Lebensgefährte Alkoholproblem? Ich weis nicht weiter

  • Guten Abend zusammen,

    Ich wollte mich schon mal melden habe es aber nie gemacht, weil ich wohl dachte es wird irgendwie schon gehen.
    Es geht um meinen Freund mit dem ich nun zwei Jahre zusammen bin und er mit einschließlich heute schon drei Krampfanfälle hatte. Das erste mal wusste ich nicht was los war beim zweiten und dritten mal wusste ich genau er hatte fast nichts (Alkohol) getrunken und es ist deswegen zum Anfall gekommen.
    Zu meiner Person ich habe zwei Kinder 10 und 5 (nicht seine) wir leben zusammen.
    Zu seinem Trinkverhalten also er trinkt täglich ist aber nie betrunken ist völlig normal geht arbeiten aber auch dort tinkt er ein Bier und evtl. ein kurzen? das weis ich nicht er sagt nein. beim ersten Entzug war er zwei tage trocken beim zweiten waren es dann glaub 6 Wochen da hat er dann heimlich angefangen bis ich was gefunden habe dann war die Enttäuschung groß selbst sagt er eigentlich kann er auch ohne und weis das er zu viel trinkt er hat es jetzt reduziert und deswegen heute wieder einen Anfall ich weis einfach nicht mehr was ich machen soll.
    Das Leben mit ihm ist ganz normal auch wenn er trinkt wir unternehmen Sachen in letzter Zeit ist er schon etwas antriebslos weis aber nicht ob das mit dem Alkohol zu tun hat oder mit der bevorstehenden Scheidung. Bin über Anregungen und Beiträge froh.

    LG

  • Guten Morgen Steff,

    erst mal herzlich Willkommen bei uns um Forum. Gut das Du Dich doch hier gemeldet hast.

    Erst mal möchte ich Folgendes fragen: Wenn Dein Freund einen Anfall hat, was tust Du dann? Ich hoffe, Du rufst sofort den Notarzt. Kalter Entzug kann tödlich enden, im schlimmsten Fall. Und so blöd es klingen mag: Bevor er unbeaufsichtigt durch Entzug in Richtung Krampfanfälle marschiert, sollte er lieber weiter Alkohol trinken. Damit ist wirklich nicht zu spaßen. Der Entzug sollte in jedem Fall professionell begleitet sein.

    Ansonsten sieht es für mich so aus, als ob Dein Freund ein (noch) funktionierender Alkoholiker ist. Wenn er seinen Pegel hat ist alles ok, er geht arbeiten und hat soweit noch alles im Griff. Das war bei mir ganz genau so. Ich habe heimlich getrunken, und ich konnte es trotz zum Schluss hin ganz erhelblicher Mengen (was einen normalen Menschen sofort in die Klinik gebracht hätte) sehr gut vertuschen.

    Was Du sonst so schreibst, z. B. die Antriebslosigkeit, dass sind dann die langsam eintretenden "Nebenwirkungen". Er braucht seine ganze Energie für's Trinken, wahrscheinlich auch für's Verheimlichen. Ich denke den Konsum, den Du bemerkst oder mitbekommst, ist nicht der tatsächliche sondern nur ein Teil davon. Diese "Nebenwirkungen" werden mit Dauer der Sucht immer stärker und irgendwann dominieren sie dann sein ganzes Verhalten. Er wird nur noch versuchen irgendwie trinken zu können. Alles andere wird nebensächlich und sogar störend, so ist das leider. Auch Du wirst (oder bist schon) nebensächlich.

    Was kannst Du tun? Tja, quasi gar nichts. Oder wenig. Ihn ansprechen natürlich, klar. Aber wenn er dicht macht, dann kannst du nichts für ihn tun. Nur für Dich. Und übrigens auch für Deine Kinder, die das ganze Elend ja auch mitbekommen. Er muss für sich ganz alleine entscheiden ob er weiter trinken will oder nicht. Hilfsangebote gibt es zur Genüge, er muss sie nur annehmen. Dazu braucht es aber erst mal seine Einsicht, dass er Alkoholiker ist und das er alleine sicher nicht von dem Zeug weg kommt.

