Hallo zusammen,
ich bin Angehörige eines alkoholkranken Vaters (er ist 59 Jahre alt und aufgrund einer unheilbar verlaufenden, aber schleichenden, Lungenerkrankung Frührentner) und bin sprichwörtlich mit meinem Latein am Ende.
Zur Vorgeschichte: Mein Vater war schon immer latent suchtgefährdet was den Alkohol angeht. In seiner Jugend hat er viel getrunken und auch als er mit Anfang 20 meine Mutter kennenlernte war er oft stark betrunken. Das ging zumindest aus den Erzählungen meiner Mutter hervor. Er wurde auch immer jähzornig und wurde so schlimm, dass er sich auch an meiner Mutter vergriff. Sie stellte danach Regeln auf und dann funktionierte es ganz gut.
Warum latent gefährdet? Immer wenn es zu sehr großen Streitigkeiten kam, trank er doch wieder. Das kam vielleicht ein oder zweimal im Jahr vor, aber es passierte. Er wurde aber nicht jähzornig oder trank sich auch nicht in die Besinnungslosigkeit. Sonst trank er gar nichts.
Dann starb meine Mutter sehr plötzlich bzw. sehr schnell an Krebs 2016. Wir erfuhren von der Diagnose erst 3 Wochen vor ihrem Tod. Das stürzte mein Vater in ein Loch. Er begann exzessiv zu trinken. Er zog zu meinem Bruder, weil er in der Heimatstadt nicht mehr wohnen wollte - zu viele Erinnerungen an meine Mutter meinte er, was ja auch verständlich ist. In der Stadt, in der mein Bruder und mein Vater wohnen, liegt auch meine Mutter begraben. Weit weg von der ehemaligen Heimatstadt mit der Erinnerung (komplett anderes Bundesland).
Na ja lange Rede, kurzer Sinn: Er fühlte/fühlt sich einsam, obwohl er wirklich Haustür an Haustür bei meinem Bruder wohnt. Sozialkontakte hatten meine Eltern auch zu ihren Lebzeiten außerhalb der Familie nicht. Er trinkt so viel, dass er schon epileptische Anfälle hatte, viel Blut erbrochen hatte, Aufenthalte in der Intensivstation hatte usw. Auch sein eh schon schlimmerer Gesundheitszustand hat sich seitdem stark verschlechtert. Ich wohne nicht in der Nähe, habe aber immer wieder mit ihm telefoniert. Hatte selbst keine Zeit zum Trauern, weil ich immer für ihn da war, fast jeden Tag mit ihm stundenlang telefonierte, Hilfe angeboten habe, Hilfestellen rausgesucht und vorgeschlagen habe usw.
Nach seinem letzten Krankenhausaufenthalt, bei dem er sogar im Koma lag, hat er sich selbst einweisen lassen. Erst Entzugsklinik, dann anschließend stationäre Reha/Klinik für Suchtkranke. Bis zum 27.12. war er dort. Unter nebulösen Umständen wurde er entlassen. Mein Bruder vermutet, dass er zu Weihnachten wahrscheinlich bei einem Ausgang Alkohol trank und deswegen aus der Klinik geschmissen wurde. Jedenfalls, nicht mal eine Woche nach Entlassung, ist er schwer gestürzt. Er kam ins Krankenhaus. Diagnose: 2,0 Promille, Brustwirbel gebrochen bzw. eingedrückt, dass die Lunge beschädigt wurde. Er liegt auf der Intensivstation, hatte eine OP hinter sich und wird beatmet. Er hat anscheinend nichts gelernt, obwohl er sogar kurz vor der Entlassung am Telefon meinte, er hat kein Problem mit Alkohol, nur dass meine Mutter/seine Frau nicht mehr lebt ist ein Problem, aber ambulante Hilfe will er nicht usw.
Ich bin an einem Punkt, wo ich sage, dass wir alle nicht mehr können. Er redet so viel bzw. redet das, was wir hören wollen, lügt uns ständig an, macht uns Vorwürfe, sagt, dass er alleine ist und ihm angeblich keiner hilft und wir sogar noch daran Schuld sind, dass er so viel trinkt etc.
Was kann man noch machen? Kann man überhaupt noch was machen? Welche Konsequenzen soll man ziehen? Manchmal denke ich über Kontaktabbruch nach, weil es mich psychisch sehr stark alles mitgenommen hat, aber habe Angst, dass er suizidal wird bzw. es vollendet (ein Suizidversuch gab es Anfang 2018).
Entschuldigt den riesigen Text, wollte nur zum Verständnis viele Details wiedergeben, damit ihr einen Überblick davon habt.
Viele Grüße,
MiaPi