Freund Alkoholiker

  • Hallo liebe Leute, nämlich ist mein Freund Alkoholiker und ich hoffe es, dass mir jemand helfen kann.
    Mein Name ist Teodora (26) und mein Freund heißt Andreas (32), wir sind über 3 Jahre zusammen und haben vor einem Monat eine Tochter bekommen.
    Als ich meinen Freund kennengelernthabe, wusste ich nix von seiner Abhängigkeit. Und dann nach einem Jahr war mir klar dass irgendwas mit ihm nicht stimmt. Um ehrlich zu sein, erinnere ich mich nicht mehr wann und wie ich herausgefunden habe , dass er trinkt. Der hat dann gesagt, dass er nicht mehr trinken wird, was jetzt im Nachhinein witzig ist. Also ich habe immer wieder neue Plätze gefunden wo er Alkohol (Wodka , um genau zu sein ) versteckt hat. Sein Verhalten war immer komisch, er wollte keine Nähe, er wollte immer mit mir streiten, ich musste ihn immer bieten dass er mich küsst usw. Dann hat er wieder gesagt, dass er eine Therapie macht, hat aber nicht. Ich bin schwanger geworden und er hat die ganze Zeit als ich schwanger war getrunken, an dem Tag als ich entbunden hab war er auch besoffen. Ich hab jedes Mal gesagt, dass ich ihn verlasse, konnte aber nicht durchziehen. Ich habe gehofft es wird besser wenn unsere Tochter geboren ist,aber... Seit 3 Tage jetzt trinkt er, vorgestern war er 15 Stunden unterwegs, als er zurück kam hat mich beleidigt usw. Heute sollte er arbeiten hat sich krank gemeldet und gegen 9 aus der Wohnung rausgegangen. Er hat gesagt dass sein Leben vorbei ist und seit dem hat er sein Handy aus.
    Ich weiß nicht was ich tun soll? Für unsere Tochter interessiert er sich nicht wenn er betrunken ist.
    Meine Frage an euch: Was soll ich tun? Ich bin komplett am Ende.
    Vielen Dank und habt einen schönen Tag :)

  • Hallo Teodora,
    Es ist sehr traurig wie sehr der Alkohol einen Menschen und das Umfeld zerstört. Ich bin 45, ich war bis vor ein paar Wochen in einer Beziehung mit einem Alkoholiker. 12 Jahre...Bei mir war es wie bei dir, erst nach einem Jahr habe ich gewusst was los ist. Klar das Jahr über gab es immer genug Situationen wo ich mich gefragt habe "irgendwas stimmt nicht". Und hinzu kommt mein Papa war früher auch Alkoholiker,bis zu seinem Tod aber viele Jahre trocken.
    Ich habe soviel mitgemacht in der Beziehung. Wir hatten zum Glück kein gemeinsames Kind. Mein Sohn aus meiner Ehe war damals 5 und ich hatte überwiegend meine eigene Wohnung. Einmal haben wir zusammen gewohnt. Es ging genau ein halbes Jahr gut...was man so gut nennen kann.
    Er war kein ruhiger Trinker, es gab eigentlich fast immer Theater. Ich war immer an allem Schuld,wurde, beleidigt, beschimpft...ich durfte nicht viel sagen. Als ich ihn damals mit seiner Abhängigkeit konfrontiert habe,war ich natürlich diejenige die durch mein Vater ein an der Klatsche hatte.
    Es hat lange gedauert bis er ein Stück eingesehen hat das er nichts mehr trinken "darf". Ich finde wenn jemand sagt "ich darf nichts mehr trinken, ist es ein Verbot. Und Verbote werden gerne mal gebrochen. Es muss bei jemanden ankommen das er nicht mehr trinken will. Aber das trinken aufhören alleine reicht nicht. Eine Theraphie, eine Selbsthilfegruppe und eine Nachsorge nach der Therapie ist das a und o...
    Mein Ex Partner hätte eine Langzeittherapie gemacht..nicht die Nachsorge. Sein ganzes Verhalten kehrte wieder zurück. Dann hätte ich mich das erste mal über ein Jahr getrennt. Wir sind dann wieder zusammen gekommen. Ich hatte mir sehr früh am Anfang der Beziehung Hilfe durch Gruppen und Therapeuten geholt. Ich musste lernen fallen zu lassen. Was weh tut denn man liebt diesen Menschen ja. Doch niemand kann ihm Helfen außer er sich selber.Und solange er diese Einsicht nicht hat wird das Leben für dich und das Kind mehr und mehr die Hölle worunter ihr kaputt geht. Er macht weiter wie bisher und du leidest immer mehr. Versuche dir für dich Hilfe zu holen in einer Selbsthilfegruppe oder Caritas..Diakonie. Das ist wichtig für dich und das Kind. Bei mir ist es jetzt ein paar Wochen her mit der Trennung. Es ist schwer, jeden Tag habe ich immer noch Kopfkino...Aber ich weiß ich will nicht mehr leiden, ich will nicht mehr der Puffer sein und mir anhören für alles Schuld zu sein. Das ist auch wichtig,DICH trifft keine Schuld an sein Trinken und seinem ganzen schlechten Verhalten,denn er ist derjenige der sich fürs trinken entscheidet und nicht aufhören will. Du kannst dir auch gerne meine Geschichte durchlesen..Mal Luft machen...
    Ich hoffe das dich die Worte etwas aufbauen konnten und Du versuchst dir Hilfe für dich zu holen. Du brauchst die Kraft für dich und dein Baby. Opfer diese Kraft nicht in einen Menschen der sein Leben nicht ändern will....
    LG Libelle

