Ich bin neu

  • Hallo,

    ich bin 42 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder. Seit mehreren Jahren habe ich ein Problem mit Alkohol, ich denke mal das es die Folge meiner Depressionen und Essstörungen ist, gegen die ich schon seit vielen Jahren ankämpfe. Ich bin auf der Suche nach Gleichgesinnten zum Austausch, vor allem was die Bewältigung im Alltag angeht. LG Jenny

  • Hallo Jenny,

    herzlich willkommen hier ! Ich selber bin auch noch nicht lange dabei aber mit Hilfe dieses Forum` s habe ich es geschafft ! Hier findest du tolle Unterstützung !

    LG Silvia

  • Hallo Jenny,

    ich schliesse mich side67 gleich an. Willkommen im Forum. Ja, Depression und Alkoholmissbrauch gehen oft Hand in Hand. Wobei es auch sein kann, dass Alkohol erst recht Depressionen hervorrufen oder verstärken kann. Meist liegt aber vorher schon die Depression an, die mit einer vermeintlichen Selbstmedikamentation mittes Alkohol (der ja akut stimmungsaufhellend wirkt) bekämpft wird.

    Von daher sollte das immer von zwei Seiten angegangen werden. Die Depression behandeln und dann oder gleichzeitig, wenn möglich, der Alkohol.

    Einmal editiert, zuletzt von franz68 (27. Januar 2017 um 13:42)

  • ... an dieser Stelle muss ich Franz leider entschieden widersprechen - sollte die "Depression" die Ursprungserkrankung sein, ist es zwingend notwendig, die Suchterkrankung erstrangig in den Griff zu bekommen. Ich bin zwar hinsichtlich Depressionen glücklicherweise nicht selber betroffen - habe mich in letzter Zeit intensiver mit dem Thema beschäftigt. Weder medikamentöse Therapien, noch verhaltenstherapeutische Ansätze können greifen, solange eine akute (nasse) Suchterkrankung vorliegt.

    Beste Grüße
    keppler

  • Hallo Franz - ich möchte hier nicht den Faden von Jenny zerlabern - daher nur kurz:
    Ich spreche hier nicht von depressiven Verstimmungen, die durch Alkoholkonsum ausgelöst werden und in der Regel nach Absetzen des Suchtmittels wie "durch Zauberhand" wieder verschwinden, sondern von der Erkrankung Depression, deren Behandlung durch eine entwickelte Suchterkrankung konterkariert wird. Viele Anti-Depressions-Medikamente werden in ihrer Wirkung massiv durch Alkoholkonsum eingeschränkt, bzw. können gar nicht wirken. Parallel laufende verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze sind nach meiner Kenntnis bei einer ausgeprägten stoffgebundenen Sichterkrankung ebenfalls wirkungslos - so weit ...

    Im übrigen:
    herzlich willkommen an Dich, Jenny und sorry für meine Exkurs.

    Beste Grüße
    keppler

    Einmal editiert, zuletzt von keppler (27. Januar 2017 um 14:54)

  • Hallo Jenny,

    schön, dass Du hierher gefunden hast!
    Ich werde demnächst wohl einen neuen Thread aufmachen mit der Überschrift „Alkoholismus und Depressionen“. (Mein Thema 8) )

    Natürlich gibt es sowohl für Depressionen, als auch für Alkoholismus ein Alleinstellungsmerkmal.
    Welches dann in jedem Fall zuerst von fachlicher Seite aus geklärt werden muss. (Ich halte da Hausärzte nicht unbedingt für kompetent genug)
    Depressionen für sich alleine können recht viele Ursachen, sowohl organische, als auch rein psychische haben.
    Genauso ist es bei Alkoholikern: Zwar meint man auf den ersten Blick, dass ein Alkoholiker dem anderen gleicht, wie ein Ei dem anderen, aber kratzt man ein wenig an der Schale, dann werden sehr individuelle Schicksale sichtbar.

