Ich glaube mein Mann ist Alkoholabhänig

  • Hallo zusammen, ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus, ich bin 36 Jahre und mein Mann 38, haben zwei super süße Kinder und verheiratet
    Mein Mann ist LKW-Fahrer und ziemlich viel auf Arbeit

    Wenn er abends heim kommt ist als erstes der Griff zur Bierflasche. In Summe kommt er täglich auch ca. 6 Flaschen Bier...am Wochenende noch viel viel mehr...also er ist fast jedes WE betrunken. Er ist zwar nicht handgreiflich oder dgl. aber man merkts ihm halt an, dass er betrunken ist.

    Mir graut immer schon vor Sa und So da ich jetzt schon wieder weiß dass er angeheitert bzw. angetrunken ist.

    Ich liebe ihn wirklich sehr, doch immer wenn ich es anspreche, verharmlost er es.

    Auch sein Stiefvater hat/hatte ein ausgesprochenes Alkoholproblem, also hat er es sozusagen "vorgelebt" bekommen, was natürlich keine Ausrede darstellen soll....

    Danke schon mal...

  • Hallo Astrid_prie, willkommen wikende091

    was wünscht du dir von den Forenteilnehmern? Eine Einschätzung?

    nur kurz von mir:

    Zitat


    Wenn er abends heim kommt ist als erstes der Griff zur Bierflasche. In Summe kommt er täglich auch ca. 6 Flaschen Bier...am Wochenende noch viel viel mehr...also er ist fast jedes WE betrunken.


    3 Liter Bier am Tag bzw. am Wochenende mehr, ist definitiv kein Genuss mehr!
    Und es klingt auch nicht so, als könnte er noch wirklich ohne, oder?

    Zitat

    Mir graut immer schon vor Sa und So da ich jetzt schon wieder weiß dass er angeheitert bzw. angetrunken ist.


    Du solltest in einer Beziehung nicht schon Angst haben müssen vor dem Wochenende! Das deutet ja auch daraufhin, dass er sich nicht gerade "normal" verhält, wenn er betrunken ist.
    Ist er denn irgendwann mal für euch da? Nach der Arbeit betrunken, am Wochenende betrunken? nixweiss0

    Ganz viel Kraft und viele Grüße!

  • Hallo Zeka,

    danke für deine Nachricht :)

    also unter der Woche hält es sich ja in Grenzen (gott sei dank) da er LKW Fahrer ist kann er sich nicht wirklich was leisten, angetrunken zu fahren... aber am WE halt... ich glaube auch, es ist halt auch aus langweile...aber trotzdem...

    ja Zeit...das ist das nächste...da er wirklich oft eine 50/60h Woche hat, versteh ich auch dass er mal ne Auszeit braucht, aber hauptsächlich bin ich halt dann für die Kids da bzw. unternehm was mit ihnen, das ist mir mehr oder weniger eh egal, so 1x im Monat machen wir auch was gemeinsam, aber gut, das find ich jetzt nicht sooo schlimm, bei uns Kids wars eigentlich auch immer So, Papa war viel arbeit, Mama für die Kids da

  • Hallo, Astrid, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 56, Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken und auch in der Suchtselbsthilfe ein wenig aktiv.

    Nur mal zum Thema der täglichen Alkoholmenge, die Dein Mann konsumiert - es ist ja "nur" Bier:

    Und Zeka schrieb ja schon, dass Eure "Beziehung" ja wohl auch ein wenig klemmt und er nur noch für seine Sucht lebt.


    Wenn er abends heim kommt ist als erstes der Griff zur Bierflasche.

    ...also er ist fast jedes WE betrunken.

    Mir graut immer schon vor Sa und So ...

    Ich liebe ihn wirklich sehr, doch...

    Auch sein Stiefvater hat/hatte ein ausgesprochenes Alkoholproblem ...

    Dass er das Thema seines Alkoholkonsums am liebsten umgeht und verharmlost, ist übrigens für einen Alkoholiker vollkommen normal.
    Vermutlich wird er selbst in sich drin schon wissen, dass er ein Problem hat, aber nach außen wird er dies IMMER abstreiten, verharmlosen - und nötigenfalls auch zum Gegenangriff übergehen: "DU bist doch schuld, dass ich trinken MUSS, um mich zu beruhigen/wieder herunterzukommen ...! DU/Andere trinken doch auch - warum hackst Du dann auf mir herum?!" und/oder ähnliches (Kommt es Dir bekannt vor??).

