Neuling

  • Hallo

    Ich bin zwar erst 23 Jahre alt aber mir wurde bewusst, dass obwohl ich eine sehr gute Arbeit habe und zusätzlich ein Studium in Wirtschaft absolviere, ich meinen Alkoholkonsum nicht unter Kontrolle habe. Wenn ich Zuhause bin trinke ich nicht. Aber an gesellschaftlichen Anlässen oder auch nur wenn ich am Abend mit Freundinnen/ Freunden was trinken gehe, habe ich angefangen vorher schon Weisswein zu trinken. Ich bin wegen der Arbeit und dem Studium oft Müde, aber da mich alle als den Sonnenschein sehen habe ich angefangen schon vorher zu trinken um locker und "lustig" zu sein. Die letzten par Monate hat sich dies aber geändert.. ich trinke zu viel auch so dass ich dann nicht im der Lage war rechtzeitig für die Arbeit aufzustehen. Meine Mutter hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich auch an Familienfeiern nicht so wie ich dachte lustig und cool bin, sondern sie sich für mich geschämt hat.. so wurde mir schlagartig bewusst dass ich in einer Traumwelt lebe. Ich möchte gerne in eine Gruppe aber habe Angst, da ich ja eigentlich "normal" bin..habe ich zumindest gedacht. Ich habe auch Angst was meinem engen Umfeld zu sagen, da ich denke sie es nicht verstehen. Da sie ja nicht wissen, dass ich vor dem Apero schon auf dem Weg eine halbe bis manchmal eine Flasche trinke.. :( Am Dienstag ging ich mit einer Freundin was trinken und sie hat auch einen schlechten Einfluss, da sie viel auch trinkt und auch Kokain nimmt aber durch das Kokain immer am nächsten Tag "fit" zur Arbeit kommt. Ich nehme zum Glück keine anderen Drogen, nur der böse Alkohol! Auf jedenfall artete es aus und ich bin nehmen einem Typen aufgewacht, den ich in der Disco kennengelernt habe. Er war zu meinem Glück ein Gentleman und hat mich nicht berührt, da er sagte ich wäre wie ein Stein gleich eingeschlafen.. ich schäme mich aber so fest und hatte mich dann auch Zuhause zwar nur mit einem normalen Messer, welches nicht scharf war geritzt.. nicht tief und ich wollte mich auch nichz umbringen, aber ich fühlte so viel Ekel und Schmerz das ich dachte dass ich sonst platze.. Das Schwerste an allem ist, dass ausser meine Mama alle denken mein Leben ist so leicht, da ich eine sehr fröhliche Person trotz allem bin.. aber ich bin auch sehr sehr sensibel und das ist mein Fluch.. ich hoffe auf jeden Fall dass ich nun nach meinem Geständnis an mich selber mich ändere.. tut mir leid für den grossen Text! Aber ich habe solche Angst.. Ich will nicht mein Leben wegen diesem scheiss Alkohol versauen, aber auf die andere Seite macht mir der Gedanke nicht mehr trinken zu dürfen an Geschäftsaperos (welche wir nun am der Adventszeit tausende haben) oder auf Partys und speziell bei Dates... mit Alkohol fällt es mir super leicht zu flirten und Selbstbewusst zu wirken aber ja auch nur wenn ich bei meinen drei Gläsern bleibe! Danke und viel Liebe an Euch

  • Willkommen Saphira

    Du hast es rechtzeitig erkannt, und siehst deinem Konsum kritisch. Dass du auf Partys, bei Treffen mit Freunden oder ähnlichem Alkohol trinkst, ist normal. Das tun fast Alle. Aber, wie du sagst, das sogenannte "Vorglühen" ist gefährlich. Zumal wenn es dem Zwecke dient, überhaupt erst in der Lage zu sein, aus zu gehen, Spaß zu haben. Letztendlich verdirbt es die Stimmung, weil unter Alkohol ist der Mensch nunmal nicht Mensch....

    Du erscheinst intelligent, beobachtest dich genau, und dass du dich hier angemeldet hast, zeugt von dem Willen, nicht so weiter zu machen.