    Ich stimme Keppler vollkommen zu: Depressionen und Alkoholismus gehen Hand in Hand. Eine Behandlung von Depressionen bei gleichzeitig praktiziertem Alkoholismus ist absolut kontraproduktiv.
    Die Behandlung von Depressionen erfolgt auch heute noch qualifiziert von entsprechenden Therapeuten über eine Therapie.
    Ich persönlich kenne keinen Therapeuten, der mich bei gleichzeitigem, aktiven Alkoholismus therapieren würde.

    Zum besseren Verständnis: Beides, sowohl Depressionen, wie auch Alkoholismus sind Stoffwechselerkrankungen, bzw. ziehen diese nach, sodass eine erfolgreiche Behandlung bei gleichzeitigem süchtigen Alkoholkonsum zu keinem Erfolg führen kann.
    Aus meiner Erfahrung mit beiden Krankheiten kann ich sagen, dass es „nach vielen Jahren“ meist nicht mehr feststellbar ist, was zuerst war. „Das Ei oder die Henne“?

    Aber das ist, wenn Du erfolgreich und aktiv gegen beide Krankheiten etwas tun möchtest, überhaupt kein Problem. Weil Du nämlich beide Krankheiten, solange sie bei Dir aktiv sind, nicht zum Stillstand, bzw. zu einer befriedigenden Heilung bringen kannst.

    Ich wünsche Dir eine guten, weiterführenden Austausch!

    Zitat

    Ich bin auf der Suche nach Gleichgesinnten zum Austausch, vor allem was die Bewältigung im Alltag angeht.

    Es wäre hilfreich, wenn Du diesen Austausch konkretisieren könntest, also ob Du Hilfe, Unterstützung oder rein seelischen Beistand, vielleicht auch Tipps etc. benötigst.

  • Vielen lieben Dank für eure nette Aufnahme hier im Forum.

    Mein größtes Problem ist wohl, daß ich absolut niemanden habe mit dem ich darüber reden kann, da ich mich erstens dafür schäme und zweitens aufgrund meiner anderen psychischen Erkrankungen schon ziemlich oft auf Intoleranz und Unverständnis gestoßen bin. Ich mußte leider schon oft die Erfahrung machen, daß gerade die Erkrankung "Depression" immer noch nicht in unserer Gesellschaft als ernstzunehmende Krankheit anerkannt wird. Ich bin seit 2002 an Depressionen erkrankt, 2008 kam dann Bulimie hinzu, und das Problem mit dem Alkohol besteht nun seit ca. 6 Jahren. Ich bin wegen der ES schon mehrmals in stationärer Behandlung gewesen und seit 2007 bin ich auch in ambulanter Psychotherapie. Ich habe irgendwann gemerkt, daß der Alkohol dazu beiträgt mein Hungergefühl zu unterdrücken, aber inzwischen ist es eben zur Normalität geworden. Mein Umfeld weiß nur über die Depression und ES Bescheid, und da mußte ich mir schon so manches Mal dumme Kommentare anhören(z.Bsp. dir müßte es doch gut gehen, du hast doch alles, Haus, Familie,Job, keine finanz. Sorgen usw.). Keiner, der nicht selbst betroffen ist, kann ansatzweise nachvollziehen, was für ein Kampf es sein kann, eine solche Erkrankung mit sich tragen zu müssen.

  • Hallo Jenny,

    danke für die Präzisierung Deiner Probleme.

    Mir ist aber noch nicht klar, ob Du unsere Unterstützung bzgl. Deines Trinkens benötigst, ober für Deine Depressionen und/oder Deine Essstörung?
    Von meiner Seite aus kann ich dazu nur beitragen, dass ich Dir gerne dabei behilflich bin, wenn es um das Zusammenspiel von Depression und Alkoholismus geht.

