alkoholiker auf sein problem ansprechen

  • Wie spreche ich einen Alkoholiker auf sein Problem an?
    Wenn ich im Internet durchsuche,steht immer ohne Vorwürfe,da werde ich nicht schlau daraus.
    Kann ich das Problem dadurch verschlimmern?

  • Jeder der meint er müsse einen trinkenden Alkoholiker auf sein Problem ansprechen der sollte das auf seine Art und Weise tun.

    Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn mir jemand vorschreibt, (auch wenn das in einem vermeintlich gut gemeinten Ratschlag verpackt ist) wie ich jemanden anderes anzusprechen habe damit ich ihn nur ja nicht verletzte oder sonst was böses tue.
    Dieses pädagogische Geklingel finde ich überflüssig.

    Fakten, Ehrlichkeit und Offenheit sind meiner Meinung nach die Grundvoraussetzungen um einen Alkoholiker mit der Realität zu konfrontieren.

  • Es ist mein Vater.
    Ich habe eine grosse Angst vor diesem Gespräch,und ich weis nicht ob ich es schaffe.Die andere Seite ist,wenn ich es nicht tue kann ich nicht schlafen,es fährt das Gedankenkarusell ich muss es tun.Auch sagt mein Mann er wird sich nicht ändern.Und hier im Forum steht es auch.

  • Guten Morgen Macario,

    ob Du Deinen Vater in seinem Trinkverhalten ändern kannst oder nicht, ist m. E. nicht wirklich „für Dich“ wichtig.
    Wichtig ist, dass Du ihm sagst, wie Du Dich als Tochter fühlst, wenn Du siehst, wie er sich mit dem Alkohol kaputt macht.
    Einfach bei Dir bleiben, ihm sagen, was Dich bewegt.
    Mehr kannst Du auch gar nicht tun.
    Ehrlich Emotionen haben schon oft vieles bewirkt.

  • Hallo Macario!

    Meine Familie ging zuerst zur Suchtberatung.

    Anschließend setzte sie mir die Pistole auf die Brust: "Entweder Therapie oder Ende der Beziehung." Das saß und tat gleichzeit auch gut. Denn ich war schon längst an dem Punkt angelangt, es ohne Hilfe nicht schaffen zu können. Das war mir seinerzeit auch schon bewusst. Ich war da schon nicht mehr in der Lage, Saufpausen einzulegen, was mir früher immer mal für ein paar Wochen gelungen war. Daher waren sowohl das Gespräch mit der Familie und der anschließende Gang zur Suchtberatung für mich wie eine Befreiung.

    Vielleicht wäre ein vorheriger Kontakt zur Suchtberatung (bei uns gibt es "offene" Sprechstunden) etwas für dich.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Es tut gut zu lesen,wie es bei euch war.Was euch bewegt hat,mit dem trinken aufzuhören.

  • Hallo Macario,

    ich bin selbst Tochter aus alkoholkrankem Elternhaus (immer unauffällig und nach außen
    völlig solide). Deine Beklemmungen kenne ich sehr gut aus eigener Erfahrung. Teil der
    elterlichen Sucht WAR ja, "es" nicht sehen, geschweige denn benennen zu sollen. Über
    dem Trinken (das längst alle sehen) liegt so ein starkes Tabu, das ist Teil der Sucht. Als
    kollektiver Zwang, "es nicht sehen oder ansprechen zu sollen", ausgesendet vom trinken-
    den Familienmitglied. Ich habe meiner Mutter damals einen Brief geschrieben, mit Bro-
    schüren, falls sie Hilfe suchen möchte, um sich mit ihrer Alkoholabhängigkeit auseinander-
    zusetzen. - Es war mir so wichtig, "es" wenigstens zu benennen, damit ICH sie nicht weiter
    sich selbst und ihrer Sucht überlasse. Damit die Wahrheit auch existiert und ich raus komme
    aus dem unseligen Schweigen. Genutzt hat es damals wenig, aber selbst ihre Abwehr und
    hochdistanzierte Antwort half MIR, auf meine eigenen Beine zu kommen und zu begreifen,
    dass ich von ihr in dieser Sache kein 'Entgegenkommen' oder Einsehen, unserer Beziehung
    zuliebe, erwarten konnte.

