Beiträge von Katharina S.

    Hallo Wolfsfrau,
    das klingt toll und nach einem ziemlichen Reifungsprozess. Mir fällt da spontan das Drama-Dreieck (Opfer, Verfolger, Retter) und das Thema Symbiose ein: nur zusammen mit. jmd. anderen fühlt man sich als eine (erwachsene) Person. Es scheint, als ob du aus vielen unguten Dynamiken ausgestiegen bist und dadurch auch wieder mehr Freude entstehen kann.
    Ist ein harter Weg, aber wie man sieht: Auch als Angehöriger muss man seine Lebensfreude nicht verlieren.

    Hallo,
    ich habe meinen alkoholabhängigen Bruder mal in seiner Langzeittherapie besucht. Zwei Bücher waren dort wichtig: lieber schlau als blau und die Sucht-Fibel. Er hat mir damals auch eine Kopie gezeigt mit 7(?) Merkmalen einer Abhängigkeit (oder so ähnlich). Ich glaube, dass es wahrscheinlich aus einem dieser Bücher stammte. Sagt das hier jmd. was und wo ist das zu finden?
    Liebe Grüße! :)

    Hallo zusammen,
    ich bin neu im Forum und suche Geschwister alkoholabhängiger Personen zum Austausch. Ich habe einen trinkenden Bruder und das hat einen großen Schatten auf unsere Familie gelegt. Es gibt Selbsthilfegruppen für Angehörige und das ist super und hilfreich. Ich habe dabei festgestellt, dass unter "Angehörige" in erster Linie (Ehe-)Partner oder Eltern verstanden werden. Ich finde die Situation der Geschwister jedoch auch besonders. Nicht nur die Beziehung zum Geschwister wird auf den Kopf gestellt, sondern auch zu den eigenen Eltern und anderen Nahestehenden. Mich treibt das Thema um und ich spiele mit dem Gedanken, ein Coachingangebot für Geschwister alkoholabhängiger Personen zu entwickeln. Mir selbst haben meine Mediationsausbildung - nicht Meditation :) - und meine jetzige Weiterbildung im Bereich Transaktionsanalyse sehr dabei geholfen, meine Gedanken, Gefühle und Handlungen zu analysieren, zu sortieren und mich auch selbst wieder mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Wie geht es euch? Was ist eure größte Herausforderung mit dieser ganzen Situation und was wäre aus eurer Sicht eine echte Hilfe? Ich würde mich freuen, wenn wir uns hier austauschen und wenn der ein oder andere sogar bereit für ein Interview wäre. Die Interviews möchte ich nur für mich, um zu verstehen, was ein Coachingprogramm beinhalten sollte. Ich behandle das anonym und verwende es nicht weiter.
    Liebe Grüße, Katharina

    Hallo flocke,
    ja, das würde ich von mir behaupten. Gerade, weil sich vor ein paar Jahren durch die Sucht meines Bruders ein großer Schatten über unsere Familie gelegt hat, schätze ich jetzt mehr und mehr die Sachen, die mein Leben wichtig machen: Familie, Zufriedenheit, Distanz herstellen können, mich und meine Bedürfnisse mehr in den Vordergrund stellen etc. Es heißt ja LEBENsfreude. Zu meinem Leben gehört mehr als die suchtkranke Person. Das musste ich mir gedanklich so erarbeiten und möchte danach auch leben.
    Liebe Grüße, Katharina

    Hallo Joejohn,
    wie ist es dir/euch in der Zwischenzeit ergangen? Habt ihr Beratung/Hilfe gefunden? Habe auch einen seit Jahren trinkenden Bruder. Mich treibt der Gedanke um, eine Art Coachingangebot für betroffene Geschwister zu entwickeln. Es gibt so wenig spezielle Hilfe für Geschwister alkoholabhängiger Personen. Wenn du magst, schreibe doch gerne, was bei euch geholfen hat oder was euch umtreibt.
    Mir hat geholfen und hilft es immer noch, mich einfach regelmäßig mit der Situation auseinanderzusetzen. Es gibt ja Hochs und Tiefs.
    In Bezug auf den Süchtigen ist euer Einfluss ja begrenzt. Vor allem wenn Hilfe nie oder nicht mehr angenommen wird. Aber natürlich ist es auch alarmierend, falls andere Schutzbedürftige wie (minderjährige) Kinder noch involviert sind...
    Liebe Grüße, Katharina

    Hallo Gaby,
    ich weiß nicht, ob du noch aktiv im Forum bist, aber ich habe gerade deinen Beitrag gefunden und möchte noch darauf reagieren.
    Auch ich habe einen älteren Bruder, der seit Jahren trinkt. Viele Höhen und Tiefen haben wir als Familie (also meine Eltern und ich und natürlich auch andere) schon miterlebt und mich treiben die gleichen Gedanken, wie du sie hast. Aus meiner Sicht ist es eine immerwährende Reise mit vielen Gedankenkreisen, Hilfeversuchen usw. Vielleicht tröstet dich, dass es eine ständige Auseinandersetzung ist. Anfangs dachte ich: was kann ich machen, wie kann ich unterstützen usw. Irgendwann kamen bei mir Einsichten und auch meine Erfahrungen wurden mehr. Und ich habe angefangen mich und mein Verhalten und die sich ständig wechselnden Situationen und Gefühlszustände zu reflektieren. Und ich finde, das nimmt etwas von diesem Ohnmachtsgefühl. Ohnmacht in Bezug darauf, dass jemand einfach weiter trinkt, die bleibt. Aber wie du mit den damit einhergehenden Gefühlen, Gedanken und Handlungen umgehst, das kannst du beeinflussen. Das ist deine Aktivität und dann auch keine Ohnmacht. Auch manche Sachen zu durchschauen, objektiv zu analysieren und daraus Schlüsse zu ziehen, kann manchmal gut sein. Alkoholiker sind (bewusst und unbewusst) sehr pfiffig darin, Menschen um sich zu sammeln und in Aufruhr zu halten. Das gehört zur Problematik einfach dazu. Es ist und bleibt eine Reise. Versuche, DICH in den Mittelpunkt der ganzen Auseinandersetzung zu stellen. Wie kannst du deine Reaktionsmöglichkeiten erhöhen, wie kannst du Kommunikation gut gestalten, wie kannst du gut Grenzen ziehen, wie kannst du gut trauern UND Spaß am Leben behalten, wie positionierst du dich gegenüber anderen Familienmitgliedern, Freunden usw. Ich glaube es ist nicht gut, wenn die Gedanken nur oder überwiegend um den Süchtigen kreisen. Das tun doch eh schon so viele (Angehörige, Ärzte, Kliniken, Krankenkassen, Freunde usw.). Vielleicht könnten wir uns als betroffene Geschwister fragen: Angenommen, wir wären die Hilfebedürftigen: Was könnte für uns eine gute Hilfe sein? Es gibt viel zu wenige Angebote, speziell für Geschwister. Da wir immer in zweiter Reihe stehen. Lebenspartner oder Eltern stehen viel mehr im Fokus.
    Wenn du Lust auf weiteren Austausch hast, schreibe gerne weiter und was so in der Zwischenzeit passiert ist.
    Liebe Grüße, Katharina