Neu hier und verzweifelt-Freund trinkt sich tot

  • Hallo liebes Forum,
    Ich bin 40 Jahre alt und habe seit 2 Monaten einen Freund der ein riesiges Alkoholproblem hat.
    Ich habe das schon nachdem wir 1 Woche zusammen waren herausgefunden und ihn auch darauf angesprochen. Er offenbarte mir dass das stimmt und im Laufe der letzten 2 Monate musste ich erkennen dass ich wirklich ein großes Problem damit habe. Er leugnet sein Problem nicht-steht dazu und sagt selber dass er was ändern muss. Er weiß aber nicht wie.
    Ich würde ihm so gerne helfen weil ich ihn wirklich sehr liebe.
    Wenn ich aber darüber nachdenke dass ich noch nie nüchternen Sex mit ihm hatte dann kommen mir echt Zweifel ob ich das wirklich durchziehen kann.
    Ich habe Kinder und er auch aber wir führen eine Fernbeziehung.
    Ich hab in der letzten Zeit sehr viel gelesen und mich informiert, er hat schon die typischen Alkoholiker Zeichen...
    -rote äderchen im Gesicht und auf der Brust, häufig ein rotes Gesicht, weiße Fußnägel....
    Heißt das dass seine Leber schon sehr schwer geschädigt ist?
    Letztes Jahr war er beim Arzt und da war seiner Aussage nach noch mit den Blutwerten alles ok.
    Könnte das jetzt alles innerhalb eines Jahres entstanden sein?
    Ich schreibe später weiter, er ist gerade aufgestanden
    Freue mich auf viele hilfreiche tips
    Danke!
    Eure traurige strelizie

  • Aus meiner Erfahrung kann ich Dir nur einen Rat geben:

    Versuch da noch heil rauszukommen bevor Du zu viel Zeit und Gefühl investierst und vor allen Dingen Deine Kinder sich zu sehr an ihn gewöhnen!
    Wenn er sich schon am Anfang einer Beziehung so wenig zurücknehmen kann wie wird es dann erst später.

    Wünsch Dir Kraft!

  • Als Alkoholiker (seit ein paar Jahren trocken) kann ich mich Saskia nur zu 1000% anschließen (Keine Null zuviel!)!!

    Herzlich Willkommen hier im Forum :welcome:

    Ich hoffe, Du kriegst hier die nötigen Einblicke und Tipps ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

    Einmal editiert, zuletzt von Greenfox (18. Juni 2018 um 13:42)

  • Hallo liebe Strelizie,

    bin ebenfalls Angehörige und kann ebenfalls nur raten: schnell weg bevor die Gefühle noch tiefer werden. Ich habe Stück für Stück heraus gefunden was eigentlich los ist. Selbst als ich wusste, dass er Alkoholiker ist, war ich noch überzeugt ich könnte ihm mit jeder Menge Verständnis und Unterstützung helfen. er zeigte sich damals ebenfalls einsichtig und meinte, er würde alles versuchen. Je länger wir aber zusammen waren umso weniger war von der Einsicht spürbar und er wurde immer unberechenbarer. Ich merkte, dass genau das "helfen wollen" es dann nur noch schlimmer machte, so zumindest meine Erfahrung. er sieht sich als Opfer einer Krankheit für die er nichts kann - und bei jedem Schluck bin ich auf einmal die Verantwortliche, da ich dies, das oder jenes getan habe und er deswegen gar nicht anders konnte als zu trinken - so seine Behauptung. Egal was ich tat - ich konnte dabei nur verlieren. Und das, obwohl er anfangs der liebste Mensch auf Erden war. niemals hätte ich geahnt, was da alles auf mich zukommt. Polizei, Prügeleien, Gerichtsverhandlungen und Dauerstress sind mittlerweile an der Tagesordnung. Natürlich muss es nicht so laufen - ich will damit nur sagen, dass Dinge auf dich zukommen können, mit denen du im Traum nicht rechnen würdest.

    LG und viel Kraft
    Ira Jean

  • Hallo Zusammen,

    Zitat

    Egal was ich tat - ich konnte dabei nur verlieren. Und das, obwohl er anfangs der liebste Mensch auf Erden war. niemals hätte ich geahnt, was da alles auf mich zukommt. Polizei, Prügeleien, Gerichtsverhandlungen und Dauerstress sind mittlerweile an der Tagesordnung. Natürlich muss es nicht so laufen - ich will damit nur sagen, dass Dinge auf dich zukommen können, mit denen du im Traum nicht rechnen würdest.

    Ja, leider wird das sehr oft vergessen oder einfach nicht bedacht: Alkoholismus (u. auch alle anderen Süchte) bewirkt erst unmerklich, dann immer deutlicher und schließlich eine komplette Wesensveränderung.

    Ein ehemaliger Freund von mir, zu dem ich schließlich jeglichen Kontakt abbrechen musste, war, als ich ihn kennenlernte, der friedliebendste, freundlichste und gewaltfreieste Mensch, den man sich nur vorstellen konnte. Und das bei einer Körpergröße von über 1,90 m. Also ein Schrank von einem Mann. Wenn sich irgendwo die Stimmen in der Lautstärke hoben, sagte er meist zu mir „komm, lass uns hier gehen, hier ist gleich Unfrieden“.
    Leider konnte er seine Sucht nicht zum Stillstand bringen und die Abstände zwischen seinen Exzessen wurden immer kürzer. Schließlich ging er nur noch in die Notentgiftung, bzw. wurde auch anderweitig gar nicht mehr aufgenommen, und soff dann anschließend gleich wieder weiter.

