Rasanter Anstieg der Alkoholabhängigen

  • Hallo Katro,


    Vielleicht, vielleicht auch nicht oder vielleicht wären wir dann nach etwas anderem süchtig geworden.

    Stimmt, das kann man nicht wissen. Aber ich denke, Alkohol ist mit Abstand die billigste Droge, sogar Zigaretten sind mittlerweile teurer. Und bei hohen Preisen könnten gerade Jugendliche sich nicht so viel Alkohol kaufen, dass sie abhängig werden, vermute ich mal. Oder zumindest nicht so viele wie jetzt.

    LG Walker

  • Das große Problem am Alkohol ist ja nicht, dass er eine (fast) frei verfügbare Droge ist - das Problem ist die enorme Giftigkeit für den Organismus des Menschen bei langem Gebrauch!
    Die meisten "klassischen Drogen" wie Morphium, Heroin, Cocain, Amphetamine und LSD hinterlassen auch bei Dauergebrauch keine körperlichen Schäden, wenn sie aus ordentlicher pharmazeutischer Produktion stammen und unter hygienische vertretbaren Umständen konsumiert werden.
    Alkoholkonsumenten aber sterben an ihrer Droge, selbst wenn sie diese nur in einem allgemein tolerierten Umfang zu sich nehmen. Eine einzige Flasche Wein oder Sekt pro Tag - oder drei Flaschen Bier - führen bei Dauerkonsum zu nachweisbaren Schäden an Leber, Nervensystem, Bauchspeicheldrüse, Herz-Kreislaufsystem, 10% der Krebserkrankungen von Männern und 3% derer von Frauen werden dem Alkoholkonsum zugeschrieben.
    Einen Drogensüchtigen kann ich ohne gesundheitliche Probleme mit Ersatzstoffen wie Methadon oder auch mit der reinen Substanz Diamorphin (=Heroin) über Jahrzehnte behandeln - mit Alkohol geht das nicht.
    Dr Ulmer aus Stuttgart (Bundesverdienstkreuz 2013) geht sogar soweit, in verzweifelten Fällen hoffnungslose Alkoholiker auf Stoffe wie Dihydrocodein (lange als Heroinersatz benutzt) einzustellen, um sie wenigstens am Leben zu erhalten, italienische Arbeitsgruppen experimentieren sogar mit GHB ("liquid Ecstasy") - das ist kontrollierte Suchtverlagerung auf nichttoxische Substanzen... aber in vielen Fällen als "ultima ratio" lebensrettend.

    Deshalb ist es wichtig, Problemtrinkern schon vor dem Auftreten irreversibler körperlicher Schäden (von den seelischen und soziale Schäden nicht zu reden) Behandlungsmöglichkeiten unterhalb des sofortigen und dauerhaften Abstinenzschlusses anzubieten.
    Wir (als Gesellschaft) verschwenden heute 14 Lebensjahre jedes Betroffenen durch das sture Festhalten am Abstinenzentschluss als Eintrittskarte für die Behandlung seiner Suchtkrankheit, das darf so nicht weitergehen!

    Und zurück zum Topic: Jede Einschränkung der Verfügbarkeit von Alkohol, die z.B. über den Preis zu verminderten Trinkmengen führt, also die zweite oder dritte Flasche Sprit oder Sekt oder Wein unerschwinglich oder unerreichbar macht, reduziert den beim Konsumenten entstehenden Schaden. Es darf nur kein Schwarzmarkt mit unkontrolliert produziertem und vertriebenem Fusel entstehen, der die Schäden wieder potenzieren würde (Beispiel: Massenvergiftungen bei Hochzeiten im Prohibitionsland Indien mit regelmäßig Hunderten von Toten)

    LG

    Praxx

  • Hallo Praxx,

    Deine Beiträge gefallen mir immer besser. Auch wenn sie vielleicht gesellschaftlich ein bisschen "unbequem" sind.

    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“


  • Es darf nur kein Schwarzmarkt mit unkontrolliert produziertem und vertriebenem Fusel entstehen, der die Schäden wieder potenzieren würde


    Und genau da liegt wahrscheinlich das Problem.

    V.G.
    Katro

  • Sehe ich auch so, Schwarzmarkt als Solcher ist ja per se ohne Kontrolle..
    Interessant @Praxx, Dein Beitrag zeigt wieder mal, wie ernst das Thema Alkohol doch ist. Gleichzeitig umso schlimmer wenn man beobachtet, wie legere damit gesellschaftlich umgegangen wird.

  • Hallo,

    weiß jemand, wie das heutzutage in den Schulen läuft? Werden Schüler über die Gefahren, insbesondere auch über die vielen gravierenden Gesundheitsrisiken, aufgeklärt?

    In meiner Schulzeit, die allerdings ja schon 30 Jahre her ist, gab es absolut nichts in dieser Richtung.

    LG Walker

  • Da schliesse ich mich Walker an, das würde mich wirklich auch interessieren. In meiner Schulzeit hatten wir sogar innerhalb einer Projektwoche Zitronenlikör hergestellt... :o

  • Also ich fand die Art von Prävention bei meinem Sohn der letztes Jahr Abi gemacht hat, nur penetrant. Haha, bei 16-jährigen die alles ausprobieren kamen die dann mit so "Slogans" - da haben die gerade noch einen mehr drauf gekippt.
    Oder in der Grundschule - so Präventionsprogramm ganz moralisch. Buuh.
    Trotzdem haben die meisten kapiert dass saufen oder rauchen nicht gut ist. Eigentlich ein Wunder.

  • Wir bekamen in der 6. oder 7. Klasse ein Filmchen über die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens zu sehen. Schwarzgefärbte Teerlungen und Raucherbeine etc.... Wenn ich mich richtig erinnere wurde dabei der Suchtfaktor nicht oder nur ungenügend hervorgehoben.

    Das Problem ist: Rauchen und Alkoholtrinken ist für Kinder (Minderjährige) verboten.
    Foglich sind Zigaretten und Schnaps "erwachsen".
    Was wollen pupertierende Kids? Erwachsen sein.
    Was wollen sie noch? Rebellieren, sich abgrenzen - gegen die Spießer.
    Saufen = Abenteuer, Risiko und Zigaretten = Abenteuer/Risiko
    Außerdem machen es ja fast alle. Entweder Alkohol trinken oder rauchen oder beides. Dann kann es ja nicht so schlimm sein, wie die immer tun und vermitteln...

    Ganz einfache Logik, oder?

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

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