Alkoholiker oder nicht?

  • Hi Leute,

    Ich trinke unregelmäßig eigentlich nur am Wochenende und auch nicht jedes. Aber wenn ich trinke kenne ich meine Grenzen nicht und hab immer Lücken somit die Frage gehöre ich auch schon zum Alkoholiker?

  • Warum stellst Du eigentlich diese Frage? Und warum stellst Du sie abseits, abgetrennt von Deiner Vorstellung?
    Deine Fragestellung suggeriert mir, dass Du ein klares "Nein, ist ja nur am Wochenende - und das auch nicht an jedem." hören möchtest. Wenn ich dann aber Deine Vorstellung lese, kommt für mich schon ein ganz anderes Bild ...
    Abgesehen davon, dass wir Dir hier keine fundierte Antwort geben können. Ferndiagnosen sind unmöglich. Wir können Dir nur unsere Eindrücke, Meinungen schildern.

    Und aus meiner Wahrnehmung heraus verniedlichst und verharmlost Du (hier, in diesem Faden) Dein Trinkverhalten. Und das erinnert mich stark an mich - bevor ich für mich erkennen musste (musste, weil ich es eigentlich nicht erkennen wollte), dass ich Alkoholiker bin ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Jury,

    ...somit die Frage gehöre ich auch schon zum Alkoholiker?

    was hilft es dir, wenn du jetzt ein Ja oder ein Nein von mir liest?
    Was ist denn in deinen Augen ein Alkoholiker? Jemand, der Alkohol trinkt? Jemand, der viel Alkohol trinkt? Jemand, der beim Trinken die Kontrolle über seine Trinkmenge verliert?
    Oder, oder, oder?

    Viel wichtiger als die Einordnung in irgendeine Begrifflichkeit ist zum einen die Frage, ob es eine sinnvolle Verhaltensweise ist, dich immer wieder bis zum Filmriss zu betrinken. Und zum anderen ist der Konsum von Drogen -und Alkohol gehört dazu- mit der Gefahr der Abhängigkeitsentwicklung verbunden. Insofern stellt sich die Frage, ob du eine solche Entwicklung riskieren willst oder dein Trinkverhalten änderst.

    Und jetzt noch mal zurück zum Ausgangspunkt. Wenn du mit deiner Frage abklären willst, ob du bereits abhängig geworden bist, kann ich nur wie Greenfox darauf verweisen, dass Ferndiagnosen unmöglich sind.
    Lass doch einfach mal für einige Wochenenden den Alkohol weg und schau, was sich dann in dir abspielt.

    Willkommen im Forum!

    Bassmann

  • Guten Morgen,

    wenn das so stimmt, wie du schreibst, dann ist das Binge-drinking. "Passiert das" oder trinkst du dir bewusst an Wochenende einen ordentlichen an? Hast du am nächsten Tag Entzug mit dem Wunsch weiterzutrinken? Wenn ja, dann sind das schon (zusammen mit Kontrollverlust) deutliche Zeichen von Alkoholabhängigkeit. Wenn nein, ist es wahrscheinlich nur (zur Zeit noch) Alkoholmissbrauch. Jedenfalls ist es schon ein gutes Zeichen, dass du dich mit dem Thema auseinandersetzt.

    So wie du schreibst, hört es sich für mich eher nach Kontrollverlust an, und das alleine ist schon ein Indiz für Abhängigkeit. Übrigens: das Autofahren unter Alkoholeinfluss solltest du dir bitte schnell abgewöhnen (ich bin früher leider auch öfters im nicht nüchternen Zustand gefahren; FS Entzug gehört dann eh noch zu dem harmloseren Vorfällen...)

    Einmal editiert, zuletzt von franz68 (29. September 2016 um 07:22)

  • Die ICD-10-Items sind nicht so einfach sicher anzuwenden. Wenn da steht, "ein starker Wunsch, Alkohol zu trinken", ist das auch genau so gemeint - nicht "Zwang" oder "unwiderstehlicher Drang". Auch "die Unfähigkeit, Beginn, Ausmaß und Ende eines Trinkereignisses frei zu bestimmen" ist wörtlich zu nehmen. Da genügt es, wenn aus einem angedachten drei Biere werden, um das Ziel zu treffen.
    In der ICD-10 heißt es "körperliche Entzugserscheinungen", im DSM 4 bzw 5 aber "Dysphorie (Misslaunigkeit) bei Verminderung oder Einstellung des Konsums (oder wenn man daran gehindert wird) - und SO ist das auch zu interpretieren...

    "Binge-Drinking" erfüllt ohne weiteres die notwendigen 3 ICD-Kriterien für eine Abhängigkeit, wenn du es ein Jahr oder länger betreibst

    LG

    Praxx

  • Zitat

    Die ICD-10-Items sind nicht so einfach sicher anzuwenden. Wenn da steht, "ein starker Wunsch, Alkohol zu trinken", ist das auch genau so gemeint - nicht "Zwang" oder "unwiderstehlicher Drang". Auch "die Unfähigkeit, Beginn, Ausmaß und Ende eines Trinkereignisses frei zu bestimmen" ist wörtlich zu nehmen.

    Hab's jetzt x-fach gelesen, komme nicht auf den Kern Deiner Aussage.

    Zitat

    In der ICD-10 heißt es "körperliche Entzugserscheinungen", im DSM 4 bzw 5 aber "Dysphorie (Misslaunigkeit) bei Verminderung oder Einstellung des Konsums (oder wenn man daran gehindert wird) - und SO ist das auch zu interpretieren...

    In der ICD-10 heißt es auch:
    Psychische Entzugserscheinungen

    Extreme Angst, Unruhe, Nervosität, Anspannung, verminderte Konzentrationsfähigkeit, Gedächtnisschwäche, Depressionen, Aggressionen, Schlaflosigkeit, Bewusstseinstrübungen, ...
    Wenn das nicht zur Misslaunigkeit führt, was dann ... gibt es zu interpretieren? nixweiss0

    Gruß
    Dietmar

  • Hallo Jury87

    Du schreibst "Aber wenn ich trinke kenne ich meine Grenzen nicht...." Bei Alkohol gibt es keine "Trinkgrenzen" durch Enthemmung und Gewöhnungseffekte an deinen "Stimmungsaufheller" ist die magische Grenze zur Sucht ganz schnell überschritten, danach beginnt der freie Fall ins Nirgendwo. Ist der Zwang zu Trinken irgendwann da, ist es zu spät und dein "Suchtgedächtnis" das du dir selbst aufgebaut hast, treibt üble Scherze mit Dir. So war es und ist es bei mir! Du kannst die Alkoholkrankheit nur zu Stillstand bringen, eine Heilungsmöglichkeit gibt es nicht, dein Suchtgedächtnis ist organisch, ein nicht wieder gut zu machender "Hirnschaden" durch den Alkohol.

    Viele Grüße Christian

  • Hey Jury,

    so ist das bei mir auch gewesen “ist ja nur am Wochenende und dann auch nicht jedes“. Man verharmlost es, aber Fakt ist, dass man sich an 2-3 Tagen pro Woche wegbrät, und das ist nicht gesund.
    Und tief in dir drin weißt du, dass das nicht gut ist.

    Alles Gute

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