Mein Mann ist schnell gerkränkt, ist das eine Überreaktion von der Sucht?

  • Ich verzweifle. Mein Mann trinkt täglich gut 6-7 Bier. Er meint, er habe alles im Griff und es sei kontrolliert. Nach dem fünften Bier wird er empfindlich und fühlt sich noch mehr angegriffen.

    Wem geht es ähnlich? Ich möchte mich gerne austauschen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter und mir geht es sehr schlecht :(

  • Hallo AnnaPaula,
    Schön das du hier bei uns bist. Der Austausch tut gut und ist sehr hilfreich.
    Ich bin 45 und war gute 12 Jahre in einer Beziehung mit einem Alkoholiker. Ja es ist so das der Alkohol sich und sein Umfeld komplett ändert.
    Wie lange trinkt er denn schon diese Mengen?Nach einem Kontrollierten trinken hört sich das nicht an,denn sonst könnte er gut und gerne einen ganze Weile darauf verzichten. Ein Abhängiger sucht immer die Fehler und Schuld bei anderen. Da du mit ihm zusammen bist, bist du der Puffer für alles.Ganz wichtig für dich..DU HAST IN KEINSTER WEISE SCHULD!Er ist derjenige der trinkt und keine Einsicht zeigt etwas zu verändern.
    Ich war in seinen Augen immer die Schuldige,die Schlechte und habe es mit Ignoranz, schlechter Laune, Aggressives Verhalten, Beleidigungen usw zu spüren bekommen.
    Du kannst dir gerne meine Geschichte "Mal Luft machen" durchlesen. Sehr wichtig hier im Austausch die Seite des Trockenen Alkoholiker zu lesen...hart aber ehrlich,denn diese Menschen sind durch die Hölle..Es hat mich persönlich nochmal ein Stück weiter wach gerüttelt. Ich bin dankbar das ich hier gelandet bin.
    Wichtig für dich wäre das du dir für dich weiter Hilfe suchst...eine Selbsthilfegruppe für Angehörige. Nicht weg schauen und es weiter hinnehmen. Der erste Schritt ist ja getan das du hier bist und nach Hilfe suchst. Das ist sehr gut..Wäre schön weiter von dir zu lesen...
    LG Libelle

  • danke liebe Libelle für deine lieben Worte!

    Ich schreibe gerade etwas umständlich auf meinem Tablet deshalb nur kurz.

    Mein Mann trinkt schon über 15 Jahre, wir sind 12 J zusammen.

    Wir hatten eine lange Aussprache. Bei uns ist es so, dass er bei einer kleinen blöden Bemerkungen meinerseits sich derart angegriffen fühlt. Er reagiert beleidigt und zieht sich zurück. Oder er greift mich an. neulich beim Autofahren, als ich ihm versehentlich den falschen Weg sagte zum Parkplatz. Er fuhr, äffte mich bitter nach wie Gacker gacker gacker, also ich nerve ihn weil ich so viel rede.

    Das war heftig.Und so gibt es viele Situationen.

    Wenn wir darüber reden ist er nicht einsichtig, sehr sehr selten kommt eine Entschuldigung, dann eher in der Richtung, er sei ja gestresst, schließlich ist er selbständig und hat viel Ärger.
    Und dann muss ich mir anhören, dass er es nicht mehr einsieht, dass jeder Streit immer an ihm liegen soll. Er mache das nicht mehr mit!

    So und nun hängen wir fest. Eine Therapie lehnt er aufgrund schlechter Erfahrung ab.

  • Ich bin furchtbar verzweifelt weil er wirklich schon beleidigt ist wenn man beispielsweise vergisst seine Lieblingswurst mitzubringen. Ich würde ihm nicht zuhören kommt dann als Vorwurf.

    Er nörgelt viel herum und wenn mir was rausrutscht was echt harmlos ist dreht er auch durch. Selbst wenn ich 100 mal erkläre ich habe es nicht so gemeint. Er ist nicht versöhnlich.

    Er ist also ständig gereizt und angespannt, zur Beruhigung braucht er sein Bier, meist ab Mittag.

    Er ist 60 und ich 55. So leicht mit Trennung ist das nicht, obwohl er seit gestern selbst davon spricht und auch dass er sich am liebsten umbringen würde. Das sagt er nur im Streit, er würde es nicht tun.

