Ich versuche es...

  • Hallo,

    Ich versuche es jetzt auch mal.
    Ich bin weiblich, 31 und trinke eigentlich schon seit ich denken kann. Das Gesüffel liegt in meiner Familie. Mein Vater ist ganz vorne mit dabei, meine Mutter trinkt gerne mal (haben uns vor Jahren gerne mal zusammen betrunken) und auch meine Tante ist dem Alkohol nicht abgeneigt.

    Früher fand ich das nie schlimm, wieso auch? Für meine Familie war das früher nicht schlimm, dass ich mich daheim regelmäßig übergeben habe, meine ehemaligen Bekannten fanden es "cool", dass ich so viel vertrage. Auch als immer öfter Sätze fielen wie "du solltest das saufen sein lassen", hat man danach eben noch ein Glas getrunken.

    Ich bin früher regelmäßig noch betrunken von der Nacht arbeiten gegangen, hab mich, im Nachhinein betrachtet, ständig wahnsinnig blamiert und wer weiß wie viel Geld für das Ganze gesaufe ausgegeben...ich habe lange so irgendwie zwischen betrunken und verkatert sein gelebt.

    Jetzt bin ich 31 und habe das alles immer noch nicht im Griff...

    Habs jetzt so oft versucht, weil ich das gekater einfach nicht mehr möchte, und lande doch immer wieder in einer Kneipe. Wäre ja kein Problem, wenn man nach 2,3 Bier heim geht. Aber das funktioniert einfach nicht. Mit dem ersten Schluck kippt bei mir der Hebel um und der Abend endet wie immer, total voll. Ich kann an einem Abend locker 10, 11 Vodka Bull wegtrinken, in meiner "besten" Zeit war eine Flasche Vodka und eine halbe Flasche Sekt normal.

    Mit ist das mittlerweile einfach nur noch peinlich, dass ich jedes mal groß ankündige dass man heute WIRKLICH nach 2 Getränken geht und ich dann wieder richtig pampig werde, weil ich es schon wieder nicht lassen kann. Genau genommen habe ich mittlerweile richtig die Schnauze voll davon.

    Vor 2 Monaten habe ich es für 2 Wochen geschafft. Habe mich von heute auf Morgen im Fitnessstudio angemeldet und hatte so positive Gefühle in mir, dass ich das auf gar keinen Fall kaputt machen wollte durch Alkohol. Habe abends eine wahnsinnige Unruhe, Langeweile? Ich weiß eigentlich gar nicht was das ist, in mir, ich werde quasi in Richtung Kneipe gezogen. Aber in den 2 Wochen konnte ich das irgendwie überstehen. Bis ich mir eine Flasche Wein gekauft habe, weil ich dachte, dass das ja nicht schaden kann...

    Und prompt ist alles wieder beim alten.

    Was macht man da?

  • Hi Jenny

    Ich fasse mich kurz...

    Das gute Gefühl, was du während den 2 Wochen hattest, sollte dir den Antrieb geben dran zu bleiben, resp.weg vom Alkohol.
    Sport setzt Glückshormone frei, und wenn du dran bleibst, kommst du weg von dem Hochprozentigen.

    Alles Gute
    Emilie

  • Hi Jenny,

    ich bin auch gerade dabei.... und werde es auch mit Sport versuchen! Ich habe sooooo viel zugenommen das letzte Jahr..... das ist für mich auch der Antrieb das Trinkverhalten doch etwas zu überdenken. Ich bin richtig aufgedunsen, habe oft Magenprobleme... das kann doch nicht die Zukunft sein... nicht für unsere Gesundheit!

    Ich drücke Dir die Daumen! Und ich glaube Sport ist eine gute Ablenkung und setzt viele Glückshormone frei... was Alkohol nach so langer Zeit kaum noch macht....

    Jolie

  • Guten Morgen Jenny,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum. Schön das Du Dich hier öffnest, schön, dass Du etwas gegen Deinen Alkoholkonsum unternehmen möchtest.

    Ich stell mich mal kurz vor: Ich bin 50 Jahre alt, männlich, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol

    Ich habe einiges an Gedanken zu Deinem Post. Vielleicht mache ich es jetzt mal so, dass ich Dich zitiere und dann dazu direkt meine Meinung schildere. Fangen wir mal an:

    Zitat

    Das Gesüffel liegt in meiner Familie.