    Du kannst da nichts machen. Außer vielleicht Deine Sachen packen, Dich und Deine Kinder damit schützen und vielleicht bei ihm damit einen Denkprozess auslösen. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Aber das liegt nicht in Deiner Hand.

    Achte auf Dich und Deine Kinder! Er ist selbst für sein Leben verantwortlich.
    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Hallo und HERZLICH WILLKOMMEN :welcome:

    Kurz zu mir: ich bin m, Ü50, ein seit einigen Jahren trockener Alkoholiker.

    Ich kann mich Gerchla nur anschließen. Du kannst für IHN so gut wie nichts tun - außer ihm zu sagen/vermitteln, für ihn da zu sein und ihm zu helfen, wenn er ernsthaft etwas gegen seine Sucht unternimmt (so Du dies denn wirklich willst).
    Ansonsten ist er für sein tun,handeln und unterlassen selbst verantwortlich.
    Aber für DICH und die Kinder kannst Du eine Menge tun - u.a. Dich klar von ihm abgrenzen.

    Hier im Forum kannst Du viele Erfahrungsberichte lesen - sowohl von Angehörigen als auch von Betroffenen.

    Ansonsten kann ich Dir auch nur empfehlen, Dich mit anderen Betroffenen direkt auszutauschen. In solchen SHG kann man sein Herz ausschütten - und die Menschen wissen und verstehen, wovon Du redest. Im Gegensatz zu Leuten, die diese Erfahrungen nicht haben/machen mussten. Das ist nicht nur bei uns Betroffenen so, sondern auch bei den Angehörigen.

    Frag doch mal bei einer Suchtberatungsstelle nach (die sind nicht nur für die Betroffenen da!) oder schau in unsere Linksammlung, da wirst Du bestimmt fündig.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Steff,

    auch von mir ein Willkommen im Forum.

    Zitat

    Ich wollte mich schon mal melden habe es aber nie gemacht, weil ich wohl dachte es wird irgendwie schon gehen.


    Leider entspricht das schlicht der Realität, dass Suchtbetroffene und auch ihre Angehörige lange Zeit glauben wollen „es wird schon irgendwie gehen“.
    Da vergehen dann viele wertvolle Lebensjahre. Das ist immer wieder sehr traurig und schade.

    Wie ich schon im Thread von Jucy schrieb: Ca. 15% aller vom Alkoholismus Betroffenen erleiden im Verlauf ihrer Suchtkarriere einen Krampfanfall, meist den ersten, wenn sie sich im Entzug befinden. Tritt ein Krampfanfall einmal auf, bleibt die Krampfneigung ein Leben lang bestehen, und ein Anfall kann auch dann erfolgen, wenn gar kein Alkohol konsumiert wird.
    Deswegen ist es sehr wichtig, dass Betroffene regelmäßig ihre Krampfschutzmedikamente einnehmen.

    Ansonsten, zu Deinem Freund, kann und will ich hier nicht viel schreiben, weil es ja um Dich geht und Du Dich hier angemeldet hast.
    Wenn Du fragst, dass Du nicht mehr weißt, was Du machen sollst, dann kann ich Dir – als trockener Alkoholiker – nur empfehlen, dass Du Dich gründlich mit Deiner eigenen Problematik auseinandersetzt. Ob die bei Dir bereits „Co-Abhängigkeit“ heißt, kann ich nicht beurteilen, aber die Gefahr co-abhängig zu werden ist im Zusammenleben mit einem Suchtkranken, dessen Sucht weiter aktiv ist, sehr hoch.

