Holden stellt sich vor

  • Guten Abend,
    ich bin auch Alkoholiker und noch nass.
    Seit Monaten lese ich mmer wieder mal in diesem Forum, habe mir Anregungen geholt und
    Meinungen angesehen, Lebensgeschichten verfolgt und heute den Schritt gemacht, mich hier anzumelden.
    Ich bin 54 Jahre alt und fest entschlossen mit dem Trinken aufzuhören. Seit einigen Jahren hatte ich immer
    wieder das Gefühl, dass mir der Stoff überhaupt nicht gut tut und das aus einem Gelegenheitstrinken eine
    Abhängigkeit geworden ist. Morgens schäme ich mich, wenn ich am Abend zuvor getrunken habe, körperlich hat es
    ja auch Auswirkunken. Was mich aber am Meisten stört ist, dass ich meine Freiheit aufgegeben habe für eine Droge,
    die alles, vor allem emotional , doch nur schlimmer macht. Ich sehne mich nach diesen unbeschwerten Tagen, wo ich einfach das Ziel hatte, einen schönen Abend zu erleben, vielleicht mit Freunden, oder allein im Bett mit einem schönen Buch/Film, Musik zu machen, oder einfach zu schlafen. Ganz egal, ich hatte die Wahl. Die habe ich heute nicht mehr. Gut, lesen und Filme schauen kann ich immer noch, allerdings steht dann eine Flasche Wein neben mir und verwässert meine Sinne. Schlafen kann ich erst, wenn sie leer ist. Ich schäme mich dafür, dass ich es soweit habe kommen lassen. 2 mal war ich jetzt auf Treffen der AA, morgen rufe ich nochmal im Krankenhaus an, um eine stationäre Entgiftung zu machen in der kommenden Woche. Ich habe extra eine Woche Urlaub dafür genommen. Also sind die ersten Maßnahmen eingeleitet, dass ich mich vom Alkohol lösen kann. Ich habe ein wenig Angst vor der Entgiftung und vor allem auch von der Zeit danach. Trotzdem bin ich froh, diesen Schritt zu gehen, alles andere wäre der sichere, frühe Tod. Ich bin dankbar für jede Form der Unterstützung.

  • Guten Morgen Holden,

    schön das Du zu uns gefunden hast und herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Erst mal möchte ich Dich bekräftigen, diesen Weg den Du vor hast jetzt zu gehen, auch unbedingt zu gehen. Du kannst Dir und Deinem Leben nichts besseres tun, als Dich aus Deiner Sucht zu lösen und ein Leben ohne Alkohol zu führen. Es gibt keine Nachteile, ich betone: KEINE - auch wenn man das am Anfang vielleicht etwas anders sieht, auch wenn man sich das vielleicht nicht so recht vorstellen kann, wie das denn dann funktionieren soll, so auf Dauer, so für immer....

    Es funktioniert prima, glaube mir.

    Ich finde Du hast Dir da schon mal einen recht guten Plan zurecht gelegt. Erst mal finde ich es sehr gut und absolut richtig, dass Du in einer Klinik entgiften willst bzw. wirst. Damit umgehst Du die Risiken, die ein kalter Entzug hätte. Sehr gut 44.

    Und Du schätzt es auch richtig ein, wenn Du ein wenig Angst vor der Zeit nach der Entgiftung hast. Wobei ich Dir sagen möchte, dass Du keine Angst zu haben brauchst, aber Du Dir einfach bewusst darüber sein musst, dass das kein Selbstläufer ist. Die eigentliche Arbeit für Dich beginnt eben nach der körperlichen Entgiftung. Dort bist Du ja bestens betreut, es kann Dir nichts passieren.

    Dann geht's nach Hause und ab da geht es los. Nun gibt es die unterschiedlichsten Wege, die Du da gehen kannst. Wahrscheinlich sind nicht alle Wege die richtigen für Dich. Es wird Dinge geben, die bei Dir gut funktionieren, wo Du Dich wohl fühlst und gut klar kommst und andere, die überhaupt nicht zu Dir passen. Das ist NORMAL!

    Also, welche Möglichkeiten hast Du? Erst mal tust Du ja bereits etwas, was Du auch unbedingt nach der Entgiftung weiter tun solltest, wenn Du Dich dort wohl fühlst. Du besucht eine SHG! Super, wenn sie zu Dir passt. Das war übrigens auch meine erste Anlaufstelle und es waren bei mir auch die AA. Das hat mir sehr über die ersten Wochen und Monate geholfen.

    Es gibt nicht wenige Alkoholiker, die nur über ihre Gruppe zu einer dauerhaften Abstinenz finden. Ich kenne einige, wo das so ist.

