Ich habe es endlich eingesehen!

  • Hallo,

    ich weiß nicht, wie ich starten soll.
    Ich war hier schon mal kurz und habe mich dann wieder aus Scham abgemeldet, aber nun brauche ich
    wirklich Hilfe Bzw Zuspruch.
    Ich bin Ende 20, habe einen super Job, bin viel unterwegs, habe einen tollen neuen Partner,
    nur leider trinke ich mittlerweile jeden zweiten Tag..
    Meistens habe ich es unter Kontrolle, aber manchmal auch nicht.
    Nur ich will so nicht mehr weiter machen...
    Ich finde immer wieder ausreden zu trinken...
    Manchmal wenn ich getrunken habe, werden meine Gefühle intensiver und ich spreche
    Sachen aus, die ich mich nüchtern nie wagen würde zu sagen. Ich verletze dadurch meine liebsten Menschen.

    Ich will da raus... ich habe so ein tolles Leben aber irgendwie hänge ich gerade fest.
    Ich will nicht alles verlieren...
    ich bin der Überzeugung das ich es ohne Therapie schaffe, aber dafür brauche ich Zuspruch.

    Ich hoffe auf ein paar antworten, aus Erfahrung oder evtl. auch jemanden
    mit dem man sich schreiben kann, wenn es einen packt.

    Liebe Grüße

  • Hallo Alina!

    Herzlich willkommen zurück!

    Du hast Dein Problem erkannt und arbeitest daran. Das ist schon mal gut, aber ich glaube etwas reale Hilfe wirst Du brauchen. Manchen hilft der Besuch einer Selbsthilfegruppe. Kannst Du Dir das vorstellen da hin zu gehen?

    Warst Du schon beim Arzt? Das ist wichtig um abzuklären, ob Du stationär entgiftet werden muss.

    Du kannst hier jeder Zeit schreiben, aber wie sieht es Dein Umfeld? Unterstützen sie Dich, wenn Du ganz aufhören würdest? Alkoholfreies Zuhause, usw.?

    Gründe zum trinken finden Alkoholiker übrigens alle - immer: z. B. Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag,.....

    Alles Gute Dir.

    Caroline

  • Hallo Alina,

    du willst da raus, du willst nicht alles verlieren...
    Somit ist klar, was du nicht (mehr) willst. Doch was strebst du an bzw. wo willst du hin?
    M.E. braucht es ein begeisterndes Ziel, um eine langfristige Motivation für den Ausstieg aus einer Sucht aufzubauen.
    Was also willst/kannst du gewinnen, wenn du deine Abhängigkeit überwindest?

    Viele Grüße
    Bassmann

  • Hallo Alina,

    ich habe jetzt doch einige Zeit überlegt, ob ich auf Deinen Thread etwas schreiben soll oder nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob Dich meine "Weisheiten" weiterbringen, ich bin mir nicht sicher, wo Du eigentlich stehst, was Deinen eigenen Blick auf Deine mögliche Suchterkrankung betrifft.

    Ich will Dir aber jetzt einfach mal meine Gedanken zu Deinen Zeilen schreiben, vielleicht ist was für Dich dabei.

    Zitat

    Ich bin Ende 20, habe einen super Job, bin viel unterwegs, habe einen tollen neuen Partner,
    nur leider trinke ich mittlerweile jeden zweiten Tag..


    Ich denke Dir ist bewusst, dass dieser Zustand nicht von Dauer sein wird, wenn Du weiter in die Sucht hinein rutschen solltest. Ich denke das ist dann auch der Grund, warum Du Dich hier angemeldet hast und etwas unternehmen willst. Und, ich sage jetzt mal: Je früher desto besser.....

    Zitat

    Meistens habe ich es unter Kontrolle, aber manchmal auch nicht.


    Mit zunehmender Suchtdauer wird sich das wahrscheinlich verändern. Wahrscheinlich in: Manchmal habe ich es unter Kontrolle, meistens jedoch nicht - Gut dass Du jetzt etwas dagegen tun willst.

    Zitat

    Ich finde immer wieder ausreden zu trinken...