    Du kannst ihn nicht ändern - aber ihm Grenzen setzen (die Du auch einhältst bzw. die in Aussicht gestellten Konsequenzen auch durchziehst).
    Und vor allem: für DICH und die Kinder sorgen, für EUER Wohlergehen.

    Abgesehen davon habe ich als selbst Betroffener und auf Grund meiner Berufserfahrung als C:-) so meine Bedenken über die Beziehung "Alkohol & Berufskraftfahrer" ...

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir erst mal viel Kraft und hier einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Danke Greenfox für deine Ansichten bzw. großes Lob, dass du so ehrlich und offen mit deiner Sucht umgehst :)

    ich glaube schon, dass er es tief in seinem inneren weiß, dass es falsch ist, bzw. das er da alleine nicht rauskommt.

    Gegenangriff kommt eigentlich nicht, er siehts ja dann auch ein, wenn ich ihm wieder mal Predige, wieviel er doch eigentlich trinkt...dann gehts ein paar Tage wieder gut...dann gehts wieder los....

    Ja mit der Kraft gehts eigentlich (noch) ganz gut, weil ich wirklich eine starke Persönlichkeit habe, aber ich muss es wirklich durchziehen, ihm immer und immer wieder sagen, dass es sch... ist und es so nicht sein kann...auch wenn es dann zum Streit kommt.

    Ich hab ja auch einfach Angst um seine Gesundheit, wenn er so weitermacht, wird er wahrscheinlich nicht sehr alt werden :-[

  • Liebe Astrid,

    eine schwierige Situation, in der Du da steckst.

    Mein Vater hat sehr viel gearbeitet und auch meistens in der Freizeit getrunken, und meine Mutter hat sich auch daran gestört.

    Solche Situationen, wie Du das in diesem Zitat beschreibst, gab es bei meinen Eltern auch

    Gegenangriff kommt eigentlich nicht, er siehts ja dann auch ein, wenn ich ihm wieder mal Predige, wieviel er doch eigentlich trinkt...dann gehts ein paar Tage wieder gut...dann gehts wieder los....

    Ja mit der Kraft gehts eigentlich (noch) ganz gut, weil ich wirklich eine starke Persönlichkeit habe, aber ich muss es wirklich durchziehen, ihm immer und immer wieder sagen, dass es sch... ist und es so nicht sein kann...auch wenn es dann zum Streit kommt.

    Ich hab ja auch einfach Angst um seine Gesundheit, wenn er so weitermacht, wird er wahrscheinlich nicht sehr alt werden :-[

    als ich etwa 15 und meine Mutter ein paar Tage bei ihrer Familie war, erzählte mir mein Vater einmal , wie das aus seiner Sicht aussieht:
    "eine Menge Arbeit, das Haus muss bezahlt werden, und zu Hause sitzt mir Deine Mutter im Nacken, will mich kontrolieren und meckert herum. Das kann man doch nur im Suff ertragen."

    Merkst Du was? Für Deinen Mann sieht das möglicherweise ganz anders aus als für Dich. Das ist in Beziehungen oft so, deswegen hilft eigentlich nur reden, aber da gehören ja auch zwei dazu. Er gibt Dir vielleicht ab und zu nach, weil er seine Ruhe haben will, aber für ihn selbst sieht es womöglich längst danach aus, als ob er auch wegen Dir trinkt. Genau wegen den Predigten...das ist Stress für ihn.

    Wirklich weniger trinken könnte er wegen diesen Vorhaltungen auf Dauer sowieso wohl nur, wenn er noch nicht abhängig wäre. Es gibt so Vieltrinker, die gerne trinken, aber es nicht brauchen, die können weniger trinken, wenn sie wollen oder müssen. Ob Dein Mann dazugehört, weiß nur er selbst.
    Wenn er abhängig ist, braucht er den Alkohol ja. Dann muss er das, was er wegen Dir irgendwo weg läßt, wahrscheinlich woanders nachholen. Wie Du hier bei den Angehörigen und auch bei den Alkoholikern oft lesen kannst, trinkt er dann halt irgendwann heimlich, wenn Du ihm zu sehr im Nacken sitzt. Das könnte auf jeden Fall passieren.