    Sorry für mein Chaos was ich schreibe.

  • Herzlich Willkommen hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 55, Alkoholiker, seit einigen Jahren trocken und in der Selbsthilfe aktiv.

    Du beschreibst Deinen Mann, so wie ich u.a. mich aus meiner nassen Zeit kenne. Einschließlich der "Selbstmord-Androhungen" und natürlich der Gründe, warum ich ja trinken MUSS (Stress auf Arbeit, in der Familie etc).
    Auch ich fühlte mich jedes Mal persönlich angegriffen, wenn es um meinen Alkoholkonsum ging.

    So leicht mit Trennung ist das nicht, obwohl er seit gestern selbst davon spricht ...

    Sorry, wenn ich es so direkt anspreche, aber ... ist es LEICHTER, sich jeden Tag und ständig beleidigen und benörgeln zu lassen und ständig aufpassen zu müssen, nichts "Falsches" zu sagen?? nixweiss0
    Selbst wenn Du MEINST, finanziell abhängig zu sein - es gibt Unterstützung!
    Ich kann Dir echt nur raten, mal eine Suchtberatung aufzusuchen. Die sind nicht nur für die Betroffenen da, sondern auch für die Angehörigen.
    Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Angehörige. Dort könntest Du Dich direkt mit anderen betroffenen Angehörigen austauschen und Tipps und Hilfe bekommen.
    Es gibt Hilfe - man muss sie nur annehmen wollen.
    Ebenso, wie nur der Betroffene selbst etwas ändern WOLLEN muss, muss auch der/die Angehörige aktiv werden.

    Wer nicht handelt, wird behandelt.

    Schau doch mal in unsere Linksammlung. Da findest Du viele weiterführende und nützliche Links, die Dir weiterhelfen können.

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Kraft und uns allen einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo AnnaPaula,

    ich bin selbst Alkoholiker. Ich trinke jetzt schon mehrere Jahre keinen Alkohol mehr.

    Du schreibst, dass Dein Mann schon seit 15 Jahren trinkt. Jetzt ist er bei 6 -7 Bier täglich angekommen. Sicher hat er auch Jahre gehabt, wo er mit 3 oder 4 Bieren gut hingekommen ist. Ich hatte diese Menge einige gewisse Zeit lang. Wobei das bei mir die Menge war, wo meine Sucht zu kippen begann. Ich erinnere mich, dass ich viele Jahre mit 4 -6 Bier pro Tag unterwegs war. Und bis dahin war auch noch alles einigermaßen "ok", wenn ich mal so sagen darf.

    Dann steigerte sich das weiter. Es wurden 7, 8, 10 am Ende sogar 12 Bier + noch oben was drauf. Da war's dann vorbei. Da war's nur noch Kampf.

    Ich will Dir damit nur sagen, dass Dich evtl. hier noch mehr erwartet. Dass die Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Ich weiß nicht, ob ich heute noch leben würde, wenn ich damals nicht den Absprung geschafft hätte oder sagen wir mal: wie ich heute leben würde, wenn ich noch leben würde.

    Die Frage für Dich ist wohl, ob Du Dir das alles weiterhin antun willst und ob Du bereit bist, diesen Weg noch weiter zu gehen. Auch wenn er noch weiter in den Abgrund führt. Und klar, man trennt sich nicht so einfach, schon gar nicht nach so langer Zeit. Aber überlege Dir, wie Du Dein Leben leben möchtest.

    Und, Du hast es wohl auch schon bemerkt, Du kannst ihn nicht dazu bringen mit den Trinken aufzuhören. Das müsste er schon selbst machen. Wenn er das tut, hättet ihr sicher eine andere Perspektive. Im Moment kannst Du wohl nur auf Dich achten. Und Dir überlegen wie weit Du gehen möchtest und wie lange Du so leben möchtest.

    Alles alles Gute wünsche ich Dir und viele gute Anregunngen hier aus dem Forum.

    LG
    gerchla

  • Danke euch! Das ist ein harter Weg mit Trennung. Ich werde zu einem AA Treff gehen. Habe schon Adresse, traute mich noch nicht. Muss ja auch erklären,. wo ich plötzlich am Abend alleine hingehe. Die Wahrheit zu sagen getraue ich mich nicht. Evtl sage ich Selbsthilfe Gruppe EA für mich.