    Du kannst oder solltest aber auch mit Deinem Arzt darüber sprechen. Vielleicht wäre ein eine psychologische Betreuung etwas für Dich (die hatte ich z. B. auch). Oder aber Du gehst den Weg einer "richtigen" Therapie, entweder ambulant oder sogar langzeit und stationär. Es kommt auch etwas darauf an, welchen Weg Du für Dich als machbar und richtig ansiehst. Wenn Du sehr unsicher bist und glaubst es alleine nicht lange schaffen zu können, dann wäre eine Therapie vielleicht erst mal gar nicht so schlecht. Wo Du längere Zeit und unter professioneller Hilfe Dich mit Deiner Situation, Deiner Krankheit auseinander setzen kannst. Bevor Du dann mit dem nötigen Rüstzeug zurück in den Alltag gehst.

    Ich hätte das sofort auch getan. Jedoch bemerkte ich mit jedem Tag den ich trocken war, dass es mir immer besser ging und dass ich sehr gut voran kam in der Aufarbeitung meiner Sucht. Das es gut für mich war, mich in der SHG auszutauschen, mit meinem besten Freund zu reden, den Psychologen zu haben. Irgendwann kam dann noch ein Mönch hinzu (eine längere Geschichte), der mir ganz viel geholfen hat bezüglich der Aufarbeitung meiner enormen Schuldgefühle). Und ich hatte also nie das Gefühl, ich müsste jetzt wieder mit dem Trinken beginnen, im Gegenteil, mit jedem Tag wurde es besser. Somit erübrigte sich für mich dann irgendwann die Frage, ob ich eine Therapie machen sollte.

    Ich denke, Du wirst herausfinden was Dein Weg ist. Bitte achte aber darauf, dass Du alle offenen Gefahren bannst. Also schütte all Deinen Alkohol weg, hab nix im Haus. Meide erst mal irgendwelche Feierlichkeiten, wo Alkohol getrunken wird. Vielleicht musst Du auch erst mal auf den ein oder anderen Freund / Freundin verzichten, weil diese/r mit Dir zusammen immer getrunken hat. Verstehst Du was ich meine. Das ist sehr individuell. Es könnte auch bestimmte Situationen sein, bei denen Du bisher immer getrunken hast, die Du evtl. jetzt erst mal vermeiden solltest. Überlege Dir statt dessen, was Du gerne tun möchtest. Vielleicht Dinge, die Du in Deinem Post schon genannt hast, die Du schon lange nicht mehr tun konntest. Ich z. B. begann, jeden Abend und am Wochenende lange Spaziergänge in der Natur zu unternehmen. Endlich könnte ich mich wieder bewegen, raus gehen, einfach laufen und mich treiben lassen. Ohne immer den Druck zu verspüren irgendwo Alkohol zu haben den ich unbedingt trinken musste. So konnte ich auch sehr viel Zeit (von der Du ohne Alkohol plötzlich sehr viel hast) sinnvoll verbringen ohne in Versuchung zu geraten. Das hat mir ganz am Anfang sehr geholfen, diesen "ich komme nach Hause und das erste was ich natürlich mache ist trinken" Modus zu durchbrechen. Wobei, am Ende meiner Sucht trank ich ja schon morgens und dann eigentlich ständig. Aber sind eben schon bestimmte eingefahrene Rituale oder Verhaltensmuster, die gefährlich werden können. Die muss man dann ändern!

    Ich kann Dir versichern, wenn Du mal "über den Berg" bist, dann kannst Du ein ganz normales Leben führen. Auch auf Parties gehen, einen Weihnachtsmarkt besuchen usw. ohne dass Du lechzend vor der Glühweinbude stehst. Wenn Du Deine Sucht aufarbeitest und das Bewustsein erlangst, wie sinnfrei Alkohol eigentlich ist, dann ist das alles kein Problem. Aber das ist ein Prozess der Zeit braucht und die solltest Du Dir auch nehmen!

    Ich drücke Dir die Daumen, Du kannst jederzeit hier schreiben wenn Dich was bewegt, Du was wissen möchtest etc. Wir helfen gerne mit unseren eigenen Erfahrungen. Ich freue mich wieder vor Dir zu lesen!

    LG
    gerchla

  • Hallo, Holden!

    Auch von mir ein ganz herzliches WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich kann Dich zu Deinem Entschluß nur beglückwünschen und ebenso wie Gerchla sagen: Du brauchst keine Angst zu haben - es hat keine Nachteile, sein Leben wieder selbst zu bestimmen ;)

    Und ich finde es super, dass Du Dich von vornherein für eine stationäre Entgiftung entschlossen hast und nicht mit einem "kalten Entzug" geliebäugelt hast. Denn das hätte schief gehen können, im Sinne von "unter Umständen äußerst ungesund".
    Es hat sich also gelohnt, hier schon mal ein wenig mitzulesen.

    Hast Du Dir schon Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll nach der Entgiftung? Also Selbsthilfegruppe ja oder nein, eventuell schon mal geschaut, welche Gruppen in Deiner Nähe sind (außer AA), LZT ja oder nein ... oder willst Du Dir da bei der Entgiftung erstmal Anregungen holen?

    Egal wie: erstmal starten 44.

    Und dafür wünsche ich Dir alles Gute!

    Gruß
    Greenfox

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