    Auch wenn du "erst" 23 bist, so hast du das Recht, wegen der Doppelbelastung müde zu sein. Vielleicht mal einen Abend nicht den Sonnenschein zu übernehmen, sondern still im Hintergrund dabei zu sein, oder sogar den Abend gemütlich zu Hause zu verbringen.
    Mach dir keinen Druck wegen den "anderen" ! Es ist dein Leben, welches du dir gerade aufbaust. Dein Fokus liegt auf dem Studium, wenn dein Umfeld dafür kein Verständnis haben sollte, dann hast du die Möglichkeit, dir ein neues Umfeld zu schaffen, mit Menschen, deren Ziele nicht die nächste Party sind, sondern weiter gedacht, längerfristig, nachhaltig...

    Ich hoffe, es war kein momentanes Stimmungstief was dich hierher gebracht hat, und du loggst dich ein zweites Mal ein, und bleibst dran. Hier sind sehr hilfsbereite Menschen :)

    Grüße von Emilie
    W.55J seit 2 Monaten abstinent

  • Hallo Saphira,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Gut, dass Du bereits jetzt, also schon mit 23 Jahren, so reflektiert bist, dass Du Dein Konsumverhalten als kritisch empfindest. Denn, so wie Du es beschreibst, ist es das auf jeden Fall. Oft ist es aber so, dass das nicht erkannt wird und als ganz normal gesehen wird. So starten dann oft langjährige Alkoholikerkarrieren.

    Ich bin übrigens selbst Alkoholiker, mittlerweile 50 Jahre alt und trinke jetzt schon länger keinen Alkohol mehr. In Deinem Alter hatte ich noch kein Problem, da trank ich nur ab und an mal was, bei entsprechenden Gelegenheiten. Aber ein paar Jahre später ging es bei mir dann los, ganz langsam und zunächst kaum wahrnehmbar. Aber darum geht es jetzt nicht.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass Du Dir mit Deinen 23 Jahren und einem feierwilligen und lustigen Umfeld nur schwer vorstellen kannst, wirklich dauerhaft auf Alkohol zu verzichten. Ich weiß natürlich nicht, wo Du bezüglich einer Alkoholsucht stehst. Das ist sehr schwer zu bestimmen. Ich meine damit, ob Du "nur" Missbrauch betreibst oder ob Du bereits süchtig bist. Letzteres würde tatsächlich bedeuten, dass Du wohl dauerhaft auf Alkohol verzichten musst, wenn Du nicht immer tiefer in diesen Sumpf hinein geraten willst.

    Es könnte aber auch sein, dass Du noch nicht süchtig bist, jedoch natürlich erheblichen Missbrauch betreibst. Das ist alles andere als harmlos und die Vorstufe zur Sucht. Wie gesagt, wann diese Schwelle überschritten wird, ist schwer erkennbar. Solltest Du noch nicht süchtig sein, hättest Du die Chance wieder zu einem moderaten Konsum zurück zu finden. Das würde bedeuten, dass Du nicht Dein Leben lang auf Alkohol verzichten "musst" (es gibt auch Menschen die sehr gerne und freiwillig darauf verzichten, sogar solche die gar keine Alkoholiker sind). Allerdings bist Du natürlich immer gefährdet, denn Du kennst ja bereits die Wirkung des Alkohols (siehe Deine Gründe weshalb Du trinkst) und Du hast den Alkohol ja auch schon oft "zur Hilfe" genommen. Sowas merkt sich das Hirn grundstäzlich mal. Insofern wirst Du immer achtsam sein müssen.

    Aber damit weiß Du jetzt immernoch nicht wo Du eigentlich stehst. Darum würde ich Dir einfach mal vorschlagen, es zu testen. Wie wäre es denn wenn Du, sagen wir mal, 3 Monate überhaupt keinen Alkohol trinken würdest? Und Du beginnst damit genau jetzt. Trotz Advent, trotz Weihnachten und trotz Silvester. Kein Alkohol mehr für 3 Monate. Ich würde das sogar auch ganz offen kommunizieren. Es gibt ja nicht wenige Menschen, die mal längere Zeit bewusst keinen Alkohol trinken, aus unterschiedlichsten Gründen, also warum nicht auch Du? Vielleicht hat sogar jemand Bock das mit Dir zusammen zu machen.