    Du kannst Dir gerne einmal die Seite Co-Abhängig anschauen und durchlesen, vielleicht findest Du Dich dort wieder.
    Die Frage ist natürlich immer wieder, warum sich Angehörige gegen besseren Wissens so ein Zusammenleben mit einem aktiv Süchtigen antun, und sich nicht deutlich – auch räumlich – von ihm distanzieren.
    Das hängt meist mit völlig falsch interpretierter Liebe und Fürsorge zum Süchtigen zusammen, und – so schlimm das auch klingen mag – es hilft ihm seine Sucht aufrechtzuerhalten. Man könnte es auch noch härter und deutlicher ausdrücken: Die Co-Abhängigkeit der Angehörigen, ihre fürsorgliche Verantwortungsübernahme der eigentlichen Pflichten und Aufgaben des Süchtigen verlängern geradezu den Leidensweg und Suchtverlauf.

    Um das in der ganzen Tragweite zu verstehen und zu begreifen bedarf es einer gründlichen Auseinandersetzung und Befassung mit der Co-Abhängigkeit.
    Eine Empfehlung noch zum Schluss: Die Suchtberatungen, wie z. B. die der Caritas, heißen nicht umsonst „Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkranke und Angehörige“. Es wäre sicher nicht das Schlechteste, wenn Du dort mal einen Termin machen würdest!

  • Danke für eure Antworten.

    Ich will mich eigentlich nicht von Ihm trennen ich will für Ihn da sein weil er für mich auch da war, durch Ihn habe ich endlich nach 12 langen Jahren den Absprung von meinem Ex Mann geschaft (geschlagen schlecht behandlelt nichts Wert gewesen und so weiter aber das ist vorbei das ist eine andere Geschichte).

    Bei seinen Anfällen habe ich immer gleich den Notarzt gerufen. Diesmal ist es aber anderst wie bei den letzten zwei mal ich war heute bei Ihm in der Klinik er hat kein Delir und ist auch nicht in der geschlossenen ist das ein gutes Zeichen kann er es doch schaffen mit dem Alkohol klar zu kommen die Ärztin meint wohl es ist nichts einzuwenden Bier zu trinken.

    Darf ich euch was fragen? Was ist bei euch passiert das Ihr aufgehört habt zu trinken?

  • er hat nur leicht mit den Händen gezittert von dem Entzug. Er ist nicht raus und hat sich was geholt obwohl er könnte.
    Meine Tochter (5) sieht ihn wie Ihren Papa an wo ich mich noch nicht getrennt hatte war sie zu ihrem eigenen Vater nie so wie zu Ihr und jetzt besteht zum leiblichen ja sowieso kein Kontakt mehr er sieht die Kinder nicht mehr. Mein Freund ist die erste männliche Person wo sie an sich richtig ran lässt das will ich Ihr nicht nehmen, das gibt es nicht so schnell noch einmal.

  • Guten Morgen steff,

    ich empfinde es schon fast als dragisch, wie Du versuchst Hoffnung zu schöpfen, dass er vielleicht ja doch nicht so schlimm dran sein könnte.

    Das ganze noch kombiniert mit der Aussage dieser Ärztin, die ich absolut nicht nachvollziehen kann. Wenn er bereits süchtig ist, was ich hier aus der Ferne natürlich nicht 100%ig sagen kann, zumal ich eben auch kein Arzt bin, dann wird er nie mehr ein Bier oder sonst irgendwelchen Alkohol trinken könnnen. D.h. er kann natürlich schon, er wird dann allerdings ganz schnell wieder da sein wo er vorher war. So ist das einfach mit dieser Sucht. Darum heißt es ja auch Sucht und ist eine unheilbare Krankheit. Übrigens ist es auch völlig egal welchen Alkohol man trinkt. Bier, Wein, Schnaps, Korn, Wodka, ist völlig egal. Ich trank am Ende 10 - 12 Bier am Tag, + oft noch Wein, mindestens. Und? Das war kein "guter" Alkohol, nur weils kein Schnaps war. Das kann man umrechnen. Meine Biere hätten dann (ich habe die Formel jetzt nicht im Kopf) wahrscheinlich auch 1,5 Flaschen Schnaps entsprochen. Und ich war ein Wrack, emotional tot, am Ende. Ich bin entsetzt über die Aussage der Ärztin und kann das nicht nachvollziehen, aber vielleicht ist das jetzt auch aus dem Kontext gerissen.

