Hallo liebes Forum,
ich habe mich hier angemeldet weil ich hoffe, Antworten auf meine Fragen zu finden und um mir das Ganze mal von der Seele zu sprechen - ich weis einfach nicht mehr weiter.
Mein Partner ist seit 5 Jahren stark alkoholabhängig. Mittlerweile trinkt er sich in seinen nassen Phasen auf durchschnittlich 4,5 Promille am Tag. Das läuft dann ca. 2 Wochen so bis er in der Entgiftung landet weil er es körperlich nicht mehr packt. Danach kämpft er jedes Mal mit Reue und Schuldgefühlen, verspricht ab jetzt alles anders zu machen usw... gleichzeitig dazu sagt er mir immer, wie dankbar er ist dass ich für ihn da bin und dass ich seine größte Kraftquelle bin und dass er es mit mir schaffen kann. Das hält dann immer maximal 3 Monate und das Spiel fängt von vorne an.
Dies ist aber nur eine Seite. Denn auch in den trockenen Phasen ist es unglaublich schwierig und hier ist der Punkt, der mich fast noch mehr ratlos lässt. Auch wenn er nicht trinkt, ist er komplett unberechenbar, von einer auf die andere Sekunde komplett down oder auch aggressiv. Kleinste Kleinigkeiten führen zu absoluten Explosionen seinerseits und es endet immer in einem riesigen Streit. Am Ende ist es immer so, dass seiner Meinung nach die Schuld komplett bei mir liegt und ich am Ende ein schlechtes Gewissen habe und hinterfrage, was ich hätte anders machen könenn. Mittlerweile merke ich aber immer mehr, dass es völlig egal ist da er immer einen Streitpunkt findet. ich weis einfach nicht mehr was ich tun soll. ich bin in seiner Gegenwart nur noch angespannt, habe Angst das Falsche zu tun und dadurch eskaliert es tatsächlich jedes Mal. Ich gehe mit ihm um wie mit einem rohen Ei und irgendwie geht es doch immer schief.
Parallel dazu hat er einen riesigen Hass auf die ganze Welt und sieht sich als Opfer, braucht gleichzeitig aber ein Unmaß an Liebe und Zuneigung von mir. Er ist komplett labil und kommt manchmal überhaupt nicht mehr mit seiner Gefühlswelt klar. Es ist für mich einfach unbegreiflich und ich frage mich, ob auch dieses ganze Verhalten in Verbindung mit seiner Alkoholkrankheit steht bzw, das typisch ist oder was dahinter steckt.
mittlerweile unternehme ich nichts mehr mit meinen Freunden, gehe nicht mehr zum Sport, nichts weil ich weis er wartet und freut sich den ganzen Tag darauf dass ich komme. ich fühle mich dadurch total verantwortlich. ich weis auch nicht, ob ich versuchen soll ihn zu stützen und nun meine Bedürfnisse erstmal hinten anzustellen oder ob das die Situation noch schlimmer macht da er weis dass er so Kontrolle über mich hat.
jedes mal, wenn ich etwas tue was ihm gegen den Strich geht macht er mir ein schlechtes Gewissen und zweifelt meine Liebe an bzw. stellt die ganze Beziehung in Frage. Aus lauter Frust habe ich dann das ein oder andere Mal gesagt dann soll er doch gehen. Das wiederum will er dann aber auch auf gar keinen Fall sondern beschränkt sich auf mein Fehlverhalten.
Ich bin einfach verzweifelt - ich will nur dass es ihm gut geht und würde alles dafür tun aber ich habe das Gefühl er sieht in mir ständig einen Feind und ist so von seinen Dämonen geplagt dass ich dagegen gar nicht ankomme. Mittlerweile stecke ich selbst so tief drin, dass sich mein ganzes Leben nur noch um die Sucht und alles was damit zusammenhängt dreht. meine Laune ist nur noch abhängig von seinem Befinden und es macht mich bald verrückt.
Wie soll ich mich ihm am besten gegenüber verhalten? wie kann ich ihn unterstützen?
Danke schon mal fürs Lesen (wers bis hierhin geschafft hat ;D), ich hoffe ich treffe damit auf Gleichgesinnte mit ähnlichen Erfahrungen oder auch auf Rückmeldungen von "der anderen Seite".
LG Ira Jean