    Und dann achtest Du mal darauf, wie es Dir damit geht. Ob es Dir schwer fällt, wie Du Dich fühlst und auch, wie oft Du an Alkohol denken musst. Oder ob Du gar einen starken Drang verspürst trinken zu wollen. Für jemanden, der gar kein Problem mit Alkohol hat ist das eine leichte, eine sehr leichte Übung. Er wird nichts vermissen, vielleicht ist es ein wenig komisch, an Silvester nicht mit Alkohol anstossen zu können. Aber wen juckts.

    Bei diesem Experiemt könntest Du dann auch mal testen, in wieweit Du vielleicht sogar die "Schwächen", die Du durch den Alkohol vermeintlich beseitigst, auch ohne selbigen beseitigen kannst. Es ist einfach etwas zu trinken um sich die Wirkung des Alkohols zu nutze zu machen um z. B. selbstbewuster zu sein, oder lockerer oder lustiger. Aber es ist eben nicht echt! Und alles was Du in diesem Zustand fühlst und spürst ist ebenfalls nicht echt. Es ist beeinflusst durch den Alkohol. Und am nächsten Tag bist Du wieder Du. Ich habe an mir selbst erlebt, dass es möglich ist, all die Dinge, die man sich nur mit Alkohol vorstellen konnte (oder wo man est mal ein oder zwei Gläser getrunken hat um locker zu werden) auch komplett nüchtern zu tun und zu erleben. Und dann sogar viel intensiver, weil einfach echter. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das von heute auf morgen bei mir funktioniert hätte. Das hat schon einen Moment gedauert und war wie eine Art Training. Und eben auch ein auseinander setzen mit den eigenen Ängsten. Und nicht diese einfach zu überspielen bzw. durch Alkohol zu manipulieren.

    Vielleicht hast Du ja Lust auf so ein kleines Experiment. Ich könnte mir vorstellen, dass Du dabei viel über Dich lernen kannst. Und Du scheinst mir jemand zu sein, der ein entsprechendes Bewusstsein hat und das dann auch gut für sich analysieren kann. Und wenn Du magst kannst Du uns ja hier ab und an teilhaben lassen. Aber das ist natürlich Deine Sache.

    Alles Gute und ich hoffe, dass Du Deinen Weg bezüglich des Umgangs mit Alkohol finden wirst.

    LG
    gerchla

  • Hallo Saphira,

    als ich in deinem Alter war ging es mir ähnlich wie dir. Ich habe oft die Kontrolle über meinen Konsum verloren und habe mich oft am nächsten morgen geschämt.

    Ich habe immer geglaubt ich müsse das das nur besser in den Griff kriegen und zum richtigen Zeitpunkt aufhören. Das habe ich jahrelang versucht. Es hat aber nicht funktioniert und ich bin immer wieder in peinliche Situationen geraten.

    Jetzt bin ich 46 und im Nachhinein betrachtet hätte ich mir viel ersparen können, wenn ich schon damals kapiert hätte, dass ich nicht dazu in der Lage bin vernünftig mit Alkohol umzugehen.

    Mittlerweile sehe ich es als Befreiung an nicht mehr trinken zu müssen.

    Ich würde dir empfehlen dich mal kritisch mit dem Thema „die Droge - das Zellgift Alkohol“ auseinanderzusetzen.

    Hier im Forum gibt es Literaturtipps und links.

    Vielleicht fällt es dir dann leichter auf Alkohol zu verzichten, wenn du erkennst, dass Alkohol tatsächlich eine Droge ist.

    Ich habe das jahrelang total unterschätzt, weil Alkohol konsumieren in meinem Umfeld so normal war. Jetzt weiß ich, dass lag an meinem Umfeld und wenn man genau hinguckt stellt man fest, dass die meisten Menschen nur wenig Alkohol trinken.

    10% der Bevölkerung trinken 90% vom Alkohol.

    Ich gehöre zum Glück nicht mehr dazu!

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Ihr Lieben, zuerst mal vielen Dank für Eure Antworten und Ihr euch für mich Zeit genommen hat.

    Ja das Lustige ist ich bin für mein Alter eigentlich sehr reif.. ich analysiere mich seit Jahren und weiss eigentlich auch über meine Stärken und Schwächen sehr gut Bescheid.