    Wenn Du hier die Beiträge bei den Alkoholikern mal durchliest, dann dauert es bei den meisten wohl selbst sehr lange, bis sie sich sicher sind, dass sie Alkoholiker sind. Und diejenigen, die es dann irgendwann einmal schaffen, damit aufzuhören, müssen sich wohl selbst sehr viel darum kümmern. Es wäre keine Sucht, wenn es so einfach wäre, damit aufzuhören, deswegen steht wohl auch überall, dass der Betroffene selbst aufhören wollen muss.

    Ich weiß nicht, was ich Dir raten könnte. Vielleicht wäre es am Besten, Du liest Dir hier Geschichten von anderen Angehörigen durch, damit Du überhaupt mal eine Vorstellung davon bekommst, was alles auf Dich zukommen kann.

    Gruß Susanne

  • Guten Morgen Astrid,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum. Ich bin leider gerade unterwegs und habe nicht so viel Zeit zum Schreiben. Wollte Dir aber trotzdem mal ein paar Gedanken von mir da lassen.

    Ich bin selbst Alkoholiker, 50 Jahre alt, mehrfacher Papa und trinke jetzt schon länger keinen Alkohol mehr.

    Du steckst gerade in einer Zwickmühle, so lese ich das jedenfalls. Einerseits ist es so, dass Dein Mann zu viel trinkt, möglicherweise auch bereits abhängig ist und er trotz Deines offenen Ansnprechens des Problems nicht bereit oder in der Lage ist etwas zu ändern. Was dazu führt, dass Du mehr und mehr Aufgaben übernimmst, er kaum Zeit hat bzw. sich in seiner wenigen freien Zeit via Alkohol weg beamt. Und Du fühlst Dich damit zunehmend unwohl, machst Dir Sorgen um seine Gesundheit und hast quasi fast Angst vor dem Wochenende, weil er dort immer mehr trinkt als üblich.

    Anderseits (das ist einfach und schnell abgehandelt) liebst Du ihn nach wie vor! Was so einfach und banal klingt, zeigt genau die Zwickmühle in der Du gerade steckst. In der übrigens lange Zeit oft sehr viele Partner von (uneinsichtigen9 Alkoholikern stecken.

    Guter Rat ist also teuer. Ich versuche es trotzdem mal. Erst mal finde ich es sehr gut, dass Du ihn ansprichtst bzw. angesprochen hast. Allerdings macht es aus meiner Sicht keinen Sinn das quasi in Dauerschleife und ständig zu tun. Das kann dann auch schnell ins Gegenteil umschlagen und er ist nur noch genervt und will einfach seine Ruhe habe und trinken. Mich würde interessieren, wie er da dann genau reagiert. Wie argumentiert er denn? Zeigt er eine Einsicht, sieht er ein Problem oder weißt er alles von sich? Diesbezüglich möchte ich Dich unbedingt auf das CRAFT-Programm hinweisen. Bitte google das doch einfach mal, Du erhälst dann detaillierte Informationen.

    Hier mal eine ganz kurze Beschreibung dieses Programms:
    Der CRAFT-Ansatz (Community Reinforcement and Family Training) wurde in den USA
    entwickelt und erfolgreich erprobt.
    Das Programm wurde für Angehörige entwickelt, die ein alkohol- oder drogenabhängiges Mitglied
    der Familie zur Aufnahme einer Behandlung bewegen wollen.
    CRAFT unterscheidet sich von anderen Programmen insofern, als es nicht ausschließlich mit
    Distanzierung oder Konfrontation arbeitet, sondern versucht, durch eine aktive und positive
    Mitarbeit des Angehörigen den Abhängigen in Behandlung zu bringen.
    Angehörige werden als ideale Partner im Prozess einer Behandlungsaufnahme betrachtet

    Das habe ich jetzt aus einem Papier, welches der Kreuzbund heraus gegeben hat. Wenn Du möchtest, wirst Du einiges an Informationen dazu finden. Vielleicht wäre das ein Weg für Dich / Euch.

    Ich halte soetwas für sinnvoll oder wenigstens als "prüfungswürdig", immer dann, wenn nicht bereits zu viel Porzelan zerschlagen wurde. Wenn sich der Partner eines Alkohlikers bereits darüber im klaren ist, dass er eigentlich nur noch weg möchte, dass er seinen Partner nicht mehr liebt und auch gar keine Perspektive mehr für eine gemeinsame Zukunft sieht, dann braucht man sich m. E. gar nicht mit diesem Programm beschäftigen.