    Sollte er nicht süchtig sein, sondern "nur" Missbrauch betrieben haben, dann könnte es eventuell sein, dass er mal wieder zu einem normalen Trinkverhalten zurück finden könnte... Die Gefahr in die Sucht abzurutschen ist bei solchen Menschen aber immer sehr hoch. Denn sie haben ja große Erfahrung mit der Wirkung von Alkohol. Ich möchte aber dazu sagen, dass das wenige was Du jetzt von Deinem Partner geschrieben hast, für mich eindeutig auf eine Sucht hindeutet. Und offenbar ist er auch bereits körperlich abhängig, was normalerweise erst relativ spät eintritt. In der Regel wird man erst mal psychisch abhängig und mit zunehmender Dauer der Sucht setzt dann auch eine körperliche Abhängigkeit ein, die dann bei Entzug eben zu sochen Anfällen führen kann, aber nicht zwangsläufig muss. Deswegen solltest daraus, dass er dieses Mal nicht in den Delir gefallen ist und "nur" gezittert hat, keinerlei Hoffnung für irgendwas schöpfen.

    Grundsätzlich ist auch die psychische Abhängigkeit diejenige, die das eigentliche Problem ausmacht. Körperlich wird er in kürze entgiftet sein, alles wieder paletti, salopp gesagt. Aber die Psyche wird ihn dazu bringen wieder rückfällig zu werden. Sofern er nicht bereit ist, ernsthaft etwas dagegen zu unternehmen. In seinem Fall wäre z. B. eine Langzeittherapie sicher nicht das Falsche. Vielleicht sogar der einzig sinnvolle nächste Schritt. Hat er darüber schon mal nachgedacht?

    Lass Dich auch nicht davon täuschen, dass er sich kein Bier geholt hat obwohl er dazu Gelegenheit gehabt hätte. Ich hatte teils monatelange Trinkpausen, später wochenlange, dann tagelange Pausen, wo ich nichts trank obwohl ich das natürlich jederzeit gekonnt hätte. Aber man schnallt ja das man ein Problem hat und kämpft dagegen. Und man kann diesen Kampf auch mal eine Zeit lang führen und gewinnen. Nur leider nicht auf Dauer - wenn man nicht bereit ist, sich Hilfe zu suchen und sich auf die Aufarbeitung seiner Sucht einzulassen. Dann wird man diesen Kampf irgendwann verlieren und, so schnell schaust Du gar nicht, ist man wieder da wo man vorher war und oft auch noch ein Stück tiefer in der Sch....e.

    Zu Deiner Frage:

    Zitat

    Was ist bei euch passiert das Ihr aufgehört habt zu trinken?

    Erst mal muss ich sagen, dass ich ewig viele Versuche gestartet habe um mit dem Trinken aufzuhören. Da ich heimlich getrunken habe, versuchte ich auch heimlich aufzuhören. Grober Fehler. Was passiert ist, waren dann immer "nur" Trinkpausen. Am Anfang meiner Sucht waren diese sehr lange, mehrere Monate konnte ich dann ohne Alkohol klar kommen. Wobei ich da schon viel an Alkohol dachte, was ein eindeutiges Zeichen für eine Sucht war. Aber ich war noch stark genug lange verzichten zu können. Körperliche Abhängigkeit wie bei Deinem Freund hatte ich noch keine, obwohl ich schon jahrelang getrunken hatte. Natürlich noch lange nicht so viel wie am Schluss.

    Über die Jahre wurden die Trinkpausen weniger und kürzer. Irgendwann war es für mich dann schon mal ein Erfolg ein oder zwei Tage nichts zu trinken, mehr ging nicht mehr. Und irgendwann war es dann sogar ein Erfolg mal nur 5 Bier am Tag zu trinken. Ohne Alkohol ging gar nichts mehr.