    Ich denke schon, dass es bei mir schon sehr weit ist, da ich mit 14 angefangen habe bzw. alle von meiner Schulstufe fast zu trinken. In meinem Quartier wo ich aufwuchs, war es normal es war billiger vor dem Party gehen zu trinken, da ein Drink einfach zu viel kostet. Das war eigentlich auch bei mir noch ein Grund warum ich angefangen habe nicht nur vor Partys vorzuglühen, sondern vor dem Treffen mit Freunden. Mit den Studiengebühren zusammen etc. und da ich nicht gerade eine bin die sich nichts gönnt musste ich anfangen auf mein Geld zu schauen. Ich begann daher auch vorher was zu trinken und wenn ich dann bei der Verabredung war nur noch ein Glas Weisswein bestellen «musste». Auch gefiel mir, als viele mir sagten es wäre so süss, dass ich nicht viel vertrage. Aber ja als es dann mit dem Geld bergauf ging wegen der Beförderung, konnte ich mein Ritual nicht sein lassen. Da habe ich erschrocken festgestellt, dass mein Konsum nicht mehr normal war. Besonders auch, da der Nebeneffekt die Leichtigkeit mir immer mehr gefiel. Wie kann ich diese Rituale durchbrechen? Es ist wie ein Zwang geworden, dass ich denke ich muss das tun ABER nur auch wenn ich noch Zeit habe vor dem Treffen. Wenn ich keine Zeit habe, habe ich auch kein Problem ohne vorher was zu trinken zu gehen. Oder wenn ich ins Fitness gehe komme ich nicht mal auf den Gedanken und ich brauche es auch nicht. Nur ist es auch so, dass ich vielmals auf der Strasse angesprochen werde. Da ich obwohl ich nicht so aussehe und wirke, eigentlich doch schüchtern bin und ich auch manchmal leicht erröte, hatte ich Angst, dass ich mich komisch anstelle. Wenn ich was getrunken habe, störte es mich nicht und ich hatte zum Beispiel so auch zwei von meinen Exfreunden kennenglernt. Aber ich weiss, es ist nur für den Moment einfacher aber wie ihr sagt es ist nicht echt. Ich bekomme auch von so vielen Komplimenten wenn ich nüchtern bin und komme auch sehr gut an.. das Lustige ist auch viele sagen mir wenn ich NICHTS getrunken habe ob ich was getrunken habe weil ich so glücklich und crazy bin. Also weiss ich ja, dass ich ihn eigentlich nicht brauche! Auch habe ich kein Problem eine Woche nicht zu trinken. Besonders wenn ich Zuhause bin, freue mich vielmehr auf eine Cola Zero anstatt auf ein Cüpli. Wie konntet Ihr euche Rituale durchbrechen? Ich bin übrigens auch Raucherin und da ist es gleich. Ich bin keine Kettenraucherin, da ich auch problemlos eine Woche nicht rauchen muss wenn ich nicht bei der Arbeit bin. Wenn ich aber wieder arbeite kommen die Rituale. Während der Pause mit den Teamkollegen, wenn ich auf den Bus warte etc. und natürlich wenn ich Alkohol trinke, rauche ich wie ein Bürstenbinder. Ich weiss nicht ob ich sogar eine Zwangsstörung entwickelt habe, all die Jahre. Ich habe noch gestern mit meiner Mutter darüber geredet, auch wenn es mir sehr schwer fiel, da meine Traumwelt mit dem Geständnis dass ich meinen Alkoholkonsum nicht unter Kontrolle habe zerbricht. Ich hatte das schon als Kind, dass ich in meinen Traumwelten geflüchtet bin und vielmals hat es auch einen positiven Effekt gehabt, da mein Vater sehr schlimm war. Ich habe mir aber immer ausgemalt, dass er einfach einen bösen Fluch hat und ich aber immer noch seine kleine Prinzessin bin. Ich habe mich so darauf fokussiert, dass es auch so für andere rüberkam. Wir sind auch nicht reich aufgewachsen, aber alle denken zum Beispiel wenn sie mich kennenlernen ich bin ein reiches Prinzesschen, dass noch nie was durchmachen musste. Dafür ist mein Vater auch Alkoholiker (ist zwar bald 60 aber hat es immer noch nicht zugegeben und so möchte ich niemals sein) und IV. Hätte ich nicht meine super taffe Mutter gehabt, wäre ich denke ich nie in dieser guten Position trotz all meinen Fehlern und Süchten, da sie mein Halt ist und wie auch jetzt die Einzige war die direkt sagte: DU HAST EIN PROBLEM. So tut mir leid, ich konnte das alles noch niemandem sagen und es hat SUPER gut getan es einfach mal zu schreiben. Vielleicht beginne ich ein Tagebuch zu schreiben um meine Gedanken zu festigen. So, aber nun zurück: Das mit den drei Monaten nichts trinken ist eine gute Idee. Ich trinke zum Beispiel schon weniger, also keinen harten Alkohol mehr, aber wie meine Mutter sagt, die meisten Alkoholiker trinken nur Wein. (Wie mein Vater, der sagt seine 3 Gläser Rotwein am Abend sind gesund- aber wir alle wissen nur selten bleibt es bei drei Gläsern) Ich will auch mal Mutter werden und ich weiss dass ich das vorher schon unter Kontrolle bringen muss, damit ich nicht das meinen Kindern weitergebe. Sehe ich meine Familie an (Grosseltern etc. also die Familie von meinem Vater waren alles Alkoholiker) und wir Kinder haben auch unsere Süchte. Die Einzige Starke ist meine Mutter und ich hoffe ihr nacheifern zu können und genau so ein Vorbild zu sein für meine Kinder so wie sie es uns eine ist. Ich danke Euch von Herzen und liebe Grüsse.

