Hallo, ich bin Tina, 34 Jahre alt und seit 15 Jahren mit meiner Sandkastenliebe verheiratet.
Wir haben schon die ganze Jugend miteinander verbracht und hatten immer eine tolle, unbeschwerte Zeit.
2 wundervolle Jungs im Alter von 15 und 12 Jahren bereichern unsere Familie.
Mein Mann hat einen guten Job als Maschinenführer im 4 Schicht Betrieb.
Auch ich habe einen ordentlichen Job.
Wir haben ein Eigenheim und eigentlich könnte alles so schön sein.....
Mein Mann hatte immer schon einen Hang zu Alkohol.
In der Jugend gab's viele Räusche.
Da denkt man ja immer noch, dass es normal ist.
Ich habe erst vor anderthalb Jahren wirklich realisiert, dass mein Mann Alkoholiker ist.
Jeden Abend trinkt er mehrere Flaschen Bier "um runter zu kommen".
Ich habe oft gesagt, mach doch etwas weniger und nicht jeden Tag.
Daraufhin wurde es natürlich noch mehr und aggressive Äußerungen gegen mich häuften sich.
Ich wurde für alles verantwortlich gemacht.
Ich kann auch verstehen, dass er viel um die Ohren hat.
Verantwortung für die Familie, Verantwortung im Job, dazu noch freiwillige Feuerwehr. ( Auch hier wird gerne und viel getrunken...!)
Der Supergau blieb natürlich nicht aus.
Vor 1,5 Jahren entbrannte aus dem Nichts ein unglaublicher Streit zwischen uns.
Mein Mann ist völlig ausgeflippt.
Er hat nur noch geschrien und in der Küche getobt wie ein Wildgewordener.
Ich hatte zum ersten Mal Angst vor ihm.
Soviel Angst, dass ich die Polizei gerufen habe.
4 Beamte mussten ihn bändigen und mit zur Wache nehmen.
Er musste dort ausnüchtern und ich habe ihn vor lauter Scham beim Chef und den Nachbarn gedeckt.
Er hat sich nie dafür entschuldigt und konnte auch dort sein Alkohol Problem nicht erkennen.
Ich habe ihm verziehen, und unser Leben ging weiter.
Oft habe ich ihm gesagt, dass ich ihn liebe und ihm gerne helfen würde.
Jeden erforderlichen Weg würde ich mit ihm gehen, dass es ihm besser geht.
Der zweite schlimme Vorfall war dann ca ein Viertel Jahr später.
Ich bin mit den Kindern zum Einkaufen gefahren.
Derweil hat sich mein Mann zuhause im Keller betrunken.
Er ist dann zur Nachbarin gegangen und hat gesagt, er kann nicht mehr und alles sei ihm zuviel.
Sie solle ihm helfen, denn mit mir könne er aus seiner Sicht nicht reden.
Gemeinsam haben sie beschlossen ihn mit dem Krankenwagen in die Psychiatrie bringen zu lassen.
Als mich beim Einkaufen der Anruf der Klinik erreichte war ich mehr als geschockt!
Als ich dort ankam, saß ein betrunkenes, weinendes Häufchen Elend vor mir.
Der Arzt riet zu einem Entzug.
Aber am nächsten Tag nach dem Ausnüchtern war das für meinen Mann natürlich keine Option mehr und er hat sich selbst entlassen.
Auch das habe ich irgendwie mit ihm überstanden.
Vor einem halben Jahr ereignete sich dann ein erneuter Vorfall mit ihm.
Ähnlich wie beim ersten Mal.
Ein Streit aus dem Nichts und er war wieder mit Worten so aggressiv mir gegenüber, dass ich auch dieses Mal die Polizei holen musste.
Er ging dann über Nacht zu einem Freund.
Auch das habe ich geschluckt.
Ich habe angefangen viel über die Krankheit zu lesen.
Da hat jemand geschrieben, dass der Alkohol als seine Geliebte zu sehen ist.
Will immer bei ihm sein, ihm nahe sein, sie tut ihm gut.
Das habe ich jetzt immer im Kopf.
Immer habe ich darauf geachtet, dass es mir gut geht.
Ich gehe viel mit dem Hund raus, lese viel und mache es mir schön, sofern das irgendwie geht.
Gemeinsame Zeit verbringen wir wenig.
Er ist entweder immer gereizt oder müde.
Wir leben so nebeneinander her.
Noch immer sieht er nicht ein, dass er Alkohol krank ist.
In ein paar Tagen habe ich ein Beratungsgespräch für Angehörige.
Darauf musste ich nun einige Monate warten.
Ich würde ihm und uns so gerne helfen, wenn er das doch nur zulassen könnte.
Wieviel eine Liebe ertragen kann, weiß ich nicht.
Ich wollte hier einfach mal erzählen, was bei mir so los ist.
Dass nur ich eine Entscheidung treffen kann, wie es weiter geht ist mir schon klar.
Es tut einfach gut, dass mal zu erzählen.
Das alles fällt einfach nicht leicht.
Wie es weiter geht und wie es wird weiß ich auch noch nicht.
Ich habe noch Kraft zu kämpfen, um ihn und uns.
Da er keine Familie und nur wenig Freunde hat, wäre er bei einer Trennung ganz allein.
Schlimm, hier zu lesen wieviele Betroffene von dieser Krankheit es gibt.
Man kann allen einfach nur viel Kraft wünschen.