  • Hallo und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 55, Alkoholiker und nun schon seit einigen Jahren trocken und in der Selbsthilfe aktiv.

    Ich kann Dir nur in Deinem Interesse und dem Deines Kindes einen Rat geben: Nimm die Beine in die Hand und lauft weg! Kümmere Dich um Dich und Dein Kind. Du bist nicht für ihn und sein Leben verantwortlich - das ist ER ganz alleine!

    Ich kriege jetzt irgendwie Druck von seinen Eltern dass ich mit ihm bleiben soll und ihm noch eine Chance gebe, wenn das nicht klappt dann soll ich mich trennen. Ich bin komplett zerstört.

    Vergiss die Eltern, vergiss alle anderen: Du alleine entscheidest, was Dir gut tut und was nicht. Wenn Du bei ihm bleiben willst, dann tu es, weil DU es willst und nicht irgendjemand.
    Und genauso wird er nur dann etwas gegen seine Alkoholsucht tun, wenn ER es will, wenn er es FÜR SICH will. Jeder, der ihm etwas vorschreiben will, wird "abtropfen" und höchstens das Gegenteil erreichen.

    Wenn Du nicht einem Alkoholiker glauben möchtest, dann lies Dir die Berichte der anderen Angehörigen durch. Vielleicht hilft es Dir.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Mia,

    ich stelle mich mal kurz vor: Ende 40, Alkoholiker, ich lebe nun schon länger ohne Alkohol. Ich trank sehr lange Zeit heimlich und ließ dabei meinr Familie emotional verhungern, wie das leider bei Angehörigen von Alkoholikern meist der Fall ist. Ich hatte damals 2 Kinder und ich habe mich, nachdem ich trocken wurde, von meiner Frau getrennt. Das nur, damit Du einen kurzen Überblick über meine Situation bekommst.

    Dir würde ich gerne mal aus der Hüfte heraus ein paar Fragen stellen:

    Liebst Du Deinen Partner? Würdest Du mit Ihm zusammen bleiben wollen, wenn er trocken werden würde? Könntest Du noch mit Ihm zusammen bleiben nach allem was Du erlebt hast? Kannst Du Dir das überhaupt vorstellen?

    Wenn Du diese Fragen mit NEIN beantwortest, dann wäre schon mal vollkommen klar was Du zu tun hast. Ich nehme aber mal an, dass Du das ein oder andere mit JA beantworten wirst.

    Du kennst Deinen Partner nun 3 Jahre. Du kennst somit nur den Alkoholiker Andreas. Der Mensch, der er vorher vielleicht mal war, der ist Dir unbekannt. Ich denke Du weißt, dass die Alkoholsucht Menschen erheblich verändert. Je länger so eine Sucht andauert, desto ausgeprägter wird das ganze. Der Charakter eines Menschen verändert sich, seine Denkweisen werden "nass", das ganze Verhalten hat nichts mehr mit dem zu tun, was vorher war. Sicherlich verändert sich nicht immer alles komplett, bestimmte Grundeigenschaften bleiben, jedoch erhalten sie durch die Sucht eine andere Ausprägung - und zwar in die eine und auch in die andere Richtung.

    Jemand, der also schon immer eher impulsiv oder leicht reizbar war, hat gute Chance das durch seine Sucht noch zu verstärken. Jemand, der eher ein ruhiger Typ war, hat gute Chancen durch den Alkohol locker und offener zu werden. Was ich Dir damit sagen will ist, dass die Sucht Charaktereigenschaften dauerhaft verändert. Denn wenn man mal süchtig ist, ist man das auch wenn man gerade nüchtern ist. Nur weil man gerade mal zufällig null Promille hat, ist man nicht anders, sondern man ist eben gerade kurz nüchtern. Hat sich vielleicht auch etwas besser im Griff, jedoch wird dieser Zustand dann sehr schnell wieder durch die Zufuhr von Alkohol verändert.