  • Liebe Saphira,

    mir gehen gerade eine ganze Menge an Gedanken durch den Kopf. Du hast jetzt einiges von Dir geschrieben und ich will Dir jetzt einfach mal meine Meinung dazu sagen.

    Vorab noch (keine Kritik nur ein Hinweis): die Texte hier sind einfacher zu lesen wenn Du ab und an mal eine Leerzeile einbaust. Sozusagen ein kleines Kapitel abschließt. Liest sich einfacher als ein Fließtext.

    Jetzt aber mal zum Wichtigen, also zu Dir.

    Zitat

    Ich denke schon, dass es bei mir schon sehr weit ist, da ich mit 14 angefangen habe bzw. alle von meiner Schulstufe fast zu trinken


    Das Du Dir Dein Alkoholproblem nicht einbildest ist völlig klar. Natürlich hast Du ein Problem, wahrscheinlich auch ein großes. Trotzdem musst Du nicht zwangsläufig schon süchtig sein. Ich denke das wirst Du ein Stück weit herausfinden können, wenn Du z. B. mal diese 3 Monate ohne probierst. Wobei ich nicht falsch verstanden werden möchte. Wenn Dein Wunsch sein sollte dauerhaft ohne Alkohol zu leben, dann kann ich Dich dazu nur motivieren. Dazu brauchst Du auch nicht unbedingt eine Sucht (da ist es dann halt alternativlos), sondern das kann auch eine Lebenseinstellung sein. Es lebt sich wunderbar ohne Alkohol. Dazu finde ich das, was Risu Dir geschrieben hat sehr wertvoll.

    Zitat

    Es ist wie ein Zwang geworden, dass ich denke ich muss das tun ABER nur auch wenn ich noch Zeit habe vor dem Treffen. Wenn ich keine Zeit habe, habe ich auch kein Problem ohne vorher was zu trinken zu gehen.


    Tja, ich hatte diesen Zwang auch. Das war bei mir dann so, dass ich bei den Gelegenheiten wo ich alleine war (ich trank heimlich musst Du hierzu noch wissen), unheimlich schnell relativ viel Alkohol in mich hinein schüttete. Das war so ein " die Gelegenheit nutzen" Gefühl. Da war ich längst süchtig, als ich mich so verhielt. Aber ich denke nicht, dass wir uns hier vergleichen können. Du hast eine ganz andere Ausgangssituation als ich damals. Aber dieser Zwang spricht natürlich schon für ein süchtiges Verhalten. Du stellst ja die Frage, wie Du das durchbrechen kannst, also diese Rituale, wie Du es nennst.

