Hallo ihr Lieben,
ich bin froh, dass ich dieses Forum hier gefunden habe. Ich habe gerade mal ein bisschen überflogen und festgestellt, dass es im Gegensatz zu vielen anderen Foren, noch recht aktiv zugeht.
Kurz zu mir: ich bin 28, kinderlos, verheiratet seit 8 Jahren. Ich liebe meinen Mann sehr (33). Leider ist er mittlerweile Alkoholiker. Ich würde sagen, wir führen ein gutes gutbürgerliches Leben, haben gute Jobs und einen großen Freundeskreis. Wir ergänzen uns total gut, konnten uns bisher 100 % aufeinander verlassen und haben (hatten) abgesehen vom Alkohol eine harmonische Beziehung gehabt. Meine Geschichte ist sicher ähnlich zu denen von vielen anderen hier.
Ich war bereits in einer Beratungsstelle, habe mich aber noch nicht getraut zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen. Aus diesem Grund habe ich mich hier angemeldet. Ich würde mich gern mit Leuten austauschen, die leider ähnliche Erfahrungen machen mussten, da ich merke, dass man zwar viele Ratschläge von Leuten erhält, viele sich mit der Krankheit aber gar nicht auskennen und die Ratschläge deswegen nicht immer gut sind.
So ist meine Situation derzeit:
Mein Mann hat die letzten beiden Jahre kontinuierlich immer mehr getrunken und kann sein Maß nicht mehr halten. Er trinkt Bier, keine harten Sachen. Natürlich hat das immer wieder zu Streit geführt. Meine Gefühlslage schwankte immer zwischen Zorn, Verzweiflung, Angst und Hoffnung. Nie hätte ich mir vorstellen können, meinen Mann zu verlassen. Leider wurde es immer schlimmer und nach reichlicher Überlegung, hatte ich mich Anfang Juli dazu durchgerungen, eine eigene Wohnung zu suchen. Besichtigungstermine hatte ich bereits vereinbart, aber meinen Mann davon nichts erzählt. In der gleichen Woche sagte mir mein Mann, dass er nun versuchen werde für 4 Wochen gar nichts mehr zu trinken. Ich war natürlich froh und skeptisch zugleich. Jedenfalls waren die darauffolgenden Wochen schön und sehr entspannt. Ich sagte alle Besichtigungstermine ab und langsam bekam ich wieder Hoffnung. Gestern war es dann leider wieder soweit, dass mein Mann getrunken hat. Nicht viel und er hat es mir gesagt, aber hierbei geht es gar nicht um die Menge, sondern darum dass er getrunken hat. Natürlich hab ich mich dann gleich wieder abgegrenzt, habe auf der Couch geschlafen und mich auf keinerlei Diskussionen eingelassen. Trotzdem war der Abend für mich gelaufen und das Thema steht ungeklärt im Raum. Heute dann, habe ich wieder im Internet nach Wohnungen gesucht. Auf der einen Seite habe ich eine große Sehnsucht danach, diese ganze Krankheit meines Mannes hinter mir zu lassen, frei zu sein und mein Leben zu leben und weiss in meinem Kopf eigentlich, dass es das richtige wäre (leider ist das in meinem Herz noch nicht angekommen). Auf der anderen Seite habe ich Angst. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne meinen Mann zu leben. ich habe Angst vor dem Alleinsein, vor Verurteilungen, Schuldzuweisungen, etc. Wiedermal wäge ich Pro- und Contra ab und wünschte, ich hätte endlich den Mut. Wobei ich mir noch mehr wünschte, dass mein Mann gesund wird.
Ich schreibe hier, weil ich denke, dass ich früher den Schritt des Auszugs gehen muss und ich auf dem Weg dahin wahrscheinlich die eine oder andere Ermutigung von anderen Betroffenen brauchen werde.
Soviel zu mir erstmal.
LG