    Ich kenne Dein Umfeld nicht, kann Dir aber versichern, dass Du hier auf Foristen triffst, deren gesellschaftlicher Status von A bis Z reicht.
    Das sind ja keine Erkrankungen, die nur vor jemand halt machen oder ihn ausparen, weil er – keine Ahnung – Bankdirektor ist. Und die doch sehr alte Betrachtungsweise, dass ein Alkoholiker = Penner = unter der Brücke = obdachtlos usw. ist, ist heutzutage, bei allem was an Informationen zur Verfügung steht, eher eine von sehr ignoranten und selbstgefälligen Menschen.

    Alkohol kann Hungergefühl tatsächlich unterdrücken – kann aber auch genau das Gegenteil, nämlich Heißhunger bewirken. Das ist wirklich sehr individuell. Ich hatte nächtens auf Alkohol immer richtige Fressattacken und manchmal ging es in der Küche erst bei Nacht richtig los.

    Also: Die Frage ist, was möchtest Du gegen Deinen Alkoholkonsum tun. Und, wieso weiß Dein Therapeut darüber keinen Bescheid?

  • Hallo, Jenny, und auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich bin männlich, Betroffener (Alkoholiker) und seit fast 9 Jahren trocken.

    Zu Alkohol und Depressionen kann ich sagen, dass MEINE Depressionen/depressiven Verstimmungen alkoholbedingt waren und mit der Abstinenz verschwunden sind. Soll heissen: mit Depressionen im eigentlichen Sinne habe ich keine Erfahrungen.

    Keiner, der nicht selbst betroffen ist, kann ansatzweise nachvollziehen, was für ein Kampf es sein kann, eine solche Erkrankung mit sich tragen zu müssen.

    Dies ist leider das Los Aller, die an einer psychischen - d.h. nicht offenSICHTLICHEN - Erkrankung leiden (Sucht, Depression, Zwangsneurosen etc.)
    Körperliche Schmerzen kennt fast Jeder und kann sie nachvollziehen/nachempfinden - zumindest annähernd. Aber über psychischen Druck, innere Zwänge kann man nur sprechen; man sieht sie nicht und kann nur nachvollziehen, wenn man es selbst einmal so oder so ähnlich erlebt hat. Und das Depressionen viel mehr sind als nur Traurigkeit ... davon habe ich vermutlich auch nur eine Ahnung (siehe oben).

    Zumindest was den Alkohol anbelangt, können wir Dir hier mit unseren Erfahrungen helfen und Dir Tipps geben.
    Hast Du schon einmal in unsere Linksammlung geschaut - dort findest Du viele nützliche/weiterführende Links.

    Ich möchte mich mal Dietmars Fragen anschließen:

    Also: Die Frage ist, was möchtest Du gegen Deinen Alkoholkonsum tun. Und, wieso weiß Dein Therapeut darüber keinen Bescheid?

    Ich wünsche Dir (und uns) einen gewinnbringenden Austausch!

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • ... an dieser Stelle muss ich Franz leider entschieden widersprechen

    Ja, habe ich ein wenig zu schnell geschrieben (auch auf Bezug zu Dietmsrs Posting) und um keine falsche Behaupting stehen zu lassen:

    Also: Die Depression kann VORHER in Angriff genommrn werden, wenn:
    * nur Alkoholkonsum vorliegt (ohne Abhängigkeit) und...
    * wenn es sich "nur" um depressive Verstimmung handelt (keine echte Depression) handelt.

    Dann muss volle Abstinenz nicht gleich zwingend sein. Aber nachdem Jenny hier gepostet hat, ist anzunehmen, dass der Alkohol sehr wohl ein Problem (er wird ja zur Bekämpfung der Symptome verwendet) für sie ist, deswegen ist hier in diesem Fall die Alkoholfreiheit vorher schon notwendig. Wenn man jedich Antidepressiva nimmt, sollte man grundsätzlich keinen Alkohol trinken.

