellt sich mir die frage wie kann ich sie unterstützen wenn sie wieder Zuhause ist? Alkohol wird auf jedem Fall keiner mehr da sein wenn sie wieder da ist. Gibt es denn noch irgendwas das ich machen kann damit es leichter wird und kein Suchtdruck aufkommt ? Und was soll ich machen wenn der Druck kommt ?

    Trocken bleiben muß sie schon selbst, das ist mir klar. Aber für ein paar Tips bin ich sehr dankbar.

    Mfg. Protti

  • Hallo,

    wenn das noch ein paar Wochen geht, ist das vermutlich eine Langzeittherapie, oder irre ich mich da?
    Gibt es da keine Paargespräche? Normalerweise gibts da doch oft so was wie Paarwochenende, wo man auch mit dem Therapeuten mal gemeinsam spricht, wie das dann weiter geht.

    So generell kann man das gar nicht sagen, was ein Alkoholiker braucht. Ist halt doch jeder ein bisschen anders als der Andere. Manche wollen mehr ihre Ruhe, andere eher reden. Kann auch ganz unterschiedlich sein, was jemandem Probleme bereitet oder warum jemand getrunken hat. An sich denke ich, Ihr müsst da vor allem drüber reden, was sie braucht, und Du solltest sie ernst nehmen.

    Und ich würde an Deiner Stelle auch damit rechnen, dass sie sich durch die Therapie und durchs Aufhören verändert. Aber in welcher Richtung, das musst Du nun auch abwarten, und auch da könnte reden helfen. Und für die gemeinsame Zukunft wäre es auch wichtig, das auch Du weisst, was Du brauchst, und das klar kommunizierst. Keine überzogene Angst, das Du sie damit unter Druck setzt, Stress lässt sich eh nicht ganz vermeiden, davor kannst Du sie nicht bewahren, da muss sie durch.

    Gruß Susanne

  • Hallo Protti,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich bin hier ganz der Meinung von Susanne. Pauschal kann man nicht sagen was Du jetzt tun könntest. Die Hardfacts, wie z. B. kein Alkohol mehr im Haus, hast Du ja bereits umgesetzt. Und das Du nicht vor ihr trinkst setze ich jetzt auch mal als gegeben voraus.

    Es sieht zwar auf den ersten Blick so aus, als wäre die Alkoholkrankheit bei allen irgendwie gleich oder ziemlich ähnlich (sie trinken halt zu viel und verlieren die Kontrolle) aber eigentlich ist das eine sehr individuelle Angelegenheit. Natürlich trinkt jeder Alkoholiker zu viel Alkohol und ist süchtig. Das ist das, was man von außen wahr nimmt.

    Bei Dir bzw. Deiner Frau geht es aber ja jetzt darum dauerhaft von dem Zeug weg zu kommen. Und deshalb wird es bei ihr ihm Rahmen ihrer Therapie wahrscheinlich auch darum gehen, warum sie getrunken hat und was sie tun kann, dass sie das zukünftig nicht mehr muss. Und dieses "warum" ist bei jedem Alkoholiker anders zu beantworten. Da stecken oft Dinge dahinter, die einfach ganz tief gehen und die auf die jeweilige persönliche Lebensgeschichte (inkl. Kindheit) zurück zu führen sind. Am Ende sprechen wir hier ja von einer psychischen Erkrankung. Der Alkoholiker muss lernen, Situationen die er jahrelang nur mit Alkohol ausgehalten hat ohne selbigen auszuhalten bzw. zu bewältigen.

    Ich glaube, dass es auch für Dich ein Lernprozess werden wird. Ich habe das oft von Paaren gehört, wo einer von beiden Alkoholiker war und dann trocken wurde. Da gab es immer zwei Varianten. Einmal die Variante, dass die beiden zusammen diesen Prozess durchlaufen haben und auch der nicht süchtige Partner viel an sich arbeiten musste um die Beziehung aufrecht zu erhalten und am Ende dann positiv zu gestalten oder die Variante, dass sich die Paare getrennt haben, nachdem der trinkende Teil trocken wurde. So war es übrigens bei mir.

    Beides passiert. Ich habe Paare gesprochen, die jetzt ein zufriedenes oder glückliches Leben ohne Alkohol führen und Menschen, die sich trennten, weil sich zu viel verändert hat. Und das ist ja das, was Susanne Dir auch geschrieben hat. Rechne damit, dass Du eine veränderte Partnerin zurück bekommst. Und rechne damit, dass sie sich noch weiter verändern wird. Und mache Dir auch bewusst, dass das so sein muss. Denn wenn sie sich nicht ändern würde, dann wäre ja nichts erreicht. Das kann für Dich durchaus eine Herausforderung darstellen, denn möglicherweise reagiert Deine Partnerin jetzt auch mal so, wie Du es nicht erwartet hättest. Möglicherweise reagiert sie auch mal so, dass Du Dich vor den Kopf gestossen fühlst. Und damit umzugehen und zu verstehen was da gerade passiert bzw. trotzdem auch die eigenen Bedürfnisse zu formulieren, ist sicher nicht so einfach. Deshalb wäre es hier sicher auch nicht schlecht, wenn Du Dir dazu Hilfe holen würdest.

    Meine erste Anlaufstelle wäre hier nun auch erst mal die Klinik in der Deine Partnerin ihre Therapie macht. Wie Susanne schon geschrieben hat, gibt es ja normalerweise auch Paargespräche. Grundsätzlich könntest Du dort aber auch mal nachfragen, was Du tun kannst oder wer Dir ggf. zur Seite stehen könnte.

    Ich denke die größte Herausforderung für Dich wird wohl sein, wieder Vertrauen zu Deiner Partnerin aufbauen zu können. Das ist sicher etwas, womit Du Dich auch beschäftigen musst. Ich kenne ja Eure Geschichte nicht, aber normalerweise ist das ein langer Prozess. Verständlicherweise geht das nicht von heute auf morgen, wenn man jahrelang belogen oder gar betrogen wurde. Wie gesagt, ich weiß nicht was bei Euch war, aber ich denke im gegenseitigen Vertrauen liegt ganz am Ende dann der Schlüssel für eine funktionierende Beziehung.

    Viel Glück für Euch beiden!

    LG
    Gerchla

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