    Ich habe übrigens ihn seit Jahren nicht mehr auf sein Trinken angesprochen und es ist schon selbstverständlich geworden, dass ich abends fahre, wenn wir mal weggehen.

    Meine Frage hier im Forum anfangs war, ob sein Verhalten mit dem Trinken zu tun hat, was ihr mir bestätigt habt. Oder trinkt er, weil er schon immer sensibel und verletzlich war? Wie war es bei euch? Steigert sich das Gekränktsein und die Unzufriedenheit mit dem Alk? Das muss ja ein schwerer Weg sein, da raus zu kommen.

  • Zitat

    Oder trinkt er, weil er schon immer sensibel und verletzlich war? Wie war es bei euch? Steigert sich das Gekränktsein und die Unzufriedenheit mit dem Alk?


    Ich glaube es bringt Dir nicht viel zu wissen warum er trinkt. Falls er mal aufhören sollte damit, kann es für ihn sehr wichtig sein aufzuarbeiten, weshalb er zu Alkohol gegriffen hat um dann auch zu lernen, wie er mit schwierigen Situationen ohne Alkohol umgehen kann.

    Gründe, weshalb man zu trinken beginnt, gibt es viele. Oft ist es auch so, dass man objektiv gesehen gar keinen hat. Ich hatte z. B. keinen. Alles bestens, Kindheit, Jugend, Beruf, Karriere, Familie, keine gesundheitlichen Probleme, keine Schicksalsschläge etc. Warum um alles in der Welt habe ich mit dem Saufen begonnen? Heute weiß ich es, ich glaube es zumindest. Es ist letztlich banal und hat mit mehreren Dingen zu tun. Dinge, die jemand anderen z. B. nicht auf die Idee hätte kommen lassen zu trinken. Es ist alles sehr individuell.

    Wenn er sensibel und verletzlich war und deshalb trank, warum trinken dann Millionenen andere Menschen, die ebenfalls sensibel und verletzlich sind, nicht? Es ist nicht so einfach. Es ist einfach sehr individuell. Was ich aus eigener Erfahrung sagen kann ist, dass sich bestimmte Charaktereigengschaften durch die Sucht verändern. Teilweise verstärken sich bereits vorhandene Eigenenschaften, jemand der z. B. schon immer zu Agressionen neigte, kann das durch die Sucht verstärkt ausleben. Aber es bilden sich auch neue Eigenschaften. Sehr oft kommt es auch zu Veränderungen der Stimmung, Depressive Stimmungen nehmen oft zu, wechseln sich auch mit agriven ab. Eine gewisse Verzweiflung kann sich breit machen, aber auch Meister Großkotz kommt zum Vorschein.

    Du merkst, es ist alles dabei. Aber ich kann Dir zustimmen, dass sich dieses Gekränktsein und die Unzufriedenheit mit zunehmender Dauer einer Sucht immer stärker bemerkbar machen. Ist aber auch irgendwie logisch, denn die Welt des Süchtigen wird immer aussichtsloser je länger die Sucht andauert. Man sieht sich nicht mehr raus. Man nimmt ist sich in klaren Momenten durchaus bewusst, dass man ein riesen Problem hat, trinkt es aber dann sofort wieder weg, weil man ja keine andere Möglichkeit der Problemlösung sieht. Und das alles über Jahre. Das frustet natürlich.

    Zitat

    Das muss ja ein schwerer Weg sein, da raus zu kommen.


    Also er ist sicher nicht einfach. Aber er ist machbar, wie Du hier sehen und lesen kannst. Hilfe gibt es genug. Entscheidend ist wirklich zu allererst mal der Wille des Trinkenden seine Situation verändern zu wollen. Und dann gibt es unterschiedliche Weg sein Ziel zu erreichen. Von Langzeittherapie bis hin zu "ich schaffe es ganz alleine" (sehr selten allerdings) ist alles möglich. Ich habe z. B. keine LZT gemacht, sondern mir meine Hilfen selbst "zusammengestöpselt". Aber ich habe mir helfen lassen und ich wollte unbedingt weg. Das war entscheidend!

    Lg
    gerchla

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