Ich stelle mich kurz vor

  • Hallo zuammen,
    habe dieses Forum heute entdeckt und möchte mich und meine Problematik kurz vorstellen.
    Ich bin 55 Jahre alt und habe eine Schwester die trinkt. Ich weiß nicht, was ich machen soll.
    Bei dem, was ich hier kurz quer gelesen habe finde ich meine Schwester in vielen Punkten wieder. Mich natürlich auch.
    Es fällt mir schwer zu sehen, wie unglücklich sie zu sein scheint. Ist es richtig, den Kontakt zu reduzieren oder besser,
    im Kontakt mit ihr zu bleiben? Ich sage ihr, sie muss sich Hilfe suchen aber offensichtlich ist der Leidensdruck doch noch nicht
    groß genug, dass sie das tun will. Heute hätte sie einen Termin bei ihrer Ärztin gehabt und ist nicht hingegangen.
    Das war in den letzten Wochen immer ihre Aussage gewesen - ich hab' ja einen Termin am 14. da rede ich dann mit meiner Ärztin.
    Was soll ich tun?

  • Willkommen Katja,

    Hat deine Schwester Familie oder lebt sie alleine?

    Es ist schwer auszuhalten, zu sehen wie ein Mensch zugrunde geht, und man steht hilflos daneben. Aber leider ist es so, dass der Betroffene wollen muss....

    Grüße von Emilie

  • Hallo Katja,
    wilkommen im Forum. Deine Frage ist nicht einfach mit ja oder nein zu beantworten. Du bist ein Mensch mit eigenen Problemen, Sorgen und Nöten sprich, einem eigenen Leben. Natürlich darf dich das Verhalten deiner Schwester belasten, aber es darf dich nicht auffressen! Sag was du von ihrem Verhalten hälst aber übernimm keine Verantwortung dafür.
    Erst wen sie bereit ist, kannst du ihr helfen, da hilft kein Zwang und kein gutes zureden!
    Alle Menschen lügen! Abhängige sind die Weltmeister im Lügen. Das schlimme ist, dass sie Lüge und Wahrheit nicht mehr trennen können. Das macht es so schwierig sie weiter zu mögen. Sie kennen keine Scham, selbst wen die Lüge offensichtlich ist, es ist ihre Wahrheit und sie tun alles um in Ruhe gelassen zu werden. Sie merken auch nicht wie verletzend das für die Menschen ist, die helfen möchten, da muß auch mal ne gesunde Distanz eingehalten werden, sonst gehst du mit in den Abgrund.
    Ich wünsche dir viel Gelassenheit und Mut beim Umgang mit deiner Schwester
    Gruß Friedhelm

  • Guten Morgen Katja,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich stelle mich mal kurz vor: Ich bn 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon länger ohne Alkohol.

    Ich schreibe Dir jetzt einfach mal meine Gedanken zu Deinen Zeilen:

    Zitat

    Ist es richtig, den Kontakt zu reduzieren oder besser,
    im Kontakt mit ihr zu bleiben?


    Das ist vielleicht nicht ganz so einfach zu beantworten. Wichtig ist immer, so zumindest meine Meinung, wie es Dir damit geht. Und wieviel Einfluss, also negativen Einfluss, das Trinkverhalten Deiner Schwester auf Dein Leben hat. Du solltest aufpassen, dass Du Dich nicht auch in den Strudel der Sucht Deiner Schwester ziehen lässt.

    Wie Du ja geschrieben hast, findest Du Dich hier in einigen Beiträgen wieder. Ich weiß nicht genau wie Du das gemeint hast. Meinst Du das in Bezug auf eine mögliche Co-Abhängigkeit oder einfach grundsätzlich? Ich weiß nicht ob bei Dir ein co-abhängiges Verhalten besteht oder ob Du diesbezüglich gefährdet bist. Dazu hast Du nicht genügend Details geschrieben (bitte nicht falsch verstehen, kein Vorwurf!). Ich schreibe Dir das nur, weil diese Krankheit, und das wirklich eine sehr ernste Krankheit, häufiger im Zusammenhang mit Angehörigen von Allkoholikern zu finden ist. Vielleicht hast Du Dich ja aber auch schon damit beschäftigt. Wenn nicht, würde ich Dir raten in Deinem eigenen Interesse mal ein wenig dazu zu lesen (findest Du auch im Netz einiges) und zu überprüfen, ob eine Gefahr für Dich besteht.

    Nochmal zurück zum Kontakt mit Deiner Schwester. Worüber Du Dir im Klaren sein musst ist, dass Du ihr nicht helfen kannst. Damit meine ich, dass Du sie nicht "trocken legen" kannst. Völlig unabhängig davon, ob Du Kontakt hast oder nicht. Darum eben auch mein Hinweis auf DICH zu achten. Denn hier kannst Du tätig werden. Du kannst oder solltest Dich und Dein Leben schützen. Deine Schwester ist eine erwachsene Frau, Alkohol ist völlig legal, und niemand kann ihr das Trinken verbieten. Wenn sie trinken möchte, dann kann sie das jederzeit tun. Wie ich das übrgigens auch könnte.