    Also, würde Dein Freund jetzt dauerhaft trocken werden und würde er tatsächlich eine Therapie machen und diese auch ernsthaft durchziehen, mit allem drum und dran und anschließend auch noch Nachsorge betreiben und künftig als felsenfest überzeugter Abstinenzler leben - er hätte dann wohl nicht mehr so viel mit dem Menschen zu tun den Du jetzt kennst und möglicherweise liebst. Darüber solltest Du auch mal nachdenken. Natürlich könnte sich alles zum Besseren wenden wenn der Alkohol endlich aus seinem Leben verschwunden ist, aber wie gesagt, es wäre dann auch ein ganz anderes Leben.

    Somit wärst auch Du gefragt, denn Du musst damit dann auch klar kommen und Du musst mit diesem "neuen" Menschen, seinen neuen Wünschen, Bedürfnissen, Eigenheiten usw. auch klar kommen. Wie sowas ausgeht ist offen. Es gibt nicht wenige Paare, die sich nachdem der Partner trocken wurde, getrennt haben. Ich weiß aber auch von in der Regel sehr langjährigen Beziehungen, wo es anschließend sehr gut und harmonisch funktioniert hat. Allerdings hat da auch der bisher nicht trinkende Partner an sich arbeiten müssen. Aber das hat sich dann auch gelohnt.

    Du siehst also, das ist alles nicht so banal. Eigentlich ist es fast schon eine Zumutung von Dir zu verlangen, Du solltest mal abwarten ob er seine Therapie macht und mindestens so lange bei íhm bleiben, bis diese schief geht. Das kann niemand von Dir verlangen und Du brauchst Dir hier auch von niemanden ein schlechtest Gewissen einreden lassen.

    Er säuft und er hört vielleicht mit dem Saufen wieder auf. Oder auch nicht. Das ist seine Entscheidung, nicht Deine. Wenn er seine Therapie daran knüpft, dass Du bei ihm bleibst, dann steht das ganze sowieso auf wackligen Beinen. Dann bleibst Du, er zieht es vielleicht sogar durch, soweit so gut. Irgendwann habt ihr Stress (das bleibt in keiner noch so guten Beziehung aus), Du funktionierst nicht so wie er will und schwupp, schon hat er wieder einen Grund zu trinken.

    So kann das nicht funktionieren. Wenn, dann muss ER das wollen und auch durchziehen. Du machst das, was Du für richtig hälst. Du hast die Verantwortung für Dich und für Dein Kind, sonst gar nix. Du entscheidest auch, ob Du Dir ein Leben mit ihm überhaupt noch vorstellen kannst. Ob Du so ein Leben überhaupt noch führen möchtest. Da spielt sicher auch eine Rolle, ob Du ihm überhaupt zutraust, dass er länger trocken bleiben kann. Du kannst das sicher etwas einschätzen. Wenn Du seine Rückfallquote bei 100 % siehst, dann ist auch klar, was Du tun solltest.

    Und mit einem trockenen Alkoholiker zusammen leben wo man das Gefühl hat, er könnte jederzeit wieder rückfällig werden ist auch kein Spaß. Ein Leben, wo man immer denken muss: oh, heute ist er schlecht drauf, hoffentlich greift er nicht zur Flasche. Oh, da muss ich jetzt aber besonders nett sein, sonst ist Gefahr in Verzug usw., das ist auch kein Leben.

    Damit eine Beziehung auch eine gute sein kann ist neben der idealerweise vorhandenen Liebe aus meiner Sicht eine Sache ganz entscheidend und das ist: VERTRAUEN - wenn Du das nicht mehr haben kannst, wenn Du keine Chance siehst diese auch jemals wieder aufzubauen, dann macht eine Beziehung für mich keinen Sinn.

    Vielleicht sind ein paar Anregungen für Dich dabei. Alles Gute und lass Dir von seinen Eltern nicht vorschreiben was Du tun sollst!

    LG
    gerchla

  • Auch mache ich mir Sorgen um das Kind. Die Hebamme hat die Situation mitbekommen und er,aber ich auch, hat Angst dass das Jugendamt uns das Kind nehmen werden.

    Warum soll das Jugendamt EUCH das Kind wegnehmen??
    Zunächst einmal muss schon SEEEEHR viel passieren, ehe das Jugendamt eine Gefährdung des Kindswohles in der Gestalt sieht, dass sie ein Kind aus einer Familie nehmen. Außerdem seit ihr, wenn ich das richtig gelesen habe, nicht verheiratet. Also hast DU das Sorgerecht.
    Und sollte er sich daneben benehmen, kannst Du jederzeit das JA ins Boot holen ...

    Eine Entwöhnungstherapie von nur 3 Wochen? Das hört sich eher wie eine qualifizierte Entgiftung an ...

    Wenn ich ihn verlasse, habe ich das Gefühl dass ich ihn im Stich lasse.

    Zu diesem "Thema" haben hier schon viele Angehörige, aber auch Alkoholiker ihre Erfahrungen geschrieben. Außerdem: Wer hat wen zu Gunsten des Alkohols verlassen?

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