    Wie so oft. Auch bei meinem Vater gehörte und gehört das tägliche Bier zum ganz normalen Tagesablauf. Ich habe in meiner Kindheit auch viel Zeit bei meinem Opa verbracht, ihn würde ich mit meinem Wissen von heute auf jeden Fall als Alkoholiker bezeichnen. Bei meinem Vater bin ich mir trotz aller eigener Erfahrung nicht sicher. Er trank immer, mal richtig grenzwertig viel, mal weniger aber immer kontinuierlich. Abgestürzt jedoch ist er nie. Als Kind nimmt das wahr und empfindet es als normal.

    Zitat

    meine ehemaligen Bekannten fanden es "cool", dass ich so viel vertrage.


    So ist es leider in unserer Gesellschaft. Alkohol zu trinken ist normal, keinen zu trinken ist befremdlich. Je nachdem in welchem Umfeld man sich befindet, teilweise auch in welchem Alter man ist, kann es sehr "cool" sein viel zu vertragen. Aber, so meine Erfahrung: Es ist nur so lange cool und toll, solange es nicht kippt. Denn wenn man es dann mal nicht mehr im Griff hat und wenn es sich dann mal herum gesprochen hat, dass man regelmäßig abstürzt und das Zeug braucht um überhaupt funktionieren zu können, dann kippt die Stimmung.

    Dann fangen die Leute an zu reden. Meist wird dann über einen geredet, selten mit einen. Und der Betroffene selbst, so cool die Zeit vorher ja gewesen sein mag, der steht dann da und hat die Sucht an der Backe. Und damit ist er dann erst mal allein, denn die "gehört" ihm ganz persönlich. Und nur er oder sie kann diese dann überwinden, was, wie Du hier zahlreich nachlesen kannst, alles andere als einfach ist. An diesem Punkt stehst Du jetzt.

    Zitat

    Jetzt bin ich 31 und habe das alles immer noch nicht im Griff...


    Grundsätzlich ist das keine Frage des Alters. Mit 31 bist Du sogar noch sehr jung und ich kann Dir nur dazu gratulieren, dass Du Dir jetzt ernsthaft Gedanken über Dein Trinkverhalten machst und etwas verändern möchtest. Meiner Erfahrung nach beginnt das Erwachen bei vielen so um die 40. Da hat man die Hälfte seines Lebens rum und kommt ins Grübeln, ob man den Rest auch noch versaufen möchte. Ok, das ist jetzt ein wenig salopp formuliert aber es ist leider ein Merkmal der Sucht, dass sie den Süchtigen oft sehr lange vor sich her treibt, bis dieser mal zur Erkenntnis kommt, dass er etwas ändern möchte. Viele müssen die Aus- oder Nebenwirkungen der Sucht erst mal richtig negativ spüren, bevor sie zugeben können, dass da ein großes Problem vorhanden ist. Und das dauert oft viele viele Jahre. Und da es selbst nach dieser Erkenntnis nicht so einfach ist, zieht sich das oft sehr lange hin. Ganz viele, die Mehrheit, schafft den Ausstieg ja gar nicht bzw. versucht es erst gar nicht. Somit kann ich nur nochmal sagen: Super, dass Du es angehen möchtest.

    Zitat

    Habs jetzt so oft versucht, weil ich das gekater einfach nicht mehr möchte, und lande doch immer wieder in einer Kneipe. Wäre ja kein Problem, wenn man nach 2,3 Bier heim geht. Aber das funktioniert einfach nicht. Mit dem ersten Schluck kippt bei mir der Hebel um und der Abend endet wie immer, total voll. Ich kann an einem Abend locker 10, 11 Vodka Bull wegtrinken, in meiner "besten" Zeit war eine Flasche Vodka und eine halbe Flasche Sekt normal.


    Das deutet für mich darauf hin, dass Du Alkoholikerin bist. Das sind klare Merkmale einer Sucht. Wenn dem so sein sollte, dann solltest Du Dir darüber im Klaren sein, dass es nur den Weg der absoluten Abstinenz für Dich gibt, wenn Du wirklich dauerhaft von dem Zeug wegkommen möchtest. Wobei ich gleich dazu sagen möchte, dass das nicht Schreckliches oder Grauenvolles ist. Im Gegenteil. Aber das kannst Du Dir vielleicht im Moment nicht so vorstellen. Hier meine Frage: siehst Du Dich selbst als Alkoholikerin? Kannst Du Dir vorstellen dauerhaft ohne Alkohol zu leben?

