Zwischen Hoffen und Bangen

  • Hallo liebes Forum,

    ich bin neu hier. Ich bin Kind von 2 alkoholkranken Eltern. Meine Mutter ist jetzt seit 16 Jahren trocken. Zum Vater gibt es keinen Kontakt mehr seit über 20 Jahren. Ich selbst bin 34 und trinke gar nichts.
    Mein Problem ist mein Exfreund. Wir waren 9 Jahre zusammen bis ich mich endlich getrennt hatte. Das Wort Co-Abhängigkeit hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gehört. Alkohol spielte schon immer eine Rolle bei ihm. Er ist am Wochenende immer feirn gegangen und dabei regelmäßig abgestürzt. Er hat nie zuhause getrunken. Lange Zeiten, Wochen, Monate, hat er gar nichts getrunken bis er wieder feiern war. Dann ist er auf dem Kinderspielplatz aufgewacht, in einem Hotel abgegeben worden von Arbeitskollegen. Es gab immer wieder Streit zwischen uns nach diesen Exzessen, aber ich habe es nicht geschafft mich zu trennen. Er hat auch immer wieder gesagt, wenn ich nicht solchen Druck auf ihn ausüben würde, dann müsste er nicht so stark trinken. Das tut sehr weh.
    Weil er nicht der Pegeltrinker war, frage ich mich auch heute noch, ob er alkoholabhängig ist oder ich übertreibe, auf Grund meiner Kindheit.
    Ich liebe diesen Mann immer noch, obwohl er mittlerweile eine andere Frau hat, in der wie er sagt, nicht verliebt ist. Er sagt, er hätte noch nie solche Verbundenheit zu jemanden empfunden, wie zu mir. Mir geht es gleich. Ich habe nun endlich den Weg zum Therapeuten geschafft und dort alles gesagt. Nach diesem Termin habe ich ihm alles als Email geschrieben und warte seit mittlerweile 3 Tagen auf eine Antwort, die wahrscheinlich nie kommen wird. Wie schon in der Beziehung pendel ich zwischen Hass, Verzweiflung und Liebe hin und her.

    Ich habe mich hier angemeldet, um zu erfahren, ob es anderen auch so ergeht oder ergangen ist. Ich fühle mich sehr allein ohne ihn und habe das Gefühl, ich bin zurückgelassen worden mit diesen schrecklichen Exzessen, während er jetzt fröhlich und problemfrei sein Leben genießt mit jemand anderen.

    Danke.

  • Guten Abend wlhlmn13,

    dass es bei Dir in der Liebe nicht klappt, tut mir sehr leid.
    Ich muss aber, auch weil ähnliche Problemschilderungen und Hilfeersuchen hier im Forum in letzter Zeit zuzunehmen scheinen, deutlich dazu schreiben: Mit Co-Abhängigkeit hat das überhaupt nichts zu tun.

    Ich empfehle den Betroffenen, die sich mit den Gedanken herumschlagen, ob sie aufgrund der Alkoholexzesse ihrer Partner eventuell ein Co-Abhängigkeit zutage legen, sich eingehender mit diesem Krankheitsbild auseinanderzusetzen, und sich zum Beispiel hier im Forum dazu einzulesen.

    Wenn deine Partnerschaft – aus welchen Gründen auch immer – in einer Trennung geendet hat, und Du jetzt nicht damit klar kommst, dass er sein Leben eben so weiterlebt, wie er es für sich für richtig hält, dann ist das enttäuschte Liebe.
    Ich persönlich glaube, dass Du dann in einem Forum für Beziehungsprobleme/Geschädigte weit aus besser aufgehoben wärst.
    Nix für ungut – ist nur meine bescheidene Meinung!

  • Vielleicht geht es ja doch auch darum, sich noch einmal Klarheit zu verschaffen darüber, wie und mit wem man sein Leben leben will.

    Das du vorbelastet bist und keinen alkoholmissbrauchenden Partner akzeptierst ist dein gutes Recht, sehr vernünftig, gesund und absolut richtig.

    Wenn dein Partner dann entscheidet, dass ihm seine Alkoholexesse so wichtig sind, dass er lieber damit und ohne dich weiter leben möchte, ist das traurig, unvernünftig, ungesund, aber seine Entscheidung.

    Du hättest dir gewünscht, dass er sich ändert, aber das kannst du nicht erzwingen.

    Du kannst nur entscheiden ob du damit leben willst oder nicht. Du hast dich entschieden. Jetzt guck nach vorne und geh deinen Weg weiter geradeaus.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo, ich kenne das Problem leider auch. Mein Vater ist alkoholiker und wir haben ihn schon 5 mal in die Klinik gebracht, immer sind wir es schuld gewesen, sagt er. Sich selbst ein zu gestehen, dass er krank ist schafft er nicht. Zum Schluss ist er immer wieder zusammen gebrochen hat sich eingeschissen und alles was dazu gehört. Jetzt nach seinem letzten Entzug erschien erst alles ganz gut, doch dann wieder alles von vorne, auch die Tatsache das er Opa geworden ist, hilft ihm nicht die Kraft auf zu bringen nach 8 Jahren, haben wir jetzt gesagt wir möchten keinen Kontakt mehr haben.
    Ich weiß es ist eine gute Entscheidung aber es tut weh

  • Ich weiß es ist eine gute Entscheidung aber es tut weh

    Als trockener Alkoholiker, der auch in der Suchtselbsthilfe ein wenig unterwegs ist, weiß ich aus etlichen Gesprächen mit anderen Betroffenen, dass solche Beziehungsabbrüche durchaus für die Betroffenen ein Grund sein KÖNNEN, etwas in ihrem Leben radikal zu ändern.
    In meiner SHG ist ein Gruppenfreund, den haben die "Lamentos" seiner Tochter durchaus erreicht und auch berührt - aber die Sucht war stärker und seine Versuche auszubrechen auch eher halbherzig. Von außen betrachtet hätte man meinen können, es wäre ihm egal. Aber als sie den Kontakt abbrach - und das auch durchzog! - bäumte sich in ihm alles auf und er suchte sich tatsächlich Hilfe und hat es bis heute geschafft, fast 2 Jahre trocken zu sein. Mittlerweile gibt es wieder erste Annäherungen ...

    Aber leider kenne ich auch viele andere Schicksale, wo der Beziehungsabbruch das Beste war, was die Angehörigen tun konnten. Das Leben ist eben kein Pony-Hof und nicht auf Happy-Ends spezialisiert ...

    Herzlich Willkommen hier im Forum :welcome:

    Leider war/ist wlhlmn13 eine "Eintagsfliege" und nach dem Post nicht mehr hier gewesen. Aber das Thema an sich ist und bleibt ja leider aktuell ;(

    Vielleicht magst Du ja einen eigenen Thread eröffnen und Dich vorstellen?

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

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