    Ergänzung: ich schreibe das jetzt da dazu, um die von Brant beklagte "Zutexterei" nicht noch weiter voranzutreiben (genau genommen ist ja Brants Post auch noch eine "Zutexterei"). Mach ma halt einen eigenen Thread zb. in Allgemeines:"Depression und Alkohol" und räumen hier dann wieder auf. Ich mache einen auf.

    Einmal editiert, zuletzt von franz68 (28. Januar 2017 um 09:01)

  • Was ist das nur für eine Zutexterei in einem Vorstellungsthread?
    Schreit doch nach Ausgliedern.

  • Ich bin natürlich hauptsächlich wegen meinem Alkoholproblem hier, weil mir bewußt ist, daß es so auf Dauer nicht weitergehen kann. Aber für mich kommt eben erschwerend hinzu daß ich noch zusätzlich gegen die anderen Erkrankungen ankämpfe. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich Alkoholiker bin, also daß ich zuviel Alkohol trinke ist mir bewußt, aber ich schaffe es auch 3-4 Tage mal nix zu trinken, mein Mann ist der Meinung, daß der Alkohol nicht mein Hauptproblem ist sondern eine Begleiterscheinung in Folge der Essstörung. Das ist eigentlich auch der Grund weshalb ich dies bislang meiner Therapeutin verschwiegen habe, mal abgesehen davon das es mir auch sehr unangenehm wäre. Ich weiß ja auch wo ich ansetzen muß um meine Gewohnheiten zu ändern, durch die stationären Aufenthalte habe ich ja schon einiges mitgenommen, allerdings ist das eben nicht immer so einfach. Ich soll mir freie Inseln schaffen, leicht gesagt mit nem Job, 2 Kindern, Haushalt, ich steh eigentlich den ganzen Tag unter Stress, keine Ahnung, aber wahrscheinlich ist das auch der Grund warum ich immer wieder in alte Verhaltensmuster zurück falle. Könnt ihr ein wenig nachvollziehen was ich meine?

  • Ich vermute mal, dass Dein Vorstellungsthread versehentlich geschlossen wurde und habe ihn daher wieder eröffnet.

    Ich finde es schon gut, dass ein eigener allgemeiner Thread zum Thema Alkohol und Depression eröffnet wurde. Denn es ist bekannt, dass diese beiden Krankheiten Hand-in-Hand gehen. Mal ist der Eine die Ursache für das Andere - mal umgekehrt.

    Also können wir dort zu diesem Thema allgmein diskutieren - und uns hier auf Jenny "konzentrieren".

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Greenfox
    Danke!!

    Guten Morgen Jenny,

    es ist wichtig, dass Du für Dich weißt, warum Du HIER bist.
    Weil, wie ich schon schrieb, gehen zwar Depressionen und Alkoholismus Hand in Hand, aber ich persönlich gehe wegen meiner eigenständigen Depressionen therapeutisch begleitet einen anderen Weg, wie den wegen meiner Suchterkrankung.

    Zitat

    Aber für mich kommt eben erschwerend hinzu daß ich noch zusätzlich gegen die anderen Erkrankungen ankämpfe.

    Aus Erfahrung muss ich Dir schreiben, dass nahezu alle Alkoholiker auch „andere“ Erkrankung, als nur den Alkoholismus haben. Man spricht dann auch von Komorbidität (Begleiterkrankung). Recht häufig ist es sogar so, dass mehrere Begleiterkrankungen auftreten.
    Dies gilt natürlich auch für den umgekehrten Fall, nämlich, dass erst die Depression da war, und dann …

    Zitat

    Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich Alkoholiker bin, also daß ich zuviel Alkohol trinke ist mir bewußt, aber ich schaffe es auch 3-4 Tage mal nix zu trinken, mein Mann ist der Meinung, daß der Alkohol nicht mein Hauptproblem ist sondern eine Begleiterscheinung in Folge der Essstörung.

    Abseits der Frage „bin ich Alkoholiker oder nicht“, weiß man selbst, wenn man auf sich Acht gibt und in sich hineinhört, sehr viel besser als Andere, welches Problem zugrunde liegt.

