Time to change... Die Angst im Nacken!

  • Hi ihr Lieben! Ich trinke seit fast 20 Jahren regelmäßig Abends Alkohol. Zwar "nur" Bier, aber Alkohol ist Alkohol. Ich habe es in kürzester Zeit von 7-9 Flaschen Abends, auf 5 Flaschen Abends und nun auf 3 Flaschen Abends reduziert bekommen. Wann ich das letzte Mal betrunken war, kann ich nicht sagen. Heute habe ich gegen frühen Abend 2 Gläser Wein getrunken und zum Schlafengehen, werde ich für heute noch eine Flasche Bier trinken. Die Entzugserscheinungen nehmen zu. Die Kopfschmerzen sind unerträglich, diese innere Unruhe macht mich rapelig und wenn ich draußen spazieren gehe, ist es so, als sei ich "in Watte" eingepackt. Mir ist permanent schwindelig und ich bin den ganzen Tag über sehr müde. Am Liebsten würde ich nur schlafen. Trotzdem ist es schön, morgens aufzustehen und "klar" im Kopf zu sein. Ich schaue in den Spiegel und sehe keine versoffenen Pupillen mehr. Meine Wohnung ist wieder sauber und begehbar. Ich möchte dies noch ein paar Tage durchziehen und mich dann in den Entzug begeben. Den Schritt, in Eigenregie komplett aufzuhören, traue ich mich nicht. Ich kenne die körperlichen Entzugserscheinungen und Krampfanfälle, anschließendes Delirium von meinen Eltern. Sie waren Quartalstrinker. Gibt es betroffene, die ihren Alkoholkonsum über längere Zeit reduziert haben und sich dann in den Entzug begeben haben oder zu Hause komplett aufgehört haben zu trinken? Würde mich freuen, eure Erfahrungen zu lesen! Liebe Grüße, Domi

  • Zunächst einmal HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum! :welcome:

    Vor meinem (hoffentlich) letzten Entzug vor einigen Jahren habe ich mir einen Termin in der Klinik geholt und um die Zeit bis dahin (mehrere Wochen) habe ich dann in Absprache mit meiner damaligen Frau meinen Konsum auch reduziert. Dafür habe ich dann aber nicht mehr heimlich getrunken/trinken müssen.
    Sie wusste von den Entzugserscheinungen und auch, wie gefährlich ein kalter Entzug werden kann (hatte schon mal nach einer Langzeittherapie eine trockene Phase und da habe ich ihr davon erzählt).
    Also habe ich dann "nur noch" maximal ein SixPack täglich getrunken bis zum Termin. Da es nicht meine übliche Dosis war, war ich zwar auch etwas hibbelig, aber bekam keine Entzugserscheinungen ...
    Am Abend vor dem Termin war dann Schluß - bin mit 0,0 o/oo eingerückt. Allerdings dann auch mit dem entsprechenden Flattermann ... Dieser letzte Entzug war bis dahin mein schlimmster :o

    Aber eben auch mein letzter :D

    Ich habe es bis heute nicht bereut und bin glücklich, auch nach der Entgiftung weiter an mir gearbeitet zu haben. Davor hatte ich nur Entzüge - und nix weiter geändert in meinem Leben. Ich wollte mich wie Münchhausen selbst aus dem Sumpf ziehen. Hat nur nie geklappt.

    Um auf Deine Überschrift einzugehen: "... Die Angst im Nacken!"
    Wovor hast Du Angst? Vor dem Entzug? Vor dem Leben ohne Alkohol? Oder es nicht zu schaffen, danach trocken zu bleiben?

    Und warum, für wen oder was willst Du aufhören?

    Hast Du Dir schon etwas überlegt für die Zeit nach dem Entzug - Selbsthilfegruppe, Langzeittherapie, irgend etwas anderes (aber Irgendetwas)?
    Oder willst Du es dann "alleine versuchen"?

    Sorry, wenn ich Dich hier gleich mit Fragen bombardiere. :sorry: Aber MIR brauchst Du nicht unbedingt darauf antworten - Hauptsache, DU hast Antworten für DICH! :klugsch:

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Domi,

    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.

    Schön, dass Du hierher gefunden hast und noch schöner, dass Du etwas gegen Deine Alkoholsucht unternehmen willst.

    Ich habe keine Erfahrung im Reduzieren vor dem Entzug. Ich habe (nach vielen gescheiterten Versuchen) von heute auf morgen aufgehört. Und bin ehrlich gesagt dann auch erst zu spät zum Arzt, also erst nach ein paar Tagen ohne Alkohol. Glücklicherweise hatte ich kaum bzw. nur leichte, eher harmlose Entzugserscheinungen. Das war z. B. starkes Schwitzen und ziemliche Schlafprobleme. Mein Trinkniveau war um einiges höher als das, was Du von Dir beschreibst. Aber dran kann und darf man es auch nicht fest machen.