    Dann kam ich zu dem Punkt, dass ich einfach nur noch saufen wollte. Und schon morgens damit begann. Damit habe ich dann meinen absuluten Abstieg in die Suchtspirale noch beschleunigt. Immer noch ging ich arbeiten, immer noch hatte ich Familie. Aber ich hatte gar keinen Bock mehr darauf. Denn das hinderte mich ja alles am Trinken. So ging es immer tiefer.

    Irgendwann war ich so am Ende, das ich, völlig ungeplant, zu meiner damaligen Frau ging und ihr erklärte das ich Alkoholiker bin. Ich musste ihr dann alle meine Verstecke zeigen, damit sie mir das auch wirklich geglaubt hat. Ich war da sehr kreativ gewesen, da ich ja heimlich getrunken hatte. So hatte ich meine Vorräte im Reservekasten des Autos, oder im Jetbag im Keller, oder in einem Hohlraum unseres Feuerholzes usw. Ich hatte immer ein paar Kästen Bier im nahegelegenen Wald, gut versteckt wo ich dann aber sehr schnell sein konnte, wenn ich Nachschub brauchte. Ja, so war das tatsächlich. Hätte ich es nicht selbst erlebt, ich würde es wohl kaum glauben. Ich denke Du weißt von Deinem Freund auch nur sehr wenig.... Aber gut, das ist Eure Sache.

    Als ich mich dann geoutet hatte, brach' die Welt meiner Familie (damals noch 2 Kinder) und meine eigene zusammen. Ich aber, war mir plötzlich sicher, nie mehr trinken zu wollen und alles dafür zu tun, das auch zu schaffen. Also, bin ich sofort in eine Selbsthilfegruppe, habe sofort einen Termin bei der Beratung, einen Termin beim Psychologen und auch noch weitere Gesprächstermine ausgemacht. Und diese dann auch konsequent besucht. Mein einziger großer Fehler im Nachhinein war, dass ich nicht sofort zum Arzt bin sondern erst einige Tage später. Ich habe also quasi kalt Entzogen, was für mich im schlimmsten Fall tödlich hätte enden können. Ich hatte aber Glück und hatte, außer Schwitzen, leichtes Zittern und schlechtes Schlafen, kaum körperliche Probleme. Obwohl ich mindestens, ich denke mal, 15 Jahre abhängig getrunken hatte.

    Meine ersten trockenen Wochen waren also damit gefüllt, mich mit meiner Sucht, mit mir selbst und meinem zukünftigen Leben zu beschäftigen. Ich ging täglich in die Selbsthilfegruppe, sprach sehr viel mit allen möglichen Menschen über mich und meine Sucht und versuchte aufzuarbeiten. Das war die schwerste Zeit meines Lebens, mal abgesehen von der Zeit die ich am Ende als saufender Alki erleben musste. Das war noch schlimmer.

    Letztlich habe ich mich dann von meiner Frau getrennt, was eine Folge meiner Aufarbeitung war. Das war die Hölle für mich, denn damit verlor ich ja auch erst mal meine Kinder. Aber diese Entscheidung musste ich damals, aus meiner Geschichte heraus, so treffen, denn nur so war es für mich möglich dauerhaft trocken zu bleiben. Details wären jetzt zu kompliziert.

    Ich habe also die Erfahrung gemacht, dass man nicht einfach so mal mit dem Trinken aufhören kann und dann wird alles wieder gut. Nein, so funktioniert das normalerweise nie. Da kannst Du meine Mitschreiber hier fragen, wir haben alle eine sehr bewegte Geschichte hinter uns. Man muss immer sehr viel investieren, sehr viel. Und bereit sein, das ganze Leben zu verändern oder zumindest wesentliche Teile. Beim einen mehr, beim andere etwas weniger. Aber eines ist sicher: Nur nix mehr trinken funktioniert nicht!