    Zitat

    Mit ist das mittlerweile einfach nur noch peinlich, dass ich jedes mal groß ankündige dass man heute WIRKLICH nach 2 Getränken geht und ich dann wieder richtig pampig werde, weil ich es schon wieder nicht lassen kann


    Siehe oben, das spricht für Kontrollverlust = ein Merkmal für eine Suchterkrankung

    Zitat

    Vor 2 Monaten habe ich es für 2 Wochen geschafft. Habe mich von heute auf Morgen im Fitnessstudio angemeldet und hatte so positive Gefühle in mir, dass ich das auf gar keinen Fall kaputt machen wollte durch Alkohol. Habe abends eine wahnsinnige Unruhe, Langeweile? Ich weiß eigentlich gar nicht was das ist, in mir, ich werde quasi in Richtung Kneipe gezogen. Aber in den 2 Wochen konnte ich das irgendwie überstehen.


    Hier hast Du sozusagen eine Trinkpause eingelegt. Wahrscheinlich dachtest Du, vielleicht ausgelöst durch irgend ein besonders peinliches oder schlimmes Erlebnis, dass es so jetzt nicht weiter gehen kann und Du jetzt mal was unternimmst. Daraus folgte diese Pause mit all den Eindrücken und Gefühlen die Du ja teilweise geschildert hast. Die Sucht war aber stärker und hat Dir vorgegauckelt, dass Du wieder trinken kannst / darfst / musst oder was auch immer sie in Deinem Hirn für Gründe gefunden hat. Ich hab das x-mal durchgemacht. Bei mir war es oft so, dass mein Suchthirn nach ein paar Wochen "gesagt" hat, dass ich ja jetzt schon sooooo lange nichts mehr getrunken habe und dass das je wohl ein Beweis dafür ist, dass ich gar kein Problem habe. Oft sagte es auch: eins kannst ja jetzt mal trinken, hast so lange nichts getrunken, musst ja nicht wieder so viel trinken wie vorher, aber eins geht doch....

    Geht nicht, ging nie oder wenn dann nur eine ganz kurze Zeit. Das waren dann die Versuche wieder die Kontrolle zu gewinnen, die man aber nicht mehr dauerhaft gewinnen kann, wenn man bereits süchtig ist. Denn wenn das so einfach wäre, wenn es z. B. einfach nur eine Sache des Willens wäre, dann dann hätten wir nicht diese Unmengen an Alkoholikern in diesem Lande. Und auch die anderen Suchterkrankungen gäbe es nicht in dieser Form.

    Zitat

    Und prompt ist alles wieder beim alten.


    Eine ganz wichtige Erfahrung für Dich. Vielleicht die wichtigste, wenn es Dir ernsthaft darum geht von dem Zeug weg zu kommen. D. h. nichts anderes, als das es immer wieder so passiern wird. Außer Du trinkst überhaupt nicht mehr.

    Zitat

    Was macht man da?


    Da bin ich jetzt mal ganz pragmatisch:
    1. Zum Arzt gehen, offen die Karten auf den Tisch legen und weiteres Vorgehen besprechen. Vor allem auch über den Ablauf der körperlichen Entgiftung sprechen. Ein kalter Entzug, wie Du ihn (ich übrigens auch) bei Deiner Trinkpause gemacht hast, kann so richtig in die Hose gehen. Schlimmstenfalls kann dieser sogar tödlich enden.
    2. Zur Suchtberatung gehen, schildern wie die Lage ist, ein weiteres mögliches Vorgehen besprechen
    3. Über flankierende Hilfsmaßnahmen nachdenken,welche z. B. der Besuch einer SHG sein könnte. Einfach mal schauen was es an SHG in Deiner Nähe gibt und hingehen. Kann ein Schlüssel zum Erfolg sein
    4. Je nachdem was Du an Input von den o.g. Maßnahmen bekommst, über weitere Schritte nachdenken. Ich z. B. habe mich zeitnah bei allen wichtigen Menschen geoutet (Familie, Freunde etc.) und mir damit gleich mal ein Hintertürchen verschlossen.

    Das wäre jetzt mal eine pragmatische Variante was Du erst mal tun könntest. Es könnte sein, dass Du mit Arzt und Suchtberatung zum Schluss kommst, dass Du eine ambulante oder stationäre Therapie machst und so einen relativ klassischen Weg gehst, der vielen geholfen hat. Es kann aber auch sein, dass für Dich ein anderer Weg funktioniert. Ich z. B. habe keine Therapie im klassischen Sinn gemacht, hatte jedoch einen Psychologen an der Seite und in den ersten Monaten auch eine SHG. Später dann einen Mönch (lange Geschichte) und auch einen sehr guten Freund, welche mir aus der Sucht heraus halfen. Es ist oft sehr individuell.