    In Deinem Fall bist Du Dir bewusst, dass Du zu viel trinkst.
    Gleichzeitig weißt Du, wie Dir hier schon mehrere geschrieben haben, dass sich Depressionen und Alkohol überhaupt nicht vertragen. Im Gegenteil: Alkohol, d. h. seine lähmende nach unten ziehende Wirkung verhindert eine Genesung.
    (Mir ist als Betroffener natürlich bewusst, dass …die ersten 2 – 3 Gläser Wein eine recht schnelle und wohltuende Entspannungswirkung haben. Aber danach …. geht es in aller Regel abwärts.)

    Dein Mann mag recht haben, wobei ich mir die Frage erlaube „Kennt der Dich besser, als Du Dich selbst?“, aber ich finde es gut und richtig, dass Du Deinen Alkoholkonsum „unter die Lupe nimmst“.
    Weil es für Dich bei den bereits vorhandenen Erkrankungen sehr schlimm und schlecht wäre, wenn Du quasi über sie auch noch in einen stetigen und wachsenden Alkoholismus hineinschlittern würdest.

    Zitat

    Das ist eigentlich auch der Grund weshalb ich dies bislang meiner Therapeutin verschwiegen habe, mal abgesehen davon das es mir auch sehr unangenehm wäre.

    Das verstehe ich und kann Dir versichern, dass die Offenlegung von Alkoholismus für jeden Betroffenen sehr unangenehm ist und war. Aber, um einen Stillstand dieser Erkrankung zu erreichen, kommt man an einer Offenlegung und schonungslosen Bekenntnis zu der Sucht nicht herum. Schon gar nicht denen gegenüber, von denen man Hilfe erhofft.

    Zitat

    Ich soll mir freie Inseln schaffen, leicht gesagt mit nem Job, 2 Kindern, Haushalt, ich steh eigentlich den ganzen Tag unter Stress, keine Ahnung, aber wahrscheinlich ist das auch der Grund warum ich immer wieder in alte Verhaltensmuster zurück falle. Könnt ihr ein wenig nachvollziehen was ich meine?

    Sehr gut sogar kann ich das nachvollziehen.
    Ich schrieb es dieser Tage hier in einem anderen Thread: „Meine größte Angst und Sorge nach einer erfolgreichen stationären Therapie, in der ich viel gelernt habe und durch die ich hochmotiviert wurde, war, dass mich der Alltag wieder auffrißt.“
    Und plötzlich stelle ich dann fest, dass praktisch nichts mehr von dem Erlernten umsetzbar war, die Verpflichtungen und Zwänge alles überdeckten – und ich dabei war wieder einmal mehr jämmerlich zu ersaufen. (Im wahrsten Sinn des Wortes!)

    Du hast noch nichts darüber geschrieben, ob es Dir möglich ist Selbsthilfegruppen aufzusuchen? Es gibt ja sowohl Selbsthilfegruppen für Alkoholiker, wie auch für Depressionserkrankungen.
    In jedem Fall finde ich (und mache das so bei mir), sind diese Erkrankungen so ernst zu nehmen, dass Betroffene aktiv etwas gegen sie unternehmen müssen.

    Ob Du das Deinem Mann beibringen kannst?
    Ob es letztlich egal ist, ob Alkohol Dein Problem Nr ... XY ist, aber Du instinktiv fühlst, dass Du dabei bist in diese Richtung zusätzlich abzudriften?
    Ob er Dich dabei unterstützt?
    Ob Du Dir die Zeit für – welche Möglichkeit auch immer – freischaufeln kannst?

    „Es gibt nichts Gutes – außer man tut es!“
    Das ist in diesem Sinn mal nicht sozial gemeint, sondern "sich selbst etwas Gutes tun"!