    In Deinem Fall jedoch scheint es ja so, dass Dein Mann noch nicht so viel "kaputt" gemacht hat. Du liebst ihn ja nach Deinen eigenen Angaben auch noch und würdest dann wohl auch sicher gerne Deine / Eure Zukunft weiter zusammen gestalten. Nur er, er hängt eben in seiner Sucht fest.

    Denk doch mal darüber nach und informiere Dich. Ich kann Dir auch nur raten, einmal zur Suchtberatung zu gehen und Dich auch von dieser Seite beraten zu lassen.

    Weißt Du, leider gibt es kein Patantrezept, wie man einen nassen Alkoholiker wachrütteln kann. I. d. R. ist es leider einfach so, dass sich Angehörige / Partner sehr schwer tun, den Trinkenden zu erreichen. Meist erreichen sie ihn gar nicht. Er selbst entscheidet, ob er trinken will oder nicht. Die Gründe, warum nasse Alkoholiker plötzlich auf die Idee kommen, ihr Leben ändern zu wollen sind vielfältig. Bei manchen sind es einschneidende Erlebnisse, z. B. der Verlust des Führerscheins oder des Jobs, auch der Verlust des Partner (der irgendwann mal doch die Nase voll hatte und gegangen ist) können dazu beitragen, dass ein Umdenken statt findet. Oder auch eine negative Diagnose des Arztes.... Bei manchen macht es aber einfach auch nur "klick" und sie wollen nicht mehr. So war es bei mir, ich war an meinem persönlichen Tiefpunkt angelangt. Als ich morgens das Haus verließ, hätte ich nicht gedacht, dass die Biere die ich tagsüber getrunken habe die letzten meines Lebens gewesen sind.

    Als ich dann abends heim kam, reichte eine kleine Diskussion mit meiner Frau aus um in mir den qausi spontanen Entschluss fassen, nie mehr zu trinken. Vereinfacht gesagt, wie ich zugeben muss.

    Du siehst also, es ist nicht einfach planbar. Und leider trinkt die überwingende Mehrheit der Alkoholiker einfach weiter, d.h. da gibt's kein "klick" und kein noch so einschneidendes Erlebnis führt dazu, dass der Trinker umdenkt. Oder wenn, dann nur kurz und anschließend gehts weiter.

    Es ist m. E. eminent wichtig, dass Du in dieser ganzen Geschichte auf Dich und Deine Kinder achtest. Und eben lernst, wie Du mit dieser Situation bestmöglch umgehen kannst. Ohne dabei ebenfalls krank zu werden. Stichwort hier: Co-Abhängigkeit!

    Eines noch: Meist oder oft ist es ja so, dass gesagt wird: Lass den Alkoholiker sitzen, soll er sehen wie der zurecht kommt. Nimm die Beine in die Hand und nix wie weg!

    Das mag in einigen, vielleicht auch in vielen Fällen der richtige Weg sein. Auf jeden Fall auch immer dann, wenn Beziehungen bereits irreperabel beschädigt sind, oder aber auch wenn z. B. Gewalt im Spiel ist. Bei Dir jedoch, so meine Diagnose aus der Ferne, könnte es sich noch lohnen zu kämpfen. Nur Du allein kannst das einschätzen.

    Sicher ist wohl, wenn sich bei ihm nichts ändert, wenn er einfach weiterhin trinkt, dann wird es schwer werden für Dich und Deine Kinder. Seine Sucht wird fortschreiten, er wird sich (weiter) verändern und Du wirst aufpassen müssen, nicht mit ihm zusammen unter zu gehen. Deshalb ist es nur richtig, dass Du Dir jetzt darüber Gedanken machst und jetzt Schritte unternimmst. Wie diese dann letztlich genau aussehen, wirst Du wissen, wenn Du Dir genug Input und Infos geholt hast.

    Alles alles Gute wünsche ich Dir und einen guten Austausch hier im Forum!

    LG
    gerchla

  • Es wäre keine Sucht, wenn es so einfach wäre, damit aufzuhören, deswegen steht wohl auch überall, dass der Betroffene selbst aufhören wollen muss.