    Es geht also darum, dass SIE es nicht mehr will. Selbstveständlich ist es sinnvoll und gut, einen Betroffenen auf seine Sucht anzusprechen (am besten wenn sie gerade mal nüchtern ist). Und da kann man dann auch Unterstützung anbieten. Aber eben NUR für den Fall, dass der Betroffene tatsächlich ernsthaft etwas unternimmt und es nicht bei Worten ober immer wieder verschobenen Terminen belässt. Gerne wird auch versichert, das man es alleine schafft usw. Das ist alles nichts wert, ich weiß wovon ich spreche.

    Ich denke aber, diese Gespräche, dieses Thematisieren ihrer Sucht (sie also damit konfrontieren), das hast Du ja alles schon gemacht. Das schreibst Du ja. Sogar ein Arzttermin war schon vereinbart, den sie ja aber sausen hat lassen. Somit hast Du hier alles getan, was Du tun kannst und tun solltest. Der Ball liegt in ihrem Feld....

    Wenn Du jetzt Gebetsmühlenartig immer wieder mit der gleichen Laier kommst, also "Du musst was tun, Du musst zum Arzt, lass Dir helfen, etc." reibst Du Dich auf und erreichst gleichzeitig bei ihr überhaupt nichts. Außer vielleicht, dass sie irgendwann mal fürchterlich genervt von Dir ist. Wobei ich das jetzt nicht einschätzen kann, denn ich kenne ja Euer Verhältnis und ihr Verhalten im betrunkenen Zustand nicht. Zusammengefasst könnte man sagen: Viel hilft nicht viel.

    Zitat

    Ich sage ihr, sie muss sich Hilfe suchen aber offensichtlich ist der Leidensdruck doch noch nicht
    groß genug, dass sie das tun will.


    Könnte sein, dass Du damit genau den Nagel auf den Kopf getroffen hast. Wir schreiben hier manchmal davon, dass jemand noch nicht so weit ist. Es geht auch oft mal um den persönlichen Tiefpunkt, den man erreicht haben muss, bevor mal selbst bereit ist etwas gegen diese Sucht zu unternehmen. Einige von uns hatten auch eine Art "Klick"-Erlebnis und wussten plötzlich, dass sie jetzt nicht mehr wollen (dazu gehöre ich z. B.). Aber leider ist es auch so, dass eine ganz große Menge von Alkoholikern weder einen Klick hat noch den persönlichen Tiefpunkt erreicht. Viele versuchen gar nicht weg zu kommen bzw. wenn dann nur halbherzig.

    Nochmal zurück zum persönlichen Tiefpunkt. Dieser ist höchst individuell. Beim Einen reicht es schon aus, dass z. B. der Partner sagt "ich glaube Du hast da ein Problem, wie stehst Du dazu" bis hin zum Totalabsturz in die Obdalosigkeit. Manche werden wach, weil sie ihren Führerschein wegen Alkohol verlieren, andere weil der Arbeitgeber sie anspricht, und viele bleiben eben auch bis zum bitteren Ende in ihrer Sucht gefangen.

    Es könnte also sein, dass z. B. ein Kontaktabbruch Deinerseits sogar ein "Wachrüttler" für Deine Schwester wäre. Oder auch nicht, es ist nicht vorherzusagen.

    Zitat

    Was soll ich tun?


    Dir Hilfe suchen. Für DICH, nicht für Deine Schwester. Die muss das selbst machen. Du bist jetzt hier, das finde ich prima. Du kannst hier auch viele alte Beiträge lesen, viel daraus für Dich mitnehmen. Veilleicht gibt es in Deiner Nähe auch eine SHG für Anghörige, die Dir dann im realen Leben ein wenig weiter helfen können. Ob und welche Hilfe Du brauchst hängt ja auch davon ab, wie sehr Du durch die Sucht Deiner Schwester belastet bist. Wenn Du dich gut abgrenzen kannst, wenn Du gut trennen kannst und Dein eigenes Leben gut und auch zufrieden führen kannst, dann "reicht" es vielleicht, wenn Du Dich z. B. hier mit diesem Thema beschäftigst. Wenn Du aber wirklich psychisch richtig drin hängst, dann solltest Du schauen, soviel Hilfe wie möglich für Dich in Anspruch zu nehmen.

    Und dabei lernen, dass Du nur für Dich verantwortlich bist. Und Deine Schwester für sich.

    So, das war jetzt von mir auch ein wenig "ins Blaue" hinein geschrieben, weil ich ja Näheres über die genaue Situation Deiner Schwester und auch was Dich betrifft nicht kenne. Wenn Du möchtest, und nur dann, kannst Du uns hier auch noch ein wenig mehr darüber schreiben. Emilie hat Dir ja schon die Frage gestellt, ob Deine Schwester Familie hat. Interessant wäre es auch zu wissen, ob Du eine Ahnung hast, weshalb Deine Schwester trinkt. Also ob es einen offensichtlichen Grund dafür gibt. Und natürlich auch, wie Du in die ganze Sache involviert bist. Denn letztlich bist ja Du diejenige, die hier schreibt. Und Du suchst hier Hilfe.

