Mich würde interessieren,ob es jemand im Forum gibt,der sagt:Er hätte Lebensfreude,obwohl er mit einem Alkoholiker zusammen lebt.
Lebensfreude von Angehörigen
-
flocke -
26. Januar 2020 um 09:42
-
-
Hallo flocke,
ja, das würde ich von mir behaupten. Gerade, weil sich vor ein paar Jahren durch die Sucht meines Bruders ein großer Schatten über unsere Familie gelegt hat, schätze ich jetzt mehr und mehr die Sachen, die mein Leben wichtig machen: Familie, Zufriedenheit, Distanz herstellen können, mich und meine Bedürfnisse mehr in den Vordergrund stellen etc. Es heißt ja LEBENsfreude. Zu meinem Leben gehört mehr als die suchtkranke Person. Das musste ich mir gedanklich so erarbeiten und möchte danach auch leben.
Liebe Grüße, Katharina -
... das ist ja genau die passende Frage für mein Thema gerade ...
Ich bin nicht mehr unmittelbar an die Sucht eines anderen gekettet,
lag aber sehr lange an der Kette meiner Kümmer-Sucht, das geht auch
mit nicht-aktiv-süchtigen Menschen, die ich eben für "hilfsbedürftig"
halte. Und es ging mir nicht um den anderen, ich brauchte Inhalt,
wo in mir selbst nur Leere war, völlige Bindungslosigkeit zu meinem
Kern, meinen Bedürfnissen, echten/eigenen Gefühlen.Das kann ich erst heute sehen, wieviele meiner Gefühle und Gedanken
erst durch das (vermeintliche) Elend einer anderen Person ausgelöst
waren. - Mich selbst konnte ich gar nicht mitbekommen. Das gelingt
mir erst seit relativ kurzer Zeit.Seither rutsche ich gar nicht mehr so leicht in die (vermeintliche)
Gefühlswelt des anderen, oder in meine eigene Verzweiflung, wenn
ich merke, dass ich egal womit, nichts an den Gefühlen des anderen
ändern kann (retten).Je entspannter ich jetzt langsam werde, umso besser kommt auch
mein Gegenüber auf die eigenen Beine ...! Darüber musste ich am
meisten staunen. Wo ich vorher Schuldgefühle hatte, mich quasi
"abzuwenden", endlich meinen eigenen Schmerz und meine Grenzen
ernst zu nehmen, entsteht jetzt ein Gefühl von Ganzheit in mir, und
ganz viel Ruhe.Ich kann nicht unterschreiben, dass mir dieser Prozess, immer mehr
für mich und meine Verlassenheitsgefühle da zu sein, in unmittelbarer
Nähe zu fremder Stoff-Sucht gelingen würde. - Aber es geht mental,
sobald ich mir meiner Berechtigung bewusst werde, ein eigenes Leben
überhaupt zu haben. Wo meine Vorlieben, Bedürfnisse, Nöte zählen.Ganz unabhängig davon, was sich in einem fremden Leben gerade
zeitgleich abspielt. Das muss nicht bedeuten, gefühlskalt zu werden.
Ich musste aber lernen, mich vom anderen überhaupt erstmal als
getrenntes, eigenes Wesen, wahrzunehmen. Und damit meine eigene
Verantwortung, die ich für mein Wohlsein habe. Zugleich konnte so
auch mein Gegenüber erst spüren, was er/sie selbst eigentlich will.... und ja, ich lerne das Gefühl der Freude an meinen eigenen Ideen,
Gefühlen, Entscheidungen gerade (wieder) kennen. Ich wünsche das
jedem/jeder, der/die in einer scheinbar unentrinnbaren Situation steckt.Liebe Grüße
Wolfsfrau
-
Hallo Wolfsfrau,
das klingt toll und nach einem ziemlichen Reifungsprozess. Mir fällt da spontan das Drama-Dreieck (Opfer, Verfolger, Retter) und das Thema Symbiose ein: nur zusammen mit. jmd. anderen fühlt man sich als eine (erwachsene) Person. Es scheint, als ob du aus vielen unguten Dynamiken ausgestiegen bist und dadurch auch wieder mehr Freude entstehen kann.
Ist ein harter Weg, aber wie man sieht: Auch als Angehöriger muss man seine Lebensfreude nicht verlieren. -
... einfach kurz mal Danke für Deine Rückmeldung, @ Katharina,
Thema Symbiose ein: nur zusammen mit. jmd. anderen fühlt man sich als eine (erwachsene) Person.dieser kurze Einwurf erhellt gerade meine aktuelle Stimmung. Ich frage mich nämlich
öfter mal, ob oder wie die neue Beziehung zu meiner Mutter gesund oder eher doch
auch abhängig-machend (in mir, für mich) ist. Gerade fühle ich mich tatsächlich sehr
"klein" und wenig in mir selbst geschützt. Da hilft es mir, mal genauer hinzugucken.
Danke!Viele Grüße
Wolfsfrau
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!