Kämpferin stellt sich vor

  • Hallo zusammen,

    Ich bin 35 Jahre alt und habe seit 2013 ein starkes Alkohol Problem.

    Ich habe einige Entzüge seit dem selbst gemacht, war aber auch schon 2x deshalb in der Klinik.
    Zuletzt war ich von März bis Juni in der Klinik und mir ging es da beim Entzug sehr schlecht.
    Ich bekam auch einen richterlichen Beschluss für 6 Monate, den ich aber abwenden konnte,
    weil ich es geschafft habe, wieder zu essen und zu trinken - und natürlich ohne Alkohol.
    Was aber geblieben sind, sind meine sehr schlechten Kaliumwerte die ich kaum in den Griff
    bekomme. Ich habe noch zu allen, eine schwere Bulimie, weshalb ich mich mehrfach täglich
    übergebe.
    Seit 2 Wochen trinke ich auch wieder vermehrt und dabei gehts mir körperlich sehr schlecht.
    Wenn ich nicht trinke, werde ich entzügig, was mir zeigt, dass ich einfach weiter Hilfe brauche.

    Jetzt habe ich ein paar Nummern angerufen. Denn in einem Flyer habe ich gelesen, dass es eine
    extra Gruppe gibt, für traumatisierte Frauen und Sucht. Leider gibt es diese erst ab Herbst wieder.
    Nun habe ich bei der Diakonie angerufen und haben nun am Montag einen Suchtberatungsgespräch.
    Ich erhoffe mir dadurch, mit anderen Süchtigen regelmäßig ins Gespräch zu kommen, denn als ich in der
    Klinik war, hatte ich eine Zimmernachbarin, die auch Alkoholikerin war und die Gespräche mit ihr
    taten mir sehr gut.

    Ich mache auch seit 2 Jahren eine Einzeltherapie aber die ist nur für Probleme die mit meiner Diagnose,
    Dissoziative Identitätsstörung mit einhergehen. Man sagt im Volksmund Multiple Persönlichkeit.
    Und genau diese Therapie steht auf der Kippe, weil mich der Alkohol so beeinflusst, dass man da nicht richtig
    mit arbeiten kann.

    Ich habe dieses Forum gewählt, weil ich glaube, dass ein zusätzlicher virtueller Austausch helfen kann.

    LG

  • Grüß Dich und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 55, ("nur") Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken.

    Wenn ich Deine Geschichte richtig lese, hast Du den Alkohol als "Medizin"/Hilfsmittel für Deine Bulimie eingesetzt. In meiner SHG war ein Gruppenfreund, dem ging es ähnlich.
    Der hatte zwar keine Bulimie, aber trotzdem eine starke Essstörung. Er wollte immer mehr abnehmen - und hat deswegen getrunken statt zu essen.
    Auch er hat es erst mit professioneller Hilfe geschafft, den Alkohol und die Essstörung in den Griff zu bekommen.

    Deshalb finde ich es gut, dass Du Dir professionelle Hilfe - auch in Form der Suchtberatung und von SHG - suchst.
    Das es trotzdem kein leichter Weg ist, weisst Du ja schon selbst. Trotzdem gibst Du nicht auf - von daher ein passender Nickname 44.

    Ich wünsche Dir hier einen guten Austausch und viele gute Tipps!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hey,
    ich glaube Du hast es perfekt erfasst :)
    Die Bulimie ist bei mir so heftig, dass ich was anderes gesucht habe...
    Leider ein sehr schlechter Weg...
    Denn mein Körper ist auch durch die Bulimie sehr angegriffen und der Alkohol tut sein übriges...

    ich will und brauche daher echte Hilfe und werde ich dahin gehend einsetzen!!!!

  • Hallo Kämpferin,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum!

    Wow, da liegt ja einiges bei Dir an. Deinen Nickname finde ich super, denn er zeigt, dass Du nicht aufgibst sondern kämpfen wirst. Sehr gut.