    In ungefähr 3 Jahren hatte sich dieser Mensch komplett verändert und, wenn man sich an sein vorheriges Wesen erinnerte, meinte man, es würde sich um zwei komplett verschiedene Menschen handeln.
    Unzählige Gerichtsprozesse, steigende Strafen, hohe Verschuldung, Arbeitsplatzverlust, Trennung von Lebensgefährtin, Verlust der Wohnung, Führerschein für immer weg, keine Freunde mehr (zumindest keine „normalen“ mehr), ständig kurz vor dem Knast, und vieles andere mehr …
    Kein Tag ohne Schlägereien. Wenn man ihn sah dauerte es bestenfalls 5 Minuten bis er einem nur noch anschrie und herumkrakelte. Dazu die gesamte soziale Verwahrlosung. Grausam!

    Aber egal wie, auch wenn es sich um – bitte nicht falsch verstehen! – „gesitteten Alkoholismus“ handelt, also die Betroffenen kaum oder wenig auffallen, ihre ursprüngliche Wesensart, ihre gesamte Persönlichkeit wird von der Sucht nicht nur verbogen und verformt, sondern auch von der Sucht bestimmt.

    Das Ganze hat auch eine 2. Seite, die ich erst gar nicht erkennen konnte: Durch meine vielseitigen Kontakte „in der Szene“, also über meine Selbsthilfe und die dadurch entstehenden Kontakte, habe ich lange gar nicht gemerkt, dass ich immer misstrauischer wurde. Heute bin ich so weit, dass ich einem nassen Alkoholiker* erstmal kein Wort glaube. Mir wurden schon Geschichten erzählt, da kamen mir fast die Tränen. Im Nachhinein stellte sich alles als Lügen heraus.

    Wenn ich ‚nasser Alkoholiker‘ mit einem *(Sternchen) versehen habe, dann deswegen: Leider kenne ich auch relativ viele ‚trockene‘ Alkoholiker, die in Wirklichkeit ihr nasses Wesen nicht abgelegt haben. Die sind meist … eine Zeitlang … nüchtern, saufen dann wieder, und so geht das in jahrelangem Kreislauf.

  • Hallo Strelizie,

    oje, nimm die Beine in die Hand und weg. Das möchte ich Dir als mittlerweile gottseidank schon lange trockener Alkoholiker nur zurufen.

    Das schreibst Du liebst ihn, ich will Dir das auch gerne glauben. Aber weißt auch wen Du liebst? Ich meine, Du kennst doch den eigentlichen Menschen gar nicht. Du kennst doch nur die alkoholisierte Version. Das hast Du so ähnlich ja schon selbst angedeutet und das stimmt auch. Alkohol verändert das Wesen eines Menschen enorm. Ich meine jetzt nicht diejenigen, die mal zuviel getrunken haben und dann aggressiv oder albern oder sonst was werden.

    Ich meine Alkoholiker die jahrelang saufen. Die haben nix mehr mit dem Menschen zu tun der sie mal waren oder der sie wären, wenn sie wieder trocken werden würden. Du liebst also die Alkoholvariante Deines Freundes. Damit liebst Du einen Menschen, der eigentlich schon eine Geliebte hat. Nämlich den Alkohol. Und Du liebst einen Menschen für den nichts wichtiger ist als der Alkohol. Du bist in dem Spiel ok, solange Du nicht nervst oder zickig wirst und so lange Du ihn "machen" lässt.

    Und er fährt jetzt die "ich weiß dass ich was ändern muss"-Schiene. Vielleicht mit noch ein wenig Selbstmittleid garniert, vielleicht erhascht er auch von Dir etwas Mitleid, weil der Arme ja weiß das er ein Problem hat aber halt nicht was er dagegen tun kann. Das kann in ein paar Wochen oder Monate ganz anders aussehen, dann gibt er Dir vielleicht die Schuld das er wegen Dir je trinken muss, dass ihn sowieso keiner versteht, dass er sich jetzt totsaufen wird oder was auch immer. Ach glaube mir, die Variationen sind vielfältigst.

    Fakt ist (Dietmar hats schon geschrieben): Glaube niemals einem nassen Alkoholiker auch nur ein Wort. Ich weiß wovon ich spreche. Ich war einer der größten Lügner und Betrüger unter der Sonne. Wenn Alkis was können, dann ist es überzeugend lügen. Ich könnte Dir da Geschichten von mir erzählen, da würdest an der Menschheit zweifeln wie jemand solche Lügengeschichten erfinden kann.

    Heulen auf Kommando, romantisch sein bis zum Umfallen, Liebesschwüre wie sie kein anderer hinbekommt und vieles mehr - Alles im Portfolio eines nassen Alkoholikers bestens vorhanden.

    Ich kann Dir nur raten, jetzt, am Anfang Eurer Beziehung wo es vielleicht für Dich (und Deine Kinder) noch einfacher ist, die Reißleine zu ziehen. Mit einem nassen Alkoholier kann man keine funktionierende Beziehung führen. Er machst seine Sucht zu der Euren.

    Alles Gute.

    LG
    gerchla

  • Heulen auf Kommando, romantisch sein bis zum Umfallen, Liebesschwüre wie sie kein anderer hinbekommt und vieles mehr - Alles im Portfolio eines nassen Alkoholikers bestens vorhanden.

    44. Wir sind eben die besten Schauspieler (wenn es um uns geht).

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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