    Inzwischen trinkt sie zwar nicht mehr, hält aber an ihrer emotionalen Distanz und Verschlos-
    senheit fest. Indem ich Dir hier schreibe, wird mir gerade selbst klar, dass ich genau wie in
    ihrer aktiven Trinkzeit wieder der Idee hinterher renne: Wäre sie nur zugänglicher, auch für
    ihre eigenen Gefühle, h ä t t e n wir (vor allem SIE), ein viel nährenderes Verhältnis.

    Ich als co-abhängig aufgewachsenes Kind aus süchtigem Elternhaus bin in meiner Überver-
    antwortung ebenso krank geworden (an Denkweisen und "Ideen", wie sich alles "verbessern"
    ließe) wie die Süchtige selbst. Nur dass ich oft nicht bemerke, wie sehr ich immer noch retten
    will.

    In einer SHG für erwachsene Kinder aus süchtiger Familie höre ich immer wieder den Hinweis
    zur elterlichen Sucht: Sucht ist eine dreifache Krankheit: körperlich, seelisch, geistig. (Sie be-
    einträchtigt den Süchtigen in diesen drei Bereichen gleichzeitig, sein Fühlen, Denken, Handeln.)

    UND:
    - Wir (als Kind) haben es nicht verursacht
    - Wir können es nicht kontrollieren
    - Wir können es nicht heilen

    ... wir können "nur" klar aussprechen, dass es uns belastet und wir nicht mehr dazu schweigen.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und Entschlossenheit,
    Dir selbst diesen Dienst zu erweisen!


    :sun:


    Inzwischen sehe ich es so, dass mich niemand zwingen kann, an seiner Lüge MIT festzuhalten.
    Unsere Familienlüge lautet immer noch. Wir HABEN KEIN Problem. (Ja nee, ist klar. / Ironie aus.)
    Seit ich ehrlich bin und "es" benannt habe, bin ich das Problem. Ich offenbare am deutlichsten
    meine Schwierigkeiten im Leben, ich mache eine Therapie, brauche Genesung und SHGs, ... meine
    Eltern lehnen den Gedanken oder die Möglichkeit, Hilfe überhaupt nur zu suchen, nach wie vor ab.
    Das ist Teil der Sucht ("ich schaff' das auch allein!") und hat rein gar nichts mit Annahme oder nicht-
    Annahme meiner Person zu tun. Ihr Leugnen bestimmt über die emotionale Distanz, nicht der Wert
    meiner Bemühungen oder meiner Person oder meiner Errungenschaften. Auch ich muss gesunden.

    Liebe Grüße,

    Wolfsfrau

  • Hallo macario,

    was Dir Wolfsfrau geschrieben hat, finde ich richtig klasse!

    Zitat

    Inzwischen sehe ich es so, dass mich niemand zwingen kann, an seiner Lüge MIT festzuhalten.
    Unsere Familienlüge lautet immer noch. Wir HABEN KEIN Problem. (Ja nee, ist klar. / Ironie aus.)
    Seit ich ehrlich bin und "es" benannt habe, bin ich das Problem. Ich offenbare am deutlichsten
    meine Schwierigkeiten im Leben, ich mache eine Therapie, brauche Genesung und SHGs, ... meine Eltern lehnen den Gedanken oder die Möglichkeit, Hilfe überhaupt nur zu suchen, nach wie vor ab.

    Wolfsfrau hat „ihr Problem“ damit aktiv gelöst, nämlich das konkrete Ansprechen und Benennen der Situation. Gleichzeitig hat sie für sich etwas getan.
    Wenn ihre Eltern jetzt Wolfsfrau „als Problem sehen“, dann ist das nicht Wolfsfraus Problem, sondern einzig das Problem der Eltern.
    Ein tolles Beispiel, an dem man sieht, wie wichtig es ist, für sich zu klären, bei wem die Verantwortung liegt.

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