    Ich bin wie Greenfox auch "nur" Alkoholiker, Ende 40 und leben jetzt schon länger ohne Alkohol. Mit Essstörungen oder auch Bulimie habe ich selbst keine Erfahrung, ich kannte jedoch jemanden in meinem Bekanntenkreis, die darunter litt. Sie hatte aber keine Probleme mit Alkohol, dafür aber mit Sport. Ich möchte mal sagen, sie war sportsüchtig.

    Und was die multiple Persönlichkeit betrifft: da gab es tatsächlich einen Jugendfreund, der nach eigenen Angaben auch darunter litt. Ich habe mich sehr gut mit ihm verstanden, wir waren zeitweise sehr gute Freunde. Irgendwann haben wir uns dann aber doch aus den Augen verloren. Ich weiß gar nicht, wie es ihm heute geht oder was er genau macht.

    Wo ich mich sehr gut auskenne ist der Alkohol. Also diesbezüglich triffst Du hier ja auf Profis oder auf Menschen, die als Angehörige sehr stark darunter zu leiden hatten. Bei Alkohol ist es leider so, dass er die eigene Persönlichkeit stark beeinflusst und mit der Zeit auch verändert. Bevor man andere Erkrankungen überhaupt behandeln kann, sollte erst die Alkoholsucht besiegt sein. Ein klassisches Beispiel hierfür ist z. B. die häufig vorkommende Kombination zwischen Alkoholsucht und Depressionen. Man wird seine Depressionen nicht bekämpfen können, wenn man weiterhin nasser Alkoholiker ist.

    Ich denke, dass Du genau deshalb erst die Sucht in den Griff bekommen müsstest. Um dann anschließend Deine anderen Erkrankungen angehen zu können. Und ich glaube, dass es dann auch funktionieren kann. Auch wenn es, wie Greenfox ja schon angemerkt hat, bestimmt kein leichter Weg sein wird. Und da passt Dein Nickname dann wie die Faust auf' s Auge !

    Gut, dass Du Dir professionelle Hilfe gesucht hast. Und was den Austausch mit anderen Alkoholikern betrifft: Total wichtig, finde ich. Das sind auch oft die einzigen Menschen, die wirklich ganz genau wissen, wovon man spricht. Weil sie selbst betroffen sind / waren. In einer SHG wirst Du viele davon persönlich sprechen können, bei uns hier sprichst Du aber auch mit echten Menschen, wenn auch "nur" im virtuellen Raum.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum und wenn Du Fragen hast, dann immer raus damit. Alles Gute erst mal und bis bald

    LG
    gerchla

  • Hey Gerchla,

    danke für Deine Antwort :)

    Ich muss die Trinkerei auch in den Griff bekommen, weil der Vormundschaftsrichter gedroht
    hat, dass er mich, falls ich wieder abstürze gleich für ein ganzes Jahr unterbringt und das
    wäre mein Ende. Ich würde meine Wohnung verlieren und auch meine Katzen.

    Ich bin schon gespannt was die Diakonie da für Angebote hat.
    Hoffe ja, dass es eine Gruppe ist, wo nicht so viele drin sind, da ich eine soziale Phobie habe
    und bei zu vielen Menschen eher verstumme und das würde mir nichts bringen.
    Hatte ja an die AA gedacht, aber die Freundin aus der Klinik riet mir davon ab.

    LG

  • Hallo,

    was ich vergessen habe zu erzählen war, dass der größte Teil meiner Familie schwer Alkohol abhängig ist.
    Mein Großvater trank schwer und bekam beim Selbstentzug sogar Krampfanfälle... Erschaffte es nicht
    auf zu hören und starb dann an Bauchspeicheldrüsen Krebs. Ebenfalls mein Vater trank und starb
    an der gleichen Diagnose. Auch drei Brüder von mir (wir sind neun Kinder) trinken enorm. Jedoch bin
    ich das einzige weibliche Mitglied der Familie die trinkt und das ist schon echt peinlich für mich.
    Ich habe eine eineiige Zwillingsschwester die völlig gesund ist und drei Kinder hat.
    Ich habe leider keine Kinder, denn mit solchen Erkrankungen wäre das von mir unverantwortlich.

    lg

  • Guten Morgen Kämpferin,

    Dir wurde von den AA abgeraten? Warum denn?