    Heute übrigens, bin ich wieder verheiratet, sehr glücklich, habe nochmal eine kleine Tochter bekommen und habe beste Beziehungen zu meinen anderen beiden Kindern. Und tatsächlich auch zu meiner Ex-Frau. Das war nur möglich, weil ich ein trockenen Leben führe. Und dadurch, über die Jahre, das Vertrauen meiner Kinder und auch meiner Ex-Frau zurück gewinnen konnte. Das hat gedauert, das kannst Du mir glauben und ich musste auch viele Kröten schlucken. Aber es hat sich gelohnt. Ich war nie glücklicher und zufriedener als heute.

    Das nützt Dir jetzt alles nichts. Du willst ihn nicht verlassen, gut. Deine Entscheidung. Dann musst Du mit dem Leben was kommt. Du gibst Dein Leben in seine Hände. Hört er auf mit dem Trinken, schön für Euch, trinkt er weiter, wirst Du noch einiges vor Dir haben. Fakt ist aber, dass Du nicht diejenige sein wirst, die darüber bestimmt wie es weiter geht. Er allein kann seine Sucht bekämpfen. Er allein ist dafür verantwortlich. Du bist nur Statistin, eine Nebenrolle. Du kannst nur auf Dich und Deine Kinder achten.

    Alles Gute wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Ja da hast du recht er muss einfach aufhören damit. Aber wenn er mir jetzt sagt er hört auf dann kann ich ihm das halt nicht wirklich glauben währe es sinnvoll einen alkoholtester zu kaufen oder würde das falsch ankommen so hätte ich hat die bestätigung das es stimmt wenn er sagt er hat nichts getrunken.

  • Ach steff, was willst Du denn mit einem Alkoholtester? Mit solchen Sachen rutscht Du ja noch mehr in die Co-Abhängigkeit, ich glaube ja, dass Du da schon mitten drin bist. Das ist übrigens auch eine Krankheit die es in sich hat. Lass Dir doch bitte helfen. Es gibt Hilfsangebote für Angehörige von Alkoholikern. Mit so einem Tester kontrollierst Du ihn. Ja und dann? Was soll Dir das denn bringen? Hat er null Promille, wunderbar, hat er getrunken ist alles im Eimer. Du machst Dein Leben von seiner Trinkerei abhängig. Du bist damit genauso abhängig wie er. Er ist vom Alkohol abhängig und Du bist von ihm abhängig. So funktionieren doch keine gesunden Beziehungen.

    Ich kann Dir dazu leider nicht mehr sagen. Vielleicht versuchst Du wirklich in Kontakt mit anderen Angehörigen zu kommen. Da sind auch viele dabei, die jahre- teils jahrzehntelang an der Seite eines Alkoholikers gelebt haben und nicht los gekommen sind. Und es dann doch irgendwann geschafft haben. Was sie erlebt habe, wie sie es geschafft haben, wie es ihnen damit jetzt geht - ich denke das wären für Dich sehr interessante Informationen.

    Ich kann als Alkoholiker nur sagen: Das beste für meine Frau und meine Kinder wäre gewesen, wenn sie mich verlassen hätte. Sie hatte nur durch mein Verheimlichen nicht gewusst, wie die Situation tatsächlich ist. Aber sie war totunglücklich mit unserer Beziehung. Heute sage ich: Mit dem Partner reden, ihn vor die Wahl stellen und, sollte er sich für ein "weiter so" entscheiden dann die Konsequenzhen ziehen. Ohne wenn und aber.

    Wenn er Dir heute sagt er hört auf, was ist das denn Wert? Wenn er Dir heute sagt er hört auf und er hat bereits einen Termin bei der Suchtberatung und er wird abends auch sofort in eine SHG gehen und er will unbedingt eine Therapie antreten und lässt sich beraten was er tun muss - dann könntest Du vielleicht mal darüber nachdenken, ob Du ihn da noch ein Stück begleiten möchtest. Wenn er dann auch alle Termine wahr nimmt, einen Termin für eine z. B. Langzeittherapie bekommt und diese dann auch tatsächlich antritt - dann könntest Dir überlegen, ob Du ihn dabei unterstützen möchtest.