    Was ich Dir aus meiner Erfahrung noch sagen möchte: Es reicht nicht, einfach nur nichts mehr zu trinken. M. E. ist der Schlüssel zu einem dauerhaften und vor allem auch zufriedenen Leben ohne Alkohol immer mit einer Aufarbeitung der eigenen Suchtgeschichte verbunden. Ich weiß, dass es hierzu auch andere Meinungen gibt. Meine ist, dass es sehr wichtig ist, zu wissen, wieso man auf den Alkohol zurück gegriffen hat, welchen "Mangel" er sozusagen behoben hat. Durch seine Wirkung. Wenn man das weiß, dann kann man daran arbeiten, diesen "Mangel", auch ohne Alkohol zu beseitigen.

    Beispiel: Wenn Du weißt, dass Du getrunken hast um Probleme zu verdrängen, zu vergessen, etc., dann kannst Du Möglichkeiten finden, wie Du künftig Deine Probleme angehst, ohne die verdrängen, ignorieren oder schön saufen zu wollen. Und wie Du das dann genau machen kannst, dass kannst Du z. B. mit Hilfe eines Psychologen erarbeiten, oder auch selbst, je nachdem wie das individuell eben aussieht.

    Jetzt habe ich viel geschrieben. Hatte viele Gedanken im Kopf, habe auch noch viele im Kopf, will Dich aber nicht gleich überfallen. Komm erst mal in Ruhe hier an und wenn Du Fragen hast, dann stell sie einfach. Du wirst hier sicher Antworten erhalten und unterhschiedlche Sichtweisen kennen lernen. Davon kannst Du nur profitieren.

    LG
    gerchla

  • Hallo, Jenny!

    Auch von mir ein HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:
    Und Glückwunsch zu Deinem Entschluß, etwas gegen die Sucht zu unternehmen.

    Kurz zu mir: Ich bin m, 56, Alkoholiker - und nun schon (nach mehreren Anläufen) einige Jahre trocken.
    Ich möchte Dich nicht mit einem langen Text "erschlagen" - und zum Glück brauche ich dies auch nicht, den Gerchla hat schon alles geschrieben. Wichtig ist m.E. besonders der letzte Teil ab dem Zitat "Was macht man da?" (Guckst Du auch HIER).

    Lies Dich hier in Ruhe ein - und wenn Du Fragen hast, dann stell sie. Es gibt (fast) nichts, was uns hier fremd ist.

    Ich wünsche Dir erstmal viel Kraft!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Jenny,
    Ich war 13 Jahre trocken, bis zu meinem 50. Geburtstag, der ist jetzt 3,5 Jahre her.....
    Ich hab es damals alleine geschaft, und ich erinnere mich, das Sport einen riesen Anteil daran hatte.
    Das erste was ich damals nach der Arbeit gemacht habe, umziehen und laufen gehen. Also, ganz guter Ansatz!
    Ich habe gestern nicht getrunken. Hab fast durchgeschlafen, musste heute Nacht nicht 1 Liter Sprudel trinken und der Morgen ist ein ganz anderer ohne Kater.
    Obwohl über meine 2 echten Kater freue ich mich jeden Morgen, die süßen

  • Hallo Jenny,

    lass auch mich dich hier herzlich begrüßen!

    Ich bin weiblich, bald 27 Jahre alt und heute ist mein 105. nüchterner Tag (also etwas über 3 Monate).


    Früher fand ich das nie schlimm, wieso auch? Für meine Familie war das früher nicht schlimm, dass ich mich daheim regelmäßig übergeben habe, meine ehemaligen Bekannten fanden es "cool", dass ich so viel vertrage. Auch als immer öfter Sätze fielen wie "du solltest das saufen sein lassen", hat man danach eben noch ein Glas getrunken.

    Ich bin früher regelmäßig noch betrunken von der Nacht arbeiten gegangen, hab mich, im Nachhinein betrachtet, ständig wahnsinnig blamiert und wer weiß wie viel Geld für das Ganze gesaufe ausgegeben...ich habe lange so irgendwie zwischen betrunken und verkatert sein gelebt.