    Wohl wahr! Zumindest die erste Hälfte. Was das "selbst Wollen" angeht: Solange der Betroffene selbst noch den Hauch einer Chance sieht, mit seiner Sucht zu leben, wird er sich dagegen stemmen, dass man ihm/ihr sein Liebstes, den Alkohol/das Suchtmittel wegnimmt.
    Denn so sieht er es: als Wegnahme, als Verlust. Hinzukommt, dass der Beginn des Suchtausstiegs verdammt hart ist - Entzugserscheinungen, die ständigen geistigen und körperlichen Anreize, doch wieder zu konsumieren, das Verlangen, ja: die Gier nach dem Zeug ...
    Und wenn man den Ausstieg nur auf Anraten und/oder auf "Drohungen" seitens der Angehörigen, des Partners/der Partnerin, des Gerichts beginnt - dann ist das "Umfallen" und resignieren und wieder konsumieren natürlich viiiiel einfacher. Und wenn man es dem Partner zu liebe macht oder um den Job zu behalten ... eine Beziehung kann aus vielerlei Gründen in die Brüche gehen und Firmen gehen auch Pleite oder entlassen Leute, wenn ich nicht mehr trinke. Das wäre ja dann auch ein Anlass, wieder zuzuschlagen - und vermutlich komplett abzustürzen.
    DESWEGEN wird gesagt, dass der Betroffene es selbst wollen muss - für sich selbst.

    Mich kann Niemand zwingen, NICHT zu trinken - nur ich selbst.

    Und hätte ich damals nur für meine Frau aufgehört mit dem Trinken: Ich bin heute geschieden, die Gründe lagen nicht beim Alkohol (JA, es gibt noch mehr Probleme im Leben ;) ). Und doch habe ich nicht wieder angefangen. Abgesehen davon, dass ich das ganze Drama im Suff überhaupt nicht hinbekommen hätte.

    Und so, wie ich auf meine Bedürfnisse als Betroffener achten muss, um nicht wieder in die Sucht zu fallen, genau so müssen auch die Angehörigen auf ihre Bedürfnisse schauen, um nicht unterzugehen.

    Übrigens: auch wenn der Betroffene den Absprung schafft, ist das noch lange keine Garantie dafür, dass "rosige Zeiten" anbrechen. Denn er verändert sich, hat sich verändert. Und damit kommen manche Menschen (egal, ob Betroffene oder Angehörige) nicht immer klar.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Denn so sieht er es: als Wegnahme, als Verlust. Hinzukommt, dass der Beginn des Suchtausstiegs verdammt hart ist - Entzugserscheinungen, die ständigen geistigen und körperlichen Anreize, doch wieder zu konsumieren, das Verlangen, ja: die Gier nach dem Zeug ...

    Ja. und hier im Forum sind ja überhaupt nur Alkoholiker, die immerhin schon mal aus irgendeinem Anlass ins grübeln kamen, sonst hätten sie kaum Infos gesucht.

    Ich kannte in meinem Leben mehrere Alkoholiker, die ganz genau wussten, wohin ihre Trinkerei führt, und die sich trotzdem dafür entschieden hatten, weiter zu trinken.

    Nicht nur mein Vater, der mit sich selbst darin im Reinen war, dass er sich lieber scheiden ließ, als sich von meiner Mutter sagen zu lassen, was er tun sollte.
    Ich kannte vor ca. 30 Jahren eine ganze Clique von schweren Trinkern, von denen mehrere daran gestorben sind. Von denen wussten zumindest einige, was Sache ist, einer ging immer "aufs Trockendock", um sich wieder fit machen zu lassen, damit er weiter trinken konnte. Erklärtermaßen, das sagte er schon vorher. Ein anderer, den ich besser kannte, ist morgens halt nicht mehr aufgewacht, am Erbrochenen erstickt. Darüber hat sich nicht mal wer aufgeregt, es wurde zwar darüber geredet, aber irgendwie war das wie im Krieg, man hatte sich damit abgefunden, dass es Tote gibt. Eine Zeitlang hat mich das fasziniert, weil ich mich zu solchen Leuten hingezogen gefühlt habe, ich bin da ja auch geprägt. Bei einem gipfelte das - nach einem monatelangen Krankenhausaufenthalt wegen eines promilleschweren Unfalls - in dem Satz "Meine Gesundheit ist mir egal, ich will trinken". Dementsprechend ging es auch dahin.