    Dieses Phänomen kann man auch als Sucht bezeichnen oder aber zumindest als "stark suchtgefährdet". Ich kenne es gut, denn auch ich hatte immer gute Ausreden oder sagen wir mal besser Gründe bzw. Argumente weshalb ich etwas trinken musste. Auch wenn ich mir gerade vorgenommen hatte, mal nichts oder weniger zu trinken.
    Dieses Phänomen verschwindet aber mit andauernder Sucht langsam, denn dann wird der Wunsch nach Alkohol so groß, dass man einfach trinken muss. So viele Gedanken warum man jetzt trinken muss brauchts dann nicht mehr. Irgendwann hat man diese Gedanken dann nur noch, wenn man sich (mal wieder) fest vergenommen hatte, heute nichts zu trinken... Und dann halt doch wieder trank....
    Diese Spiel habe ich viele Jahre mitgemacht, sehr viele....

    Zitat

    Manchmal wenn ich getrunken habe, werden meine Gefühle intensiver und ich spreche
    Sachen aus, die ich mich nüchtern nie wagen würde zu sagen. Ich verletze dadurch meine liebsten Menschen.


    Leider auch so eine Nebenwirkung die zwar nicht alle haben, aber schon recht viele. Und die einem im Laufe einer Trinkerkarriere zu einem sehr einsamen Menschen werden lassen können.

    ...

    Zitat

    Ich will da raus...


    das glaube ich Dir uneingeschränkt sofort ...

    ...

    Zitat

    ich habe so ein tolles Leben aber irgendwie hänge ich gerade fest.


    hier allerdings frage ich mich, ob Dein Leben wirklich so toll ist wie Du glaubst? Verstehe mich nicht falsch, ich sage das aus ureigenster Erfahrung heraus!

    Ich hatte auch ein tolles Leben! Super Kindheit, Schule alles wunderbar, dann der Job - ich war ein Aufsteiger, fast ein Überflieger. Verantwortungsvolle Position, ein super Team, das ich führen darf und wunderbaren Menschen. Wir verstanden und verstehen uns so gut - ich liebte und liebe meinen Job, für mich gibt es keinen besseren. Dann die Familie, eine tolle Frau, wunderbare Kinder, wirklich wunderbare Kinder die ich über alles liebe. Keine Geldsorgen, keine Schicksalsschläge, keine sonstigen Schläge, und dazu noch alle kerngesund.

    Kannst Du mir mal erklären, warum ich mit Mitte/Ende 20 zum Saufen angefangen habe? Ich hatte ein tolles Leben nach dem sich andere die Finger abgeschleckt hätten.

    Erst als ich meine Sucht dann beendet hatte und sie aufarbeitete (meiner Meinung nach eine Grundlage um dauerhaft ohne Alkohol leben zu können), kam ich langsam dahinter was eigentlich nicht "gepasst" hast. Diese Dinge lagen seeehr tief, hatten bzw. haben nichts mit den oberflächlichen Rahmenbedingen zu tun. Ich bin davon überzeugt, dass Alkoholismus eine Erkrankung der Psyche ist, und dafür gibt es normalerweise immer Gründe. Glücklich wer sie findet und entsprechend aufarbeiten kann. Mit oder ohne Hilfe.

    Übrigens: Ob Du es ohne Therapie schaffst oder nicht halte ich nicht für so wichtig. Wichtig ist, dass Du es schaffst. Wenn Du es nämlich nicht schaffst, dann wird Dein Leben wahrlich kein schönes mehr sein. Ich habe es ohne klassissche Therapie "geschafft", jedoch nicht ohne sehr viel Hilfe von außen. Es ist nicht so einfach, es braucht einen guten Plan. In einer Therapie gibt es zumindest mal Pläne, die häufiger auch mal funktionieren....

    Das waren meine Gedanken.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum und alles alles Gute was den Kampf gegen den Alkohol betrifft.

    LG
    gerchla

  • Hallo, Alina,
    ich bin die ersten 10-12 Jahre meiner Trockenheit zu 3-4 AA Meetings die Woche gerannt. Bis ich dann einfach genug hatte. Aber bis dahin brauchte ich das und es war gut.
    Der längste weg beginnt mit dem ersten Schritt. Auch so eine Weisheit vom Kalenderblatt. Aber manchmal stimmern Weisheiten einfach. Und wenn du den ersten Schritt tun kannst, dann ist das die halbe Miete. Ich wurde durch eben diese AA Meetings trocken, andere durch anderes. Selten, eigentlich nie, wenn ich darüber nachdenke, habe ich jemanden getroffen, der aus sich selbst heraus trocken wurde und das blieb. Ich empfehle also Gesellschaft beim Nichttrinken.

    Gruß

    Laurids

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