    Jetzt bin ich 31 und habe das alles immer noch nicht im Griff...

    Wenn ich so deine Sätze lese, kommt mir vieles bekannt vor. In meiner Familie sind viele Alkoholiker/innen und ich schätze so mit 14 fing ich regelmäßig an zu trinken, um meinen Problemen aus dem Weg zu gehen. So nach und nach rutschte ich in die Abhängigkeit ohne es zu merken. Und so trank ich zu (fast) jeder Gelegenheit, weil ich alles besser ertragen konnte und ich mir einbildete, der Alltag wäre dadurch doch viel schöner so locker flockig. Ich bildete mir auch ein, dass es mein Selbstbewusstsein stärkte.
    In meiner schlimmsten Phase ging ich auch stark alkoholisiert zur Arbeit, meldete mich sehr selten krank. Alle stempelten es nur als "Partyphase" ab, hauptsache ich kam arbeiten.


    Habs jetzt so oft versucht, weil ich das gekater einfach nicht mehr möchte, und lande doch immer wieder in einer Kneipe. Wäre ja kein Problem, wenn man nach 2,3 Bier heim geht. Aber das funktioniert einfach nicht. Mit dem ersten Schluck kippt bei mir der Hebel um und der Abend endet wie immer, total voll. Ich kann an einem Abend locker 10, 11 Vodka Bull wegtrinken, in meiner "besten" Zeit war eine Flasche Vodka und eine halbe Flasche Sekt normal.

    Mit ist das mittlerweile einfach nur noch peinlich, dass ich jedes mal groß ankündige dass man heute WIRKLICH nach 2 Getränken geht und ich dann wieder richtig pampig werde, weil ich es schon wieder nicht lassen kann. Genau genommen habe ich mittlerweile richtig die Schnauze voll davon.

    Vor 2 Monaten habe ich es für 2 Wochen geschafft. Habe mich von heute auf Morgen im Fitnessstudio angemeldet und hatte so positive Gefühle in mir, dass ich das auf gar keinen Fall kaputt machen wollte durch Alkohol. Habe abends eine wahnsinnige Unruhe, Langeweile? Ich weiß eigentlich gar nicht was das ist, in mir, ich werde quasi in Richtung Kneipe gezogen. Aber in den 2 Wochen konnte ich das irgendwie überstehen. Bis ich mir eine Flasche Wein gekauft habe, weil ich dachte, dass das ja nicht schaden kann...

    Und prompt ist alles wieder beim alten.

    Was macht man da?

    Als ich letztes Jahr nach mehreren Abstürzen irgendwie versuchte, "kontrolliert zu trinken", scheiterte es JEDES Mal. Es blieb auch nie bei nur 2-3 Getränken, niemals. Ich hatte kein Stop-Signal in meinem Kopf. Umso peinlicher wurde es, wie du es beschrieben hast, wenn man das nicht schafft was man sich vorgenommen hat. Eben weil man keine Kontrolle hat und man weitertrinken MUSS. Das ist halt die Sucht.
    Meine verkaterten Tage wurden immer schlimmer, der Selbsthass und der Scham immer heftiger. Mein Körper vertrug auch immer weniger, weil er sich dagegen wehrte.
    Meine längste Abstinenz war vor Ostern zur Fastenzeit. 40 Tage schaffte ich, am 40. Tag habe ich darauf angestoßen und habe alle Tage wieder nachgeholt. An Vatertag ging ich mit meinen Freunden los und übertrieb mal wieder. Sollte es so weiter gehen? ich musste doch langsam erwachsen werden?!

    Am nächsten Tag habe ich aus tiefstem Herzen beschlossen, mir Hilfe zu holen. Ich meldete mich hier an und und kontaktierte eine Suchtberatung für Frauen. Diesen Schritt würde ich dir auch empfehlen, weil man da unterstützend in dieses "nüchterne Leben" begleitet wird, das man noch nicht so kennt. Sich Pläne macht, wie man sich beschäftigt (Fitnesstudio ist ne super Idee!) Problemlösestrategien, Rückfallprävention, usw.
    Wenn du dich bereit fühlst, such dir eine Selbsthilfegruppe. Es tut unwahrscheinlich gut sich mit den Menschen zu unterhalten, die wissen wovon du sprichst und wo du alles rauslassen kannst. Aber alles Schritt für Schritt...

    Falls du dich austauschen möchtest bin ich für dich da.

    Liebe Grüße,
    Die kleine Himbeere

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