    Irgendwann war mir das zu "fertig" und ich habe mich aus diesem Umfeld abgeseilt, aber ich habe immer noch einen Riecher dafür, wenn etwas in der Art im Busch ist.
    Meistens halte ich mich auf Abstand, nur wie ich das wegen meinem Vater neulich beschrieben habe, ging das halt auch nicht immer. Allerdings war ich schon lange an dem Punkt angelangt, dass ich ihn einfach machen ließ, seíne Trinkerei an sich hat mich schon lange nicht mehr beschäftigt - da kam das zum tragen, und ich war ja auch mehr oder weniger gezwungen, das zu lernen


    genau so müssen auch die Angehörigen auf ihre Bedürfnisse schauen, um nicht unterzugehen.


    Für mich ging es da nur um das Thema, dass er dann im Alter halt immer hilfloser wurde und irgendwer da ja was machen musste. Ich glaube, wenn ich da noch versucht hätte, an seiner Trinkerei zu rütteln, wäre ich verzweifelt, dieser Selbstschutz hat immerhin funktioniert.

    Gruß Susanne

  • Hallo Astrid,

    du schreibst, dass dich der Alkoholkonsum deines Mannes stört. Wie verhält es sich denn mit euren Kindern?
    Wenn dein Mann unter Woche abwesend ist, freuen sich die Kids doch sicherlich auch am Wochenende mal Zeit mit ihrem Vater verbringen zu können und umso größer dürfte doch die Enttäuschung sein, wenn dies aufgrund der seiner Trinkgewohnheiten nicht möglich ist, oder?! Ich verstehe schon, dass ihr euch eine Struktur geschaffen habt, in der dein Mann betreuungstechnisch nicht zwingend notwendig ist, weil du die meiste Zeit mit den Kids verbringst. Aber...und das darf man nie vergessen, wenn es für dich ein Problem darstellt, ist es deinen Kindern sicherlich auch schon aufgefallen. Die sind viel schärfer in der Beobachtungsgabe und wissen meist sehr genau, dass etwas nicht stimmt.
    Ich denke daher, dass es durchaus Sinn macht, deinem Mann weiterhin vor Augen zu halten, dass sein Konsum nicht mehr gesund ist, doch der Ton macht hier immer die Musik. Du solltest ihm aufzeigen, welche Auswirkungen sein Verhalten auf euch als Familie hat und ihm auch klarmachen, dass du für ihn da bist, wenn er etwas ändern möchte. Quasi einen positiven Anreiz bieten.
    Druck aufbauen, ist meines Erachtens die falsche Herangehensweise, da es bei ihm selbst "Klick" machen muss oder die Unzufriedenheit mit sich selbst so groß wird, dass er etwas ändern möchte. Wie schon oben geschrieben, er muss für sich die Erkenntnis erlangen und den Willen aufbringen eine Veränderung herbeizuführen. Eine Veränderung, die von außen aufoktruiert wird, ist meist nur von kurzer Dauer.
    By the way: Ich finde es super, dass du ihm die Stange halten und ihn nicht aufgeben möchtest. Schau nur, dass du dich abgrenzt und pass auf deine Kinder und dich auf, dass der Sumpf nicht zu tief wird. Sucht ein sehr schleichender Prozess. Was jetzt vielleicht noch erträglich ist, kann auch sehr schnell viel schlimmer werden.

    Beste Grüßem
    Bighara

  • Erstmals vielen vielen Dank für eure Worte und Zusprüche ^^

    das WE war naja....was meinen Mann betrifft. Am Sa hatte er um 9.15 schon seine erste Flasche Bier stehen....da war für mich der Tag schon erledigt....mehr oder weniger...um 9.15!!!!!
    ich glaube er kam an diesem Tag auf ca. 8-10 Bier. Ich versuch schon nicht mehr nachzuzählen, weil das macht mich wirklich verrückt.


    Aber was mir wirklich unter den Nägeln brennt...wie soll ich mich nun wirklich verhalten?! Die einen von euch sagen, nicht zu sehr unter Druck setzen, die anderen sagen wieder, ihm doch den Alkohol mehr oder weniger immer vorhalten, dass es nicht richtig ist.

