Liebe alle,
das Thema Sucht begleitet mich eigentlich schon das ganze Leben. In meinen Teenager-Zeiten hungerte ich mich auf ein Kampfgewicht von gerade einmal 35 Kg herunter. Der Weg zurück war schwer und holprig. Dennoch habe ich es geschafft. Irgendwann kam dann aber Arbeitssucht usw. hinzu. So als Kompensation wahrscheinlich. Im letzten halben Jahr habe ich aber angefangen mich den wirklichen Ursachen zu stellen und eine Lebensberatungsstelle aufgesucht. Dort traf ich auf eine sehr fähige Therapeutin, die zumindest diesen "Urschleim" mit mir beackern konnte. Seitdem fühle ich mich zumindest nicht mehr ganz so übel. Denn, obwohl ich dieses natürlich als Flashbacks und Panikattacken sehr häufig auf dem Silbertablett präsentiert bekam, änderte sich an meinem Verhalten nichts. Mein Vater war selbst ein sehr starker Alkoholiker (zwei Flaschen Schnaps, Wodka usw.) waren gar nichts und ich habe mich als Kind sehr davor geekelt. Den gleichen Ekel spüre ich jetzt auch mir selbst gegenüber. Anderseits nutze ich den Alkohol anscheinend auch, um ihm irgendwie "nahe" zu sein, da er schon sehr früh gestorben ist.
Doch ich möchte für mich ein anderes Leben. Leider habe ich bis vor Kurzem meistens eine Flasche Wein am Tag getrunken und schäme mich wirklich sehr dafür - so sehr, dass ich manchmal aus lauter Frust wieder den Weg - hier aber zurück zum Alkohol - suchte. Hier muss ein großes Stoppschild hin. Ein für alle mal.
Doch lange Rede, kurzer Sinn. Ich suche und brauche Hilfe. In der vergangenen Woche war ich deshalb schon bei einer Suchtberatungsstelle, auch wenn mir der Weg dorthin extrem! schwer gefallen ist. Habe mir hier extra eine Frauenberatungsstelle gesucht, weil es da wohl schon Unterschiede geben soll. Sonst bin ich eigentlich nicht so "feministisch" aufgestellt und für mich zählt in erster Linie erst einmal der Mensch. Aber so what. Wenn´s hilft. Körperliche Abhängigkeit besteht anscheinend nicht wirklich. (Musste die Unterschiede auch erst lernen). Kann man jetzt auch nicht so platt schreiben, aber einige werden sicherlich verstehen, was ich meine. Denn das war wirklich sehr wichtig beim Verstehen und hat mir zumindest ein wenig von dieser ganz großen Angst genommen. Im September war ich zwei Wochen mit meinem Freund im Urlaub und konnte dort vollständig auf Alkohol verzichten. Das klappt.
Nur ist es bei mir eher die psychische Abhängigkeit, wie oben bereits beschrieben, und der möchte und muss ich mich stellen. Seit zwei Tagen trinke ich nun gar nichts mehr und habe schon vor einiger Zeit angefangen meine Ernährung komplett umzustellen. Mit dem Sport, hier Schwimmen, habe ich vor zwei Wochen ebenfalls wieder begonnen und es tut unheimlich gut. Demnach befinde ich mich bereits auf dem Weg in ein besseres Leben, würde mich aber sehr freuen, wenn ich hier zumindest ein kleines Netz an Menschen finden würde, die mich irgendwie verstehen. Ja, wo ich weiterhin motiviert bleibe und nicht alles hier in meiner Butze mit mir selbst auskaspern muss. Mach ich auch, aber eben in dieser speziellen Sache wäre es enorm hilfreich.
Habt alle bitte einen guten und entspannten Start in den "langen" Sonntag!
Herzlich