    Ich nehme zwar an, Du bist zu uns gekommen um Hilfe für Deine Schwester finden. Aber genau das funktioniert leider nicht. Es geht um Hilfe für DICH. Wenn Deine Schwester hilfe haben möchte, dann kann sie hier jederzeit auch schreiben. Sie ist herzlich Willkommen.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum und hoffe sehr, dass Du viele gute Antworten auf Deine Fragen erhalten kannst.

    LG
    gerchla

  • WOW! Vielen Dank für eure Antworten!
    Emilie, wir leben beide alleine, keine Männer, keine Kinder - auch beide keine Lebenspartner.
    Gerchla, was für eine Antwort! Fast hätte die mich zum heulen gebracht. Hier meine Stellungsnahme dazu. Da ich noch nicht weiß, wie man zitiert kopiere ich deine Sätze einfach hier rein.

    Das ist vielleicht nicht ganz so einfach zu beantworten. Wichtig ist immer, so zumindest meine Meinung, wie es Dir damit geht. Und wieviel Einfluss, also negativen Einfluss, das Trinkverhalten Deiner Schwester auf Dein Leben hat. Du solltest aufpassen, dass Du Dich nicht auch in den Strudel der Sucht Deiner Schwester ziehen lässt.

    Es geht nicht um mich, es geht um sie. Ich komme schon klar.

    Wie Du ja geschrieben hast, findest Du Dich hier in einigen Beiträgen wieder. Ich weiß nicht genau wie Du das gemeint hast. Meinst Du das in Bezug auf eine mögliche Co-Abhängigkeit oder einfach grundsätzlich? Ich weiß nicht ob bei Dir ein co-abhängiges Verhalten besteht oder ob Du diesbezüglich gefährdet bist. Dazu hast Du nicht genügend Details geschrieben (bitte nicht falsch verstehen, kein Vorwurf!). Ich schreibe Dir das nur, weil diese Krankheit, und das wirklich eine sehr ernste Krankheit, häufiger im Zusammenhang mit Angehörigen von Allkoholikern zu finden ist. Vielleicht hast Du Dich ja aber auch schon damit beschäftigt. Wenn nicht, würde ich Dir raten in Deinem eigenen Interesse mal ein wenig dazu zu lesen (findest Du auch im Netz einiges) und zu überprüfen, ob eine Gefahr für Dich besteht.

    Das mit dem wiederfinden bezog sich auf einige Sachen, die ich hier gelesen hatte bei denen ich dachte:"ja - genau so verhält sie sich auch." Co-Abhänigkeit, ich weiß noch nicht einmal genau was das ist. Tatsache ist, dass unsere Mutter Alkoholikerin war. Ich hatte schon immer gesagt, dass ich so nicht werden wollte habe also schon immer Abstand genommen von sämtlichen Suchtmitteln. Nun sind wir aber alle andere Persönlichkeiten. Ich würde für mich sagen, dass ich sicherlich ein Sucht-mensch bin mich aber auf eine bestimmte Art dazu verhalte. Meine Schwester ist da anders. Sie hat schon eine Karriere mit Heroin hinter sich, d.h. wir haben das alles schon einmal durch. Jetzt jedoch ist sie 30 Jahre älter und kränker, jetzt wird es sie töten, wenn sie nicht aufhört.

    Es könnte also sein, dass z. B. ein Kontaktabbruch Deinerseits sogar ein "Wachrüttler" für Deine Schwester wäre. Oder auch nicht, es ist nicht vorherzusagen.

    Nee - ist schon richtig. Es gibt nichts, was ich tun kann. Das mit dem Kontaktabbruch habe ich natürlich schon versucht und bedauerlicherweise leide ich mehr darunter als sie. Ich habe sie halt furchtbar lieb und mag sie so gerne. Ich weiss, um die Probleme die sie hat, weiß warum sie glaubt, nicht lebenswert zu sein. Weiß, dass es nichts gibt, was ich tun kann und das macht mich so traurig. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Glück nichts ist, was uns vergönnt ist und also wie kann ich mir anmaßen ihr die Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben wenn es das doch für mich auch nicht gibt. Schlußendlich geht es nur darum zu erkennen, dass wir zufrieden sein müssen, mit dem was wir haben. Es ist und wird nie supertoll sein. Wir müssen nur lernen damit zufrieden zu sein. Ich, für mich, schaffe das aber für sie mag dieses sich bescheiden nicht Grund genug sein, mit dem Trinken aufzuhören und sich dem Leben zu stellen.

    Nein - ich bin nicht hierher gekommen um für meine Schwester Hilfe zu finden. Es ist schon klar, dass sie selber aktiv werden muss.

    Es ist so schade um die vielen verschwendeten Leben derer, die keinen anderen Weg sehen als aus der Wirklichkeit zu fliehen.

    Ich danke dir nochmal sehr für deine Zeilen.

    Katja

  • Katja, wenn du dir Sorgen machst, deine Schwester könnte völlig untergehen, du Angst hast, dass sie sich komplett einigelt....dann bleibt dir nur, den Notarzt zu ihr zu bestellen.

    Vlt irre ich mich, und es ist noch nicht so akut...