    Ich würde fast meinen, dass Dir das evtl. sogar etwas entgegen kommen könnte. Zumindest wenn Du jemand bist, der lieber erst mal nur zuhört und selbst eher zurückhaltend ist. Denn große Diskussionen werden bei den AA (ich war selbst Mitglied einer AA Gruppe) in der Regeln nicht geführt. Das kann für viele auch ein Nachteil sein. Ich bin letztlich auch jemand, der lieber über seine Krankheit mit anderen diskutiert, als das er nur darüber erzählt und kein weiteres Feedback erhält.

    Also, was ich sagen will: Die AA sind eine Monologgruppe. Es gibt einen Gruppenleiter, der die jeweilige Sitzung leitet. Der Teilnehmer, der etwas sagen möchte meldet sich und erzählt dann, was er erzählen möchte. Die anderen hören zu. Dann kommt der / die Nächste dran. Über das Erzählte wird nicht weiter diskutiert, es wir nicht unmittelbar darauf eingegangen.

    Für mich waren da dann die Diskussionen vor oder nach den Sitzungen, wenn wir noch auf nen Kaffee zusammen saßen, eigentlich am spannendsten. Aber da waren dann auch nur noch die dabei, die das wollten.

    Also, ich würde es an Deiner Stelle vielleicht mal ausprobieren. Ach, und dann ist ja da immer noch die Geschichte mit: Die AA wären religiös motiviert oder eine christliche Gruppe. Diese Erfahrung habe ich überhaupt nicht gemacht. Da hat in meiner Grupper keinerlei Rolle gespielt. Sie haben halt ihr Ritual, dass sie ihren "Spruch" aufsagen. Das war's dann aber auch schon.

    Probiers doch einfach mal. Du kannst ja jederzeit einfach wieder gehen. Niemand wird Dich daran hintern.

    LG
    gerchla

  • Naja sie hat mir das geraten, weil sie mich ein klein wenig kannte...
    Ich brauche halt einen kleinen Rahmen, Antworten oder wenns geht Tipps.
    Ich brauche halt einen Austausch. Nur zu reden bringt mir nichts. Und ich würde das bei zu vielen
    Teilnehmern erst gar nicht schaffen.
    Ich brauche auch Hinweise, wie ich Fehler ausbessern könnte ;)
    Wir haben hier in der Stadt die Kiss, die zu alle möglichen Selbsthilfen Gruppen da ist.
    Das wäre für mich noch über die Beratung der Diakonie hinaus vielleicht eine Hilfe.
    Leider habe ich noch nicht verstanden, warum Du meinst, dass die AAs entgegen kommen könnte.

    LG

  • Guten Morgen Kämpferin,

    jetzt verstehe ich besser. Ich habe irgendwie gedacht, Du wärst evtl. jemand, der lieber erst mal zuhört und nicht gleich selbst in eine Diskussion einsteigt. Aber wie Du jetzt geschrieben hast, ist das eher das was Du Dir erwartest. Also, Tipps und Rückmeldung usw.

    Dann denke ich, ist das Format der AA wirklich eher nicht für Dich geeignet. Denn Rückmeldung bekommst Du dort dann auch eher weniger. Diskussionen oder Tipps, zumindest während der offiziellen Sitzungen, gibt es normal auch nicht. Zumindest habe ich das so erlebt.

    Aber Du hast ja Alternativen!

    Alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Hey,

    danke für Deine Antwort.
    Die überraschende Alternative habe ich jetzt bekommen. :)
    Ich habe eine Einladung von Kiss bekommen. Ich kann bei einer kleineren Gruppe
    hier Freitags in eine Selbsthilfegruppe gehen, die für Frauen da sind, die traumatisiert und
    süchtig sind.
    Auch ist es eine sehr kleine Gruppe. Was gut für mich ist.
    Was mich aber nachdenklich macht ist, dass jeder mit dem Hintergrund einfach
    dazu stoßen kann. Am liebsten wäre mir lieber, dass es eine feste Gruppe wäre.
    Aber gut - irgendwie werde ich das probieren !!

    LG

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!