Ich will mein Leben retten

  • Hallo liebe Leidensgenossen,

    ich bin Gordon, 39 Jahre alt und trinke seit mehr als 10 Jahren fast jeden Tag 1-2 Liter Wein. Wenn ich mal kürzer trete sind es "nur" ein paar Bier.

    Meine Vorstellung findet Ihr hier:

    Ich muss mein Leben retten
    https://alkoholforum.de//index.php?topic=2189.0


    Ich habe jetzt seit ca. 36 Stunden keinen Alkohol mehr getrunken. Der Anfang ist gemacht.
    Erfreulicherweise hatte ich kaum körperliche Entzugserscheinungen. Es war aber ungewohnt "wach" ins Bett zu gehen. Normalerweise torkel ich ins Bett, lege mich hin und bin weg. Am nächsten Morgen fühle ich mich als hätte ich überhaupt nicht geschlafen. Gestern abend habe ich mir Lavendel-Tee gemacht und bei Kerzenschein ein spannendes Grusel Hörbuch von HP Lovecraft gehört. Der Horror hat mich vom realen Horror abgelenkt :)

    Ich hatte einen durchgehenden, erholsamen Schlaf. Kein Herzrasen morgens, kein Husten und Würgen, kein Gestank im Schlafzimmer, kein dicker Kopf und Depression, keine Vorwürfe und Hassgefühle gegen mich selbst, keine starke Reizbarkeit.

    ES LOHNT SICH! DU SCHAFFST ES AUCH!
    Die Belohnung kommt!

    Ich fühle mich jetzt relativ normal, weder besonders gut noch schlecht, ziemlich ausgeglichen, so wie es sein sollte.
    Das ist sehr schön. Endlich wieder Mensch sein.

    Ich habe mich bei dem Gedanken erwischt, heute bei guten Wetter mit Tatendrang ein paar Sachen zu erledigen. Und Bier dabei zu trinken.
    Dann ein grosses, kühles schönes Weizenbier im Biergarten.

    Ja, jetzt wird es schwer. 36 Stunden Alkohol sind noch gar nichts. Ich weiss, das schwierige ist es jetzt dauerhaft dabei zu bleiben und nicht nachzugeben. Wenn ich denke, nur ein Bier, das ist ok, dann ist es vorbei. Dann hat mich die Spinne wieder im Netz.

    Nun, jetzt kommt die volle Wucht der Realität mit allen Problemen die ich liegen gelassen habe und lösen muss.
    Drückt mir die Daumen, dass ich mich nicht wieder in den Alkohol flüchte.

    LG
    Gordon

  • Das Monster war da.
    Es sagte, noch einen Tag saufen würde keinen Unterschied machen, ich könnte morgen aufhören. Es sagte, ich könnte mir ja nur schnell ein Bier vor dem Aldi exen und wieder nach Hause kommen. Ich fragte, nur ein Bier? Es sagte, du kannst auch schnell 3 Bier trinken und mit nur einer Dose nach Hause kommen. Vortäuschen ich würde kontrolliert nur ein Bier trinken.
    Es würde doch keiner was merken. Es ist doch Wochenende und du kannst wie "normale" Leute am Wochenende trinken und in der Woche nichts trinken.

    Ich sagte dem Monster es hat mir letzten Mittwoch aber was anderes gesagt, ich solle weitertrinken und am Wochende aufhören. Ausserdem will ich nichts mehr Vortäuschen, ich will das nicht mehr.

    Dann verschwand es.
    Oh Gott, gieb mir die Kraft. Es wird sich was neues ausdenken und wiederkommen.

  • Das Monster war da.
    ...
    Oh Gott, gieb mir die Kraft. Es wird sich was neues ausdenken und wiederkommen.

    Das "Monster" nennt sich Entzugserscheinungen bei einem kalten Entzug und ist kreuzgefährlich! Ich hoffe, Du hast unsere Warungen ernst genommen!

    Nichtsdestotrotz hoffe ich für Dich, dass alles gut geht!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,

    danke mir geht es gut.
    Ich habe Sport gemacht und viele Sachen erledigt.

    Einkaufen gewesen und Alk-Getränke ignoriert.

    Ich freue mich darauf wieder ganz nüchtern ins Bett zu gehen.

    Die Entzugserscheinungen halten sich noch in Grenzen.

  • Hallo Gordon,

    Auch von mir ein herzliches Willkommen!

    Ich bin Rina, 38J,w, habe eine Familie und bin seit fast einem Jahr alkfrei.

    Was du da schilderst liest sich für mich nach hartem Durchboxen und etwas strukturlos...Wieso machst Du es dir so schwer? Ganz alleine sich durch einen kalten Entzug kämpfen klingt nicht gut. Ich habe mit dem körperlichen Entzug nicht so viel Erfahrungen wie andere hier, ihre Tipps solltest Du dir zu Herzen nehmen.

    Aber selbst wenn der körperliche Entzug mal vorüber ist, kommt ja noch der psychische Aspekt, das Leben ohne Alkohol zu geniessen und lernen, neue Werte und Freuden zu finden. Wie stellst du dir dein Leben in Zukunft vor? Was willst Du erreichen? Was sind deine Prioritäten und was für ein Mensch willst Du sein? Auf diese Fragen solltest Du Antworten finden,ein nüchternes Leben heisst Dinge anders anzugehen und eben nicht nur einfach nicht zu trinken. Mir hat dabei eine SHG sehr geholfen aber auch ein Therapeut mit dem ich über meine Vergangenheit sprechen konnte. Beide begleiten mich noch immer auf meinem Weg in ein trockenes und zufriedenes Leben. Dieser Prozess dauert länger als ein reiner körperlicher Entzug.

    Hast du Pläne, wie du es für dich angehen willst? Auf lange Sicht?

    Wie geht es dir denn heute Abend?

    Hoffentlich ist alles ok bei dir,

    Lg
    Rina

  • Hallo Rina,

    ja, ich habe die Notbremse gezogen. Es reicht.

    Mir gut es schon viel besser. Ich esse wieder normal, habe Spass ohne Alkohol und geniesse wieder das Leben.

    Natürlich denke ich immer wieder, ein Bier wäre jetzt nicht schlecht.

    Aber ich bin absolut fest entschlossen. Und mit jedem Tag löse ich ein Problem, schaffe etwas, komme voran und dadurch wird es leichter.

    Ich weiss, dauerhaft durchzuhalten wird schwer, vor allem wenn mal ein Schicksalsschlag kommen sollte.

    Aber der Anfang ist endlich gemacht. Werde mir auch eine SHG suchen oder zur AA gehen.

    Es reicht, ich will Leben!

    LG
    Gordon

  • Ich weiss, dauerhaft durchzuhalten wird schwer, vor allem wenn mal ein Schicksalsschlag kommen sollte.

    Die Wenigsten haben einen Rückfall, weil es einen Schicksalsschlag gab. Es sind die kleinen Dinge, die Einen wieder zum Trinken verleiten.
    Zum Beispiel der Irrglauben, dass es die Schicksalsschläge sind, die gefährlich sind …

    Werde mir auch eine SHG suchen oder zur AA gehen.

    Sehr gute Idee 44.

    Ich kann Dir allerdings nur raten: Schau Dir nach Möglichkeit mehrere SHG mehrmals an (die AA sind übrigens auch Selbsthilfegruppen, sie sind nix anderes ;) ).
    Zum Einen, weil jede Gruppe anders ist, ihre Eigenheiten hat, und zum Anderen, weil auch jede Gruppe jedes Mal anders ist und auch mal einen "schlechten Tag" haben kann.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!