  • Vielen Dank für deine ausführliche Antwort Dietmar.
    Also eine Selbsthilfegruppe kommt glaube ich für mich nicht in Frage, da ich absolut nicht der Typ bin, der öffentlich in einer Gruppe über seine Probleme reden kann. Die Gruppentherapien schon allein in meinen stationären Aufenthalten waren der blanke Horror für mich.
    Was ich eben ganz in meinem Fall nicht so richtig nachvollziehen kann, daß das Problem mit dem Alkohol erst so viele Jahre später hinzukam, nachdem ich schon so lange wegen Depressionen in Behandlung war. Könnte es denn auch genetisch bedingt sein? In der Familie mütterlicherseits gab es auch diese Suchterkrankung. Kennt sich von euch jemand mit der Zusammenwirkung von Antidepressiva und Alkohol aus? Ich nehme seit vielen Jahren Antidepressiva in einer ziemlich hohen Dosis, ist es denn wirklich so das der Alkohol die Wirkung aufhebt? Und warum waren meine Leberwerte bisher noch nie auffällig? Ich lasse regelmäßig ein großes Blutbild machen vom Arzt, bisher war immer alles in Ordnung. Das ist doch auch nicht normal oder?
    Auf jeden Fall wäre ich auch über jeden Tip dankbar, wie ich es auch ohne ärztliche Hilfe schaffen kann, davon loszukommen.

    LG Jenny

  • Liebe Jenny,

    wenn Du schon Erfahrung hast mit „Gruppe“ (stationär, wobei das nochmals ziemlich anders ist, wie in einer sonstigen mir bekannten Gruppe!), dann ist das gut so.
    Ich bin auch in keiner Gruppe, d. h. mir stehen recht viele hier zur Verfügung, wenn mir danach ist und ich bin überall herzlich willkommen, auch als seltener Gast.
    Es muss halt passen. Keine Frage. Ich war auch schon in Gruppen und mit einem Teil der Gruppenmitglieder würde es wahrscheinlich außerhalb der Gruppe zu nicht viel mehr wie „Guten Tag – Auf Wiedersehen“ reichen.

    Anderseits kann man, wie hier im Forum auch manche berichten, sehr viel Glück bei der Suche haben – und bleibt dann in der Regel aufgrund der fundierten, stimmigen Hilfe dieser Gruppe für lange Zeit treu.
    Was ich damit sagen möchte: Auf der Suche nach der richtigen Hilfe ist das allemal mehr als nur ein Versuch wert!

    Bzgl. Deiner Frage nach der genetischen Veranlagung bin ich jetzt mal etwas vorsichtig und spitzfindig ;)
    Würde es denn irgendetwas für Dich ändern, wenn Du wüsstest, dass es genetisch bedingt ist?
    Oder in anderen Worten: Würdest Du denn problemloser auf Alkohol verzichten können, wenn Du wüsstest, dass Du eine genetische Veranlagung für Suchtkrankheiten hast?

    Zitat

    Kennt sich von euch jemand mit der Zusammenwirkung von Antidepressiva und Alkohol aus?

    Ja, ich kenne mich mit recht vielen verschiedenen ADs und dem Zusammenwirken mit Alkohol sowohl aus eigener Erfahrung, als auch aus angelerntem Wissen recht gut aus.

    Zitat

    Ich nehme seit vielen Jahren Antidepressiva in einer ziemlich hohen Dosis, ist es denn wirklich so das der Alkohol die Wirkung aufhebt?

    Auch wieder sehr vorsichtig formuliert: Ganz so ist das nicht.
    Ich müsste wissen, welches AD Du verschrieben bekommst und in welcher Dosis Du es einnehmen musst.

    Zitat

    Und warum waren meine Leberwerte bisher noch nie auffällig? Ich lasse regelmäßig ein großes Blutbild machen vom Arzt, bisher war immer alles in Ordnung. Das ist doch auch nicht normal oder?