    Es hört sich vielleicht jetzt blöd an, aber ich weiß irgendwie, oder rede ich mir es wahrscheinlich auch schon ein, dass mein Mann nicht alt wird/werden kann.
    Neben dem Alkohol (er hat jetzt schon schlechte Leberwerte / jetzt schon weit über der Norm) raucht er auch dementsprechend...wie soll man da alt werden können?!

    Gestern ists eigentlich gegangen.

    Ja wie gehen die Kinder damit um...sie wissen halt, wenn Papa nicht grad im Garten ist, schläft er NM mal ein Rundchen und dann sitzt er in der Garage und spielt halt mitn Handy (und trinkt)...gestern meinte ich dann halt auch mal, naja wies halt wäre wenn er mit Kind mal ne Runde Tischtennis spielen würde, aber darauf hatte er dann keine Lust.


    Ich glaub die Kids wissen schon, dass er das eine oder andere Bier trinkt, aber ich glaub das genaue Ausmaß wissen sie (gott sei dank) nicht.
    Sie genießen es schon sehr, wenn Papa mal mit ihnen was spielt, aber hauptsächlich bin ich die "Betreuerin". Wobei ich auch sagen muss, gerade an Sonntagen nimm ich halt nicht mehr so die Rücksicht wie früher, denn ich bin keine Stubenhockerin die nur zu Hause sitzt.

    Lg und danke
    Astrid


  • Aber was mir wirklich unter den Nägeln brennt...wie soll ich mich nun wirklich verhalten?! Die einen von euch sagen, nicht zu sehr unter Druck setzen, die anderen sagen wieder, ihm doch den Alkohol mehr oder weniger immer vorhalten, dass es nicht richtig ist.

    vielleicht nicht unter Druck setzen, aber direkt sagen, was Du für Konsequenzen ziehst.
    Ich habe meinem Vater z.B gesagt, dass ich nicht mit ihm rede, wenn er sichtlich angetrunken ist. Ich habe das Telefon aufgelegt oder mich auf dem Absatz umgedreht, wenn ich ihn besuchen wollte und mans ihm schon angemerkt hat.
    Ansonsten war ich aber der Meinung, das es nicht meine Sache/nicht mein Problem ist, wenn er trinkt. Ich habe mich nur geweigert, deswegen zu leiden. Soll er mit sich selbst ausmachen, wenn er das so will, (trinken), dann muss auch er mit den Konsequenzen leben.
    Das musste ich dann natürlich auch durchziehen.

    Er hat das Trinken deswegen auch nicht aufgehört, dazu kannst Du nun mal keinen zwingen, aber ich konnte mein eigenes Leben davon unbehelligt führen.

    Wie mehrmals geschrieben, Du hast es nicht in der Hand, was Dein Mann tut. Du hast es aber in der Hand, was Du tust. Ob Du Dich jetzt noch jahrelang darüber aufregst, bei ihm bleibst und vermutlich vergeblich wartest, sonst etwas unternimmst, damit es Dir besser geht..das liegt alles bei Dir.
    Es nützt meiner bescheidenen Ansicht nach auch wenig, wenn Du hier beschreibst, was er alles tut oder auch nicht. Es sucht hier definitiv keine Hilfe. Dich kann es vielleicht mal entlasten, aber schon das sehe ich kritisch, denn das hilft Dir vermutlich nur, es noch eine Weile in der Situation auszuhalten. Aber es ändert nichts.

    Was könntest DU denn für DICH tun, damit Du mehr Abstand von SEINEM Problem bekommst?

    Gruß Susanne

  • ja ich muss wirklich eine Weg finden, was ICH von SEINEM Problem weg komme...

    ich weiß nicht, klingt jetzt makaber, aber vielleicht weil ich mir denke, bei diesem Lebensstil kann man(n) nicht alt werden und diese Zeit "genieße" ich mit ihm.

    es sind ja wirklich nur die WE die zum kot...en sind, da er wirklich dann so betrunken ist, dass es mich anekelt.

    Ich muss meinen WEG für MICH finden...

  • Warum sollte er nicht alt werden? Räucherware in Alkohol eingelegt sollte doch unbegrenzt haltbar sein ...

    Irgendwie scheint es Dich noch nicht soooo sehr zu belasten - ist ja nur am Wochenende. Zumindest willst Du ja noch von SEINEM Problem wegkommen. Und siehst nicht ihn als das, DEIN Problem ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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