    In jedem Fall rate ich mit dem Wissen, das ich heute habe, jedem absolut von kaltem Entzug ab. Das ist einfach so leichtsinnig und kann so gefährlich werden, egal mit welcher Trinkmenge man antritt. Aber das machst Du ja nicht. Sicher wirst Du noch Rückmeldung von anderen hier bekommen, die es ähnlich angegangen sind wie Du. Greenfox hat Dir ja schon seine damalige Situation geschildert.

    Desweiteren denke ich, dass die Fragen, die Dir Greenfox gestellt hat, genau die sind, die Du für Dich beantworten solltest. Wenn Du erst mal entgiftet bist, den Entzug hinter Dir hast, dann beginnt die eigentliche "Arbeit". Dann geht es um die psychische Abhängigkeit. Nach meiner Erfahrung brauchts da idealerweise einen "Plan", also wie wo was willst Du unternehmen, welche Schritte leitest Du ein, welche Hilfangebote nimmst Du in Anspruch. Du wirst dabei wahrscheinlich auch feststellen, das manches super für Dich ist, anderes vielleicht nicht so ganz passt. Nimm es entspannt zur Kenntniss, das ist ok so - nach meiner Erfahrung muss man nicht krampfhaft alles machen, sondern kann durchaus für sich entscheiden was einem wirklich hilft und weiter bringt. ABER: man sollte bereit sein alles mal auszuprobieren, ich meine damit z. B. SHG, Psychologen, ggf. natürlich auch eine Therapie, Suchtberatung usw. Nur wenn man die Dinge offen angeht und ausprobiert kann man entscheiden was man für die Zukunft beibehalten möchte, was einem hilft und weiter bringt.

    Ich habe z. B. keine LZT gemacht - aber "nur" desahalb nicht, weil ich erst mal sofort beim Psychologen und in die SHG gegangen bin. Dann auch zum Arzt. Und über die Zeit, die darüber verstrichen ist habe ich gemerkt, dass ich recht gut klar komme und meine Trockenheit entwickeln kann. Rückfallgedanken hatte ich kaum, auch das Aufarbeiten konnte ich langsam beginnen. Also habe ich mir noch weitere Hilfe geholt und viele Gespräche geführt und bekam ein immer besseres Gefühl. Dann war die LZT vom Tisch - ABER: Wäre es anders gelaufen, ich wäre absolut bereit gewesen auch eine Therapie zu machen. Alles, hauptsache nicht mehr trinken müssen!

    Das waren jetzt nur mal so meine Gedanken. Alles Gute wünsche ich Dir und einen guten Austausch hier im Forum!

    LG
    gerchla

  • Um auf Deine Überschrift einzugehen: "... Die Angst im Nacken!"
    Wovor hast Du Angst? Vor dem Entzug? Vor dem Leben ohne Alkohol? Oder es nicht zu schaffen, danach trocken zu bleiben?

    Und warum, für wen oder was willst Du aufhören?

    Hast Du Dir schon etwas überlegt für die Zeit nach dem Entzug - Selbsthilfegruppe, Langzeittherapie, irgend etwas anderes (aber Irgendetwas)?
    Oder willst Du es dann "alleine versuchen"?

    Sorry, wenn ich Dich hier gleich mit Fragen bombardiere. :sorry: Aber MIR brauchst Du nicht unbedingt darauf antworten - Hauptsache, DU hast Antworten für DICH! :klugsch:


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    Du bombardierst mich nicht :) Ich hätte nicht gedacht, dass jemand nachfragt und sich dafür interessiert! Das freut mich sehr.

    In erster Linie will ich für mich und meine Gesundheit aufhören. Ein Blutbild vor 8 Jahren ergab schon, dass ich das 5 Fache an Leberwerte habe. Der Arzt hat dann einen Hepatitis Test gemacht... Er wusste ja nicht, dass es vom Saufen kam. Aber man sieht und merkt es mir ja auch bis heute nicht an, dass ich ein Alkoholproblem habe. Ein weiteres Blutbild vor 6 Wochen ergab in etwas das gleiche Ergebnis, was meine Leber betrifft. Diese Sauferei schwächt unheimlich meinen Körper. Man sagt ja, dass man durch Bier zunimmt. Stimmt auch. Aber wenn man täglich säuft, hat es leider den gegenteiligen Effekt. Ich werde immer dünner und klappriger, meine Muskeln bilden sich zurück, weil die Leber immer auf Hochtouren läuft, ist doch klar. Der ganze Stoffwechsel ist kaputt! Ich bin schon lange nicht mehr der körperlich starke Mann, der ich mal war, da möchte ich aber wieder hin.