    Doch, das ist so ziemlich „normal“. Unsere Leber ist unglaublich strapazierbar, und die eventuellen Schädigungen sind sehr, sehr individuell. Da spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle, wie z.B. die Ernährung, aber auch die von Dir angesprochene genetische Disposition. (Auch Rauchen spielt eine sehr große Rolle bei Leberschädigungen!)

    Zitat

    Auf jeden Fall wäre ich auch über jeden Tip dankbar, wie ich es auch ohne ärztliche Hilfe schaffen kann, davon loszukommen.

    Das verstehe ich jetzt gerade nicht wirklich: Du hast doch geschrieben, dass Du problemlos bis zu 3 oder mehr Tage auf Alkohol verzichten kannst?
    Also besteht zumindest mal keine körperliche Abhängigkeit, was schon mal ein hervorragender Start in eine gefestigte Abstinenz (oder eben sehr moderatem Konsum) sein kann.

    Ich denke, in Deinem Fall musst Du Dich von einer völlig anderen Seite Deiner Problematik, sowohl Depression als auch Alkoholkonsum annähern.

  • Zitat

    Guten Morgen,

    wollte nur mal bemerken daß ich die Wortwahl mancher Mitglieder ziemlich verletzend finde.

    Silvia, ich bewundere dich und dein Durchhaltevermögen und hätte so gern nur ein kleines Stück
    deiner Selbstdisziplin 44.

    Liebe Jenny,

    einen schönen guten Morgen von mir und gleichzeitig eine Frage. Wer hat hier wann wen verletzt? Wir sind alle aus einem Grund hier. Wir alle möchten helfen oder Hilfe. Wir befinden uns auf keinem Wettbewerb wer es wann wie schnell und oh ohne Hilfe geschafft hat, sich vom Alkohol zu befreien. Und wenn man dann einfach einmal auf Stolperstufen oder Gefahrenquellen hinweist, weil man sie aus Erfahrung kennt, dann ist das sicherlich nicht, weil man jemanden verletzen will. Ganz im Gegenteil. Es heißt: Achtung Vorsicht. Ich finde es sehr schade, wenn solche Empfindungen aufkommen. Nur mal so am Rande.

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Sorry Betty wenn du das so siehst, aber ich habe da eine andere Meinung. Ich hätte mich an Silvias Stelle genauso angegriffen gefühlt, umsonst war Sie doch nicht so verärgert oder? Ein bißchen Einfühlvermögen in seiner Wortwahl ist doch nicht zuviel verlangt. Dietmars Beiträge zum Beispiel sind in meinen Augen ohne jegliche Anfeindungen und voller Mitgefühl.

  • Liebe Jenny,

    Zitat

    wollte nur mal bemerken daß ich die Wortwahl mancher Mitglieder ziemlich verletzend finde.

    Ich sehe das wohl etwas differenzierter, als es Betty versucht hat auf „einen“ Punkt zu bringen. (Wobei "der Punkt" im Grunde genommen absolut stimmt! Stichwort: Bei sich bleiben, auf sich achten, in sich hineinhören!

    Zunächst einmal finde ich es wichtig und richtig, dass gerade Betroffene, die ja nach therapeutischer Definition auch emotional erkrankt sind, wieder lernen die ganze Bandbreite ihrer Gefühle aktiv zuzulassen.
    Dazu gehört auch die bewusste Wahrnehmung von „Verletzung“.
    (Auch viele andere völlig normale Gefühle, wie Wut, Ärger, Frust, Hass usw. gehören dazu.)

    Wir sind hier auf einer virtuellen Plattform, d. h. der Austausch findet auf einer Basis statt in der Gestik, Tonalität, Aussehen, Mimik usw. völlig fehlen.
    Nun war es schon immer so, dass Menschen sich sehr unterschiedlich über ein und dieselbe Sache auszudrücken pflegen.
    Vieles, was hier geschrieben wird, so meine Meinung, muss man im Kontext, also im Zusammenhang mit den jeweiligen Foristen betrachten und wahrnehmen.