    Meiner Meinung nach kommt erst mal nur Eines in Frage, nämlich erst mal gar nichts mehr trinken. Ich halte es für unheimlich schwierig immer wieder situationsbedingt die Entscheidung zu treffen, dass Du jetzt nichts trinkst. Denn Du wirst ja immer wieder im Laufe mehrerer Tage oder Wochen in Situationen kommen, wo Du normalerweise die Gelegenheit genutzt hast. Wenn Du aber grundsätzlich die Entscheidung triffst jetzt erst mal für mindestens x Monate (mein Vorschlag war 3, 6 wären natürlich besser)nichts mehr zu trinken, dann brauchst Du erst gar keine Strategie, sondern Du machst eben eine Trinkpause. Wenn Du die nicht durchalten kannst, dann weißt Du ohnehin was die Stunde geschlagen hat. Dann brauchen wir uns hier nicht mehr über Missbrauch und einem möglichen zurück finden zu einem moderaten Konsum unterhalten. Denn ist die Wahrscheinlichkeit das Du bereits süchtig bist sehr hoch. Das würde dann bedeuten: entweder oder.

    Du schreibst über Deinen Vater. Mir scheint, Du hattest keine schöne Kindheit. Ich weiß nicht was oder wieviel Dir dort widerfahren ist, möchte Dich aber fragen ob Dich das heute stark belastet, vielleicht auch unterbewust? Und wenn ja, ob Du jemals daran gedacht hast, Dir hierzu professionelle Hilfe zu holen. Grundsätzlich ist es auch sicherlich keine schlechte Idee, wenn Du über Deine Trinkgwohnheiten mal mit einem Suchtberater sprichst. Da könntest Du auch wertvolle Hilfe erhalten. Überleg Dir das mal.

    Zitat

    Ich trinke zum Beispiel schon weniger, also keinen harten Alkohol mehr, aber wie meine Mutter sagt, die meisten Alkoholiker trinken nur Wein.


    Naja, was die meisten Alkoholiker jetzt tatsächlich trinken weiß ich nicht. Aber ein Alkoholiker definiert sich nicht über die Art des Alkohols den er trinkt, er definiert sich noch nicht mal über die Menge des Alkohol den er trinkt. Vereinfacht gesagt: Alkoholiker ist man, wenn man trinken muss. Oder auch einfach nicht mehr aufhören kann, wenn man das erste Glas getrunken hat. Wenn man also einfach ohne das Zeug nicht klar kommt und immer wieder dem drang des konsumieren wollens nachgiebt. Obwohl man es eigentich gar nicht möchte. Mal ganz vereinfacht gesagt. Das hat erst mal nichts mit der Art des Alkohols und auch nicht mit der Menge zu tun.

    Ich weiß heute z.B., dass ich schon mit 1-2 Bier pro Tag (das waren meine lieben Feierabendbierchen) süchtig war. Damals hätte ich das niemals geglaubt.

    Zitat

    Wie mein Vater, der sagt seine 3 Gläser Rotwein am Abend sind gesund- aber wir alle wissen nur selten bleibt es bei drei Gläsern)


    Jetzt wäre ich fast in Lachen ausgebrochen. Also, erst mal gibt es neue Studien, die belegen, dass Alkohol in keiner Menge gesund ist. Auch nicht in ganz geringer. Die Story vom gesunden Glas Rotwein ist widerlegt. Es gibt z. B. im Rotwein Inhaltsstoffe, die eine positive Wirkung haben, jedoch haben diese nichts mit dem Alkohol an sich zu tun. Dann gibt es ja Studien, die nachweisen, dass z.B. Rotweintrinker im Schnitt länger leben, als z. B. komplett abstinente Menschen. Heute weiß man aber 1. das diese Rotweintrinker die befragt wurden größtenteils einer "höheren" Bevöllkerungsschicht angehörten und dadurch auch sehr viel mehr Geld für ihre allgemeine Gesundheit und für Vorsorge ausgaben und vor allem auch darauf achteten. Und 2. hat man festgestellt, dass in Gruppen von abstinent lebenden Menschen viele ehemalige alkoholkranke Menschen enthalten waren, die u. U. Vorschädigungen hatten.