    Alles andere, dieses Gerede von "ich höre auf bla bla" aber "ich schaffe das alleine bla bla" - das alles wird Dein Leiden nur noch verstärken und verlängern.

    Mehr kann ich dazu jetzt nicht mehr sagen.

    Alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Seit heute ist er wieder zu Hause man kann gar nicht mit ihm reden ich kenn ihn so gar nicht er hat sich auch schon ein bier gekauft und meinte das bier lässt er nicht sein nur die harten sachen. Es ist das beste ich such mir eine Beratungsstelle und wenn mit ihm zu reden ist entweder ich oder der alkohol. Es ist die Wahrheit wie du das schreibst und die tut verdammt weh ich lass mir nicht nochmal mein leben kaputt machen.

  • Hallo Steff,

    in manchen Threads von Angehörigen, meist Frauen, würde ich am liebsten schreiben: „Mädle, nimm Deine Füß‘ in die Hand und renn, was Du rennen kannst …“
    Ich habe schon viele Partnerschaften miterlebt, bei denen der suchtkranke Partner dieselbe Einstellung hatte, wie Dein Partner. Bei allen, ohne Ausnahme, sagten die Frauen später, nach vielen Jahren des Mitleidens, des sozialen, oft auch finanziell leider unaufhaltsamen Abstiegs: „Dietmar, wenn ich gewusst hätte, wie es endet – ich wäre viel, viel früher aus diesem Suchtkreislauf ausgestiegen und wäre lieber allein einen neuen Weg gegangen. Das hätte mir sehr, sehr Vieles an Leid erspart.“

    Es gibt auch Partnerschaften, in denen der suchtkranke Partner, eventuell auch erst nach ein paar Anläufen, erkannt hat, dass er aktiv etwas gegen seine Sucht tun muss, um sie zum Stillstand bringen zu können. Die haben dann das empfohlene Prozedere (Entgiftung, Motivationstherapie, Langzeittherapie, usw.) durchlaufen. Nicht wenige von denen sind heute noch, schon viele Jahre erfolgreich trocken. Deren Partnerschaften haben sich durch die Abstinenz enorm aufwerten lassen. Meist war es in diesen Partnerschaften so, dass die Frau sich auch aktiv über Co-Abhängigkeit informiert hat. Da konnte der suchtkranke Partner dann nichts mehr vorspielen. Die Frauen wussten Bescheid, wie ein Suchtkranker tickt.

    Zitat

    er hat sich auch schon ein bier gekauft und meinte das bier lässt er nicht sein nur die harten sachen.

    Es wird Dir jetzt wenig nützen, aber trotzdem kläre ich Dich über diesen Riesenirrtum auf:

    Eine Flasche Bier (0,5l) hat ca. 20 gr. Reinalkohol.
    Ein Schnapps (2cl) dagegen „nur“ 6 gr.
    Dein Freund könnte also gut 3 „harte“ Schnäpse (38%vol) trinken, bis er denselben Alkoholgehalt intus hätte, wie nach einer Flasche Bier.

  • Wenn mir jemand früher erzählt und aufgezeigt hat, dass mein Alkoholkonsum gesundheitsschädlich und gefährlich ist, habe ich immer tausendundeinen Grund gefunden, warum ICH doch weitertrinken kann - weil ich weitertrinken wollte. Alle Argumente sind bei mir abgeprallt und ich habe sie oft auch als Angriff auf mich gewertet.

    Bei vielen Angehörigen/Freunden/Freundinnen (besonders dem weiblichen Part) beobachte ich ein sehr ähnliches Verhalten - nur um denjenigen nicht selbst die Verantwortung für sein Handeln übernehmen zu lassen. Oder anders gesagt: um ihn/sie nicht fallen zu lassen. Obwohl nur dies helfen KÖNNTE, ihn/sie selbst zur Einsicht zu bringen und den eigenen WUNSCH nach Hilfe zu wecken.

    Aber deshalb heisst es ja wohl auch Co-ABHÄNGIGKEIT.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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