    Ich kann mir, mit meiner Erfahrung, die ein völlig andere wie die von z. B. Greenfox ist, sehr gut vorstellen, dass jemand wie eben Greenfox, der regelmäßig und ohne dessen müde zu werden versucht mit Selbsthilfegruppenvorstellung, aber auch in seiner SHG selbst, anderen Betroffenen mit seiner Erfahrung zu helfen, ab und an die sprachlichen, empathischen Grenzen stößt.

    Das hat dann m. E. nichts damit zu tun, dass er „andere sprachlich verletzen will“, sondern, dass aufgrund der in vielen Jahren gemachten Erfahrung irgendwann sozusagen „Ende Geländer“ ist. Da will man es irgendwann nur noch auf "den Kern der Problematik" bringen.

    Überleg mal: Sowohl Greenfox (und auch alle anderen, auch Du und Silvia), als auch ich haben im Verlauf unseres Lebens schon unzählige, regelrecht „unbelehrbare“ Alkoholiker kennengelernt.
    Aber auch, und das darfst Du mir glauben (auch wenn Greenfox das „so wenig juckt, wie der Sack Reis in China ;) ), es geht an keinem von uns spurlos vorbei, wenn „mal wieder“ einer aus unserer Mitte „fällt“ – und gar nicht so selten: Für immer!

    So jedenfalls versuche ich meine Mitbetroffenen hier im Forum wahr zu nehmen.
    Mach das einfach mal wie Silvia! ;D Geh raus bei dem Sauwetter momentan und wasch … was auch immer *bibber*
    Danach ist die Sache und Dein Inneres gereinigt!

    Ich vergaß etwas ganz wichtiges bei mir: Oft haben früher bei mir "Verletzungen" dazu beigetragen, dass ich meinte "das hinunter trinken zu müssen". Heute schaue ich da bei mir sehr viel feiner und genauer hin. So manches, was mich vermeintlich von außen her "verletzt", ist tatsächlich ein Treffer in einen Bereich, den ich noch gar nicht zu meiner eigenen Zufriedenheit (und Selbst-Sicherheit) bewältigt habe. Da lohnt es sich dann, mal wieder die Ärmel hochzukrempeln und "nachzuarbeiten". Feinjustieren. Weil Einschläge können ja in der Regel nur dort stattfinden, wo ich ungeschützt und wehrlos bin.

    Einmal editiert, zuletzt von Dietmar (30. Januar 2017 um 13:16)

  • Guten Morgen Jenny,

    wie geht es dir ? Da du ja auch Kinder hast gehe ich davon aus, dass du das Lied von Rolf Zurkowski kennst : " Ich schaff das schon, ich schaff das schon, ich schaff das ganz alleine! Ich komm` bestimmt, ich komm` bestimmt auch wieder auf die Beine! Ich brauch` dazu, ich brauch` dazu vielleicht `ne Menge Kraft, doch ich hab` immerhin schon ganz was anderes geschafft !"

    Übrigens: Auch mein Arzt weiß nix von meinem ehemaligen Alkoholkonsum (bis heute nicht) ! Ich habe die Tabletten eigenmächtig ausgeschlichen und es geht mir super. Mein Blutdruck ist jetzt eher zu niedrig als zu hoch (ich messe 3 mal tägl. ). Das Seratonin benötige ich auch nicht mehr (Durchfall ist Vergangenheit). Das sollst du aber nicht nachmachen, wollte das nur loswerden um dir zu zeigen wofür Alkoholkonsum alles verantwortlich sein kann! Zu Selbsthilfegruppen zieht es mich auch nicht (wer weiß wen man da alles trifft) ! Außerdem wusste ja niemand, dass ich jeden Abend `ne Flasche Wein getrunken habe und warum soll ich es kundtun?

    So, nun wird sich : ,, von so` n Macker der Sohn" bestimmt wieder aufregen :) !!!

    LG Silvia

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