    Außerdem ist mein Sohn jetzt 2 Jahre alt geworden. Ich möchte nicht, dass er morgens zu seinem verkaterten und nach Alkohol stinkendem Vater ins Bett steigt, um zu kuscheln.

    Nach der Therapie will ich mir wieder einen Job suchen, wo ich mich nicht gequält und besoffen früh morgens hinschleppen muss, sondern voller Energie und gut gelaunt, meine Arbeit verrichte. Eine Selbsthilfegruppe dürfte sicher nicht verkehrt sein. Ich möchte wie jeder normale Mensch, Nachmittags von der Arbeit kommen, mit meiner Frau / Freundin gemeinsam zu Abend essen und zusammen ins Bett gehen, ohne mir bis in die Nacht noch ein paar Kannen Bier reinzuschrauben, dass ich auf meinen Pegel komme, während im Schlafzimmer schon die Frau / Freundin seit 4 Stunden am schlafen ist und man Nachts irgendwann ins Bett stolpert. Zudem hat man dann auch keine Lust mehr auf irgendwelche sexuelle Sachen. Man säuft, schläft, morgens früh geht es nichts, weil man die Nachwirkungen von der Nacht noch ertragen muss und Abends hängt man schon wieder an der Kanne. Alkohol ist einfach scheiße auf Deutsch gesagt.

    Am Meisten Angst habe ich jedoch vor diesen "Krampfanfällen" und das sogenannte "Delirium". Ich weiß nicht, in wie fern die Ärzte das mittlerweile medikamentös im Griff haben, vielleicht kann mich da jemand aufklären. Ich hab es bei meinen Eltern ein paar Mal miterlebt. Sie waren / sind Quartalsalkohiliker, was mich auch als unwissenenden Siebzehnjährigen, ängstlichen Jungen zu dem gemacht hat, was ich heute bin: Ein Alkoholiker. Ich werde nie den Tag vergessen, als ich bei meiner Oma geschlafen habe und mir gesagt habe: Ab heute trinkst du jeden Tag, damit dir das nicht auch passiert.

    Heute wieder das gleiche Ritual, wie jeden Abend: Finger weg vom Alkohol, bis ich so müde bin, dass ich mir noch schnell 1 oder 2 Flaschen reinschraube und danach direkt schlafen gehe. Noch vor ein paar Tagen hätte ich jetzt schon sicher die 3. Flasche weg und bis in die Nacht wären es wieder 6 oder 7 Flaschen geworden. Ich denke, wenn ich es auf 2 bis 3 Flaschen Abends reduziere und in einem Monat ein erneutes Blutbild mache, werden die Leberwerte sicher noch erhöht sein, aber nicht mehr um das 5 oder 6 fache.

    Liebe Grüße! Und schön, dass man sich mal kennen lernt. Auch wenn die Umstände etwas mies sind :)


  • In erster Linie will ich für mich und meine Gesundheit aufhören.
    ...
    Am Meisten Angst habe ich jedoch vor diesen "Krampfanfällen" und das sogenannte "Delirium". Ich weiß nicht, in wie fern die Ärzte das mittlerweile medikamentös im Griff haben, vielleicht kann mich da jemand aufklären.

    Sehr gut, dass Du es für DICH willst, denn
    - Firmen können pleite gehen
    - Ehen gehen auch ohne Suff kaputt
    - es können andere Katastrophen passieren,
    und Du musst trotzdem damit fertig werden.

    Und gerade wegen der Krampfanfälle und Delirien wird dringendst von einem "kalten Entzug" abgeraten. Bei einem Entzug in einem Krankenhaus werden diese Gefahren medikamentös minimiert (ganz ausschließen kann man garnix). Von daher ist Dein Entschluß, in eine Klinik zu gehen, zu begrüßen.

    Hast Du auch schon mal in unsere Linksammlung geschaut - da findest Du auch noch viele weitergehende Links, die Dich eventuell interessieren könnten.

    Ich wünsche Dir und uns allen ein Schönes Wochenende!

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Lieber Greenfox, ich danke dir sehr für deine aufmunternden Worte!
    Dir auch ein schönes Wochenende :)

  • Guten Morgen Domi,

    wie geht es Dir? Wie war Dein Wochenende?

    Willst Du ein wenig über Deine weiteren Pläne erzählen? Wann planst Du in den Entzug zu gehen? Ich schließe mich Greenfox komplett an: Super, dass Du für DICH aufhören willst! Deine Partnerin und Dein Sohn motivieren natürlich zusätzlich. Meine Kinder waren für mich auch eine riesen Motivation aber der Hauptgrund war für mich, dass ich MEIN Leben zurück haben wollte. Endlich wieder ich selbst sein und so sein wie ich es gerne möchte!

    Eine gute Woche wünsche ich Dir!

    LG
    gerchla

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