Trinker: Poesie

  • Hallo Leute,

    mir hilft Poesie, Lyrik. Verdichten. Vielleicht geht es ein paar von Euch ähnlich?


    Ballade vom Kerl und der Angst

    Es war vor einigen Jahren,
    da sah er dem Tod ins Gesicht.
    Er hatte ihn oft schon gesehen,
    doch niemals im Morgenlicht.

    Jetzt floss aus ihrem Körper,
    zum letzten Mal der Saft,
    beschmutzte die Laken, den Schoß ihm,
    in diesen Minuten verging seine Kraft.

    Es kam ein Dämmermorgen,
    ihr magerer Körper an seinen geschmiegt.
    Er spürt das Vergehen der Sorgen,
    als sie jetzt kalt neben ihm liegt.

    Lang hat er ihr Sterben begleitet,
    der Wodka war immer dabei.
    Die Qual, die der Krebs ihm bereitet -
    der Schnaps macht ihn kurzfristig frei.

    Er trägt sie ins Grab‘ ohne Weinen,
    er ist doch ein richtiger Mann.
    Der Trauer gelingt, nur durchzuscheinen,
    das Sterben hat ihn noch nicht im Bann.

    Das Leid ist Jahre vorbei nun,
    doch der Krebs nagt noch immer an ihm.
    Mit ihm ging die Liebe, die Freude,
    seine Seele bog sich hin.

    Ein Freund ist ihm geblieben,
    aus dieser furchtbaren Zeit,
    Es ist das Bier, der Wodka:
    Er ist jetzt öfter mal „breit“.

    Nach ihr versucht er das Leben,
    mit weniger Geschick.
    Die Frauen, die ihm sind gegeben,
    die stößt er mit Wut bald zurück.

    Sein trunkener Freund hilft ihm gerne -
    vor ihm ziehen die Frauen den Hut.
    Er liebt sie nun aus der Ferne,
    doch vor allem anderen liebt er die Wut.

    Es dauert etliche Jahre,
    bis er es endlich begreift:
    Das mit seinem Freund,
    dem Alkohol,
    sein Leben sich gänzlich versteift.

    Er nimmt den großen Besen,
    und fegt all die Mahner hinaus.
    Sollen sie doch reden und schwafeln,
    er ist der Herr im Alkoholhaus.

    Als er alle Menschen vertrieben
    von seinem großen Grund,
    geht er in den Keller, und
    kippt Bier in den durstigen Schlund.

    Nach einigen einsamen Stunden,
    mit Schnaps an der Hobelbank,
    wird endlich ihr kalter Körper
    verschlossen im Werkstattschrank.

    Einsamkeit klopft an sein Fenster,
    er bittet sie gerne herein.
    Sie ist seine schmerzende Freundin,
    mit ihr ist er nicht mehr allein.

    So trinken sie gemeinsam -
    doch sie säuft mehr als er.
    Doch immer sorgt er für Nachschub,
    sobald sein Kasten leer.

    C: Mae, 2016

    Und noch ein kleines:

    Glück vertrunken

    Vertrunken - verwirkt
    Glück
    Verrauscht
    Glück

    Verwehrt - verlangt
    Vernichtet.
    Verredet.
    Glück

    Vereinsamt
    Verausgabt
    Verunmöglicht
    Glück

    Versprochen - verflogen
    Vergangen
    Verrauscht

    Unglück
    Gefährlich - gerufen
    Gesucht – gefunden.

    Geflohen:
    Glück


    C: Mae 2016

  • Greenfox ...

    oh. Dankeschön. Das ist eine wirklich berührende Aussage von Dir!

    Eine Trinkerkarriere mit Motiv, Verlauf und einem Ausblick auf das Ende. Ich verstehe seine Geschichte. Aber ich verstehe nicht, dass er darin verharren möchte. Das macht mich sehr traurig, es mit anzusehen und zu erleben.

    Mae

  • Hallo Mae,

    Auch mich hat das Gedicht sehr berührt!

    Zitat

    Aber ich verstehe nicht, dass er darin verharren möchte. Das macht mich sehr traurig, es mit anzusehen und zu erleben.

    Die Poesie ist doch von Dir, oder?
    Verstehst Du "Dich" selbst nicht, oder wie meinst Du das?

    Lieben Gruß
    Dietmar

  • @Dietmar:

    Danke für Deinen Kommentar. Ja, die Gedichte sind von mir. Sie erzählen die Geschichte meines Partners, der trinkt. Und unsere gemeinsame in der Glück vertrunken Lyrik.

    Darum meine Anmerkung unter Greenfox Kommentar.

    LG

    Mae

  • Hast du endlich das Glück aus der Flasche vergessen?
    Warst ja lang auf der Suche, doch nun findest du dich.
    Hast du vor dieser Zeit denn nicht alles besessen?
    Bis das Hell guter Jahre einer Dunkelheit wich.

    Das Glück aus der Flasche wühlt in deinen Gedanken,
    unter seinem Gewicht weinen Kleeblätter Tau.
    Tau, in dem all die schönen Gefühle ertranken
    und es zog dich hinab in sein ewiges Grau.

    Verleugnet, verdrängt hast du alle Gefahren,
    nach dem Kuss mit der Flasche blieb deine Hand leer.
    Willkommen im Leben nach all diesen Jahren;
    das Glück aus der Flasche - nein - du willst es nicht mehr!

    Erkenntnis

    Was du liebst, lass frei.<br />Kehrt es zurück, gehört es dir - für immer.<br /><br />Konfuzius

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