    Nun nochmal zu den gesunden 3 Gläsern Rotwein. Weißt Du eigentlich welche Menge an reinen Alkohol als unbedenklich gilt? Für Dich als Frau sind das 12 gr. reinen Alkohols. Beim Mann ist es das Doppelte. Umgerechnet in Wein bedeutet das, dass Du 1/8 liter Wein, also ein halbes Glas, pro Tag trinken dürftest. Alternativ ein kleines Bier. Zusätzlich müsstest Du aber an 2 Tagen in der Woche komplett verzichten. Das wäre dann per Definition ein unbedenkliches Trinkverhalten bzw. eine unschädliche Menge an Alkohol. Mit drei Gläsern á 0,2 oder gar 0,25 Liter Wein bist Du bereits jenseits von gut und böse.

    Zitat

    Sehe ich meine Familie an (Grosseltern etc. also die Familie von meinem Vater waren alles Alkoholiker) und wir Kinder haben auch unsere Süchte.

    Es ist an Dir das zu durchbrechen und Du hast Dich bereits auf den Weg gemacht. Sonst würdest Du hier nicht schreiben! Jetzt geh doch mal Schritt für Schritt vor. Hau doch mal die Bremse rein und schau was passiert. Trinke nichts mehr und fühle Dich dabei. Und, ja, das mit dem Tagebuch ist eine super Idee. Schreib auf was Du fühlst, wie es Dir geht. Das kannst Du dann auch immer wieder nachlesen. Übrigens führen manche auch hier im Forum eine Art Tagebuch. Nicht hier im offenen Bereich wo jeder mitlesen kann, sondern im geschlossenen. Da kann man dann auch seine Gedanken schreiben und andere (also wir) können was dazu äußern oder auch nicht.

    Ich drück Dir die Daumen und wünsche Dir, dass Du Deinen Weg findest.

    LG
    gerchla

  • Hallo Saphira

    Du reflektierst, hast mit deiner Mama offen über deinen Konsum gesprochen. Meine Hochachtung !!

    Leider kann ich dir zu deiner Frage nach dem Ausbrechen aus den Mustern Nichts sagen. Mein Weg in die Abhängigkeit war ein anderer.

    Meine Kinder sind in deinem Alter. Natürlich trinken sie Alkohol auf Partys am Wochenende. Ich gehe jetzt nicht hin, und verbiete es ihnen. Nur denke ich, dass mein "coming out" ihre Sichtweise geändert hat, und wir in absehbarer Zeit in Ruhe darüber reden. Wenn es gewünscht ist, ich dränge nicht.

    Du bist auf einem guten, gesunden Weg. Bleib dran, egal ob du dich für totale Abstinenz entscheidest, oder das Glas Weißwein zum Essen gelegentlich als Genuss beibehälst ;)

    Grüße von Emilie

  • Ich hoffe, du hast es geschafft liebe Saphira, und es besteht kein Bedarf mehr zum Austausch hier im Forum.

    Würde mich freuen,

    farewell :)

  • Hallo Saphira,
    Erstmal herzlich willkommen hier im Forum. Ich bin erst seit einigen Tagen hier und weiß nicht, ob ich schon in der Position bin, jemandem Ratschläge zu geben. Meine Vorredner haben ja das wichtigste schon geschrieben.

    Aber ich will mal auf deinen Freundeskreis eingehen. Schlag doch mal Wochenendaktivitäten vor, die nichts mit Alkohol zu tun haben. Zum Beispiel gemeinsam kochen (ohne Wein), einen Spieleabend oder ein Kinobesuch. Vielleicht haben deine Freunde ja Lust dazu. Und wenn nicht, mach dir einen gemütlichen Abend auf der Couch. Ein guter Film, dazu ne Tasse Tee- glaub mir, das ist etwas wunderbares.

    Ich wünsche dir viel Glück. Auch ich bin erst ganz am Anfang des Weges. Ich hatte viele Wochenenden mit Vollrausch und Kater. Aber auch ein paar ohne. Und letztere waren definitiv die schöneren. Eins habe ich mir vorgenommen: Wenn sich bei mir wieder die Lust auf Wein meldet, dann schaue ich hier ins Forum. Es gibt hier auch tolle Tipps gegen den Suchtdruck. Ich würde mich freuen, mehr von Dir zu hören, denn ich erkenne Ähnlichkeiten in unser beider Trinkverhalten.

    Liebe Grüße

    Hannah

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